Marienheide ist eine kreisangehörige Gemeinde des Oberbergischen Kreises (Sitz: Gummersbach) und Teil der Kulturlandschaft „Bergisches Land“. Die Gemeindefläche von 54,99 km² liegt auf einer Höhe von 256-506 Meter ü. NN; Koordinaten: 51°5'N, 7°32'O.
Stadtgeschichte (Kloster, Herrschaft und Verwaltung) Im Jahr der Erstnennung als „Mergenheyde“ 1417 ist eine Wallfahrt zu einem älteren Gnadenbild der Mutter Gottes in einer hölzernen Kapelle des Klausners Heydenreich (oder Heinrich) bezeugt. Um erfolgte 1420/21 auf Initiative Graf Gerhards von der Mark die Gründung des für den Ort namengebenden Dominikanerklosters Mariä Heimsuchung. Aus der Herrschaft Gimborn-Neustadt (ab 1631 reichsunmittelbar, seit 1682 Grafschaft) kam Marienheide 1806 an das neue Großherzogtum Berg (ab 1813 Generalgouvernement), wurde 1815 preußisch und 1822 Teil der neu geschaffenen Rheinprovinz. Bereits in französischer Zeit Mairie (Bürgermeisterei), wurde Marienheide 1816 preußische Bürgermeisterei und blieb als solche bis 1931 eigenständig. Im Rahmen der kommunalen Neugliederung fielen zum 1. Januar 1975 gemäß dem Köln-Gesetz Teile der Städte Kierspe und Gummersbach sowie Teile der Gemeinden Gimborn, Klüppelberg und Lindlar an Marienheide, während gleichzeitig Teile Marienheides an die Stadt Gummersbach gingen (HbHistSt NRW 2006).
Bevölkerungsentwicklung Acht Familien (1543), 163 Einwohner (1817), 273 (1843), 290 (1863), 13.527 (2000), 13.693, davon etwa 40% im Hauptort (2007). Der Anstieg seit dem ersten Drittel des 20. Jahrhundert ist Folge des erhöhten Wohn- und Freizeitwerts durch die Lingese-Talsperre (Einweihung 1900) und die Brucher-Talsperre (Einweihung 1914) (Lochert 1985/86; HbHistSt NRW 2006).
Landwehr, Straßen, Eisenbahn Die Linie Marienheide - Oberwipper - Ballenbrügge (heute auf dem Grund der Lingese-Talsperre) beschreibt eine wohl aus dem 14./15. Jahrhundert stam-mende Landwehr, die die „“Heidenstraße„“ passieren musste - eine zur Zeit Kaiser Ottos III. bereits sicher belegte, wahrscheinlich aber ältere von Leipzig über Kassel nach Köln führende Fernhandelsstraße (Taufall 2003). Eine verbesserte Straßenverkehrsanbindung erfolgte über die um 1820 ge-baute feste Straße („“Chaussee„“) Hückeswagen-Gummersbach (die heutigen Bundesstraßen B 256 und B 237) und ab 1855 über die Leppestraße (heutige L 97). Marienheide liegt zwischen den Bundesautobahnen A 4 (Strecke Köln - Olpe) und A 45 (Sauerlandlinie Dortmund - Aschaffenburg). 1892 erfolgte der Anschluss von Marienheide an die Bahnstrecke Meinerzhagen - Gummersbach. Nachdem diese Strecke 1985/86 stillgelegt wurde, erfolgte 2003 die Wiederinbetriebnahme zwischen Marienheide und Gummersbach. Nach Beginn des Ausbaus der Bahnstrecke Wipperfürth - Marienheide im August 1898 wurde die Linie Lennep - Hückeswagen - Wipperfürth erst 1902 bis Marienheide fortgeführt; sie wurde 1985 stillgelegt (Krumm 2001; Blankertz 1927; HbHistSt NRW 2006).
Wirtschaft und Industrie (Jahrmarkt, Bergbau und Eisenproduktion) Zur Zeit seiner Gründung lag das Dominikanerkloster Marienheide bereits in einem bemerkenswert dichten Eisenhüttenbezirk; der Zehnte des Eisensteinbergbaus aus dem Umland wurde dem Kloster vom Grafen übertragen. Begünstigt durch die Straßenlage entwickelte sich der - möglicherweise bereits unter Graf Gerhard von der Mark (1437-1461) verliehene - Jahrmarkt mit bedeutender Stellung als Umschlagplatz für Eisen (sogenannter „Eisenmarkt“). Im 16. Jahrhundert hatte der Markt so großen Zulauf, dass er die Märkte im 10 km entfernten Bergneustadt ruinierte. Die Ortsentwicklung wurde durch den Markt jedoch nicht dauerhaft gefördert. (Kreft 2002; HbHistSt NRW 2006) Neben der vorherrschenden Forst- und Landwirtschaft sind mittelalterliche Bergbauaktivitäten „in erheblichen Dimensionen“ nachweisbar, die jedoch bis zum Ende des Dreißigjährigen Krieges weitestgehend zum erliegen kamen. (HbHistSt NRW 2006) Der 1450 genannte „Stüllinger Bruch“ im Untertagebau entstand als Zusammenschluss von 20 Gewerken. Nachweisbar sind teilweise aufgelassene Bergbaugebiete (Bergwerke Brucher Grund, Kalsbach, Locomotive, Zufällig Glück), Hütten und zahlreiche Halden, Pingen, Schlackenplätze, Stollen, Schürfgruben, Rennfeuer, Massehütten, Masseöfen, Hämmer, Reckhämmer (Heedts Hammer, Niederkotthausener Hammer, Schagsenhammer, Weiershammer) sowie ein Stabhammer (Pollmannshammer). Im 19. Jahrhundert Niederlassung von Pulvermühlen. Den um 1900 verbesserten Bahnanbindungen folgten nur wenige Betriebsansiedlungen. Heute sind einige metall- und kunststoffverarbeitende sowie elektrotechnische Betriebe vorhanden (Knieps u. Wegener 2008; HbHistSt NRW 2006).
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Holdt, Ulrike (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Berg. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.16.) Bonn.
Knieps, Elmar; Wegener, Wolfgang (2008)
Erzbergbau und Metallverhüttung bis zum 19. Jahrhundert. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VII.17-18.) Bonn.
Kreft, Thomas (2002)
Das mittelalterliche Eisengewerbe im Herzogtum Berg und in der südlichen Grafschaft Mark. (Aachener Studien zur älteren Energiegeschichte 8.) Aachen.
Krumm, Hella (2001)
Bau der Eisenbahnlinie Lennep - Hückeswagen. In: Leiw Heukeshoven. Mitteilungsblatt Nr. 40 des Bergischen Geschichtsvereins - Abteilung Hückeswagen e.V., S. 49-55. Hückeswagen.
Lochert, Martin (1985)
Zur Geschichte des Talsperrenbaus im Bergischen Land vor 1914. In: Neues Bergisches Jahrbuch 2 (1985/86), S. 108-127. o. O.
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