Römerzeit
Bereits in römischer Zeit entwickelte sich die Stadt Köln rasch zu einem wirtschaftlichen Oberzentrum. Für die Zeit der Gründung der Colonia Claudia Ara Agrippinensium im Jahr 50 n. Chr. werden bereits etwa 30.000 Einwohner angenommen. Als Verwaltungshauptstadt der römischen Provinz Germania inferior (Niedergermanien) und zugleich Hauptquartier des niedergermanischen Heeres war die Stadt ein bedeutender Umschlagplatz für den Handel – und dies nicht nur innerhalb der eigenen Mauern, sondern auch für den Handel mit den germanischen Territorien jenseits der Grenzen des Imperiums. Hafen- und Speicheranlagen befanden sich zwischen Stadtmauer und Rhein (Beyer-Rotthof u. Luik 2007 und die zugehörige Kartenabbildung in der Mediengalerie). Nach den Krisen des 3. und 4. Jahrhunderts lebten immerhin noch etwa 15.000 bis 20.000 Menschen in Köln.
Mittelalter
Auch während des Mittelalters, als Köln mit etwa 40.000 Einwohnern zur größten Stadt im Heiligen Römischen Reich deutscher Nation angewachsen war, waren Handel und Verkehr die tragenden Elemente der lokalen Wirtschaft. Als zumeist ältestes Privileg einer werdenden Stadt war das Marktrecht im Mittelalter eng mit weiteren städtischen Rechten verknüpft, die als „wirksame Faktoren im Stadtwerdungsprozess“ für die Siedlungsentwicklung entscheidend waren (Ennen 1982). Daneben galten u.a. die sakrale Ausstattung mit Kirchen und Klöstern, Befestigungsrechte oder Zölle als wichtige „Zentralitäts- und Urbanitätskriterien“ zur Stadtqualität (Wensky 2008).
Die Bevölkerung versorgte sich in der Regel auf kleineren Märkten mit den Waren des täglichen Bedarfs, ferner auf den meist größeren aber teils lediglich saisonal stattfindenden Wochen- oder Jahrmärkten.
Das städtische Marktgeschehen in Köln entwickelte sich ausgehend von der historischen Rheinvorstadt, ein der befestigten Römerstadt vorgelagertes Gelände am Rhein unterhalb der Kernstadt. Hier entstand im Laufe der Zeit ein zusammenhängendes Marktviertel mit einer relativ hohen Einwohnerdichte. Als erster großer Markt in Köln wird im Jahr 922 ein mercatus Coloniae („Kölner Markt“) genannt, der sich auf dem heutigen Alter Markt befand. Dieser Markt vergrößerte sich allmählich nach Süden in Richtung des Heumarkts.
Bis heute gehen noch einige Kölner Straßen- und Platznamen auf frühere Märkte zurück, die zum Teil auf die namensgebende Handelsware spezialisiert waren, darunter die nah beieinanderliegenden „Eisenmarkt“, „Buttermarkt“, „Fischmarkt“ und „Salzgasse“ sowie der nahe des Rheinauhafens gelegene „Holzmarkt“. Die häufig in gleicher Art in anderen Orten auftretenden Straßennamen „Eiermarkt“, „Brotmarkt“ und „Pferdemarkt“ gibt es im heutigen Köln hingegen nicht, ein Pferdemarkt fand aber nachweislich ab 1365 auf dem Neumarkt statt (Gröbe 2006, S. 104f.).
Städtische Juden lebten häufig in abgegrenzten Quartieren („Judengasse“) und waren aufgrund von herrschaftlichen Beschränkungen oder religiösen Verboten gezwungen, sich auf bestimmte Gewerbe zu konzentrieren. Auch in diesen Vierteln entstanden häufig marktähnliche Konzentrationen des Handels. In Köln gilt dies in Ansätzen auch für den Bereich des mittelalterlichen jüdischen Stadtquartiers.
Kölner Großmärkte
Vor allem durch das Bevölkerungswachstum der Städte bedingt, entwickelten sich in Köln und anderen größeren Städten neben den meist eher kleineren Wochenmärkten, auf denen sich die Menschen versorgten, dauerhaft eingerichtete Großmärkte, auf denen nun aber vornehmlich gewerbliche Großhändler und -abnehmer miteinander handelten.
Auf den mittelalterlichen Großmärkten in Köln wurden insbesondere Lebensmittel, Wein und Getreide umgesetzt. Eine Kölner Besonderheit war das hiesige Stapelrecht – ein der Stadt 1259 gewährtes Vorkaufsrecht, welches die Kaufleute zwang, alle über die Stadt und den Rhein transportierten Waren den Kölner Bürgern für drei Tage zum Kauf anzubieten.
Um die innerstädtischen Märkte zu entlasten, eröffnete im Jahr 1904 ein erster Kölner Großmarkt am Sassenhof, der wiederum Vorgänger des 1940 eröffneten Großmarkts in Raderberg war, der heute zu den größten in Deutschland gehört.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2019)