Lage und Darstellung auf historischen Karten
Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit
Neuzeit
Ortsentwicklung und Verkehrsanbindung
Quellen, Internet, Literatur
Lage und Darstellung auf historischen Karten
Im Süden grenzt Widdersdorf an die Kölner Stadtteile Müngersdorf und Lövenich, im Norden und Osten an Bocklemünd/Mengenich und Vogelsang sowie nach Westen hin an Brauweiler, einen Stadtteil von Pulheim im Rhein-Erft-Kreis.
Der heutige Stadtteil Widdersdorf hat keine baulichen Berührungspunkte zu anderen Kölner Stadtteilen.
Der Ort wird geographisch der Mittelterrasse des Rheintals zugerechnet, d.h. dem Rest der ehemaligen Flussterrasse (dem Talboden) des Rheins, der nach der weiteren Eintiefung des Tals durch den Fluss am Hang zurückgeblieben ist. Nördlich des Orts lassen sich noch Reste der ehemaligen Talsohlen des eiszeitlichen Rheins im Gelände erkennen.
In der auf 1663 datierten Karte von Köln und Umgebung Descriptio Agri Civitatis Coloniensis des Johannes Blaeu (1596-1673) findet sich Widdesdorff als kleine Ortschaft dargestellt (vgl. Abbildung).
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) ist die Ortschaft dann als Haufendorf mit einer besiedelten Fläche von knapp 22 Hektar Größe verzeichnet. Nur wenig Veränderung zeigen die Blätter der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme und die Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912). Erst die topographischen Karten TK 1936-1945 lassen ein allmähliches Anwachsen über den alten Ortskern hinaus entlang der Hauptstraße erkennen (vgl. Kartenansicht).
Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit
Als früheste Siedlungsspuren liegen archäologische Funde aus der Jungsteinzeit, der römischen Epoche und aus dem frühen Mittelalter vor. Der Siedlungskern liegt nur knapp zwei Kilometer nördlich der heute als Aachener Straße im Verlauf erhaltenen historischen Handels- und Heerstraße Via Belgica, welche die Hauptstadt Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA, das römische Köln) der römischen Provinz Germania Inferior mit den Niederlanden bzw. der Nordsee und der Atlantikküste verband.
Urkundlich wird der Ort erstmals im Jahr 1109 als Wedersdorp erwähnt, der Name geht wohl auf die Bezeichnung Widder für ein männliches Schaf zurück. Wenige Jahre zuvor finden sich bereits die östlich des Orts liegende Hofsiedlung Rath (1099) und die örtliche Kirche (1106) in Urkunden erwähnt (Wilhelm 2008).
Das Areal von Widdersdorf gehörte während des Mittelalters zunächst zu dem Amt Hülchrath im Erzstift des Kurfürstentums Köln, von dem um das Jahr 1500 das Gericht Königsdorf als eigenes Amt abgeteilt wurde (Janssen 2008, S. 32, Nr. 108). Wohl seitdem verfügte die Abtei Brauweiler als Unterherrschaft des Amtes Königsdorf über die Gerichtsbarkeit in Widdersdorf, die von einem von ihr gestellten Pfarrherren ausgeübt wurde.
In der Aufstellung der zur Herrlichkeit Brauweiler gehörenden Orte werden für das Jahr 1670 26 Häuser für Widdersdorf und den zugehörigen Ratherhof genannt (Fabricius 1898, S. 80, Nr. 386).
Neuzeit
Während der französischen Besatzung im Rheinland (1794 bis 1815) kam der Ort im Zuge der Verwaltungsreformen an die neu geschaffene Mairie de Freimersdorf im Canton Weyden im Arrondissement de Cologne des Département de la Roer, die danach als Bürgermeisterei in den 1816 neu gegründeten preußischen Landkreis Köln überging. Zum Stichtag 20. April 1816 werden für den Ort Widdersdorf 276 Einwohner angeführt - die gesamte Bürgermeisterei Freimersdorf zählte zusammen 1.400 Bewohner mit Brauweiler (369), Dansweiler (270), Freimersdorf (86), Sinthern (384) und Vogelsang (15) (Angaben hier und nachfolgend nach Kisky u.a. 1966, S. 13-14, 23-30 u. 33).
Der Verwaltungssitz der neuen Bürgermeisterei befand sich bis zunächst in Widdersdorf, bevor das Amtslokal zum 19. Februar 1855 nach Brauweiler verlegt wurde. Zum 24. Februar 1927 wurde der Name der vormaligen Gemeinde Freimersdorf per Erlaß des preußischen Staatsministeriums in Gemeinde Brauweiler umbenannt.
