Stadtteil Köln-Lövenich

Stadtteil 308 im Kölner Stadtbezirk 3 Lindenthal

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Köln, Pulheim
Kreis(e): Köln, Rhein-Erft-Kreis
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 56′ 42,87″ N: 6° 49′ 46,73″ O 50,94524°N: 6,82965°O
Koordinate UTM 32.347.535,54 m: 5.645.978,37 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.558.350,99 m: 5.645.882,68 m
  • Der Kölner Randkanal in Köln-Lövenich (2012)

    Der Kölner Randkanal in Köln-Lövenich (2012)

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    Knieps, Elmar
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    Elmar Knieps
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  • Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

    Ausschnitt eines Kupferstichs von Joan Blaeu (1596-1673), die auf 1663 datierte Karte "Descriptio Agri Civitatis Coloniensis" zeigt die Umgebung von Köln.

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    Blaeu, Joan / Rheinisches Bildarchiv (gemeinfrei)
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    Joan Blaeu
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  • Überflutung zwischen Lövenich und Brauweiler im Jahre 1958 (1958)

    Überflutung zwischen Lövenich und Brauweiler im Jahre 1958 (1958)

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    Reinhard Zeese
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    unbekannt
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  • Erzählstation "Rechteckschütz und Absturz" am Kölner Randkanal (2014)

    Erzählstation "Rechteckschütz und Absturz" am Kölner Randkanal (2014)

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    Reinhard Zeese
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    Reinhard Zeese
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Der Kölner Stadtteil 308 Lövenich gehört zum Stadtbezirk 3 Lindenthal. In dem 1975 nach Köln eingemeindeten Stadtteil leben heute etwa 9.200 Menschen (8.340 Einwohner*innen im Jahr 1995, 8.414 im Jahr 2009 und 9.205 zum 31.12.2019 nach www.stadt-koeln.de). Die Gesamtfläche beträgt 3,69 Quadratkilometer, der Erholungsflächenanteil liegt bei 2,9 Prozent (www.stadt-koeln.de).

Lage und Darstellung auf historischen Karten
Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit
Neuzeit
Jüngere Ortsentwicklung und Verkehrsanbindung
Internet, Literatur

Lage und Darstellung auf historischen Karten
Im Süden grenzt Lövenich entlang der Bahnstrecke Köln-Düren-Aachen an Köln-Weiden, im Osten entlang der in diesem Teilabschnitt zur Lärmreduzierung überdachten Bundesautobahn A1 an Köln-Müngersdorf sowie im Norden an Köln-Widdersdorf. Nach Westen hin grenzt der Kölner Stadtteil an Freimersdorf, einen Stadtteil von Pulheim im Rhein-Erft-Kreis.
In der auf 1663 datierten Karte von Köln und Umgebung Descriptio Agri Civitatis Coloniensis des Johannes Blaeu (1596-1673) findet sich Lovenich als kleine Ortschaft dargestellt (vgl. Abbildung).
Auf den historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) ist die Ortschaft als nahezu quadratisches Haufendorf mit einer besiedelten Fläche von etwa 20 Hektar Größe verzeichnet, ebenso in der zwischen 1836 und 1850 erarbeiteten Preußischen Uraufnahme. Erst die Blätter der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) und die topographischen Karten TK 1936-1945 lassen ein allmähliches Anwachsen über den alten Ortskern hinaus erkennen (vgl. Kartenansicht).
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Antike, Mittelalter und Frühe Neuzeit
In den lange Zeit zu Lövenich gehörenden Orten Klein- und Großkönigsdorf sind römische Siedlungsreste bekannt, darunter eine der bedeutendsten römischen Gutsanlagen im Rheinland, die 2004 entdeckte und nachfolgend überbaute villa rustica in der Gemarkung „In der Widdau“. Gutshöfe vor Ort versorgten die Colonia Claudia Ara Agrippinensium (CCAA, das römische Köln) über die bis heute als Aachener Straße im Verlauf erhaltene historische Handels- und Heerstraße Via Belgica, welche die Hauptstadt der römischen Provinz Germania Inferior mit den Niederlanden bzw. der Nordsee und der Atlantikküste verband.

„Lövenich, dessen Name von ‚Luviniacum', einem Gut der Kelten, abgeleitet wird, findet zum ersten Mal im Jahr 1028 urkundliche Erwähnung. [Diese Urkunde gilt jedoch als Fälschung aus der Mitte des 12. Jahrunderts, der erste gesicherte Beleg stammt aus dem Jahr 1051, Verf.] Seinerzeit soll Ezzo, der Pfalzgraf von Lothringen, seine dortigen Besitztümer der von ihm gegründeten Abtei Brauweiler übertragen haben. Weitere Hofgüter und das Recht, den neuen Pfarrer zu benennen, waren im Besitz von Rittern und Kölner Bürgern. In einer Urkunde vom Mai 1361 bestätigt der Kölner Erzbischof das Patronat des Johanniterordens in Lövenich. Nach und nach vermehrten die Johanniter ihren Landbesitz, so dass sie Ende des 14. Jahrhunderts über mehr als die Hälfte der Lövenicher Ländereien verfügten. Durch einen Gütertausch erhielt der Orden dann auch von der Abtei Brauweiler all deren Herrschafts- und Gerichtsrechte im Dorf und in der Pfarrei Lövenich sowie die dortigen Besitzungen.“ (www.stadt-koeln.de, Lövenich)

