Via Belgica

Via Agrippinensis, Teilabschnitt der römischen Fernstraße von Köln nach Boulogne-sur-Mer, Aachener Straße in Köln

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Archäologie
Gemeinde(n): Aldenhoven, Baesweiler, Bergheim (Nordrhein-Westfalen), Elsdorf (Nordrhein-Westfalen), Frechen, Herzogenrath, Jülich, Köln, Landgraaf, Niederzier, Übach-Palenberg
Provinz(en): Limburg
Kreis(e): Düren, Heinsberg, Köln, Rhein-Erft-Kreis, Städteregion Aachen
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 50° 55′ 42,95″ N: 6° 30′ 24,03″ O 50,9286°N: 6,50668°O
Koordinate UTM 32.324.787,34 m: 5.644.845,25 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.535.665,65 m: 5.643.825,46 m
  • Via Belgica

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  • Blick von der Ecke Goethestraße / Aachener Straße auf das Einkauszentrum "Rhein-Center" in Köln-Weiden (2021).

    Blick von der Ecke Goethestraße / Aachener Straße auf das Einkauszentrum "Rhein-Center" in Köln-Weiden (2021).

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  • Blick entlang der Aachener Straße in Köln-Weiden Ecke Moltkestraße (2021).

    Blick entlang der Aachener Straße in Köln-Weiden Ecke Moltkestraße (2021).

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  • Pförtnerhaus und Zugang zum Römergrab in Köln-Weiden an der heutigen Aachener Straße, früher römische Via Belgica (2021).

    Pförtnerhaus und Zugang zum Römergrab in Köln-Weiden an der heutigen Aachener Straße, früher römische Via Belgica (2021).

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  • Ausschnitt aus der "Tabula Peutingeriana" mit dem Rheinland zwischen Maas, Mosel und Rhein.

    Ausschnitt aus der "Tabula Peutingeriana" mit dem Rheinland zwischen Maas, Mosel und Rhein.

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  • Via Belgica, Römische Straßentrasse, dargestellt auf der Deutschen Grundkarte, erkennbar auf einem historischen Luftbild um 1930, auf der aktuellen Luftbildkarte und im Laserscan (2008)

    Via Belgica, Römische Straßentrasse, dargestellt auf der Deutschen Grundkarte, erkennbar auf einem historischen Luftbild um 1930, auf der aktuellen Luftbildkarte und im Laserscan (2008)

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  • Die moderne Aachener Straße in Köln auf der Trasse der Via Belgica (2008).

    Die moderne Aachener Straße in Köln auf der Trasse der Via Belgica (2008).

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In römischer Zeit waren der Rhein und die Atlantikküste am Ärmelkanal durch die Fernstraße von Köln nach Boulogne-sur-Mer verbunden. Etwa 60 Kilometer dieses überregional bedeutenden europäischen Bodendenkmals liegen heute auf rheinischem Boden, von dort aus verläuft die Straße durch die niederländische Provinz Zuid Limburg, über die Wallonie in Belgien und das Departement Nord-Pas de Calais zur Küste an den Ärmelkanal.
Gebaut wurde die Straße vermutlich bereits zur Zeit des Kaisers Augustus (regierte 31 v. Chr. bis 14 n. Chr.) und diente der West-Ost Erschließung der eroberten Gebiete in den Provinzen Niedergermanien und Belgica. Kaiser Claudius (regierte 41-54) nutzte diese Verkehrsader für die Eroberung Großbritanniens, auf ihr fanden die Truppenbewegungen an die Küste statt.

Die Via Belgica im Rheinland
Verlauf / Lokalisierung
Ein „Knick“ in der Trassenführung bei Quadrath-Ichendorf und zwei Trassenvarianten bei Jülich

