Gründung des Unternehmens 1926
Nationalsozialismus. Die Jahre 1933 bis 1945
Kriegsende und Neubeginn
Die Jahre 1950 bis 1960
Die Jahre 1961 bis 1980
Konkursverfahren und Schließung des Unternehmens 1985
Quellen
Gründung des Unternehmens 1926
Im Nebenerwerb hatte er 1926 mit der Herstellung von Küchenstühlen und Schemeln begonnen. Zwei Jahre später beschäftigte er einen Mitarbeiter. Als die Scheune zu klein wurde, entstanden in unmittelbarer Nachbarschaft die ersten Gebäude seiner Firma. Nun wurden weitere Mitarbeiter eingestellt und die Betriebsstätte stetig vergrößert und um ein Sägewerk erweitert.
Nationalsozialismus. Die Jahre 1933 bis 1945
Mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten im Jahre 1933 startete der Aufbau einer neuen Armee, der Wehrmacht. Auch Josef Theisen erreichten lukrative Aufträge. Der Unternehmer trat allerdings nicht in die NSDAP ein, wurde also kein Parteimitglied. Er übte von Beginn an öffentlich Kritik gegenüber den neuen Machthabern. In den Jahren 1933/ 34 versuchte er, auch mit privaten finanziellen Mitteln, die Männer aus Altstrimmig von einem Eintritt in die SA (Sturmabteilung) abzuhalten. Josef und seine Familie wurden daraufhin massiv unter Druck gesetzt. Da die Söhne nicht dem sogenannten Jungvolk angehörten, entzog man dem Betrieb im Jahre 1936 die Heeresverträge. Für seine Familie plante und errichtete der Unternehmer im Jahre 1937 ein neues Wohnhaus. Der Geschäftsmann blieb trotz aller Schwierigkeiten und Probleme seinem Standpunkt treu. 1939, kurz vor Kriegsbeginn am 1. September, beschäftigte Josef Theisen bereits 120 Mitarbeiter. Die Produktion lief auch in den Kriegsjahren weiter. Die Mitarbeiter erhielten 1940 Unterstützung von rund 30 französischen Kriegsgefangenen, welche im Unternehmen arbeiten mussten. Josef setzte sich sehr für diese Männer ein. So war unter anderem der für die Gefangenen vorgeschriebene Umfang an Verpflegung von dem Fabrikbesitzer deutlich erhöht worden. Das Unternehmen sollte 1943, aufgrund einer behördlichen Anordnung, geschlossen werden. Warum diese nicht umgesetzt worden war, lässt sich derzeit nicht abschließend klären. 150 Mitarbeiter wurden zu diesem Zeitpunkt beschäftigt, davon waren lediglich drei Männer Mitglieder der NSDAP.
Kriegsende und Neubeginn
Nach Kriegsende, in Europa am 8. Mai 1945, zählte der Betrieb nur noch acht Mitarbeiter. Das Geld hatte seinen Wert verloren, vieles war nur im Tauschhandel zu bekommen. Ende 1946 ist die Zahl der Beschäftigten auf 20 und ein Jahr später auf 50 Mann gestiegen. Mit der Währungsreform 1948 kam es auch für den Altstrimmiger Betrieb zu einem spürbaren wirtschaftlichen Aufschwung. Der Unternehmer investierte in moderne Maschinen und auch neue Fabrikationshallen entstanden. Nun konnten die Stühle in Serie und somit in größerer Stückzahl gefertigt werden.
Die Jahre 1950 bis 1960
Ab 1950 zählten auch Tische zum Sortiment. Im Jahre 1951 war die Zahl der Mitarbeiter bereits auf 200 gestiegen. Diese gliederte sich in 160 Männer und 40 Frauen auf. Das 25. Betriebsjubiläum wurde am 5. Januar 1952 im Saal der Familie Linden in Mittelstrimmig gefeiert.
Josef Theisen erlag am 9. November 1957 seinen schweren Verletzungen, welche er bei einem Verkehrsunfall einen Tag zuvor erlitten hatte. Alois Theisen (geboren 1926) übernahm daraufhin die Geschäftsführung. Er war bereits seit wenigen Jahren, an der Seite seines Vaters, im Unternehmen tätig. Dieses baute er weiter aus und investierte in neue Maschinen. Am Abend des 27. Oktober 1958 hielten sich die Brüder Alois und Franz in ihrem Jagdrevier im Altstrimmiger Distrikt Auf Bild auf, als in der Nähe ihres Unternehmens ein Strohhaufen angezündet wurde. Dies konnten die beiden aus der Entfernung allerdings nicht erkennen. Sie gingen von einem Brand in den Fabrikhallen aus und fuhren umgehend, mit dem von Alois gesteuerten BMW, nach Altstrimmig zurück. In der Nähe des Gasthauses Zur Buche, an der heutigen Landstraße 202 gelegen, streifte er mit seinem Wagen ein unbeleuchtetes Pferdefuhrwerk aus Mittelstrimmig. Das Fahrzeug geriet ins Schleudern und prallte mit hoher Geschwindigkeit gegen einen der am Straßenrand stehenden Bäume. Alois war sofort tot, sein Bruder Franz war aus dem Auto geschleudert worden und hatte schwere Verletzungen erlitten. Die Geschäftsleitung lag nun in den Händen von Paul Theisen.