Das Areal von Lövenich mit einer Mitte des 15. Jahrhunderts belegten Landzollstätte des Kölner Erzbischofs (Pfeiffer 2000) gehörte während des Mittelalters zunächst zu dem Amt Hülchrath im Erzstift des Kurfürstentums Köln, von dem um das Jahr 1500 das Gericht Königsdorf als eigenes Amt abgeteilt wurde (Janssen 2008, S. 27 u. 32, Nr. 111). Zusammen mit dem der kurkölnischen Unterherrschaft Lövenich zugerechneten „Teil v. Weiden“ nördlich der früheren römischen Fernstraße umfasste die Herrlichkeit Lövenich insgesamt ca. 549 Hektar bei 44 Häusern im Jahr 1670 (Fabricius 1898, S. 80, Nrn. 381 u. 392 und Wilhelm 2008).

Zwischen 1361 und 1798 war das vor der Mitte des 13. Jahrhunderts in Köln eingerichtete Johanniterkloster St. Johann und St. Cordula Souverän über die beiden Herrlichkeiten Junkersdorf und Lövenich (Hegel 1992, Groten u.a. 2006 und Wilhelm 2008; bei Fabricius 1898, S. 103 wird hingegen das „Antoniterkloster zu Köln“ genannt). Die auch St. Jacorden genannte Kommende (eine Niederlassung, in der Angehörige des Ritterordens leben), wurde während der Franzosenzeit (1794 bis 1815) aufgehoben und die einst etwa 500 Meter nördlich des Domes im Bereich der heutigen Johannisstraße befindliche Kirche im Jahr 1807 abgerissen.
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Neuzeit
„Die Souveränität der Kölner Johanniterkommende endete 1798. Die 1802 gegründete Bürgermeisterei Lövenich bestand neben dem Dorf Lövenich aus Weiden, Üsdorf, Junkersdorf sowie Groß- und Kleinkönigsdorf (heute zu Frechen)“ (www.stadt-koeln.de, Lövenich; ebenso Wilhelm 2008).

„Durch Einführung der in Frankreich gültigen Verwaltungsreform 1798 wurde Weiden Hauptort des 'Canton de Weyden', der unter anderem die [heute, Verf.] zum Stadtbezirk Lindenthal gehörenden Gemeinden Lövenich, Widdersdorf, Junkersdorf, Müngersdorf sowie Melaten und Kriel umfasste. 1802 wurden die Kantone aufgelöst und die Vielzahl der kleinen Gemeinden zu Großbürgermeistereien zusammengefasst“ (zitiert nach www.stadt-koeln.de, Weiden).

Nach der Franzosenzeit ging die vormalige Mairie Lövenich im Canton Weyden als Bürgermeisterei in den neu gegründeten preußischen Landkreis Köln über. Zum Stichtag 20. April 1816 werden für den Ort Lövenich 315 Einwohner angeführt und die gesamte Bürgermeisterei Lövenich zählte 1.233 Bewohner mit Großkönigsdorf (233), Kleinkönigsdorf (226), Junkersdorf (222), Usdorf (100) und Weiden (137).

Zum 1. Oktober 1934 wurde das Amt Brauweiler aufgelöst und die zugehörige Landgemeinde in das Amt Lövenich als Rechtsnachfolger eingegliedert. „Die Gemeinden Brauweiler und Lövenich bleiben als selbständige Gemeinden bestehen“.
Die Bürgermeisterei Lövenich wurde zum 30. Juli 1937 in Amt Weiden umbenannt, welche dann zum 1. April 1951 zugunsten selbständiger Gemeinden aufgehoben wurde. Weiden blieb Verwaltungssitz der amtsfreien Gemeinde Lövenich. Als Teil der gleichnamigen Gemeinde mit insgesamt 18.754 Einwohnern zählte der Ort Lövenich zum 1. Januar 1964 3.389 Einwohner (Angaben vorab nach Kisky u.a. 1966, S. 13 u. 25f.).
Mit Stand vom 30. Juni 1967 werden für die Gemeinde Lövenich im Landkreis Köln mit den Orten Junkersdorf, Königsdorf, Lövenich und Weiden ein Gebiet von 17,26 km2 und 25.139 Einwohner genannt (de.wikipedia.org, Lövenich, Kreis Köln).

