Die 1024 gegründete Abtei Brauweiler gehört mit ihrer romanischen Abteikirche, dem mittelalterlichen Kreuzgang und den barocken Prälaturgebäuden zu den schönsten erhaltenen Klosteranlagen in Rheinland. Die Gebäude beherbergen heute Kulturdienststellen des LVR und dienten 2001 als „Mördergrube“.
Patrozinium: Nikolaus. Orden: Benediktinerabtei (Männerkloster). Geschichte (Gründung und Entwicklung bis um 1200): 1024 gegründet vom rheinischen Pfalzgrafen Ezzo und seiner Gemahlin Mathilde (Schwester Kaiser Ottos III.); Haus- und Grabkloster der Ezzonen. Wichtigste Quelle „Fundatio Brunwilarensis“ (um 1080 verfaßt). 1051 vom Kölner Erzbischof Hermann II. (letztes Mitglied des Gründergeschlechts) der Kölner Kirche geschenkt (1052 von Papst Leo IX. bestätigt). Fortan wichtiger Eckpfeiler des Erzstiftes. 1095 über die Kölner Abtei St. Pantaleon an die Siegburger Reform angeschlossen (Engels 2006).
Die Geschichte der Abtei Im seit der älteren Eisenzeit besiedelten Ortsgebiet von Brauweiler befand sich in römischer Zeit eine zu einem Gutshof gehörende villa rustica. Die 'Fundatio monasterii Brunwilarensis', eine erzählende Quelle eines Brauweiler Mönches gegen Ende des 11. Jahrhunderts, berichtet von einer vielleicht zur Mitte des 8. Jahrhunderts errichteten hölzernen Kapelle, welche nach ihrem Verfall 985 wieder aufgefunden und durch Pfalzgraf Hermann I. (+996) aus Stein zusammen mit einem Hofgut neu erbaut wurde.
Die Benediktinerabtei Brauweiler wurde 1024 durch den Pfalzgrafen von Lothringen Ezzo (auch Ehrenfried bzw. Erenfrid, 955-1034) und seiner Gemahlin Mathilde (979-1025, die dritte Tochter von Kaiser Otto II. und Kaiserin Theophanu, Schwester Kaiser Ottos III.) in der Nähe zu deren dort befindlichen Hofgut gegründet. Nach der Weihe von Kirche (Nikolaus-Patrozinium) und Kloster 1028 wurde der Gründungsakt mit der Ordination des ersten Abts Ellos aus der Reichsabtei Sankt Maximin bei Trier 1030 abgeschlossen. Ein Sohn Ezzos und Mathildes, der Kölner Erzbischof Hermann II. (995-1056), übertrug das Kloster 1051 an die Kölner Bischofskirche, was 1052 von Papst Leo IX. bestätigt wurde.
Durch weitere Zuwendungen schuf die ebenfalls aus der ezzonischen Familie stammende Königin von Polen Richeza (um 995-1063) nach 1054 eine ausreichende Besitzgrundgrundlage für die Abtei, die zugleich Haus- und Grabkloster der Ezzonen war und sich nachfolgend zu einem wichtigen Eckpfeiler des Erzstiftes , entwickelte. 1095 schloss sich die Abtei über die Kölner Abtei Sankt Pantaleon der Siegburger Reform an (eine klösterliche Reformbewegung des benediktinischen Mönchstums) (Wisplinghoff 2002 und Engels 2006, S. 21). Im kurkölnischen Amt Königsdorf bildete Brauweiler zusammen mit den benachbarten Dörfern Sinthern, Freimersdorf, Dansweiler, Widdersdorf, Klein-Königsdorf und Mansteden eine kölnische Unterherrschaft (Janssen 2008, S. 37). Die ehemalige Abteikirche und heutige Pfarrkirche Sankt Nikolaus und Sankt Medardus wurde im wesentlichen zwischen 1136 bis 1220/1225 errichtet. Eine doppelte Abtswahl 1313 und die Pest von 1349 gefährdeten die Existenz des Klosters. Die Übergabe des zuvor vornehmlich aus dem niederen Adel besetzten Klosters an bürgerliche, der Reformbewegung der Bursfelder Kongregation zuzurechnende Mönche aus Groß-Sankt Martin in Köln begründete nach 1467 allmählich eine neue Blütezeit zum Ende des 17. Jahrhunderts. Die Errichtung des 1780-1785 nach Plänen von Nikolaus Lauxen entstandenen Prälatenflügels erfolgte bereits unter dem 51. und letzten Abt der Abtei, Anselm Aldenhoven (1732-1810, Brauweiler Abt von 1778-1802).
Im Süden der Abtei angelegten Wirtschaftshof wurden Waren wie Nahrungsmittel und andere Versorgungsgüter angeliefert. In den dortigen Gebäudeflügeln waren dementsprechend u.a. Lager- und Wirtschaftsräume untergebracht. Die ursprünglich 36 in der Abtei lebenden Mönche versorgten sich mithilfe von Ländereien und Höfen selbst. Der Wirtschaftshof wurde etwas später als die Prälatur fertig gestellt.
