Der Kölner Stadtteil 307 Weiden gehört zum Stadtbezirk 3 Lindenthal. In dem 1975 nach Köln eingemeindeten Stadtteil leben heute etwa 17.500 Menschen (2010: 16.328; 2019: 17.478 Einwohner*innen nach www.stadt-koeln.de). Die Gesamtfläche beträgt 3,65 Quadratkilometer, der Erholungsflächenanteil liegt bei 9,4 Prozent (www.stadt-koeln.de). Im Norden grenzt Weiden entlang der Bahnstrecke Köln-Düren-Aachen an Köln-Lövenich, im Osten verläuft die Grenze zu Köln-Müngersdorf sowie weiter südlich zu Köln-Junkersdorf entlang der in diesem Teilabschnitt zur Lärmreduzierung überdachten Bundesautobahn A1. Im Westen und Südwesten grenzt Weiden an die Stadt Frechen.
Antike Aus der Zeit der Römer finden sich im Gebiet von Weiden vereinzelte Bauspuren. Hauptsächlich war die Gegend durch die bis heute im Verlauf erhaltene Via Belgica (heute Aachener Straße) geprägt. Das bedeutendste Monument aus dieser Zeit ist die im Jahr 1843 entdeckte römische Grabkammer aus der Mitte des 2. Jahrhunderts nach Christus. Der unterirdische Raum ist weitestgehend im originalen Zustand erhalten. Die Grabkammer zählt nördlich der Alpen zu den frühesten derartigen Bauten und hat dadurch einen besonderen Wert für die Archäologie und Geschichte. Die Grabkammer gehörte vermutlich zu der wohlhabenden Familie einer sogenannten villa rustica, einem römischen Gutshof, über den leider bis heute nichts Näheres in Erfahrung gebracht werden konnte. Der Fund der Grabkammer war ein Zufall: Der Fuhrmann Ferdinand Sieger wollte 1843 neben seinem Haus anbauen und stieß beim Graben auf Schutt. Es stellte sich schnell heraus, worum es sich bei dem Fund handelte und die Grabkammer wurde vom Königreich Preußen aufgekauft. Kurze Zeit später errichtete man 1844 zum Schutz der hervorragend erhaltenen Kammer einen Bau nach den Entwürfen des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner (1802-1861). Dabei wurde auch das Tonnengewölbe der Grabkammer rekonstruiert. Der Schutzbau und das Pförtnerhäuschen stehen seit dem 4. August 1995 unter der laufenden Nummer 7544 selbst unter Denkmalschutz (Wilhelm 2008, S. 182).
Die mittelalterlichen Orte Üsdorf und Weiden In mittelalterlichen Quellen wird Weiden nur im Anhang des älteren Dorfkerns „Üsdorf“ genannt (u. a. 1375: „zu der weiden“; 1733: „zu oistorf in der weyden“). Üsdorf war vermutlich eine fränkische Hofgründung, ist urkundlich jedoch erst Anfang des 13. Jahrhunderts nachgewiesen.
Das durch die Köln-Aachener Landstraße geteilte Areal von Weiden gehörte während des Mittelalters zunächst zu dem Amt Hülchrath im Erzstift des Kurfürstentums Köln, von dem um 1500 das Gericht Königsdorf als eigenes Amt abgeteilt wurde (Janssen 2008). Die Gemarkung von „Weiden, halbes Dorf“ (der direkt zum Amt Königsdorf zählende südliche Teil) umfasste zusammen mit „Gross-Königsdorf“ und „Uesdorf“ 515 Hektar bei 33 Häusern im Jahr 1670. Der „Teil v. Weiden“ nördlich der früheren römischen Fernstraße wurde der Herrlichkeit Lövenich zugerechnet und umfasste zusammen mit Lövenich insgesamt ca. 549 Hektar bei 44 Häusern im Jahr 1670 (Fabricius 1898, S. 80, Nrn. 381 u. 392 u. S. 103).
Frühe Neuzeit Erst ab dem 16. Jahrhundert entwickelten sich auch an der Aachener Straße dörfliche Strukturen zwischen der heutigen Schulstraße und der Selma-Lagerlöf-Straße (Wilhelm 2008, S. 455). Noch in der auf 1663 datierten Karte von Köln und Umgebung Descriptio Agri Civitatis Coloniensis des Johannes Blaeu (1596-1673) findet sich lediglich ein Areal Zur widen nahe der kleinen Orte Lovenich und Oestdorff dargestellt (vgl. Abbildung). Die Tranchot- v. Müffling-Karte von 1801-1828 zeigt dann unweit der Siedlung Usdorf die erste Bebauung entlang der Aachener Straße mit der Bezeichnung Weiden. Im Jahr 1798 verzeichnete Weiden 76 Einwohner, 1855 waren es bereits 244 (Wilhelm 2008, S. 455). Die Karte der Preußischen Uraufnahme von 1836-1850 zeigt keine wesentlichen Veränderungen im Vergleich zur Tranchot-Karte.
„Durch Einführung der in Frankreich gültigen Verwaltungsreform 1798 wurde Weiden Hauptort des 'Canton de Weyden', der unter anderem die zum Stadtbezirk Lindenthal gehörenden Gemeinden Lövenich, Widdersdorf, Junkersdorf, Müngersdorf sowie Melaten und Kriel umfasste. 1802 wurden die Kantone aufgelöst und die Vielzahl der kleinen Gemeinden zu Großbürgermeistereien zusammengefasst“ (zitiert nach www.stadt-koeln.de, Weiden).
