Schwalbe-Radrennbahn in Bickendorf

Schwalbebahn

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln
Kreis(e): Köln
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 57′ 57,93″ N: 6° 53′ 9,85″ O 50,96609°N: 6,88607°O
Koordinate UTM 32.351.565,27 m: 5.648.181,66 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.562.288,41 m: 5.648.248,41 m
  • Historische Aufnahme von der Radrennbahn in Köln-Bickendorf aus den 1930er Jahren: Ein Massensturz auf der "Schwalbe Bahn".

    Historische Aufnahme von der Radrennbahn in Köln-Bickendorf aus den 1930er Jahren: Ein Massensturz auf der "Schwalbe Bahn".

    Copyright-Hinweis:
    Schauff, Jan / Archiv Fahrradfabrik Schauff GmbH & Co. KG
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  • Historische Aufnahme von der Radrennbahn in Köln-Bickendorf aus den 1930ern: Nach einem Massensturz auf der "Schwalbe Bahn".

    Historische Aufnahme von der Radrennbahn in Köln-Bickendorf aus den 1930ern: Nach einem Massensturz auf der "Schwalbe Bahn".

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  • Historische Aufnahme von der Radrennbahn in Köln-Bickendorf aus den 1930ern: Versorgung von Verletzten nach einem Massensturz auf der "Schwalbe Bahn".

    Historische Aufnahme von der Radrennbahn in Köln-Bickendorf aus den 1930ern: Versorgung von Verletzten nach einem Massensturz auf der "Schwalbe Bahn".

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  • Historische Aufnahme aus den 1930er-Jahren: Aktive des in Ehrenfeld beheimateten Radsportclubs "Radfahrer-Verein Schwalbe", der die "Schwalbe Bahn" in Köln-Bickendorf betrieb.

    Historische Aufnahme aus den 1930er-Jahren: Aktive des in Ehrenfeld beheimateten Radsportclubs "Radfahrer-Verein Schwalbe", der die "Schwalbe Bahn" in Köln-Bickendorf betrieb.

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Neben den großen Kölner Radrennbahnen, Radrennhallen und Radrennstadien gab es in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts weitere Stätten für den Radsport in der Domstadt.
Über die möglicherweise bereits im Jahr 1905 im Zuge der zunehmenden Popularität des Radsports errichtete frühere Schwalbe-Bahn in Bickendorf ist nicht viel bekannt und auch ihre damalige Lage auf dem Gelände einer ehemaligen Zeppelin-Luftschiffhalle des Luftschiffhafens – vermutlich die 1909 in Bickendorf zwischen Venloer Straße und Ossendorfer Weg erbaute „Reichs-Luftschiffhalle“ – lässt sich nur bedingt rekonstruieren (Datierung nach Wilhelm 2008).

Anderen Quellen zufolge wurde die 400 Meter lange Bahn mit 2 Metern Kurvenüberhöhung und Sandbelag erst zu Beginn der 1930er durch Freiwillige des Arbeitsdienstes und durch den Ehrenfelder Radfahrer-Verein RC Schwalbe erbaut, in dessen Vereinsbesitz sie sich befand. Demnach wurde die Bahn an Ostermontag 1933 feierlich eröffnet (bzw. neu eröffnet) und in der Folge vor allem von Rennfahrern aus dem Kölner Norden und Westen als Trainingsbahn und für Rennen genutzt.
Nach Kriegsende wurde der Betrieb der Bahn eingestellt und der Innenraum von den Fußballern des örtlichen Sportvereins Schwarz-Weiß genutzt, bevor das Gelände für die Errichtung eines Wohngebiets eingeebnet wurde (Hinweise Herr Schauff, 2020). Der Falk-Plan von Köln zeigt 1959 vor Ort noch einen von Wohnbebauung umgebenen Sportplatz (vgl. www.landkartenarchiv.de, 1959).