Im Zuge der kommunalen Neugliederung erfolgte zum 1. Januar 1975 durch § 1 des Köln-Gesetzes die Eingemeindung von Lövenich nach Köln in den Stadtbezirk Lindenthal (www.stadt-koeln.de, Lövenich). Dabei fielen die vormaligen Ortsteile Klein- und Großkönigsdorf an die Stadt Frechen und einige Grundstücke an die gleichzeitig neu gebildete Großgemeinde Pulheim (seit 1. Januar 1981 Stadt).
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Jüngere Ortsentwicklung und Verkehrsanbindung
Die Entwicklung des Ortes Lövenich wurde - gleiches gilt auch für Köln-Weiden - wesentlich durch die Anbindung an die zwischen 1839 und 1841 erbaute Stammstrecke der Rheinischen Eisenbahn-Gesellschaft vom Kölner Bahnhof „Am Thürmchen“ zum Bahnhof „Aachen Rheinisch“ (dem Vorgängerbau des heutigen Aachener Hauptbahnhofs) geprägt. Die militärisch-strategisch bedeutsame und zugleich auch wirtschaftliche erfolgreiche Strecke des „Eisernen Rheins“ wurde am 2. Juli 1840 für den Personenverkehr bis Lövenich eröffnet und ein gutes Jahr später erfolgte am 1. September 1841 die Eröffnungsfahrt von Lövenich nach Aachen. Das erste Lövenicher Bahnhofsgebäude entstand um 1860, es wurde in den 1990er-Jahren im Zuge des Ausbaus der Bahnstrecke für Hochgeschwindigkeitszüge und für den S-Bahn-Verkehr geschlossen und abgebaut.

Seit der Wende zum 20. Jahrhunderts entstanden in der Umgebung des Bahnhofs zweigeschossige vorstädtische Reihenhäuser und Wohngruppen mit Vorgärten:
„Das fast quadratische Haufendorf Lövenich besteht aus dem nördlichen dörflichen Bereich mit Landarbeiter- und Wohnhäusern und dem südlichen Bereich der großen Hofanlagen. Beide Bereiche werden durch das romanische Kleinod, die Kirche Sankt Severinus, und den aufgelassenen alten Friedhof verbunden.
Durch den Erhalt aller bedeutenden Hofanlagen und der dazu gehörigen dörflichen Struktur hat sich in einzigartiger Weise die bauliche und soziale Struktur eines Dorfes bewahrt. Erst nach 1945 entstanden größere Neubaugebiete.“
(www.stadt-koeln.de, Lövenich).

Eine gute Anbindung an den Kölner Nahverkehr besteht über den Haltepunkt Köln-Lövenich der S-Bahnstrecke Köln-Düren sowie die nahe gelegene Straßenbahnhaltestelle Weiden Zentrum, über die das Kölner Zentrum in wenigen Minuten erreichbar sind. Beide Strecken treffen sich unmittelbar westlich der Stadtteile Lövenich und Weiden an der zur Fußballweltmeisterschaft 2006 in Deutschland eingeweihten Bahnstation Weiden West mit einer angegliederten Park&Ride-Fläche mit 680 PKW-Parkplätzen.
Mehrere Buslinien verbinden den Stadtteil mit seinem Umland und der Straßenverkehr ist über die hier kreuzenden Bundesautobahnen A 1 und A 4 an die weitere Umgebung angeschlossen.

(Franz-Josef Knöchel, Digitales Kulturerbe LVR, 2021)

Internet
www.stadt-koeln.de: Lövenich (abgerufen 15.10.2021)
www.stadt-koeln.de: Weiden (abgerufen 15.10.2021)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteilinformationen. Zahlen 2019 (PDF-Datei, 2,5 MB, Stand 31.12.2019, abgerufen 15.10.2021)
www.stadt-koeln.de: Kölner Stadtteile in Zahlen, 2. Jahrgang 2010 (PDF-Datei 1,6 MB, Stand 31.12.2009, abgerufen 15.10.2021)
de.wikipedia.org: Lövenich (Köln) (abgerufen 14.10.2021)
de.wikipedia.org: Lövenich (Kreis Köln) (abgerufen 15.10.2021)
www.stadt-koeln.de: Kölner Denkmalliste (abgerufen 14.10.2021)
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Literatur

Fabricius, Wilhelm (1898)
Erläuterungen zum geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz. (2 Bände, Nachdruck 1965). Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 601-602, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Hegel, Eduard (1992)
Das mittelalterliche Pfarrsystem und seine kirchliche Infrastruktur in Köln um 1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.1.) S. 17 u. 26, Köln.
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.14-15.) Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Pfeiffer, Friedrich (2000)
Transitzölle 1000-1500. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VII.10.) S. 65, Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 299, Köln (2. Auflage).

Stadtteil Köln-Lövenich

Schlagwörter
Ort
50859 Köln - Lövenich
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Literaturauswertung
Historischer Zeitraum
Beginn 1028 bis 1975

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„Stadtteil Köln-Lövenich”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-343108 (Abgerufen: 19. April 2024)
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