Errichtung als Entlastungsfriedhof
Das Krematorium
Die Parkanlage und der Naturschutz
Stilrichtungen und gemeinsame letzte Ruhe der Kulturen
Gräber von Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft
Sonstiges
Internet
Errichtung als Entlastungsfriedhof
Da die städtischen Friedhöfe Kölns durch Eingemeindungen gegen Ende des 19. Jahrhunderts überlastet waren, sollten vier sogenannte „Entlastungsfriedhöfe“ Abhilfe schaffen. Nach dem Nord- und dem Südfriedhof (1896 bzw. 1901 eröffnet) folgte der Westfriedhof als dritter (www.stadt-koeln.de, PDF). Der Ostfriedhof in Dellbrück folgte 1945. Der bekannte städtische Friedhof Melaten wurde gleich nach der Eröffnung des Westfriedhofs für Neubelegungen geschlossen. Erst ab 1923 erfolgte dessen Weiternutzung (de.wikipedia.org).
Die Entscheidung über die Einrichtung des Westfriedhofs wurde 1912 beschlossen und die Fläche fünf Jahre später am 1. Oktober 1917 durch den damaligen Oberbürgermeister Konrad Adenauer eingeweiht. Noch am selben Tag erfolgte die erste Bestattung.
Der Entwurf für den Friedhof stammte von dem Architekten Professor Karl Wach (1878-1952), einem Vertreter des sogenannten „Neuen Bauens“. Seine ursprünglicher Entwurf wurde aufgrund der Wirren des Ersten Weltkriegs und dessen Folgen jedoch nur in einer abgespeckten Version umgesetzt (www.stadt-koeln.de, PDF). Der Leiter der Friedhofsverwaltung in Köln, Johannes Ibach, übernahm die Planung der Grünflächen (www.koeln.de, Westfriedhof).
Heute gilt der Westfriedhof als einer der bedeutendsten Jugendstilfriedhöfe Deutschlands und ist mit einer Fläche von 523.000 Quadratmetern (52 Hektar) der drittgrößte Friedhof Kölns.
Der Haupteingang an der Venloer Straße ist von einem für Friedhöfe ungewöhnlich großen Portal geprägt. Links und rechts der drei Portale zieht sich ein Verbindungsgang zu zwei Gebäuden hin, von dem eines die Trauerhalle ist (siehe Bildergalerie). Der weitläufige Hauptweg führt direkt auf das später ergänzte Krematorium zu.
Das Krematorium
Das Krematorium wurde in den Jahren 1935 bis 1937 von Hans Heinz Lüttgen erbaut. Erst nach einer langen Diskussion war die Eröffnung im katholisch geprägten Köln möglich. Noch 1886 hatte Papst Leo XIII. den Katholiken die Feuerbestattung als „barbarische Sitte“ untersagt, was 1917 sogar ins Kirchenrecht aufgenommen wurde. Erst 1963 erlaubte das Heilige Offizium katholischen Gläubigen die Feuerbestattung (www.katholisch.de).
Im Jahr 1937 fand im Krematorium Köln die erste Einäscherung statt (www.stadt-koeln.de, PDF).
Bei dem Krematorium handelt es sich um das einzige öffentliche Krematorium Kölns. Im Jahr 2015 gab die Stadt bekannt, den Betrieb aufgrund von wirtschaftlicher Bedenken zu privatisieren. Im Dezember 2018 erhielt nach einer europaweiten Ausschreibung das erfahrene niederländische Unternehmen „die Facultatieve“ den Zuschlag. Seither wird das Krematorium von der Tochtergesellschaft Krematorium Köln GmbH geführt, die in den Jahren 2019/2020 die dringend notwendige und umfassende innere Modernisierung durchführte. Das Krematorium Köln ist laut den Betreibern nun eines der „modernsten und umweltfreundlichsten Krematorien Europas“ (www.stadt-koeln.de, Krematorium Köln). Aktuell erfolgt die äußere Sanierung des teils unter Denkmalschutz stehenden Gebäudes (Stand 2021, siehe Bildergalerie).
Die Parkanlage und der Naturschutz
Im Gegensatz zum Südfriedhof verläuft die Wegführung des Westfriedhofs bis auf wenige Ausnahmen linear und rechtwinklig. Wie die anderen Ausweichsfriedhöfe in Köln, kennzeichnet ihn ein typischer Parkcharakter, der in den breiten Alleen, großen Freiflächen und der umfangreichen Gehölzverwendung seinen Ausdruck findet. Vor allem an den Rändern des Friedhofs hat dieser einen waldartigen Charakter (siehe Bildergalerie), während den inneren Teil eine eher regelmäßige Gestaltung prägt.
„Dank seiner biologischen Vielfalt leben mehr als 30 Vogelarten auf dem Westfriedhof. Der Naturschutzbund (Nabu) hat gemeinsam mit der Stadt Köln über 120 Nisthilfen für Vögel und Fledermäuse aufgestellt, dazu kommen vier ‚Wildbienenhotels‘“ (zitiert nach www.stadt-koeln.de, PDF).