Der Name der Radrennbahn
Auch wenn Bickendorfs Nachbarstadtteil Vogelsang hinsichtlich seiner Straßennamen deutlich „Vogel-lastig“ ist, geht der Ursprung des Namens Schwalbe-Bahn wohl nicht darauf zurück. Südlich der Venloer Straße zeigen die topographischen Karten von 1936-1945 hier noch einen unbebauten Bereich „Im Schwabental“ (ohne „l“), während örtliche Kleingärtnervereine ältere Parzellen sowohl als „Schwabental“ wie auch als „Schwalbental“ anführen (kgv-alt-bickendorf.de und Kartenansicht).
Ob es seinerzeit beides gab, oder es sich um Schreibfehler handelt, muss zunächst offen bleiben – gleichwohl sind im Norden des heutigen Vogelsang auffallend viele Straßen nach Vogelarten benannt.

Ein Bezug zu der bekannten Marke Schwalbe für Fahrradreifen bzw. Schläuche des Herstellers Ralf Bohle GmbH wäre ebenso denkbar, ist jedoch zu verneinen, zumal diese Firma auch erst 1922 im Oberbergischen gegründet wurde. Der Markenname Schwalbe erscheint erstmals 1973 und geht auf importierte koreanische Fahrradreifen namens „Swallow“ zurück, was für den deutschen Markt kurzerhand übersetzt wurde (www.schwalbe.com und Hinweise Frau Klytta, 2019).

Der Ursprung des Namens der Schwalbe-Radrennbahn liegt vielmehr darin begründet, dass vor allem alteingesessene Radsportvereine auffallend häufig „einen Vogel haben“ – nämlich im Vereinsnamen. Darunter in Ehrenfeld neben dem RC Schwalbe noch ein Radsportclub Möve und ein Radsportklub Falke, ferner in Köln die Vereine RSK Rheinmöve, RSK Sturmvogel, RSK Wanderfalk in Nippes, der bis heute aktive RC Adler Köln oder Falke Köln-Sülz (um 1925 aufgelöst und teils im RV Komet-Delia 09 aufgegangen).
Wegen seines Namens sei hier noch ergänzend der Solinger RC Schwalbe 03 e.V. genannt (seit 2014 Radlergruppe des örtlichen WMTV), der lange über die Ausrichtung von „Klingentouren“ die Erinnerung an die historischen Radrennen auf dem früheren Klingenring aufrecht hielt.

Der Ehrenfelder Radfahrer-Verein RC Schwalbe und die Fahrradfabrik Schauff
In Ehrenfeld gab es bis zur Gleichschaltung des Vereinswesens unter den Nationalsozialisten den Radfahrer-Verein RC Schwalbe, der die von dort aus nahegelegene Bickendorfer Radrennbahn betrieb.
Schwalbe-Vereinsmitglieder waren u.a. Hans und Barbara Schauff, die seit den 1920ern in Köln ein bereits 1907 in Godesberg gegründetes Fahrradgeschäft betrieben. Hans Schauff hatte 1932 eine Rennrahmenfabrik in der Venloer Straße nahe der auch für Radrennen genutzten Ehrenfelder Rheinland-Halle gegründet.
Gegen Ende des Zweiten Weltkriegs waren das Wohnhaus und der Betrieb ausgebombt und die Schauff-Produktion wurde in das Oberbergische Marienheide ausgelagert.
Auf einem Grundstück in Remagen, wohin die Familie verwandtschaftliche Beziehungen hatte und wo man in einem Ferienhaus im Weinbergshang unweit der Maristen-Schule oft auch Bombennächte verbracht hatte, errichtete Hans Schauff „aus Langeweile“ eine Halle. In dieser Halle wurde im August 1945 über Aufträge der französischen Besatzungsmacht die Rahmenfertigung neu aufgenommen und eine Reparaturwerkstatt eingerichtet. Die seitdem in Remagen ansässige Fahrradfabrik Schauff GmbH & Co. KG ging daraus hervor (schauff.de und Hinweise Herr Schauff, 2019/2020).

