Burg Bensberg war ein ehemaliger Adelssitz am Rand des Bergischen Landes. Die baulichen Überreste der im Hochmittelalter erbauten Burganlage, die im Laufe der Jahrhunderte eine wechselvolle Geschichte erfahren hat, sind heute im Bensberger Rathaus architektonisch integriert.
Burg Bensberg Die ehemalige Burg Bensberg aus dem 12. Jahrhundert befindet sich in der gleichnamigen Ortschaft im Rheinisch Bergischen Kreis. Sie kann als Keimzelle der Entwicklung des Ortes angesehen werden. Ihre Bedeutung als Wohnsitz der Grafen von Berg prägte die Entwicklung der Region jahrhundertelang bedeutend mit. Erst nach dem Bau des neuen Bensberger Schlosses verlor es an Bedeutung. In den 1960er Jahren wurde das neu errichtete Rathaus so erbaut, dass alle noch bestehende Bausubstanz der ehemaligen Burg mit in den Neubau integriert wurde. An der Nordseite wurde der trapezförmige Bergfried und im Süden ein erhaltener Wehrturm integriert Im Westen sind die Überreste des Palais und des Torturms und im Süden Teile der Ringmauer noch zu erkennen. Obwohl durch den Bau des Rathauses einige Elemente verbaut worden sind, lässt sich durch die noch vorhandenen Elemente und die Grundstücksgröße die Bedeutung und Ausdehnung noch heute erahnen.
Namensherkunft von Burg Bensberg Der Name von Bensberg und der gleichnamigen Burg wird erstmalig 1139 in einer Schenkungsurkunde des Kölner Erzbischofs Arnold I. (vor 1100-1151, Erzbischof von Köln 1138-1151) erwähnt. In dieser Urkunde ist ein „Wicherus de Bensburc“ als Zeuge erwähnt. Die Burg und die Ortschaft erscheinen in den folgenden Jahren in den unterschiedlichsten Schreibweisen: Bensburc (1139), Benesbuir (1340), Beynsbure (1341), Beentzbur (1362), Bansbur, Beinsbure und Baensbure (1363) und erst ab 1396 als Baensberg, Bensbergh oder Bensberg (vgl. Holdt 2008). Ab dem 15. Jahrhundert überwiegt die Endung -berg, auch wenn die Endung -bur zu kleinen Teilen weiter bestand. Die Nachsilbe -bur wurde in der Ausbauzeit der Franken und in der spätkarolingischen Epoche bis ins 12. Jahrhundert für die Bildung von Ortsnamen verwendet. Sie ist als Haus-, Kammern- oder Wohnungssilbe zu deuten. Die Schreibung solcher Orte pendelt oftmals zwischen burg, bur und berg, vor allem wenn eine Bedeutungsübertragung durch den Ort hinzukam. Eine solche Bedeutungsübertragung besteht dann, wenn das Gebäude auf einer Anhöhe steht oder befestigt war und in späteren Jahrhunderten tatsächlich eine Burg wurde. Für Bensberg scheint eine solche Übertragung sicher, da der Name sich von bure, bur und buyr ab dem 14. Jahrhundert zu burg- bzw. -berg gewandelt hat (Gruss 1993). Die erste Silbe Ben oder Bens ist hingegen nicht eindeutig zu erklären. Dass die Silbe von einem Eigennamen wie Benno, Benedikt oder Berno herleiten könnte, ist gut vorstellbar, da diese Namen im Mittelalter durchaus häufiger vorkamen. Es ist jedoch keiner aus dem Geschlecht des Hauses Berg mit einem entsprechenden Namen bekannt. Zudem war es unter den Landesherren üblich, sich nach ihren Sitzen zu benennen und nicht umgekehrt. Eine alternative Deutung leitet Bens von Bann ab, da es sich bei der Burg um einen Schutzplatz gehandelt habe. Falls vor dem Aus- bzw. Aufbau der Burg im 12. Jahrhundert bereits ein Waffenplatz oder Ähnliches bestanden habe, könnte die Wortwandlung daher stammen. Dieser Ansatz erscheint jedoch sprachwissenschaftlich schwer haltbar (vgl. Kluxen 1976).