Die Jahre 1961 bis 1980
Ab dem 15. Juni 1961 wurde die Firma gemeinschaftlich von Paul und Franz geführt. Das Unternehmen geriet 1965 in massive finanzielle Schwierigkeiten. Paul musste aus der Firma ausscheiden, Franz wurde zum 1. Februar 1965 alleiniger Geschäftsführer. Das hauseigene Sägewerk sorgte für den Nachschub an Buchen- und Eichenholz, welches für die Produkte überwiegend verwendet wurde. Ein Großbrand am 9. Juli 1972 richtete hohen Sachschaden an. Provisorisch ließ sich die Produktion in Zelten auf dem Werksgelände fortführen. Um die Jahreswende 1972/ 73 konnten die neuen Fertigungshallen bezogen werden. Der damalige Ministerpräsident des Landes Rheinland-Pfalz, Bernhard Vogel (1976 bis 1988), besuchte am 20. Februar 1978 die Firma Theisen mit ihren weiterhin rund 200 Beschäftigten.
Franz hatte im Jahre 1964 Marlis Neumann aus Düsseldorf geheiratet. Sie lebten, zusammen mit ihren beiden in den 1960er-Jahren geborenen Kindern, im Elternhaus des Unternehmers. Dieser startete am 9. Mai 1979 mit seinem Flugzeug, einer Cessna 340 A, zu einer Geschäftsreise nach Italien. Mit an Bord waren der Betriebsleiter Karl Nikolay und der Einkaufsleiter Werner Hansen. Den Rückflug trat Franz dann am 11. Mai 1979, wieder zusammen mit seinen beiden Mitarbeitern, an. Ziel war der Flugplatz Winningen, in der Nähe von Koblenz. Gegen 15.31 Uhr kam es zu einem tragischen Unglück. Die Maschine stürzte im Raum Nürnberg-Langwasser ab. Alle drei Insassen wurden dabei tödlich verletzt.
Marlis Theisen übernahm zum 1. Juni 1979 die Geschäftsführung des nun in Theisen Sitzmöbel- und Tischfabrik GmbH umbenannten Unternehmens. Gestartet war sie mit einer positiven Eröffnungsbilanz, doch bereits ein Jahr später schrieb der Betrieb rote Zahlen. Trotz aller Bemühungen der Geschäftsfrau und ihrer Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter verschlechterten sich diese weiter.
Konkursverfahren und Schließung des Unternehmens 1985
Am 1. März 1983 wurde vom Amtsgericht in Cochem, auf Antrag von Marlis Theisen, ein Vergleichsverfahren eröffnet. Der vom Gericht bestellte Verwalter, ein Rechtsanwalt aus Bonn, übernahm auch das Anschlusskonkursverfahren, welches am 29. März 1983 eingeleitet wurde. Zu diesem Zeitpunkt waren noch 127 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter im Unternehmen beschäftigt. Die Firma wurde zum 1. Mai in Theisen Sitzmöbel- und Tischfabrik GmbH i. K. (Anmerkung: im Konkurs) umbenannt. Der Gläubigerausschuss stimmte schließlich dem Verkauf des Anlagevermögens der Firma an eine am 1. Juni 1984 neu gegründete Theisen Möbel GmbH zu. Dieser gehörten die noch verbliebenen 56 Mitarbeiter an. Die neue Geschäftsleitung zeigte sich zuversichtlich, den Betrieb erfolgreich führen zu können. Ziel war der Verkauf des Unternehmens. Mit sogenannten Bio-Möbeln war man dann auf der Möbelmesse, welche Mitte Januar 1985 stattfand, erfolgreich vertreten. Doch kurze Zeit später teilte der Hauptgesellschafter mit, dass die Firma zum 30. April 1985 geschlossen würde.
Das Konkursverfahren wurde erst einige Jahre später, im Sommer 1995, abgeschlossen. Mit Datum vom 19. Mai 2000 ist die Theisen, Sitzmöbel- und Tischfabrik GmbH schließlich von Amts wegen gelöscht worden.
(Grischa Manderscheid, KuLaDig-Initiative Strimmiger Berg, Mai 2024)
Quellen
Privatarchiv Grischa Manderscheid (Mittelstrimmig).
Sammlung Familie Theisen.
Schulchronik Mittelstrimmig. Abschrift von Josef Peil.