Lage auf historischen Karten
In den historischen Kartenblättern der 1891-1912 erarbeiteten Preußischen Neuaufnahme, die je nach damaligem Bearbeitungsstand den möglichenerweise frühen Zeitraum des Baus der Bahn um 1905 umfassen könnten, ist die Radrennbahn nicht verzeichnet. Nördlich der Venloer Straße findet sich hier einzig eine Ziegelei eingezeichnet (als „Zgl.“, vgl. Kartenansicht).
Die topographischen Karten für den Zeitraum von 1936 bis 1945 zeigen südostlich des zwischen 1913 und 1917 entstandenen Westfriedhofs gleich drei Sportplätze („Sp. Pl.“): Zwei Plätze in der gewohnt-ovalen Form eines Sportstadions (einer oberhalb und einer unterhalb der Venloer Straße, wobei ersterer dem eingangs genannten Sportplatz von 1959 zu entsprechen scheint) sowie einen Platz nach Osten hin in Richtung der seinerzeit noch wachsenden Bickendorfer Wohnsiedlungen. Die Bereiche nördlich der Venloer Straße überschneiden sich mit dem Gelände des Sportvereins Schwarz-Weiß, das während der NS-Zeit als berüchtigtes Lager Schwarz-Weiß-Platz diente.
Auch ein um 1938 datierter Plan von Köln zeigt das Areal unbebaut bzw. ohne gesonderte Ausweisung der Sportstätte bzw. des Lagers (vgl. www.landkartenarchiv.de, 1938).
Die Verortung der hiesigen Objektgeometrie folgt dem Lagehinweis unter de.wikipedia.org (Vereins- und Trainingsbahnen), wo die Schwalbe-Bahn im Bereich der heutigen Wolffsohnstraße lokalisiert wird, und der topographischen Karte TK 1936-1945. Ergänzende Hinweise zu der Schwalbe-Bahn (insbesondere zu ihrer Lage) sind willkommen!

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019/2022)

Quellen
  • Freundliche Hinweise von Frau Doris Klytta, Ralf Bohle GmbH Reichshof, 2019.
  • Freundliche Hinweise von Herrn Jan Schauff, Remagen, 2019/2020.

Internet
kgv-alt-bickendorf.de: Kleingärtnerverein Alt-Bickendorf e. V. seit 1992, Historie (abgerufen 31.05.2019)
www.rc-adler.de: RC Adler Köln 1921 e.V. (abgerufen 16.10.2019)
www.komet-delia.de: Radsportverein Komet-Delia 09 Köln e.V., gegründet als R.C. Delia 09 (abgerufen 16.10.2019)
www.wmtv.de: Wald-Merscheider Turnverein WMTV Solingen 1861 e.V. (abgerufen 16.10.2019)
fotos.rennrad-news.de: Bildergalerien mit historischen Aufnahmen zum Kölner Radsport und zu Kölner Rennbahnen (abgerufen 06.01.2020)
www.landkartenarchiv.de: Falk-Plan Köln, 15. Auflage 1959 (abgerufen 26.10.2022)
www.landkartenarchiv.de: Plan von Köln 1938, Werbebeigabe des Kaufhauses Carl Peters in Köln, Verlag Ernst Moißl sen., Köln (abgerufen 07.07.2021)
de.wikipedia.org: Radstadion Köln (abgerufen 31.05.2019)
schauff.de: Über Schauff (abgerufen 06.01.2020)
www.schwalbe.com: Ralf Bohle GmbH, Geschichte (abgerufen 31.05.2019, Inhalt nicht mehr verfügbar 26.10.2022)

Literatur

Nordmann, Horst; Hahn, Fritz; Hahn, Mika (2003)
Kölsche Zweiradgeschichten: Pioniere, Rennfahrer, Schicksale. Kleinenbroich.
Schmidt-Arndt, Udo (1996)
Die Kölner Radrennbahnen 1889-1996. Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 360-361, Köln (2. Auflage).

Schwalbe-Radrennbahn in Bickendorf

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Wolffsohnstraße
Ort
50827 Köln - Bickendorf
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1905 bis 1933

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„Schwalbe-Radrennbahn in Bickendorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-292744 (Abgerufen: 17. April 2024)
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