Der auf einen vorgeschichtlichen Siedlungsplatz zurückgehende, im Jahr 1246 erstmals urkundlich belegte Ort ist heute der Kölner Stadtteil 403 im Stadtbezirk 4 Ehrenfeld. Der ehemals bäuerlich-dörfliche Charakter Bickendorfs hat sich seit Beginn des 20. Jahrhunderts durch Arbeitersiedlungen maßgeblich verändert. In Bickendorf leben heute gut 16.500 Menschen auf einer Fläche von 2,33 Quadratkilometern (16.705 Einwohner*innen zum 31.12.2021, 16.560 zum 31.12.2019 nach stadt-koeln.de). Der Erholungsflächenanteil betrug im Jahr 2021 7,9 %.
Ortsgeschichte Archäologische Fundstätten von germanischen Ubiern bezeugen Bickendorf bereits als altes Kulturland und vorgeschichtlichen Siedlungsplatz. Der Ort Bickendorf findet sich urkundlich erstmals 1246 unter der Gerichtsbarkeit des Kölner Burggrafen stehend belegt (Erbvogtei Köln, bezeugt für den Gerichtsbezirk Sankt Gereon). Das außerhalb der Erweiterung der Kölner Stadtmauer von um 1180 knapp vier Kilometer entfernt gelegene Bauerndorf gehörte mit seinen wenigen hundert Einwohnern zum Amt Hülchrath des Kurkölner Erzstifts (Janssen 2008, S. 32, Karte Nr. 114). In Wilhelm Fabricius' Aufstellung der 1789 zur „Erbvogtei Köln“ im „Amt Hülchrath und Erprath“ des Niederen Kurkölnischen Erzstifts gehörenden Orte wird „Bickendorf (Köln-Stadt)“ mit einer Gemarkungsfläche von ca. 303 Hektar und 11 Häusern für das Jahr 1670 genannt, die zuständige Pfarrei ist „Mechteren“ (Fabricius 1898, S. 77, Nr. 343).
Während der Zeit der französischen Besetzung (1794-1814/15) wurde Bickendorf zusammen mit u.a. der kleinen Siedlung Mechtern (im heutigen Ehrenfeld), dem Areal von Melaten sowie den Orten Bocklemünd, Mengenich, Ossendorf und Subbelrath (im heutigen Ehrenfeld / Neuehrenfeld) Teil der Mairie (Bürgermeisterei) Müngersdorf in dem 1798 gebildeten Canton de Weyden (Kanton Weiden im Département de la Roer), der nach der Franzosenzeit Teil des 1816 gebildeten Landkreises Köln wurde. Im Rahmen der Eingemeindung der Bürgermeisterei Müngersdorf gehört Bickendorf zusammen mit dem erst 1843/45 gegründeten Ehrenfeld seit dem 1. April 1888 zur Stadt Köln (heute Stadtteil Nr. 403).
Ortsname Die Herkunft des Ortsnamens Bickendorf ist nicht gesichert. Als Ursprung vermutet wird das fränkische Wort beck für „Mund, Ausspruch, Gerichtsurteil oder auch Gerichtsstätte“ (de.wikipedia.org), möglich erscheint aber auch eine Herkunft vom niederdeutschen beke für „Bach“ (Berger 1993, S. 50).
Bickendorf auf historischen Karten In der auf 1663 datierten Karte Descriptio Agri Civitatis Coloniensis der Umgebung von Köln von Joan Blaeu (1596-1673) findet sich der Ort als „Bickendorff“ (vgl. Abb.). In der das Jahr 1789 abbildenden Karte des Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz (Fabricius 1898) findet sich der kleine Ort in der Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789 als „Bickendorf“ im Amt Hülchrath sowie als „Bickendf.“ in dem Ausschnitt Burgbann von Köln, nebst den Grenzen der Bauerbänke, 1789 westlich der „Bauerbank Ehrenpforte“ (eine der fünf Buirgedinge der Domstadt, eine Art genossenschaftlich verwaltetes Areal)
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) findet sich „Bickendorff“ mit einer besiedelten Fläche von rund 12 Hektar (120.000 m2) im Bereich des Kantons Weiden eingezeichnet. Hinsichtlich Größe und Besiedlung lässt sich auf der nur wenig jüngeren, zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme kaum ein Unterschied ausmachen, ebenso wenig in den Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912). Erst die topographischen Karten der TK 1936-1945 lassen ein merkliches Wachstum über die Garten- und Sozialwohnungs-Siedlungen der GAG erkennen (vgl. Kartenansichten).
