Strimmiger Berg

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Altstrimmig, Forst (Hunsrück), Liesenich, Mittelstrimmig
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 05′ 8,25″ N: 7° 17′ 30,19″ O 50,08563°N: 7,29172°O
Koordinate UTM 32.377.793,34 m: 5.549.548,62 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.592.488,82 m: 5.550.732,45 m
  • Historische Karte zum Strimmiger Berg (um 1675/1690)

    Historische Karte zum Strimmiger Berg (um 1675/1690)

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    Panoramaansicht von Altstrimmig (2007)

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    Panoramaansicht von Liesenich (2007)

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    Panoramaansicht von Mittelstrimmig (2007)

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    Panoramaansicht von Forst (2016)

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    Luftaufnahme des Strimmiger Bergs (2007)

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Der auf dem Vorderhunsrück im Kreis Cochem-Zell gelegene Strimmiger Berg umfasst etwa vier Quadratkilometer Fläche, die als naturräumliche Einheit von prähistorischer und kulturhistorischer Bedeutung ist. Auf ihm liegen die Orte Altstrimmig, Forst, Liesenich und Mittelstrimmig mit zusammen knapp 1200 Einwohnern.

Geschichte
Archäologische Funde belegen eine kontinuierliche Besiedlung des Strimmiger Bergs ab der Jungsteinzeit. Besondere Bedeutung hat der in Mittelstrimmiger Gemarkung gelegene Distrikt „Auf der Mauer“, für den sich vier römische Tempelanlagen nachweisen lassen. Die Inschrift auf drei 1908 gefundenen Sandsteinquadern belegt zudem die Fertigstellung eines Burgus am 23. Mai 269. Auch befanden sich hier - verkehrsgünstig an zwei sich kreuzenden Fernstraßen gelegen - ein römisches Straßendorf und mindestens drei römische Gutshöfe (villae rusticae). 2010 barg man hier zwei umfangreiche spätantike Münzschätze.
Im 11. und 12. Jahrhundert hatten die Pfalzgrafen bei Rhein die Gerichtshoheit auf dem Strimmiger Berg und Kurköln teilweise die Vogtei inne. Über die Grafen von Saffenberg als Vögte der Kölner Domkirche kam sie an die Grafen von Sayn und schließlich an die Grafen von Sponheim sowie die Herren von Ehrenberg und die Herren von Braunshorn.

Die Bergorte Altstrimmig, Liesenich und Mittelstrimmig bildeten mehrere Jahrhunderte lang mit dem Moselort Briedern das sogenannte Strimmiger Gericht oder die Vogtei Strimmig. Sie gehörte seit der Mitte des 14. Jahrhunderts zu dem sich damals herausbildenden Dreiherrischen auf dem Hunsrück, in dem sich Kurtrier zur Hälfte und Sponheim (als Nachfolger von Waldeck) und Braunshorn (später Winneburg-Beilstein) je zu einem Viertel die Landesherrschaft teilten. Das Strimmiger Gericht war mit 14 Schöffen besetzt und Kurtrier hatte zu Strimmig einen Schultheißen und Sponheim und Winneburg-Beilstein hatten hier je einen Vogt.
Bei der Aufteilung des Kondominiums im Jahre 1780 fiel Strimmig an Winneburg-Beilstein und von 1794 bis 1815 standen die Orte des Strimmiger Bergs unter französischer Herrschaft. Ab 1798 gehörten sie zur Mairie Beilstein im Kanton Zell, Arrondissement Koblenz im Rhein-Mosel-Département. Unter preußischer Verwaltung gehörten sie dann zur Bürgermeisterei Senheim - von 1927 bis 1968 Amt Senheim - im Kreis Zell, Regierungsbezirk Koblenz, von 1968 bis 1970 zur Verbandsgemeinde Senheim und seither zur Verbandsgemeinde Zell.
Bis weit über das Mittelalter hinaus wurden die drei Strimmig-Orte meist als Einheit betrachtet, mit Mittelstrimmig als Hauptort. Noch 1799 schrieb der in Beilstein geborene Jurist und Reiseschriftsteller Johann Nikolaus Becker über sie: „Sie heißen alle drei Strömig“ und in einer Moselfährordnung von 1551, wurde festgelegt, dass jeder Bürger „in den dreien Stremich“ dem Fährmann zu Weihnachten ein Brot zu geben habe. Wenn später differenziert wurde, wählte man für Altstrimmig auch die Bezeichnungen Hinter- oder Oberstrimmig und für Liesenich Vorder- oder Niederstrimmig. 1498 heißt es: „Altstremich“, „Mittelstremich“ und „das ander Stremich genannt Lesenich“.
Tatsächlich gab es auch bis ins 19. Jahrhundert keine Gemarkungsgrenzen zwischen Altstrimmig, Mittelstrimmig und Liesenich. Diese wurden erst am 16. November 1817 beschlossen und nach langwierigen Streitereien am 30. September 1831 durch das Setzen von Grenzsteinen realisiert.