Zum 1. Oktober 1934 wurde schließlich das Amt Brauweiler aufgelöst und die zugehörige Landgemeinde in das Amt Lövenich als Rechtsnachfolger eingegliedert. „Die Gemeinden Brauweiler und Lövenich bleiben als selbständige Gemeinden bestehen“.
Für das Jahr 1934 werden 818 Einwohner angegeben (Wilhelm 2008). Die Bürgermeisterei Lövenich wurde zum 30. Juli 1937 in Amt Weiden umbenannt, welches dann zum 1. April 1951 zugunsten selbständiger Gemeinden aufgehoben wurde. Verwaltungssitz der amtsfreien Gemeinde Brauweiler, zu der Widdersdorf nach wie vor gehörte, blieb Brauweiler.
Als Teil der Gemeinde Brauweiler mit insgesamt 7.525 Einwohnern zählte der Ort Widdersdorf zum 1. Januar 1964 1.159 Einwohner.
Im Zuge der kommunalen Neugliederung erfolgte durch § 1 des Köln-Gesetzes zum 1. Januar 1975 die Eingemeindung von Widdersdorf mit seinerzeit 4.528 Einwohnern (Wilhelm 2008) nach Köln in den Stadtbezirk Lindenthal. Gleichzeitig wurde Brauweiler ein Ortsteil der neu gebildeten Großgemeinde Pulheim (seit 1. Januar 1981 Stadt).
Ortsentwicklung und Verkehrsanbindung
Der seit dem Mittelalter durch große Hofanlagen und landwirtschaftliche Nutzung geprägte Ortskern entlang der Hauptstraße bestimmte noch bis in die 1960er-Jahre weitgehend den dörflichen Charakter und die Struktur der Ortschaft. Als erste größere Gewerbeansiedlung gilt die hier zwischen 1902/04 und 1922 ansässige Brauerei Sester (später Kornbrennerei) in der Hauptstraße (Wilhelm 2008).
„Mit dem dominierenden Burghof, der Kirche und der alten Brennerei liegt der bauliche Schwerpunkt des Ortes im Westen. In der östlichen Flur liegen der Rather Hof und der Neu-Subbelrather Hof. In der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts erfolgte eine Verdichtung der Bebauung innerhalb des alten Siedlungsbereiches und in der zweiten Hälfte eine Siedlungserweiterung entlang der vom Ortskern wegführenden Straßen. 1959 begann der Ausbau von Widdersdorf im Osten nördlich und südlich der Hauptstraße“ (www.stadt-koeln.de, Widdersdorf).
In den Jahrzehnten seit den 1970er-Jahren dehnte sich der Stadtteil zunächst über Neubauwohngebiete im Bereich der heutigen Straßen Im Kamp, Zum Dammfelde und Im Buschfelde nach Norden aus. Ein im Jahr 2007 über ein 132 Hektar großes Areal angelegtes Bauprojekt „Widdersdorf Süd“ südlich der Straße Auf der Aspel wurde 2015 nahezu fertiggestellt. Das auch „Prima Colonia“ genannte Projekt hatte nicht nur eine bauliche Erweiterung des Ortes in Richtung Süden zur Folge, sondern auch einen beträchtlichen Zuwachs der Wohnbevölkerung (vgl. Topographische Karten und die Zahlen eingangs).
Über mehrere Buslinien ist der Stadtteil an den Nahverkehr und das Kölner Stadtzentrum angeschlossen. Eine eigene Anbindung an die Kölner Stadtbahnen besteht indes einzig über Haltestellen in den Nachbarstadtteilen Bocklemünd/Mengenich, Lövenich und Weiden.
Der Straßenverkehr ist über die Anschlußstellen Köln-Bocklemünd bzw. -Lövenich an die Bundesautobahn A 1 und weiter südlich über das Autobahnkreuz Köln-West und die A 4 an die weitere Umgebung angeschlossen.
(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2021)
Quellen
- Topographische Karte 1:50000, L 5106 Köln, hrsg. vom Landesvermessungsamt Nordrhein-Westfalen 1962, 2. Auflage 1967, 3. Auflage 1973 und 4. Auflage 1977.
Internet
www.stadt-koeln.de: Widdersdorf (abgerufen 19.10.2021)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen. Zahlen 2019 (PDF-Datei, 2,5 MB, Stand 31.12.2019, abgerufen 19.10.2021)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteile in Zahlen, 2. Jahrgang 2010 (PDF-Datei 1,6 MB, Stand 31.12.2009, abgerufen 19.10.2021)
de.wikipedia.org: Widdersdorf (Köln) (abgerufen 19.10.2021)
www.stadt-koeln.de: Kölner Denkmalliste (abgerufen 19.10.2021)