Orden: Zisterzienserabtei (Männerkloster).
Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200):
1189 berief der Kölner Erzbischof Philipp von Heinsberg Zisterzienser aus Himmerod auf den Stromberg (Petersberg) im Siebengebirge, um das ehemals (1142-76) dort ansässige Chorherrenstift St. Peter zu ersetzen. Die Gründung war von Schwierigkeiten begleitet. 1192 wechselte der Konvent seinen Platz an den Fuß des Berges, vielleicht aus landwirtschaftlichen Gründen. Dies führte laut Auskunft des Caesarius von Heisterbach zu Reibereien mit der benachbarten Landbevölkerung. Das Große Privileg von 1193 (Befreiung vom Besuch der bischöflichen Synode und vom Zehnten der selbstgerodeten Ländereien sowie grundsätzliche Eximierung vom Interdikt) indiziert die Erwartung, die Gründung habe in kurzer Zeit mit den anderen bedeutenden Abteien des Ordens gleichgezogen. Schon in der Gründungszeit war Heisterbach in den Einfluß der Grafen von Are und Sayn eingebunden. Bereits 1215 konnte das Kloster die Abtei Marienstatt im Westerwald gründen (Engels 2006).
Der zweite Standort der Abtei Heisterbach im Heisterbachertal (Peterstal)
Im Heisterbachtal, zwischen Oberdollendorf und Heisterbacherrott, liegt die ehemalige Zisterzienserabtei Heisterbach. Das Kloster bestand bis zur Säkularisation, ging 1820 in Privatbesitz an Graf Ernst Wilhelm zur Lippe-Biesterfeld über und beherbergte von 1918 bis 2008 einen Cellitinnen-Konvent.
Vom seit 1189 besiedelten ersten Standort auf dem Petersberg (Stromberg) begann 1192 die sich wohl über rund zehn Jahre hinziehende Umsiedlung des Heisterbacher Zisterzienserkonvents in das nur wenige hundert Meter nördlich gelegene Heisterbachtal. Bereits 1192 erfolgte der Bau einer hölzernen Kirche, einzelnen Klostergebäuden und einer ersten Mauer. Gründungsabt war von 1189 bis 1195/96 Hermann I. (+ 1225), der zuvor Prior im Heisterbacher Mutterkloster Himmerod war (um 1185/88), dann wieder als Abt dorthin zurückkehrte (1195/96-1198) und schließlich als Gründungsabt der Heisterbacher Tochterabtei Marienstatt vorstand (1215-1223).
Der Ausbau der Abteikirche erfolgte 1202-1237 als das Kloster unter den Äbten Gevard (1195/96-1208) und Heinrich I. (1208-1242/44) bereits größere wirtschaftliche Bedeutung und geistiges Ansehen erlangt hatte. Ausdruck dieser ersten Blütezeit in der ersten Hälfte des 13. Jahrhunderts ist neben der frühen Tochtergründung der Abtei Marienstatt im Westerwald (1212/15 besiedelt) auch die Bestellung des Heisterbacher Abts zum Visitator für verschiedene Zisterzienserklöster des Rheinlands sowie aller Klöster des Ordens in Friesland. In Heisterbach wirkten in diesen Jahren der Chronist und Schriftsteller Caesarius von Heisterbach (~1180-1240, Hauptwerk „Dialogus miraculorum“, 1219/23) sowie Caesarius von Milendonk, Exabt der Benediktinerabtei Prüm (1212-1215) und Verfasser eines Kommentars zum Prümer Urbar von 893 („Registrum Prumiense“, 1222).
An den Folgen des Truchsessischen Kriegs litt die Abtei durch Zerstörung und Plünderung. Nach einem Brand bis auf die Grundmauern im Jahr 1588 wurde das Kloster in den Folgejahren wieder aufgebaut. In der ersten Hälfte des 18. Jahrhunderts wurden verschiedene bauliche Ergänzungen vorgenommen: Das Brauhaus 1711, die Wirtschaftsgebäude mit Küchenhof und Zehntscheune sowie das Kelterhaus datieren auf 1722/23, das Pächterhaus „Haus Elisabeth“ auf 1723 und das barocke Torhaus auf 1750.
Nachdem die Abtei infolge der französischen Revolutionskriege bereits 1794 den Verlust ihres linksrheinischen Besitzes zu beklagen hatte, wurde während der Säkularisation 1803 die Grundherrschaft Heisterbach und das Kloster aufgehoben und als Bauernhof verpachtet. Die Mönche verließen die Abtei 1804.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2009)
Hinweis
Die Zisterzienserabtei Heisterbach im Heisterbachertal war KuLaDig-Objekt des Monats im Dezember 2020.
Internet
www.abtei-heisterbach.de (abgerufen 06.10.2017)