Aufhebung des Klosters Nach dem Einmarsch der Franzosen ins Rheinland 1794 erfolgte im Zuge der Säkularisation 1802 die Aufhebung des Klosters. Die ehemalige Abteikirche wurde nun zur katholischen Pfarrkirche und die Abteigebäude ab 1809/1811 als Bettlerdepot bzw. Bettleranstalt genutzt, die nach 1815 durch Preußen als „Arbeits- bzw. Korrektionsanstalt“ weiter geführt wurde. Unter der NS-Herrschaft wurde die Anstalt als Konzentrationslager und Gefängnis weitergeführt. Heute dokumentiert die Gedenkstätte Brauweiler die Geschichte der ehemaligen Arbeitsanstalt von 1933 bis 1945. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurden von 1945-1949 in Brauweiler so genannte „Displaced persons“ untergebracht. Zwischen 1954 und 1978 wurden in der „Rheinischen Landesarbeitsanstalt“ psychisch kranke, alkohol- und drogenabhängige Menschen behandelt, die Einrichtung wurde 1969 in ein Landeskrankenhaus (Fachklinik für Psychiatrie und Neurologie) umgewandelt, welche 1978 geschlossen wurde. Die Gebäude der ehemaligen Abtei Brauweiler beherbergen heute Kulturdienststellen des LVR und das Archiv des LVR.
Die Abtei Brauweiler als „Tatort“- und „Wilsberg“-Drehort Die Abtei diente als Drehort für den 2001 ausgestrahlten WDR-Tatort „Mördergrube“, ein Fall des Kölner Ermittler-Teams Max Ballauf und Freddy Schenk unter der Regie von Christiane Balthasar (*1970). In dem Kriminalfilm fällt der mörderische Schuss aus einem Fenster im Dachgeschoss der Abtei, die in dem Film als juristische Fakultät der Universität Köln dargestellt ist: „da wurde die juristische Fakultät der Kölner Uni – in Wirklichkeit ein paar graue Zweckbauten – in die schöne Abtei Brauweiler vor den Toren Kölns verlegt, offensichtlich aus Gründen der Optik.“ (Bollhöfer 2007). Ferner war die Abtei Drehort der 2011 ausgestrahlten Folge 33 „Im Namen der Rosi“ (Regie: Hans-Günther Bücking, *1951) der im westfälischen Münster spielenden ZDF-Krimiserie „Wilsberg“. Kloster und Kreuzgang dienten hier als Kulisse eines fiktiven Klosters Melkwegen.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2010/2021 / LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum, 2010)
Hinweise Die Benediktinerabtei Brauweiler ist wertgebendes Element des historischen Kulturlandschaftsbereichs Abtei Brauweiler (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 311).
Die Abtei Brauweiler war anlässlich des 1000-jährigen Jubiläums ihrer Gründung KuLaDig-Objekt des Monats im Juni 2024.
Quelle Broschüre „Rundgang durch die Abtei“ (LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler, 2021, PDF-Datei, 4,27 MB, abgerufen 30.04.2024)
Internet www.abteibrauweiler.lvr.de: Geschichte und Nutzung (abgerufen 15.07.2016) abteibrauweiler.lvr.de: Broschüre „Rundgang Abtei“, LVR-Kulturzentrum Abtei Brauweiler, 2021, PDF-Datei, 4,1 MB (abgerufen 07.05.2024) de.wikipedia.org: Abtei Brauweiler (abgerufen 18.11.2010) de.wikipedia.org: Wilsberg: Im Namen der Rosi (abgerufen 15.05.2017) www.rheinische-geschichte.lvr.de: Siegburger Reform (abgerufen 02.01.2017) www.afz.lvr.de: Geschichte der Abtei; LVR-Archivberatungs- und Fortbildungszentrum (abgerufen 18. November 2010, Inhalt nicht mehr verfügbar 15.07.2016)
Literatur
Bollhöfer, Björn (2007)
Geographien des Fernsehens. Der Kölner Tatort als mediale Verortung kultureller Praktiken. (Kultur- und Medientheorie.) S. 217, Bielefeld.
Engels, Odilo (2006)
Klöster und Stifte von der Merowingerzeit bis um 1200. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.2.) Bonn.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 866-867, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) Köln.
1000 Jahre Abtei Brauweiler. Kloster, Gefängnis, Kulturdenkmal. Köln.
Landschaftsverband Rheinland; Deutsche St. Jakobus-Gesellschaft (Hrsg.) (2014)
Jakobswege. Wege der Jakobspilger im Rheinland, Band 1: In 8 Etappen von Wuppertal über Köln nach Aachen/Belgien. Köln (5. Auflage).
Mainzer, Udo (2003)
Die ehemalige Benediktinerabtei Brauweiler in Pulheim. (Rheinische Kunststätten, Heft 474.) Köln u. Neuss.
Schaffer, Wolfgang (Hrsg.) Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2024)
Von der Arbeitsanstalt zum Kulturzentrum. Beiträge zur Geschichte der Abtei Brauweiler nach 1945. Berlin.
Schreiner, Peter (2009)
Die Geschichte der Abtei Brauweiler bei Köln: 1024-1802. (Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde, Sonderveröffentlichung, 30.) Pulheim (ergänzte Neuauflage).
Wisplinghoff, Erich (2002)
Artikel "Brauweiler". In: Lexikon des Mittelalters 2, S. Sp. 595-596. München.
Wißkirchen, Josef (1992)
Stadt Pulheim: Geschichte ihrer Orte von 1914 bis zur Gegenwart. (Pulheimer Beiträge zur Geschichte und Heimatkunde, Sonderveröffentlichung 7.) Köln.
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