Der Kölner Stadtteil 405 Bocklemünd/Mengenich gehört zum Stadtbezirk 4 Ehrenfeld. In Bocklemünd/Mengenich leben heute etwa 10.800 Menschen auf einer Fläche von 4,93 Quadratkilometern (10.823 Einwohner*innen zum 31.12.2019, www.stadt-koeln.de).
Ältere Ortsgeschichte Für das Gebiet des heutigen Stadtteils Bocklemünd/Mengenich sind über archäologische Funde Siedlungsspuren bereits aus der Jungsteinzeit (darunter eine bandkeramische Siedlung in Mengenich), der Glockenbecher-Kultur sowie der Bronze- und Eisenzeit belegt. Beide Orte lagen in römischer Zeit an einer hier vermuteten Fernstraße in Richtung Westen, die möglicherweise eine Vorgängerin der heute zentralen Venloer Straße war, welche den Stadtteil als Kölner Ausfallstraße in Nordwest-Richtung durchquert. Über Jahrhunderte hin waren die beiden kleinen Dörfer Bocklemünd und Mengenich vor allem landwirtschaftlich geprägt.
Das Dorf Mengenich Der Ortsname geht auf das lateinische Magniniacum zurück („Siedlung des Magninus“). In der Schenkung aus dem Jahr 941 (vgl. nachfolgend bei Bocklemünd) wird ein auf dem Gebiet des heutigen Mengenich liegender Dohmenhof genannt. Mengenich gehörte bereits im Mittelalter zur Pfarrei Bocklemünd.
Das Dorf Bocklemünd Der Ort wird zum 9. September 941 erstmals erwähnt, als der Kölner Erzbischof Wichfried (um 900-953, auch Wichfrid, Wigfrid oder Wigfried, Erzbischof 924-953) zwei Höfe samt umliegenden Ackerland bei Bugchilomunti den Nonnen des Kölner Kanonissenstifts St. Cäcilien schenkt, das sich – vermutlich im Normannensturm von 881 zerstört – seinerzeit wohl immer noch im Wiederaufbau befand. Die Schreibweisen des Ortsnamens variieren im Laufe der Zeit über Bugchilomunte / Buggilmonte, Buchelmundt (1079-1089), Buchelmunthe (1196) oder Pocklemünd / Buckelmeuntt (1609) bis zu Boeklemund auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande von 1801-1828 (vgl. die historischen Karten in der Kartenansicht). Zur Namensherkunft gibt es verschiedene Ansätze: Neben einem möglichen Ursprung in der Baumbezeichnung „Buche“ (altsächsisch bõke, althochdeutsch buohha, analog zu z.B. Bocholt, Bochum und Orten namens Buchholz, vgl. Berger 1993) werden auch topographische Herleitungen angeführt – darunter Kombinationen von „Buckel“ und „Mündung“ oder auch der „steile, bewaldete Hang“, von dem man das geschlagene Holz herunterbuckeln musste (de.wikipedia.org). Durch auf Tiernamen zurückgehende Ortsbenennungen in der Nähe wie etwa Widdersdorf oder Ossendorf (Ochse) wäre über das altdeutsche Wort boc (Ziegenbock) auch eine Namensherkunft über ein einst hier befindliches Ziegengehege denkbar (ebd.). Im Mittelalter gehörte Bocklemünd zum Kurkölnischen Amt Hülchrath, zusammen mit einer dort bereits 1389 belegten Landzollstätte, die später ein Nebenzoll des um 1500 abgeteilten Amts und Gerichts Königsdorf wurde (Janssen 2008 und Pfeiffer 2000).
Der Stadtteil Bocklemünd/Mengenich Zum 1. April 1888 wurden beide Dörfer mit der Landgemeinde / Bürgermeisterei Müngersdorf im Rahmen der „zweiten Grenzveränderung“ der Stadterweiterung nach Köln eingemeindet (ebd., S. 20). Die beiden Zwillingsdörfer wurden schließlich 1950 zu einem Stadtteil zusammengelegt.
Einwohnerentwicklung Für Bocklemünd werden im Jahr 1798 138 Einwohner „im Umfeld der Grevenbroicher Straße“ genannt, 1816 157 (von insgesamt 954 Einwohnern der Bürgermeisterei Müngersdorf) und 1885 532 Einwohner. 1816 wurden in Mengenich 81 Einwohner gezählt und 1885 217 (Kisky u.a. 1966, S. 13 u. stadt-koeln.de). Für die letzten Jahre liegen folgende Angaben für den Stadtteil Bocklemünd/Mengenich vor: 10.563 Einwohner zum 31.12.2009, 10.669 zum 31.12.2015 und 10.698 zum 31.12.2017 (nach www.stadt-koeln.de und de.wikipedia.org).
Jüngere Ortsentwicklung Vor allem über das Großbauprojekt der „Trabantenstadt Bocklemünd-Mengenich“ veränderte sich das Gesicht des Stadtteils. Mit Baubeginn zum 15. Juli 1967 wurden insgesamt 3.000 Wohneinheiten für rund 12.000 Bewohner geschaffen: „Es entstanden moderne, großstädtische Gebäude, welche die historische ein- und zweigeschossige Bebauung überragen.“ (www.koeln.de) Nachfolgend siedelten sich hier die Gebühreneinzugszentrale (GEZ) an, die 1976 ihr Verwaltungsgebäude bezog (seit 2013 ARD ZDF Deutschlandradio Beitragsservice). Um 1985 begann der in der Kölner Innenstadt ansässige Westdeutsche Rundfunk (WDR) mit der Errichtung von Fernsehstudios in Bocklemünd. Hier entwickelte sich nördlich des Freimersdorfer Wegs ein großes Produktionsgelände, auf dem unter anderen die von 1985 bis 2020 ausgestrahlte „Lindenstraße“ entstand. Für den Dreh der eigentlich in München spielenden ARD-Fernsehserie entstand eigens eine 150 Meter lange Außenkulisse. Seit April 2002 prägt mit dem Technologiezentrum BioCampus Cologne einer der größten Biotechnologieparks Deutschlands das Bild des Stadtteils.
Über mehrere Buslinien und die Stadtbahnlinien 3 und 4 ist Bocklemünd/Mengenich an das Kölner Stadtzentrum angebunden. Die den Stadtteil in Nord-Süd-Richtung durchquerende Bundesautobahn A 1 hat Ab- und Zufahrten zur zentralen Bundesstraße B 59 (Venloer Straße) und bindet zusammen mit dieser den Stadtteil an die weitere Umgebung an.
Duden: Geographische Namen in Deutschland. Herkunft und Bedeutung der Namen von Ländern, Städten, Bergen und Gewässern. (Duden-Taschenbücher, 25.) Mannheim u.a..
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 585, 591 u. 608, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.14-15.) Nr. 114, Köln.
Pfeiffer, Friedrich (2000)
Transitzölle 1000-1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VII.10.) S. 43, Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 63-64 u. 312, Köln (2. Auflage).
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