Kapelle zu Forst

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Fachsicht(en): Landeskunde
Gemeinde(n): Forst (Hunsrück)
Kreis(e): Cochem-Zell
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 50° 04′ 55,06″ N: 7° 19′ 2,51″ O 50,08196°N: 7,31736°O
Koordinate UTM 32.379.618,51 m: 5.549.099,57 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.594.331,14 m: 5.550.356,93 m
  • Frontansicht von Norden

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  • Südwest-Ansicht

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  • Dachreiter mit der Glockenstube

    Dachreiter mit der Glockenstube

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    Statue von Sankt Nepomuk

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  • Ablassbrief aus dem Jahr 1757

    Ablassbrief aus dem Jahr 1757

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    Gesangbuch

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    Kapelle vor gut 100 Jahren

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Ältestes Kulturdenkmal und Mittelpunkt von Forst ist die Kapelle. Als sie Mitte des 18. Jahrhunderts errichtet wurde, befand sie sich exakt inmitten der sechs Höfe, die damals als kurfürstliches Domänengut die Ortschaft Forst bildeten. Nach dem Ende der Herr-schaft Kurtriers Anfang des 19. Jahrhunderts erwuchs aus den Höfen die Dorfschaft und Gemeinde Forst. Ihr gehörte auch die Kapelle. Heute befindet sie sich im Eigentum der Katholischen Kirchengemeinde Forst.

Baugeschichte
Architektur
Innenausstattung der Kapelle
Patrozinium der Kapelle
Besondere kirchliche Dokumente der Kapelle
Kulturdenkmal
Quellen

Baugeschichte
Das Jahr der Erbauung ist urkundlich überliefert. In einer Akte über die Bestandsauf-nahme der Kurfürstlichen Verwaltung zum Vermögen der Pfarreien im Erzbistum Trier aus dem Jahr 1784 heißt es wörtlich: „Die Forster Hofleuth mussten die Kirch selbst bauen und in Ehren halten. Ist anno 1748 neu gebauet worden“. Mit „Hofleuth“ sind die vom Kurfürsten mit erblichem Pachtrecht beliehenen Besitzer der sechs Höfe gemeint. Namentlich handelte es sich bei ihnen damals um den Georg Bauer (39 Jahre alt), Peter Bohnen (40 Jahre), Peter Klein (36 Jahre), Peter Klein (59 Jahre) Nikolaus Krämer (44 Jahre), und Johann Zilles (42 Jahre). Sie sind als „Bauherren“ der Kapelle zu vermuten.
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Architektur
Das kleine Gotteshaus ist ein schlichter, für eine Kapelle typischer Bau aus verputztem Bruchstein. Es steht auf einem Grundriss von etwa 7 x 10 m, der durch einen zweiseiti-gen Chorschluss mit Seitenlängen von 3 m in stumpfem Winkel erweitert wird. In ihm befindet sich, abgetrennt vom Altarraum, die Sakristei. Die Kapelle wird durch je zwei Rundbogenfenster in der Westwand und Ostwand belichtet, die Sakristei durch ein ebensolches, jedoch deutlich kleineres in der Südostwand. Über dem Eingang befindet sich eine Nische mit der Statue des Sankt Florian, darüber ein rundes Fester.
Dem schiefergedeckten Satteldach sitzt ein Dachreiter mit barocker Zwiebelhaube, Turmkreuz und Wetterhahn auf. Er dient als Tragwerk für das Geläut und hat zwei gro-ße Schallöffnungen.
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Innenausstattung der Kapelle
Der Innenraum der Kapelle wird beherrscht von dem prächtigen, bis an die Decke rei-chenden Barockaltar. In dessen Zentrum steht die Statue des heiligen Johannes Nepomuk, in der linken Hand ein Kreuz haltend. Er ist der Patron der Kapelle. Ihm zur Rechten steht figürlich die heilige Barbara mit Märtyrerpalme und Kelch, zur Linken der heilige Apollinaris, dargestellt als Bischof mit Hirtenstab, zu seinen Füßen ein Kleinkind. (Anmerkung: Die Zuordnung dieser Figur ist nicht sicher; sie beruht auf mündlicher Überlieferung, da eine namentliche Benennung, wie sie sich oft auf den Sockeln von Statuen findet, fehlt).
Es gibt Hinweise darauf, dass der Altar aus dem Kloster Engelport stammt und nach dessen Aufhebung im Jahre 1802 im Zuge der unter französischer Herrschaft erfolgten Säkularisation nach Forst gelangte. Für diese Annahme spricht die Jahresangabe „1747“ im Sockel des oberen Altaraufsatzes deshalb, weil der Altar demnach ein Jahr älter ist als die Kapelle. Den Mittelpunkt des bis an die Decke reichenden Altaraufsatzes bildet ein von Putten flankiertes Tafelbild. Es zeigt die Bekrönung der Trierer Erzheiligen St. Eucharius, Valerius und Matthäus. Ihre Namen erscheinen im unteren Bildrand knapp über einer als „1759“ zu lesenden Jahreszahl. Auch diese Datierung deutet da-rauf hin, dass die Kapelle irgendwann nach ihrer Erbauung mit dem Altar ausgestattet wurde.
Auf den beiden vorderen, modern gestalteten Glasfenstern finden sich die Darstellun-gen der Heiligen Hubertus (links) und Johannes Nepomuk. Sie wurden in den 1950er- (Hubertus) und 1960er-Jahren gestiftet. Das Alter der übrigen Fenster ist nicht mehr bekannt.
Neben dem Altar befinden sich die Zugänge zu Beichtstuhl und Sakristei.
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Patrozinium der Kapelle
Für eine Kapelle recht ungewöhnlich verfügt sie über ein Doppelpatronat. Sie ist dem heiligen Johannes Nepomuk und der heiligen Barbara geweiht, wobei Letztere als Mit-patronin anzusehen ist. Barbara war eine sehr beliebte Heilige und zählt zu den 14 Nothelfern. Was das Nepomuk-Patronat und seine Entstehung betrifft, ist folgendes denkbar: Die kürzesten Wegverbindungen von Forst zu den nächstgelegenen Dörfern war früher nur durch Brücken gewährleistet. Im Westen führte eine solche über den „Meisbach“ nach Altstrimmig, im Norden über den „Mörsdorfer Bach“ nach Mörsdorf, im Osten über den „Nochelsbach“ nach Sosberg. Ohne Brücke war keiner der direkt benachbarten oder entfernt gelegenen Orte zu Fuß oder mit Fuhrwerk erreichbar, was umgekehrt auch für die Verbindungen nach Forst galt. Dabei ist zu bedenken, dass die-se Bäche früher andere Wassermengen führten als heute. So ist z.B. vom Winter des Jahres 1916/17 überliefert, dass der „Nochelsbach“ zwischen Forst und Sosberg den Weg [über die Brücke] derart überflutet hatte, dass er nicht mehr begehbar war, und dass am „Großbach“ zwischen Forst und Mörsdorf alle Brücken mit fortgerissen waren. Brücken waren also für Forst als Verbindung zur nahen Außenwelt einst sehr wichtig. Es könnte erklären, warum für die Kapelle der Brückenheilige Nepomuk als Schutzpat-ron erkoren wurde.
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Besondere kirchliche Dokumente der Kapelle
Die Kapelle war mit einem Ablass ausgestattet, den Papst Benedikt XIV. am 16. Mai 1757 bewilligte. Er verlieh den Besuchern der Kapelle am „Sankt-Nepomuks-Tag“ (dem Weihetag) einen auf sieben Jahre befristeten vollkommenen Ablass. Der Ablassbrief ist an die Besucher der „St. Johannes Nepomuk- und Barbarakapelle“ gerichtet. Demzufol-ge bestand das Doppelpatronat für die Kapelle von je her.
Nennenswert ist außerdem ein Gesangbuch, das im Jahr 1753 eigens für diese Kapelle geschrieben wurde. Es ist mit „Laus Deo Semper“ überschrieben und als „Cantuale Ma-nuale in Serviens Ecclesiae in Forst“ betitelt. Es war für Messgesänge in Latein (Gregori-anische Choräle) bestimmt. Auf 40 malerisch gestalteten Seiten sind die Anfangsbuch-staben der Lieder in farbig ausgemalte Initialen gesetzt. Das Buch befindet sich im Ei-gentum der Gemeinde Forst.
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Kulturdenkmal
Zur Kapelle in Forst gibt es einen Eintrag im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Kreis Cochem-Zell (Stand Dezember 2024). Der Eintrag lautet:
„Kath. Kapelle St. Johannes Nepomuk und Barbara Zur Eiche 4
barocker Saalbau, um 1747“

