Patrozinium: Georg, Caesarius. Orden: Kollegiatstift (Männerkloster). Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200): Gelegen auf der Südseite des Waidmarktes südlich der römischen Stadtmauer. Die Bebauung dieses Platzes ging in der Römerzeit wohl auf einen militärischen Straßenposten zur Kontrolle des Verkehrs in das südliche Vorfeld zurück. Die Existenz eines heidnischen Tempels in der römischen Zeit an dieser Stelle wird heute mit guten Gründen bezweifelt; stattdessen vermutet man eine Benefiziarierstation, die wohl erst im 7. Jahrhundert durch eine dem heiligen Caesarius geweihte Kirche ersetzt wurde. Deren Patrozinium ist erst in der nachmittelalterlichen Zeit belegt, dennoch war diese Kirche der Vorgängerbau der erst im 11. Jahrhundert errichteten Stiftskirche, da deren Kreuzaltar unmittelbar auf dem Caesariusaltar fußte.
Gründer der Stiftskirche war der Kölner Erzbischof Anno II., der 1059 von Papst Nikolaus II. für Kirche und Stift sowie für das Kölner Stift Mariengraden den Papstschutz erwirkte; 1067 erfolgte die Kirchweihe der vollendeten Kirche. Das Patrozinium dürfte Anno aus seiner Bamberger Studienzeit gewissermaßen mitgebracht haben; auf ihn geht der Erwerb einer Armreliquie des hl. Georg im Austausch gegen eine Armreliquie des Apostels Bartholomäus zurück. Die ersten Kanoniker kamen aus dem wenige Jahre zuvor von Anno gegründeten Kollegiatstift im thüringischen Saalfeld. Sie hatten das dortige Stift den von Siegburg und dem kölnischen St. Pantaleon kommenden Benediktinern überlassen müssen. Ein weiterer Zuwachs kam 1083 aus St. Truiden bei Tongern; die dortigen Benediktiner waren vor dem irregulären Abt geflohen und nun bereit, als Kanoniker in St. Georg Aufnahme zu finden. Das Georgsstift gehörte zu den kleineren unter den stadtkölnischen Stiften. Einschließlich des Propstes betrug die Zahl der Kanoniker nie mehr als 20 Mitglieder. Die Mehrzahl unter ihnen besaß nur den Weihegrad eines Diakons oder Subdiakons; lediglich für den Dekan war die Priesterweihe obligatorisch. 1247 wurde angesichts des Mangels an Priesterkanonikern sogar bestimmt, vier Präbenden für Priesterkanoniker zu reservieren. Auf dem Waidmarkt befand sich in Pertinenz des Stiftes ein Hospiz für 13 Arme mit 13 Laienbrüdern, die eine eigene Bruderschaft bildeten und je einen Laienpräbenden zur Verfügung hatten. Der Konvent war gemischtständisch. Nur der Propst stammte in der Regel aus dem Hochadel, was sich im 13. Jahrhundert, endgültig 1375, zugunsten von Bürgersöhnen änderte. Dienstmannen und Inhaber von Hofämtern unterhielt das Stift nicht.
Schon 1171 erfolgte eine Mensateilung; dem Propst wurde eine eigene Pfründe zugeteilt und der Konvent konstituierte sich als ein Kapitel unter der Leitung des Dekans. Wann sich die „vita communis“ auflöste, ist nicht genau festzustellen; 1188 und 1228 jedenfalls ist für den Custos und einen anderen Kanoniker je eine eigene Kurie bezeugt. Wenn noch 1214 und 1247 von einem „dormitorium“ die Rede ist, muss das nicht heißen, dass dieser Saal noch als gemeinsamer Schlafraum genutzt wurde. Der Propst, seit Bestehen der Stiftskirche ihr Seelsorger und Landdekan im Bonn- und Ahrgau, als solcher durch den vom Landkapitel gewählten Vizedekan vertreten, war seit 1171 im Grunde nur noch ein Repräsentationsorgan, der seine Wohnung in der sogenannten Annoburg, dem unvollendeten Turmbau, hatte. Außer den ertragreichen Landdekanaten im Bonn- und Ahrgau (laut „Liber valoris“ mit insgesamt 81 Kirchen) besaß das Stift Besitzungen in Köln selbst, sodann in Aldenhoven, Alfter, Attendorn, Badorf, Berrendorf, Bilme, Blatzheim, Breidenbend, Bremen (bei Werl), Deutz, Efferen, Erp, Engelsdorf, Frauenberg, Frentz, Holzheim, Homberg, Jülich, Kenten, Lengsdorf, Lohmar, Longwich, Menden, Merrich, Niederbolheim, Pulheim, Rachtig, Rennem, Rodenkirchen, Rosellen, Sürth, Ürzig, Ulmen, Vochem, Weiß. Inkorporiert waren die Pfarrkirchen in: Holzheim, Rösberg (bei Hersel), Aldekerk, Frauenberg, Homberg, Bremen (bei Werl), Rosellen (bei Neuss) und in Köln St. Jakob (der Stiftskirche direkt benachbart) sowie die Kirche der Rheinschiffer St. Maria Lyskirchen in Köln (Engels 2006).
Gegründet um 1060 (Stift), aufgehoben 1802 (Bönnen / Hirschmann 2006).
Gedenkstätte Im Eingang von St. Georg und auf dem Kreuzgang (Ehrenhof / Kirchhof) befindet sich heute eine Gedenkanlage für Kriegsopfer, darunter auch Grabstätten von bei dem Luftangriff auf die Kirche vom 2. März 1945 umgekommenen Bombenopfern.
(LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2016)
Internet www.kulturelles-erbe-koeln.de: Gedenkanlage auf dem Kirchhof und im Eingang von St. Georg (abgerufen 17.06.2016)
Literatur
Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) Bonn.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) Bonn.
Ewald, Wilhelm / Clemen, Paul (Hrsg.) (1980)
Die kirchlichen Denkmäler der Stadt Köln, St. Alban - St. Andreas - Antoniterkirche - St. Aposteln - St. Cäcilia - St. Columba - St. Cunibert - Elendskirche - St. Georg. (Die Kunstdenkmäler der Rheinprovinz, Band 6.4.) Düsseldorf (Nachdruck der Ausgabe von 1916).
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