Radrennkurs Klingenring

Solinger-Klingen-Ring

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Leichlingen (Rhld.), Solingen
Kreis(e): Rheinisch-Bergischer Kreis, Solingen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 08′ 12,52″ N: 7° 04′ 59,88″ O 51,13681°N: 7,0833°O
Koordinate UTM 32.365.907,20 m: 5.666.785,68 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.575.863,69 m: 5.667.425,04 m
  • Der Sieger des Weltmeisterschafts-Radrennens 1954 auf dem Solinger "Klingenring", Louison Bobet (1925-1983), bei der Tour de France 1954.

    Der Sieger des Weltmeisterschafts-Radrennens 1954 auf dem Solinger "Klingenring", Louison Bobet (1925-1983), bei der Tour de France 1954.

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    J.D. Noske
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Der Klingenring ist eine etwa 15 Kilometer lange Rundstrecke für Straßen-Radrennen auf öffentlichen Straßen südlich von Solingen. Der Kurs wurde ursprünglich für die Straßenrad-Weltmeisterschaften 1954 eingerichtet. Der „scharfe“ Name der Strecke rührt natürlich von der Messer-, Scheren- und Klingenstadt Solingen her. Auf einer antiquarisch erhältlichen Postkarte wird die Strecke als „Solinger-Klingen-Ring“ bezeichnet.
Zwischen 1966 und 1984 wurden auf einem Teilstück Motorsport-Bergrennen ausgetragen (vgl. den untergeordneten Objekteintrag).

Rad-Weltmeisterschaft 1954
Die Straßen-Weltmeisterschaften des Radsport-Weltverbands Union Cycliste Internationale wurden 1954 für Profis und Amateure auf dem 15 Kilometer langen Klingenring bei Solingen ausgetragen. Erst vier Jahre zuvor war der Bund Deutscher Radfahrer (BDR) nach dem Zweiten Weltkrieg wieder in die UCI aufgenommen worden.
Am 21. August 1954 kämpften 125 Amateure um die Weltmeisterschaft, bei denen sich der Belgier Emiel Van Cauter (1931-1975) mit 4:22:45 Stunden über 10 Runden (150 km) durchsetzte. Tags darauf traten bei Dauerregen und Kälte 71 Berufsradfahrer an, von denen weniger als ein Drittel das Ziel erreichten. Weltmeister wurde mit 7:24:36 Stunden über 16 Runden (240 km) der Franzose Louison Bobet (1925-1983, u.a. dreifacher Sieger der Tour de France 1953-1955).

Eine lokale Zeitung berichtete von den Weltmeisterschaftsrennen, dass der Rundkurs mit seinen starken Steigungen und schwierigen Abfahrten erhebliche Anforderungen an die Fahrer stellte:
„Die ausgewählte Strecke stellt an Dramatik und Schwierigkeit inmitten herrlichster Landschaft alles in den Schatten.“ (zitiert nach www.quaeldich.de)
Als heute noch spektakulärster Bergabschnitt auf dem alten WM-Kurs des Klingenring gilt der etwa 3,2 km lange Anstieg von Wupperhof nach Witzhelden über die auch damals bereits gut ausgebauten Landstraßen L 427 und L 359. Vom Start in der unmittelbar an der Wupper gelegenen Ortschaft Wupperhof auf 96 Höhenmetern (bzw. 81 m ü. NN nach www.quaeldich.de) geht es hinauf nach Witzhelden auf 234 Metern Höhe.
Wenig überraschend entspricht ein Teil dieses reizvollen Anstiegs, die rund 2 km bis zur Ortschaft Orth, der späteren Motorsportstrecke der „Klingenring-Bergpreise“ zwischen 1966 und 1984.

Streckenverlauf
Der Verlauf der jeweils für die Rennen auf öffentlichen Straßen ausgewiesenen Strecke folgt weitestgehend bestehenden Orts- und Landstraßen südlich von Solingen, die sich in der Regel bereits auf den topographischen Karten von 1936-1945 zeigen (vgl. Kartenansicht).
Start und Ziel einer Runde liegen an der Wupperkurve in Wupperhof, von wo es über die heutigen Landstraßen L 427 und L 359 nach Flamerscheid geht. Von dort führt die Route über die heutige Glüderstraße / Kreisstraße K 4 an der Ortslage Glüder zurück über die Wupper und weiter über den Balkhauser Weg / K4 und Balkhausen in den Solinger Süden (Pfaffenberger Weg / Unnersberger Allee). Zwischen Busch und Bünkenberg knickt der Kurs dann nach Osten auf den heutigen Odentaler Weg (L 427) ab und erreicht über Breidbach wieder die Wupper und den Wupperhof.

Bis heute nutzen Fahrradhersteller Teilstrecken des früheren Kurses zur Entwicklung von Radzubehör. Unter anderem werden Laufrad-Prototypen „rund um den Wupperhof harten Prüfungen unterzogen“, wobei auch frühere Radstars als Tester fungieren (www.solinger-tageblatt.de).
Vor Ort hielt der RC Schwalbe 03 e.V. aus Solingen bis 2015 über die Ausrichtung von „Klingentouren“ (Jedermann-Rennen bzw. Rad-Touren-Fahrten) die Erinnerung an die historischen Rennen auf dem früheren Klingenring aufrecht. Der traditionell auf der Radrennbahn Dorperhof beheimatete Verein ging zunächst 2014 als Radlergruppe im Solinger Wald-Merscheider Turnverein (WMTV) auf, wiederum etwa drei Jahre später schlossen sich Teile dem 1968 gegründeten Rad-Club RC Musketier Wuppertal e.V. an.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019)

Quellen
  • Gedenk-Postkarte „Klingenstadt Solingen. Zur Erinnerung an die Strassenweltmeisterschaften der Radfahrer 1954 im schönen Bergischen Land“ (Cramers Kunstanstalt KG, Dortmund, wohl 1954).
  • Freundliche Hinweise von Herrn Daniel Konrad, WMTV Solingen, 2019.

Internet
www.quaeldich.de: Klingenring (234 m) Teilstrecke WM-Kurs 1954, Witzhelden (abgerufen 09.04.2019)
www.solinger-tageblatt.de: Klingenring als Testrevier (Solinger Tageblat vom 29.04.2014, abgerufen 08.04.2019)
www.wmtv.de: Wald-Merscheider Turnverein WMTV Solingen 1861 e.V. (abgerufen 16.10.2019)
rc-musketier.de: Rad-Club Musketier Wuppertal e.V. (abgerufen 17.10.2019)
de.wikipedia.org: UCI-Straßen-Weltmeisterschaften 1954 (abgerufen 08.04.2019)
de.wikipedia.org: Klingenring (abgerufen 08.04.2019)

Literatur

Czepiczka, Friedgard; Hinrichs, Hans Werner (2014)
Als die Rad-Champions durch Witzhelden fegten. Die Rad-Weltmeisterschaft auf dem Solinger Klingenring vor 60 Jahren. In: Rheinisch Bergischer Kalender 2014, S. 210-212. Bergisch Gladbach.
Seidel, Andreas (2016)
Klingenring-Bergpreis. 2 Bände 2016 und 2017. o. O.

Radrennkurs Klingenring

Schlagwörter
Ort
42799 Leichlingen - Witzhelden
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Literaturauswertung, mündliche Hinweise Ortsansässiger, Ortskundiger
Historischer Zeitraum
Beginn 1954

Empfohlene Zitierweise

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Empfohlene Zitierweise
„Radrennkurs Klingenring”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-290484 (Abgerufen: 19. April 2024)
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