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(Richard Theisen, Koblenz-Lay, Dezember 2024)


Quellen
Informationen von Reinhold Kölzer und Berthold Treins, beide Forst

Literatur

Brommer, Peter (2003)
Die Ämter Kurtriers. Edition des Feuerbuchs von 1563. Mainz.
Geisen, Werner (o.J.)
Forst Hunsrück Schulgeschichte. o. O.
Gossler, Arnold; Scholz, Ingeborg (2006)
Chronik des Strimmiger Berges mit den Ortsgemeinden Liesenich, Mittelstrimmig, Altstrimmig und Forst. Aus der Geschichte einer Hunsrückregion. Simmern.
Kath. Pfarramt Mittelstrimmig (Hrsg.) (1963)
Die Pfarrei Mittelstrimmig zwischen gestern und heute. Stuttgart.
Pies, Norbert J. (2021)
Ein Alt-Engelporter Altar in Forst?. In: Neues aus Alt:Engelport. Heft III, Erftstadt-Lechenich.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Heimatschutz (Hrsg.) (1916)
Mitteilungen und Veröffentlichungen. S. 236. o. O.
Schommers, Reinhold (1982)
Der Strimmiger Berg. Mittelstrimmig - Altstrimmig - Liesenich - Forst. Geschichte und Kultur einer Hunsrücklandschaft. Mittelstrimmig.
Theisen, Richard (2018)
"Laus Deo semper" in der Kapelle zu Forst. In: Heimat zwischen Hunsrück und Eifel. Nr. 11, o. O.
Theisen, Richard (2008)
Die Kapelle wird 260 Jahre alt. (Heimat zwischen Hunsrück und Eifel, Nr. 3.) o. O.

Kapelle zu Forst

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Zur Eiche 4
Ort
56858 Forst
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Geschütztes Kulturdenkmal gem. § 8 DSchG Rheinland-Pfalz
Fachsicht(en)
Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, Vor Ort Dokumentation
Historischer Zeitraum
Beginn 1748

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Empfohlene Zitierweise
Richard Theisen: „Kapelle zu Forst”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-355805 (Abgerufen: 30. April 2025)
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