Dieser Kurs ist nicht zu verwechseln mit der im Zuge von Umbauten im Jahr 1929 verschwundenen 400 Meter langen „Stadtwaldbahn“, welche eine reine Radsportanlage war (Nordmann u.a. 2003, S. 99).
Köln als „Wiege der Motorisierung“
Erste Automobil- und Motorradrennstrecken
Die „Kölner Stadtwaldrennen“ – Strecke und Geschichte
Internet, Literatur
Köln als „Wiege der Motorisierung“
Die Stadt Köln gilt vor allem durch den in den 1860er und 1870er Jahren entwickelten Viertaktmotor („atmosphärischer Gasmotor“) von Nikolaus August Otto (1832-1891) und der von Otto im Jahr 1872 mitbegründeten Gasmotoren-Fabrik Deutz Aktiengesellschaft (die heutige Deutz AG) als eine der Wiegen der weltweiten Motorisierung.
Zahlreiche Ingenieure aus aller Welt zog es Ausgangs des 19. Jahrhunderts in die Domstadt und diese machten Köln zu einem Entwicklungszentrum der Zweirad-, Kraft- und Luftfahrtindustrie. Unter den berühmten Pionieren befanden sich namhafte Persönlichkeiten wie Gottlieb Daimler (1834-1900), Wilhelm Maybach (1846-1929), August Horch (1868-1951) oder Ettore Bugatti (1881-1947).
Neben der Deutzer Motorenfabrik ist natürlich auch die 1925 zunächst in Berlin gegründete und 1929/31 nach Köln-Niehl umgezogene Ford Motor Company Aktiengesellschaft zu nennen (ab 1939 Ford-Werke AG, seit 2004 Ford-Werke GmbH).
Heute teils kaum noch bekannt, gab es vor allem in der Zeit der Weimarer Republik noch einige weitere bedeutende Hersteller von Autos und Motorrädern in Köln, darunter
- die Köln-Lindenthaler Metallwerke AG auf der Neuenhöfer Allee, die Motorrräder und Autos fertigte. Die Werke waren„nicht nur der größte Arbeitgeber des rechtsrheinischen Kölns, sie gehörten auch zu den weltweiten Pionieren im Motorradbau. (…) Die KLM Werke in Lindenthal bauten zeitweise das schnellste serienmäßig hergestellte Motorrad seiner Zeit.“ (koelner-zweiraeder.de),
- die 1896 gegründete und in Köln-Klettenberg beheimatete Cito-Fahrradwerke A.-G., die neben Fahrrädern auch Motorräder und Automobile herstellte,
- das seit 1910 unter dem Namen Priamus-Automobilwerke GmbH in Köln-Zollstock produzierende Werk, welches 1897 als Kölner Motorwagen-Fabrik GmbH in Köln-Sülz gegründet und 1903 in Motorfahrzeugfabrik Köln, Uren, Kotthaus & Co. umbenannt worden war und
- der 1924 in Köln-Kalk als Kölner Motorrad- und Maschinenbau Dr. Franz Becker (K.M.B.) gegründete Hersteller.
Erste Automobil- und Motorradrennstrecken
Aus ersten Leistungs- und Vergleichsfahrten der Hersteller entwickelten sich schon vor der Wende zum 20. Jahrhundert die ersten „echten“ Autorennen, die in den Folgejahren beim Publikum immer populärer wurden. Neben den großen und später weltbekannten Rennstrecken, wie der 1921 als Autobahn-Stadtring eröffneten AVUS in Berlin (Automobil-Verkehrs- und Übungs-Straße) oder dem 1927 in der Eifel eingeweihten Nürburgring, gab es darüber hinaus zahlreiche Motorsport-Rennstrecken, die meist eine vornehmlich lokale Bedeutung hatten.
Für Köln ist hier neben dem 1948/49 befahrenen Kölner Kurs auf der A 555 noch die Riehler Radrennbahn am Zoologischen Garten zu nennen, die 1889 für den Radsport eingerichtet wurde, aber später auch für Motorradrennen genutzt wurde (vgl. die hier verwandten Einträge).
Die „Kölner Stadtwaldrennen“ – Strecke und Geschichte
Zu den Kölner Stadtwaldrennen liegen nur spärliche Informationen vor. Wann genau erstmals die lauten Rennmotorräder und Sportwagen durch den ja eigentlich der Erholung dienenden Stadtwald knatterten, ist nicht genau zu bestimmen. Möglicherweise starteten die hiesigen Rennen zunächst auch in einem eher bescheidenen Rahmen und entwickelten erst allmählich größere Popularität bei Zuschauern und Teilnehmern.
Als Beginn des Renngeschehens wird „ab 1936“ angegeben (Nordmann u.a. 2003, S. 112); ein Bild zeigt jedoch eine frühere Veranstaltung bereits im Jahr 1924 (ebd.).
Die Strecke folgte offenbar dem bereits in den ersten Entwurfsplänen zum Stadtwald verzeichneten und auf historischen Karten gut erkennbaren birnenförmig-ovalen Rundweg im östlichen Teil des Stadtwalds – die seit dem 28. Juni 2009 nach dem französischen Schriftsteller Marcel Proust (1871-1922) benannte Marcel-Proust-Promenade.
Nordmann führt eine Länge von 2,6 Kilometer für die gegen den Uhrzeigersinn zu umfahrende Strecke an. Der in zwei Kurven von Eisenbahngleisen gequerte Kurs mit einem „Kleinpflasterstück“ (wohl Kopfsteinpflaster) sei „bei den Fahrern nicht besonders beliebt“ gewesen, zog aber vereinzelt über 80.000 Zuschauer an (vgl. Nordmann u.a. 2003, S. 112 und das Faksimile eines zeitgenössischen Zeitungsberichts ebd., S. 114).
In die Siegerlisten haben sich einige der damals bekannten Rennsportgrößen eingetragen:
- Der Motorradrennfahrer Arthur Geiss (1903-1982), der 1935 auf einer 250er DKW mit einem Schnitt von 108,6 km/h siegte,
- der Rennfahrer Adolf Ralph Roese (1900-1950) mit einem 3. Platz 1934 auf dem Motorrad und einem Sieg 1936 im Sportwagen BMW 315/1,
- der Motorradrennfahrer Kurt Mansfeld (1910-1984) mit Siegen 1936 und 1937,
- der Seitenwagen-Motorradrennfahrer Toni Babl (1906-1936) mit einem Sieg 1936 und
- der Motorradrennfahrer Bernhard Petruschke (1910-2005) mit einem zweiten Platz 1937.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2015)
Internet
www.koelner-zweiraeder.de: Horst Nordmanns Kölner Zweiräder (abgerufen 30.03.2015)
www.ralph-roese.de: Bildergalerie „Siegerfotos“, 1936 Kölner Stadtwaldrennen (abgerufen 13.04.2015)
www.ksta.de: „Der Postbote hatte genug zu tun“ (Bericht zur Proust-Ausstellung, Kölner Stadtanzeiger vom 26.06.2009, abgerufen 31.03.2015)