Siedlungsentwicklung Kirchlich zählte Bickendorf zur Pfarrei Mechtern, ehe es 1802 eigene Pfarrechte erhielt. Die um 1666/67 gestiftete und nach 1733 erbaute Hofgutkapelle Sankt Rochus wurde zwischen 1836 und 1847 als Pfarrkirche genutzt. Die Kapelle befindet sich in der heutigen Venloer Straße (Nr. 645 vor dem Westcenter). Die 1849 fertig gestellte Rochuskirche wurde am 30. Mai 1942 Opfer des schwersten Bomberangriffs auf Köln im Zweiten Weltkrieg. Ein erster Gottesdienst konnte erst Pfingsten 1946 in den Ruinen gehalten werden. Auf dem Schutt- und Geröllfeld entstand das heutige Gotteshaus in der Feltenstraße.
Sind 1843 noch unter 350 Einwohner bezeugt, so setzte um 1915 ein „rasanter städtebaulicher Aufschwung Bickendorfs“ ein (www.stadt-koeln.de), der maßgeblich mit dem Bau von Arbeiterwohnungen durch die Gemeinnützige Aktiengesellschaft für Wohnungsbau (GAG) unter der Führung des Architekten Wilhelm Riphahn (1889-1963) zusammenhängt. Unter dem Motto „Lich, Luff und Bäumcher“ („Licht, Luft und Bäumchen“, Wohnsiedlung Bickendorf II) wandelte sich das Bild des Stadtteils zu einer heute durch Ein- und Mehrfamilienhäuser geprägten Gartensiedlung mit inzwischen über 16.000 Einwohnern und einem zum Stadtrand hin gelegenen Gewerbegebiet. Am Bahndamm des Güterbahnhofs Bickendorf errichtete die Stadt Köln im Jahr 1935 den so genannten „Schwarz-Weiß-Platz“, in dem Sinti und Roma in Barackensiedlungen zwangsangesiedelt wurden, bevor sie später zumeist in NS-Konzentrationslager im besetzten Ostpolen deportiert wurden.
„Die schmucken Familienheimstätten, in den letzten Jahrzehnten restauriert und verschönert, sind Ausgangspunkt für die erweiterte Wohnlandschaft modernen Stils rund um den Brunnen des 'Treuen Husaren'. Gut bewahrte Fragmente alter Hofgüter und Straßennamen wie Rochusstraße, Sandweg, Teichstraße, Häus'chenweg und Nagelschmiedgasse dokumentieren in Alt-Bickendorf die tiefwurzelnde Ortsgeschichte.“ (www.stadt-koeln.de) Neben zahlreichen Siedlungsteilen, Wohnhäusern und Hofanlagen wurden unter anderem der ehemalige Friedhof in der Feltenstraße, die Kirchen Sankt Rochus und Sankt Dreikönigen sowie die Sankt-Rochus-Kapelle in die Kölner Denkmalliste aufgenommen.
Verkehrsanbindung Über die Stadtbahnlinien 3 und 4 sowie mehrere Buslinien ist Bickendorf an das Kölner Stadtzentrum angebunden. Die nahegelegenen Bundesautobahnen A 1 im Westen und A 57 im Osten binden den Stadtteil an die weitere Umgebung an.
Duden: Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. (Duden-Taschenbücher, 25.) Mannheim u.a..
Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 585 ff., Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 58-59, Köln (2. Auflage).
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