Geschichte Mit dem Bau der Burg Bensberg im 12. Jahrhundert besteht erstmals ein durch Quellen eindeutig nachgewiesenes Bauwerk im heutigen Bensberger Raum. Es darf jedoch angenommen werden, dass die Geschichte um Bensberg nicht mit dem Bau der Burg beginnt, sondern im Zusammenhang mit den Rodungen der fränkischen Herren ab dem 9. Jahrhundert steht. Die frühen Siedlungsspuren im Binnengebiet zwischen Agger und Wupper sind zu dieser Zeit nicht mehr auszumachen. Durch die räumliche Trennung des Bergischen von den Rheinebenen durch die großen Waldgebiete wie den Königsforst, den Frankenforst und den Mieseloher Wald war das höher liegende Gebiet ab der Oberterrasse nicht besiedelt. So lassen sich keine Besiedlungsspuren aus der spätkarolingischen Zeit nachweisen. Es ist daher anzunehmen, dass die Raumerschließung um Bensberg hofweise – d.h. Hof um Hof – erfolgt ist (Kluxen 1976). Ob die Burg Bensberg neu erbaut, von einem Herrenhof in eine Burg umgewandelt oder aber eine bereits vorhandenen Wehranlage umgebaut wurde, ist nicht eindeutig belegt (vgl. Friedrich / Päffgen 2007, S. 49). Für letzte Annahme spricht das die Höhen bei Bensberg die südlichsten Gebiete des Rodungsunternehmens der Herren von Berg war und daher eine besondere Schutzfunktion die ökonomische Bedeutung eher überwogen haben dürfte (Kluxen 1976). Im Jahr 957 ist ein „castrum banni“ belegt, der als befestigter Waffenplatz vermutlich an der gleichen Stelle wie die heutige Burg angelegt war, was ebenfalls die Annahme einer umgebauten Wehranlage unterstützt. Bei den Ausgrabungen, die im Zuge des Baues des Rathauses in Bensberg 1964/1965 stattgefunden haben, sind Reste eines Palas an der Zugangsseite und einer Kapelle in der Vorburg gefunden worden. Von der Fensterfront des Palas ist ein Kapitell erhalten, das auf das frühe 12. Jahrhundert, möglicherweise aber auch auf das späte 11. Jahrhundert, datiert wird. Der Palas selber wurde direkt auf die Ringmauer aufgesetzt. Die Anlage wurde ab der zweiten Hälfte des 12. Jahrhunderts von einem Burggraben mit einer steinernen Brücke geschützt. Des Weiteren wurden eine Vorburg und eine Kapelle bei den Grabungen gefunden. Über die Nutzung der Burg vor dem 12. Jahrhundert konnten keine Spuren festgestellt werden. Für die Entstehungszeit der Burg spricht zudem die ovale Form seines Grundrisses, die auf die früh-staufische Prägung hindeutet, und zudem der Form der Stammburg der Herren von Berg in Altenberg und in Burg an der Wupper sehr ähnlich ist. Während es die ursprünglich Funktion der Burg war, Schutz und Zuflucht für die nächste Umgebung zu gewähren, verlagerte sich die Bedeutung ab dem 13. Jahrhundert stark dahingehend, dass sie bedeutend für die Festigung der Macht und Machterweiterung der Grafen von Berg wurde (Fritzen 1980 / Kluxen 1976). Zum Machtbestreben der Grafen von Berg zählen unter anderem die Übernahme der Vogteirechte über geistliche Herrschaften, Stifts-Güter und Klöster im Bensberger Raum, wovon Siegburg und Deutz wohl am wichtigsten gewesen sein dürften. So war es den Grafen von Berg möglich, ihren Machtbereich mit Burg Bensberg als Zentrum der südlichen Territorien bis an den Rhein auszudehnen. Festzuhalten ist, dass die Burg ab dem Jahre 1220 einen massiven Ausbau erfuhr, wenn sie auch nicht die Ausmaße einer Großburg erreichte (Kluxen 1976). Möglicherweise ist die Schlacht von Worringen, die nach dem Jahr 1288 das Machtgefüge zugunsten des Grafen von Berg verschob, dafür verantwortlich, dass keine massiveren Ausbauten mehr notwendig erschienen. Zudem wurde nicht Bensberg, sondern Burg an der Wupper Stammsitz des Grafen, der daher den Ausbau der dortigen Burganlage stärker förderte. Die Belagerung und der Brand der Bensberger Burg 1406 und der darauf folgende Wiederaufbau durch Herzog Adolf zu einem Bollwerk gegen die mächtige Stadt Köln und deren angeblicher Einsatz von Pulvergeschossen gegen die Burg und die Erweiterungsbauten von Herzog Wilhelm II. im 15. Jahrhundert brachten große Veränderungen in der Bausubstanz.