Stilrichtungen und gemeinsame letzte Ruhe der Kulturen
„Die Grabmäler aus der Zeit von 1918 bis etwa 1940 treten, den Forderungen der Reformkunst entsprechend, dezent in den Grünbereich zurück, viele gelten gleichwohl als künstlerische, oft auch als bedeutende Zeugnisse ihrer Entstehungszeit“ (ebd.).
Unterschiedliche Glaubensrichtungen und Kulturen wechseln sich heute auf den einzelnen Grabfeldern ab.
Links und rechts des Haupteingangs befinden sich Grabstätten von Sinti und Roma. Großflächige Gräber mit eindrucksvollen Marmoreinfassungen und -deckeln reihen sich hier aneinander. Sie sind meist üppig verziert mit buntem Grabschmuck und Fotos der Verstorbenen, die so den ebenfalls abgebildeten Heiligen empfohlen werden sollen.
Unter den Marmorplatten verfügen diese Gräber häufig über spezielle Sargeinfassungen. Nach Sinti- und Roma-Tradition darf der Sarg die Erde nicht berühren. Aus diesem Grund zimmert die Friedhofsverwaltung Holzverschalungen aus groben Bohlen um die Särge herum.
Seit 1965 werden auch Muslime auf dem Westfriedhof bestattet. Die Anzahl der Gräber stieg erst langsam an, da viele Muslime der ersten Einwanderergeneration nach ihrem Tod noch in ihre Heimatländer überführt wurden. Inzwischen entscheiden sich jedoch immer mehr Muslime dazu in Deutschland bestattet zu werden. Diese Gräberfelder, vor allem im Nordwesten des Westfriedhofs zu finden, unterscheiden sich von den anderen durch ihre Ausrichtung gen Mekka.
Neben der heimisch-traditionellen Bestattung, der traditionellen Bestattung der Sinti und Roma sowie der der muslimischen Bürger*innen auf dem Westfriedhof, hat die Genossenschaft der Friedhofsgärtner gemeinsam mit der Stadt Köln einen Bestattungsgarten umgesetzt. Er soll ein weiteres Puzzleteil unterschiedlicher Bestattungskulturen sein (www.stadt-koeln.de, PDF). Bei einem Bestattungsgarten handelt es sich um einen ganzjährig professionell gepflegten Garten, in den Gräber eingebettet sind (www.bestattungsgearten.de).
Zwischen Westfriedhof und Militärringstraße liegt zudem als schmaler langer Streifen der Neue Jüdische Friedhof Bocklemünd. Er ist der einzige aktiv von der jüdischen Gemeinde genutzte Friedhof in Köln.
Gräber von Opfern von Krieg und Gewaltherrschaft
Auf dem Westfriedhof wird durch fünf teils heute noch erhaltene, großflächige Grabfelder an die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft in der Stadt Köln während der NS-Zeit erinnert:
- Grabstätten von „Displaced Persons“
- Gräberfeld für deutsche Kriegsopfer
- Gräberfeld für deutsche und ausländische Opfer des Nationalsozialismus
- Gräberfeld für ausländische Kriegsgefangene
- Gräberfeld für Opfer von Hinrichtungen im Gefängnis Klingelpütz
Die Erschließung der fünf unterschiedlichen Gräberfelder erfolgte durch die Arbeit des NS-Dokumentationszentrums der Stadt Köln (NS-DOK). Die vor Ort vorhandenen Informationstafeln des NS-DOK sind online abrufbar (www.west.nsdok.de).
Sonstiges
Der Kölner Westfriedhof und das Krematorium stehen seit dem 1. Juli 1980 mit der laufenden Nummer 392 unter Denkmalschutz (www.stadt-koeln.de, Suche in der Denkmalliste).
(Hannah Brüggemann, NABU-Naturschutzstation Leverkusen-Köln, 2014 / Überarbeitung und Ergänzung: Katharina Grünwald, LVR-Redaktion KuLaDig, 2021)
Internet
www.stadt-koeln.de: Westfriedhof (abgerufen 03.07.2018)
www.stadt-koeln.de: Der Westfriedhof. Begräbnisstätte mit 100-jähriger Geschichte (PDF, 1,1 MB; abgerufen 04.03.2021)
www.stadt-koeln.de: Friedhofsplan Westfriedhof (PDF, 350 KB, abgerufen19.02.2021)
de.wikipedia.org: Westfriedhof (Köln) (abgerufen 06.10.2014)
de.wikipedia.org: Karl Wach (abgerufen 19.02.2021)
krematoriumkoeln.de: Geschichte (abgerufen 04.03.2021)
www.stadt-koeln.de: Krematorium Köln (abgerufen 04.03.2021)
www.west.nsdok.de: Die „Gräber für die Opfer von Krieg und Gewaltherrschaft“ auf dem Westfriedhof (abgerufen 04.03.2021)
www.stadt-loen.de: Suche in der Denkmalliste (abgerufen 05.03.2021)
www.katholisch.de: Feuerbestattung (abgerufen 08.03.2021)
www.bestattungsgaerten.de: Bestattungsgärten (abgerufen 08.03.2021)