Bevölkerung
Ab 1233 lässt sich etwa ein Jahrhundert lang eine Ritterfamilie von Strimmig nachweisen und von 1398 sind knapp drei Dutzend Namen von Einwohnern bekannt. 1556 zählten die drei Strimmig-Orte insgesamt 89 Feuerstellen mit 28 Trierer Untertanen und 61 Leibeigenen anderer Herrschaften. Liesenich war damals mit 36 Feuerstellen der größte Ort, gefolgt von Altstrimmig mit 27 und Mittelstrimmig mit 26. Forst umfasste sieben kurtrierische Höfe. Ähnlich verhielt es sich auch noch 1822, als man in Altstrimmig 342, in Liesenich 386 und in Mittelstrimmig 494 Seelen zählte. Heute ist das Einwohnerverhältnis völlig anders. Mittelstrimmig hatte Ende 2022 415 Einwohner, Altstrimmig 344, Liesenich 312 und Forst 64.
Zwar gehört der Strimmiger Bergs zum moselfränkischen Sprachraum, der dortige Dialekt weist aber mit dem Lambdazismus eine in der Region einzigartige Besonderheit auf. Im Gegensatz zu dem auf dem Hunsrück und in einigen Moselorten des Kreises Cochem-Zell verbreiteten Rhotazismus, bei dem ein zwischen Vokalen stehendes T oder D zu R wird, herrscht auf dem Strimmiger Berg der Lambdazismus vor, statt R wird in diesen Fällen ein L gesprochen. Johann Nikolaus Becker drückte das 1799 so aus: „Auf dem Hunsrücken haben wir drei Dörfer gefunden, deren Bewohner alle das R nicht aussprechen können, und doch sprechen es alle ihre Nachbarn ohne Anstoß aus. Die geläuterte Bergluft (denn diese Dörfer liegen so hoch als keines in dieser Gegend) und das Wasser sollen die Ursache davon sein.“

(Norbert J. Pies, KuLaDig-Initiative Strimmiger Berg, 2024)

Literatur

Becker, Johann Nikolaus (1799)
Beschreibung meiner Reise in den Departementen vom Donnersberge, vom Rhein und von der Mosel im sechsten Jahr der Französischen Republik. Berlin.
Berg, Axel von (2017)
Spätantike Schatzfunde aus Mittelstrimmig. In: vorZEITEN. 70 Jahre Landesarchäologie Rheinland-Pfalz, S. 234-236. Regensburg.
Brommer, Peter (2003)
Die Ämter Kurtriers. Edition des Feuerbuchs von 1563. Mainz.
Gossler, Arnold; Scholz, Ingeborg (2006)
Chronik des Strimmiger Berges mit den Ortsgemeinden Liesenich, Mittelstrimmig, Altstrimmig und Forst. Aus der Geschichte einer Hunsrückregion. Simmern.
Manderscheid, Grischa (2022)
Der Strimmiger Berg im Hunsrück. Vier Ortschaften stellen sich vor. In: Heimatjahrbuch Cochem-Zell 2023, S. 209-212. Monschau.
Pies, Norbert J. (2023)
D-Lambdazismus, eine Strimmiger Eigenart. In: Manfred Millen: Dit un dat off Stremmija Platt, S. 111-114. Altstrimmig.
Pies, Norbert J. (2021)
Strimmiger Adel im Zeller Hamm. In: Mitteilungen der Westdeutschen Gesellschaft für Familienkunde Band 50, Heft 4, S. 98-107. o. O.
Pies, Norbert J. (2020)
Notabilia & Miscellanea oder Heimat- und familienkundliche Randnotizen. Heft I: Merk:würdigkeiten vom Strimmiger Berg. Erftstadt.
Reitz, Georg (1916)
Eine alte Moselfähreordnung. In: Trierische Chronik, Neue Folge Band XIII, S. 58-60. o. O.
Schommers, Reinhold (1982)
Der Strimmiger Berg. Mittelstrimmig - Altstrimmig - Liesenich - Forst. Geschichte und Kultur einer Hunsrücklandschaft. Mittelstrimmig.
Theisen, Richard (2002)
Die Flurteilung auf dem "Strimmiger Berg". In: Heimatjahrbuch Cochem-Zell 2003, S. 200-206. Monschau.

Strimmiger Berg

Schlagwörter
Ort
56858 Mittelstrimmig
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger

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Norbert J. Pies: „Strimmiger Berg”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-351917 (Abgerufen: 5. Mai 2024)
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