Die Kaisereiche wird gepflanzt
Wilhelm I. wäre am 22. März 1897 einhundert Jahre alt geworden. Aus diesem Grunde fanden vom 21. bis zum 23. März auch in den Gemeinden des ehemaligen Amtes Senheim zahlreiche Feierlichkeiten statt. Am dritten Tag der „Kaiserfeiertage“, also am 23. März 1897, trafen sich die Schülerinnen und Schüler „sämtlicher Schulen der Bürgermeisterei“ im Distrikt „Kalk“ in der Gemarkung Liesenich. Rund 1.200 Personen waren schließlich vor Ort, als zu Ehren von Wilhelm I. eine „Kaisereiche“ gepflanzt wurde.
Straßenbau und Verschiebung der Gemarkungsgrenzen
Im Jahre 1923 begann die Gemeinde Beilstein, an der Mosel gelegen, mit dem Bau einer Straße hinauf in den Hunsrück, welcher in drei Etappen erfolgte. 1925/ 26 konnte ein Teilstück fertiggestellt werden. Doch der Bereich des Distriktes „Kalk“ gehörte damals noch zur Gemarkung der Gemeinde Liesenich. Für den Straßenbau und deren Unterhaltung und Instandsetzung, also zur Übernahme der Kosten, waren damals in der Regel noch die einzelnen Ortsgemeinden zuständig. Und so kam es zu Streitigkeiten zwischen den Verantwortlichen der Gemeinden Beilstein und Liesenich. Der damalige Amtsbürgermeister Peter Schmitz (1918 bis 1934) versuchte zwischen den Parteien zu vermitteln. Die Straße konnte daher zunächst nicht fertiggestellt werden. Erst 1932 lag eine Vereinbarung vor, welcher die beiden Gemeinderäte in ihren Sitzungen am 23. Oktober zustimmten. Liesenich gab rund vierzig Hektar Land ab. Beilstein zahlte dafür im Gegenzug 3.100 Goldmark und übernahm die Kosten für den Straßenbau und die Unterhaltung in diesem Bereich. Vor dem damaligen Notar Franz Josef Barz aus Cochem wurde am 19. November 1932 ein entsprechender Vertrag geschlossen.
1933 konnten dann die Straßenbaumaßnahmen abgeschlossen werden. Das moselseitig gelegene Straßenstück der heutigen Landstraße 200 ist nun, aus Richtung Liesenich kommend, ab der scharfen Linkskurve im Distrikt „Kalk“, Bestandteil der Gemarkung Beilstein.
Kaisereiche
Somit hat auch die „Kaisereiche“, welche oberhalb dieser Straße steht, die Gemarkung gewechselt. Diese wird, nach dem entsprechenden Distrikt, auch als „Kalkeiche“ bezeichnet.
Im Jahre 2021 musste der Baum stark zurückgeschnitten werden, da die Trockenheit diesem zugesetzt hatte. Leider hat sich die „Kaisereiche“, auch aufgrund der schlechten Bodenverhältnisse, bis heute nicht erholt und bietet einen traurigen Anblick.
(Grischa Manderscheid, KuLaDig-Initiative Strimmiger Berg, Juli 2024)
Quellen
Hinweise von Josef Buchholz (Liesenich), Friedhelm Buschbaum (Senheim), Christian Fischer (Liesenich), Eugen Herrmann (Beilstein), Bernd Laux (Liesenich), Norbert J. Pies (Erftstadt-Lechenich), Willi Pies (Liesenich), Richard Theisen (Koblenz), Walter Theisen (Liesenich), Rainer Vitz (Beilstein), Hans-Werner Wilhelms (Liesenich).
Privatarchiv Grischa Manderscheid (Mittelstrimmig).
Topographische Karte (2019): Blatt 5909 Zell (Mosel), Maßstab 1:25.000. Koblenz.