Braunkohlenwerk Dölitz

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Denkmalpflege
Gemeinde(n): Leipzig
Kreis(e): Leipzig
Bundesland: Sachsen
Koordinate WGS84 51° 17′ 32,21″ N: 12° 24′ 0,65″ O 51,29228°N: 12,40018°O
Koordinate UTM 33.318.733,69 m: 5.685.538,73 m
Koordinate Gauss/Krüger 4.528.020,04 m: 5.684.236,70 m
  • Ehemaliges Braunkohlenwerk Dölitz, Luftbild von Nordwesten.

    Ehemaliges Braunkohlenwerk Dölitz, Luftbild von Nordwesten.

    Fotograf/Urheber:
    Ronald Heynowski
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Das ursprüngliche Gelände des Braunkohlenwerks Dölitz liegt auf einer Anhöhe südlich des östlichen Endes der Friederikenstraße, zwischen der heutigen Kleingartensiedlung »Glück Auf« Dölitz im Westen sowie der Straße »Zum Dölitzer Schacht« im Osten. Im Süden grenzt das Areal an einen Wald. Das Gelände ist heute vollständig umzäunt.
Der Leipziger Kaufmann Wilhelm Schurath erwarb 1894 Ländereien des Rittergutes Dölitz und begann dort im darauffolgenden Jahr mit dem Abteufen eines Schachts südlich der heutigen Friederikenstraße 60. 1902 gründete er die Gewerkschaft Leipzig-Dölitzer Kohlenwerke, die fortan für den Betrieb des Braunkohlenwerks zuständig war. Der Schacht Dölitz wurde bis ins Jahr 1903 auf eine Tiefe von 68,5 Metern abgeteuft und ab 1904 wurde Kohle vor allem für den Eigenbedarf gefördert: zum Betrieb der Dampfmaschine für die Förderanlage und zur Wasserhaltung. Zu den Objekten aus der ersten Bauphase des Braunkohlenwerks Dölitz gehören das Fördergerüst und der Förderturm, die als Stahlfachwerkkonstruktionen errichtet und vom Schachthaus umbaut wurden sowie die sich nördlich daran anschließende und auf vier Säulenpaarenn errichtete Sortieranlage mit Kohlenbunker.
Mit dem Bau des Elektrizitätswerkes Süd am Bahnhof Leipzig-Connewitz erhielt das Kohlenwerk 1910 seinen ersten Großabnehmer. Sieben Jahre später wurde die Stadt Leipzig alleinige Eigentümerin der Gewerkschaft Leipzig-Dölitzer Kohlenwerke.
Zwischen 1923 und 1930 erfolgte die Modernisierung des gesamten Schachtkomplexes. Das bestehende Fördergerüst wurde erhöht, auf das alte Schachthaus eine neue Hängebank gesetzt und diese über eine Förderbrücke mit der ebenfalls neuen Trockensortierung verbunden. Darüber hinaus wurde das bestehende Kontorgebäude erweitert und 1927 eine Drahtseilbahn errichtet, mit der fortan Kohle und Asche zwischen Schacht und Elektrizitätswerk Süd transportiert wurde. Als Zwischen- und Verteillager zur Seilbahn diente dabei der neu errichtete Südwerkbunker, der über eine Gabelbahn mit dem Schachthaus verbunden war. Aufgrund massiver Beschwerden der Anwohner über die enorme Staub- und Lärmbelästigung musste der Betrieb der Seilbahn schon nach kurzer Zeit eingestellt werden.
Nach dem Zweiten Weltkrieg kam der Schacht unter die Verwaltung der sowjetischen Militäradministration und wechselte anschließend zwischen Stadt-, Land- und Volkseigentum. In dieser Phase erfolgte der Umbau der bestehenden und die Errichtung einer neuen Waschkaue. Östlich der Trockensortierung entstand außerdem ein Neubau der zukünftigen Hauptstelle für das Grubenrettungswesen.
Obwohl die Belegschaft zuletzt aus 300 Kumpeln bestand, die jährlich etwa 150 000 t Rohkohle förderten, wurde am 13. Juni 1959 die letzte reguläre Schicht gefahren. Im Vergleich zu den Großtagebauen in der Region war die Braunkohlenförderung im Tiefbau nicht mehr rentabel.
Mit der Stilllegung der Förderanlage endete schließlich auch der letzte Braunkohlentiefbau im Revier. Die Tagesanlagen in Dölitz wurden von der Obersten Bergbehörde und dem Institut für Bergbausicherheit als Büros und Forschungslabore weiter genutzt. 1984 wurde der Förderschacht verfüllt und um den Einsturz nichtverfüllter Streckenabschnitte zu verhindern bis 1987 mehrfach Kraftwerkasche in die Hohlräume der Strecken gepumpt.
In den nachfolgenden Jahren verfiel die Anlage zunehmend. Bevor der Schacht Dölitz 1993 in die Liste der Kulturdenkmale der Stadt Leipzig aufgenommen wurde, war bereits die Gabelbahn zum Südwerkbunker verschrottet und das Ziegelgefache der Förderbrücke und des südlichen Hängebankgeschosses aus Sicherheitsgründen abgetragen worden. Seit den 1990er Jahren werden große Teile des Geländes von der Bergbau-Berufsgenossenschaft, dem Institut für Gebirgsmechanik GmbH und dem Technologie- und Berufsbildungszentrum Leipzig gGmbH (TBZ) genutzt. Seit 2014 befindet sich der zentrale Teil der Schachtanlage im Besitz einer privaten Eigentümergemeinschaft, die sich für den Erhalt des technischen Denkmals engagiert und dieses zukünftig für Kunstprojekte nachnutzen will.
Das Braunkohlenwerk Dölitz ist die einzige, weitgehend erhaltene Tiefbauschachtanlage im Leipziger Stadtgebiet und deshalb technik-, sozial- und wirtschaftsgeschichtlich von besonderer Bedeutung.

(Christian Schmidt, Landesamt für Denkmalpflege Sachsen, 2023)

Datierung:
  • Erbauung 1895–1903

Quellen/Literaturangaben:
  • Berkner, Andreas/Pro Leipzig e. V. (Hg.): Auf der Straße der Braunkohle. Exkursionsführer. 3. Aufl., Leipzig 2016, S.139-143.
  • Immisch, Horst/Wellner, Markus/Jentzsch, Helga: Dölitz. Eine historische und städtebauliche Studie., Leipzig 2008, S. 56-59.
  • Kauschke, Hartmut/Holz, Angela/Steinbach, Gerhard: Schacht Dölitz. In: Museumskurier des Chemnitzer Industriemuseums und seines Fördervereins 21 (2008), S. 11-13.
  • Noack, Thomas: Förderschachtanlage Dölitz. In: Stadt Leipzig, Amt für Bauordnung und Denkmalpflege (Hg.): Denkmal Stadt Leipzig. 30 Jahre Kommunale Denkmalpflege, Leipzig 2022, S. 207-209.

Bauherr / Auftraggeber:
  • Bauherr: Schurath, Wilhelm
  • Bauherr: Leipzig-Dölitzer Kohlenwerke
  • Eigentümer: Leipzig-Dölitzer Kohlenwerke (GND: 5193057-2)

BKM-Nummer: 31200051

Braunkohlenwerk Dölitz

Schlagwörter
Ort
Dölitz-Dösen
Fachsicht(en)
Denkmalpflege
Erfassungsmaßstab
Keine Angabe
Erfassungsmethode
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„Braunkohlenwerk Dölitz”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/BKM-31200051 (Abgerufen: 20. März 2025)
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