Die Rheinlandhalle entstand durch den Umbau einer vormaligen Werks- und Maschinenhalle der Helios AG, die 1927/1928 zu einer Veranstaltungshalle mit Radrennbahn umgebaut wurde. Heute wird sie gewerblich genutzt.
In ihrer wechselvollen Produktions- und Besitzergeschichte gelangte die Ehrenfelder Helios AG ab 1911 in Teilen an den Kölner Flug- und Automobilpionier, Konstrukteur und Unternehmer August Arthur Delfosse (1883-1956, geboren als Artur Ernst Delfosse), der zudem ein begeisterter Radsport-Fan war. Nach der teilweisen Einstellung der Ehrenfelder Helios/Delfosse-Produktion im Vorfeld der endgültigen Schließung 1930, ließ Delfosse ab 1927 die zentrale Maschinenhalle auf dem Werksgelände zu einer Veranstaltungshalle mit einem imposanten Eingangsgebäude in Richtung der Straße Ehrenfeldgürtel umbauen.
Die Radrennbahn in der Rheinlandhalle In der Halle war auch eine 166,66 Meter lange Radrennbahn errichtet worden (der Grund für die vermeintlich „krumme“ Zahl ist, dass sechs gefahrene Runden genau einem Kilometer entsprechen). Der Bau der Bahn erfolgte unter der Regie des vormaligen Münsteraner Spitzen-Radsprinters Clemens Schürmann (1888-1957), der nach seiner Sportkarriere zu einem der renommiertesten Radrennbahn-Architekten wurde. Von 1928 bis zum letzten Vorkriegsrennen 1933 diente die Rheinlandhalle als Austragungsort der zwischen 1928 und 1998 insgesamt 46-mal ausgetragenen populären Kölner Sechstagerennen, die ab 1958/59 in der Deutzer Sporthalle fortgesetzt wurden. Die Ehrenfelder Rheinlandhalle wurde zum 10. Oktober 1928 mit einer Gala „Bunter Schnitt durch Kölns Sport“ feierlich eröffnet. Anlässlich des Sieges der „schwarze Husaren“ genannten Kölner Lokalmatadoren Gottfried Hürtgen (1905-1952) und Viktor Rausch (1904-1985) im ersten Kölner Sechstagerennen am gleichen Tag dichtete der populäre Kölner Volkssänger und Karnevalist Willi Ostermann (1876-1936) euphorisch: „Das war ein Spurt, das war ein Spürtchen, es lebe Rausch, es lebe Hürtgen!“
Zur Ablösung von Hypotheken vermietete Delfosse die Rheinlandhalle für 120.000 Reichsmark an die städtische Sporthallen-Betriebs GmbH. Die Pächter wechselten mehrfach und einzig das Sechstagerennen soll finanziell lohnend gewesen sein: „Der Betrieb der Bahn erwies sich jedoch als wenig lukrativ und so endet auch dieses Unterfangen nur wenige Jahre später.“ (www.rheinische-industriekultur.de)
Neben Radrennen fanden in der Halle auch andere Sportveranstaltungen (z.B. Boxen und Reitsport), Unterhaltungs- und Musikshows und natürlich auch Karnevalssitzungen statt. Auch die Politik nutzte die Halle für Großkundgebungen und Versammlungen. Vor der anstehenden Reichstagswahl am 14. September 1930 hatte Adolf Hitler hier am 18. August vor 10.000 Zuschauern seinen ersten Auftritt in Köln. Nur kurz nach der NS-Machtergreifung wurde der Name der Halle auf „Adolf-Hitler-Halle“ geändert, was aber bereits im Herbst 1933 wieder rückgängig gemacht wurde (de.wikipedia.org). „Im Krieg wurde die Rheinlandhalle schwer beschädigt, die Radrennbahn selbst ganz zerstört. Nach dem Kriege befand sich dort eine ‚Kraftwagenbetriebshalle‘ der Deutschen Bundesbahn.“ (ebd.)
Erster deutscher Supermarkt, heutige Situation 1957 erfolgte ein Umbau durch den Unternehmer Herbert H. Eklöh (1905-1978), der am 26. September des Jahres in der vormaligen Rheinlandhalle den ersten deutschen Supermarkt nach amerikanischem Vorbild eröffnete: Mit 200 Parkplätzen vor der Tür erwarteten die Kunden im Inneren 160 laufende Meter Verkaufs- und weitere 60 Meter Kühlregale auf insgesamt 2000 Quadratmetern Verkaufsfläche. Eklöh, der zugleich auch Konsul von Mexiko war, setzte hier gleich im ersten Geschäftsjahr sagenhafte 9,2 Millionen DM um, bevor er diesen und 23 weitere seiner Läden in ein Konsortium der vier größten bundesdeutschen Waren- und Kaufhauskonzerne Karstadt, Hertie, Kaufhof und Horten überführte, in dessen Aufsichtsrat er saß. Bis heute wird die Halle gewerblich genutzt und der inzwischen modernisierte und mit einem Glasdach versehene Gebäudekomplex beherbergt Geschäfte und Gewerbebetriebe.
Internet d-nb.info: Deutsche Nationalbibliothek, Arthur Delfosse (abgerufen 18.10.2019) d-nb.info: Deutsche Nationalbibliothek, Herbert Eklöh (abgerufen 18.10.2019) www.velodromes.com: Clemens Schuermann (1888-1957), Professional Cyclist and Architect (abgerufen 17.10.2019) www.rheinische-industriekultur.de: Helios (abgerufen 17.10.2019) www.spiegel.de: „Die Eklöh-Furcht“ (Der Spiegel 35/1959 vom 26.08.1959, abgerufen 18.10.2019) www.spiegel.de: „Deutschlands erster Supermarkt. Und dann stürzten sich alle auf die Waren“ (EinesTages vom 26.09.2017, abgerufen 18.10.2019) de.wikipedia.org: Arthur Delfosse (abgerufen 17.10.2019) de.wikipedia.org: Rheinlandhalle (abgerufen 17.10.2019) de.wikipedia.org: Sechstagerennen Köln (abgerufen 26.11.2020)
Literatur
Mikloweit, Immo (2002)
125 Jahre Automobiles aus Köln. Autos, Motorräder & Flugzeuge. S. 78ff. u. 158ff., Köln (1. Auflage).
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