Die Burg in der frühen Neuzeit Im 14. und 15. Jahrhundert wurden erste Bauten außerhalb der Burgmauer errichtet, die den Kern der späteren Ortschaft bildeten (Fritzen 1980). Zu diesen Bauten zählen sowohl Wirtschafts- als auch Wohngebäude. Mit der Entwicklung der Feuerwaffen im 14. Jahrhundert und der Festigung der Herrschaft der Grafen und Herzöge von Berg verlagerten sich die Bedeutung und die Nutzung der Burg stetig in Richtung Wohnnutzungs- und Residenzstätte (Holdt 2008). So ist ab 1413 auch öfters von Schloss Bensberg oder Haus Bensberg die Rede und nicht mehr von einer Burg. Im 17. Jahrhundert verlagert sich das Interesse der Grafen nach Düsseldorf. Bensberg verlor zunehmend an Bedeutung. Im Dreißigjährigen Krieg litten die Burg und die Ortschaft sehr unter den ständig wechselnden Truppenbesatzungen. Nach dem Krieg wurde die Burg langsam dem Verfall preisgegeben.
Entwicklung ab dem 18. Jahrhundert Herzog Johann Wilhelm II. von Jülich-Berg (auch „Jan Wellem“, 1658-1716) nutzte die Anlage als Jagdschloss für seine Jagdausflüge im Königsforst. Nach seinem Tod hatte die Burg aufgrund des neu erbauten Schlosses keine Bedeutung mehr. Im Jahr 1815 ging die Burg in den Besitz Preußens über, sie wurde jedoch 1848 an eine Privatperson verkauft. Ende des 19. Jahrhunderts war ein Hospital in den alten Gebäuden untergebracht, das bis in die 1950er Jahre bestand. Ende der 1950er Jahre begannen die Pläne für den Umbau der bestehenden Bausubstanz zum Rathaus der damals noch eigenständigen Stadt Bensberg. Im April 1962 wurde ein Wettbewerb ausgeschrieben, um einen Rathausbau auf dem Gelände der alten Burg zu realisieren. Nach vielen Überlegungen war der Rat der Stadt Bensberg zu dem Entschluss gekommen, dass es aus städtebaulichen sowie aus funktionellen Gründen keinen geeigneteren Platz als das verfallene Burggelände gab. Mit der Wahl des „Böhmschen Modells“ wurde ein Bau errichtet, der zum Einen die Zweckmäßigkeit der 1960er Jahre erfüllte und zum Anderen gekonnt alte und neue Bausubstanz miteinander vereinte. 1971 wurde das neue Rathaus eingeweiht (Kluxen 1976).
Bedeutung der Burg für die Region Die alte Burg ist als Keimzelle der Siedlungsentwicklung im Bensberger Raum zu sehen. Ohne die dortige Ansiedlung der Burg wäre die Landnahme möglicherweise anders verlaufen. Dank der Burg wurde Bensberg Sitz der Verwaltung des Bergischen Amtes Porz, was die Entwicklung der Ortschaft beflügelte. Ohne die Burg hätte Bensberg wohl eher keine Rolle in der Landespolitik der Grafen von Berg gespielt, so dass deren Interesse und Machtentfaltung sich möglicherweise nie manifestiert hätte. Die eigentliche dörfliche Entwicklung um Bensberg ist somit bis zum Bau des neuen Bensberger Schlosses der ursprünglichen Burg Bensberg zuzuschreiben. In der frühen Neuzeit, mit dem Bedeutungsverlust der Burg einhergehend, verliert auch das Dorf um die Burg zeitweise an Bedeutung. Erst der Bau des neuen Schlosses bringt den erneuten Aufschwung für Bensberg, den die Burg bereits 500 Jahre vorher angestoßen hatte. Zudem dominiert als bedeutender Bau die ehemalige Ruine der Burg Bensberg nun integriert im Rathaus das heutige Stadtbild und erinnert so an die Historie von Bensberg.
Das neue Schloß zu Bensberg. In: Zeitschrift des Rheinischen Vereins für Denkmalpflege und Heimatschutz 31, Nr. 1, Düsseldorf.
Friedrich, Reinhard; Päffgen, Bernd (2007)
Mittelalterliche Burganlagen in Kölner Bucht und Nordeifel bis zum Ende des 13. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.11.) S. 49, Bonn.
Fritzen, Willi (1980)
Die alte Grafen- und Herzogsresidenz Bensberg. Bensberg.
Gruß, Franz (1993)
Frühmittelalterliche Burgen vor Köln und Leverkusen: Die ottonische Kaiserpfalz im Kastell Deutz. Leverkusen.
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Bonn.
Kirsten, Gerd (1964)
Ratingen, Hilden, Bergisch Gladbach und Bensberg. Randstädte des Bergischen Landes im Einflussgebiet Düsseldorfs und Kölns. (Kölner Forschungen zur Wirtschafts- und Sozialgeographie, 2.) Wiesbaden.
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