Nach der Franzosenzeit ging die vormalige Mairie Lövenich im Canton Weyden als Bürgermeisterei in den neu gegründeten preußischen Landkreis Köln über. Zum Stichtag 20. April 1816 werden für Weyden lediglich 137 Einwohner angeführt (Kisky u.a. 1966, S. 13). Im Jahr 1818 „besaß das Straßendorf entlang der Gertrudisstraße parallel zur Aachener Straße südlich von Weiden elf Wohnhäuser und wuchs erst nach 1945 durch Wohnbauten für Vertriebene. Seit den 1960er Jahren gehört Üsdorf zu Weiden“ (zitiert nach Wilhelm 2008, S. 455).
Bahndamm und Wasserleitung Weiden wird bis heute durch die 1840/41 erbaute Bahnstrecke Köln-Düren-Aachen geprägt. Ihr hoher Bahndamm durchschnitt und zerstörte die historische Flurverbindung zwischen Weiden und Lövenich. Nach der Bahnhofseröffnung im Jahr 1870 siedelten sich neue Einwohner an. Ein Bauboom begann jedoch erst nach 1900, nachdem 1899 eine Wasserleitung verlegt worden war, die den Ort an das städtische Netz anschloss (www.stadt-koeln.de, Weiden). 1905 plante das in Köln ansässige Architekturbüro Schreiterer & Below zwischen der Bahn- und der Aachener Straße eine Villenkolonie, die allerdings infolge des Kriegsausbruchs unvollendet blieb. Nichtsdestotrotz sind viele historische Villen aus dieser Zeit im Gebiet der Schiller- und Goethestraße erhalten (www.stadt-koeln.de, Weiden; siehe Bildergalerie). Auch für die Üsdorfer Felder südlich der Aachener Straße gab es Bebauungspläne. Diese wurden jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg in abgeänderter Form umgesetzt (Wilhelm 2008, S. 468).
20. Jahrhundert: Weiden wird zum Kölner Stadtteil Die Bürgermeisterei Lövenich wurde zum 30. Juli 1937 in Amt Weiden umbenannt, welche dann zum 1. April 1951 zugunsten selbständiger Gemeinden aufgehoben wurde. Weiden blieb Verwaltungssitz der amtsfreien Gemeinde Lövenich. Nach dem Zweiten Weltkrieg entwickelte sich die Lage in Weiden folgendermaßen (zitiert nach ev-kirche-weiden.de, Die Anfangsjahre 1948 bis 1963): „Nun flohen aus deutschen Ostgebieten und ehemals deutschbesiedelten Wohngebieten über 10 Millionen Menschen nach Westen. Besonders viele Flüchtlinge aus Ostpreußen, Westpreußen/Danzig, Ostpommern, Schlesien, dem Baltikum und anderen Gebieten kamen auch ins Weidener Umland, wo die Einwohnerzahlen bis 1948 beträchtlich anstiegen. Viele Deutsche aus dem Osten waren ev. Bekenntnisses, was die Zahl der Evangelischen hier sofort stark steigen ließ und erheblich die Gründung der Ev. Gemeinde Weiden beschleunigte. Viele der ev. Familien aus dem Osten hatten dort seit Generationen gelebt, ihre Vorfahren waren z.T. selbst einmal (Glaubens-) Flüchtlinge gewesen: wie die Salzburger Protestanten, Hugenotten u. a. Ganze Straßenzüge wurden bald neu ausgebaut, viele Vertriebene hier angesiedelt.“
Zum 1. Januar 1964 zählte der Ort Weiden als Teil der Gemeinde Lövenich 5.226 Einwohner (Kisky u.a. 1966, S. 26 u. 30). Im Jahr 1975 erfolgte im Zuge der kommunalen Neugliederung die Eingemeindung von Weiden nach Köln (www.stadt-koeln.de, Weiden).
„Durch die intensive Erschließung der Üsdorfer Felder in den 1960er Jahren zugunsten einer verdichteten Bebauung und die Verbreiterung der Aachener Straße zu Beginn der 1970er Jahre, der die letzten Gebäude des historischen Ortskerns an der südlichen Straßenseite, so auch der Clarenhof, zum Opfer fielen, wird das heutige Bild Weidens von dem Hochhausgebiet 'Weiden-Süd' und dem zwischen 1966 und 1970 errichteten Einkaufszentrum 'Rhein-Center' geprägt“ (zitiert nach www.stadt-koeln.de, Weiden). Dieses wurde 1972 eröffnet und in den folgenden Jahrzehnten mehrfach umgebaut. Das Rhein-Center stellt heute Weidens Ortszentrum dar. Dieses neue Ortszentrum steht in der Tradition des einst an der selben Stelle angesiedelten historischen Dorfkerns von Weiden (Wilhelm 2008, S. 468).
„Pünktlich zur Fußballweltmeisterschaft in Deutschland erfolgte am 1. Juni 2006 die Einweihung der Stadtbahnhaltestelle, der S-Bahnstation und einer angegliederten Park&Ride-Fläche am Ortsausgang von Weiden. Mit 'Weiden West' wurde ein echter Meilenstein für den Kölner Nahverkehr geschaffen, der gleichzeitig die größte verkehrspolitische Maßnahme aller zwölf FIFA WM-Städte darstellte“ (zitiert nach www.stadt-koeln.de, Weiden; siehe Bildergalerie).
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 601, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) S. 32, Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 468, Köln (2. Auflage).
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