Die Via Belgica im Rheinland
Im Rheinland durchquert die Römerstraße ausgehend von Köln (Colonia Claudia Ara Agrippinensium, CCAA), der ehemaligen Hauptstadt der Provinz Niedergermanien, Frechen, Bergheim, Elsdorf, Jülich, Aldenhoven, Baesweiler und Übach-Palenberg. Ihre Trasse verläuft in leichter Süd-West-Richtung durch die fruchtbare Lösslandschaft bis sie Rimburg an der heutigen Grenze zwischen den Niederlanden und Deutschland erreicht.
Kennzeichnendes Merkmal dieser Fernstraße ist die einheitliche Bauweise in meist geradlinigen Abschnitten, die heute noch in der Landschaft gut zu verfolgen sind. Sie besteht aus einem im Laufe der Jahre verbreiterten Straßendamm und meist zwei begleitenden Straßengräben. Ihr Aufbau ist durch zahlreiche archäologische Untersuchungen – wie z.B. im Staatsforst Ville und im Tagebau Hambach – umfassend belegt. Im Staatsforst Ville westlich Frechen ist die Straße heute noch als Damm deutlich unter dem Baumbewuchs auf einer Strecke von zirka 1,2 Kilometer zu erkennen.

Anfang des 20. Jahrhunderts hob sie sich noch als durchschnittlich 14-18 Meter breite und bis zu 1,30 Meter hohe Bahn von ihrem Umfeld ab. 1964 führte Wilhelm Piepers eine Untersuchung im Bereich des Straßenkörpers durch und legte eine Sondage an. Die beiderseits von Gräben begleitete Straße wies von Grabenmitte zu Grabenmitte eine Breite von 24,80 Metern auf. Der eigentliche bekieste Straßenkörper ist stets schmaler. Seine Breite schwankt von 4,90 Meter bei Anlage der Straße bis zu 7 Meter in der letzten Ausbauphase. Die vielen übereinander liegenden dünnen Kiesbänder entsprechen wiederholten Ausbesserungen und Verbreiterungen des Straßenkörpers. Die zum Straßenkörper gehörigen jeweiligen seitlichen Sandaufschüttungen werden vom Ausgräber als „Sommerwege“ interpretiert.
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Verlauf / Lokalisierung
Die Straße ist in ihrem Verlauf fast vollständig lokalisiert. Zwischen Köln und Jülich ist sie bis in unsere Zeit über weite Strecken als Straße erhalten geblieben (K 33 und B 55 alt) und wird heute noch als solche genutzt. Der Abschnitt der Straße von Jülich nach Rimburg verlor in nachrömischer Zeit seine Funktion als überregionale Verkehrsader und wurde von einer landwirtschaftlich genutzten Landschaft überprägt. Stattdessen gewann die Verbindung Jülich-Aachen an Bedeutung. Beschreibungen aus dem späten 19. und frühen 20. Jahrhundert geben aber an, dass die Trasse der Römerstraße Köln-Rimburg in den Feldern noch deutlich zu sehen war. Heutzutage ist sie auf der Erdoberfläche nicht mehr zu erkennen, nur einzelne, meist kurze Abschnitte werden als Feldwege oder Hauptstraßen in einzelnen Orten genutzt.

Dennoch sind Lage und Verlauf der römischen Fernstraße auch im Bereich zwischen Rurtal bei Jülich und Rimburg an der niederländischen Grenze bekannt. Die Lokalisierung der Fernstraße auf der Lösshochfläche zwischen Rurtal und Boscheln (Stadt Übach-Palenberg) gelang Gunter Amtmann durch systematische Erkundung aus der Luft in den Jahren 1981 bis 1984. Er konnte die Straße fast lückenlos auf einer Länge von rund 8 Kilometern dokumentieren. Die Straßentrasse ist im Luftbild deutlich an den begrenzenden Gräben zu erkennen.
Die Römerstraße von Köln nach Boulogne-sur-Mer ist eine bedeutende überregionale Fernstraße, die die Hauptstadt der Provinz Niedergermanien Colonia Claudia Ara Agrippinensium (Köln) mit dem Atlantik verband. Der Verlauf dieser römischen Hauptverkehrsachse ist durch die Tabula Peutingeriana, eine Karte, die das Straßennetz in spätrömischer Zeit wiedergibt, überliefert (vgl. Abbildung).

Entlang dieser Römerstraße lagen geschlossene Siedlungen, so genannte vici wie in Jülich, Baesweiler oder auch Rimburg sowie verschiedene Einrichtungen, die einerseits zur Organisation und Sicherung des Verkehrs, andererseits zur Unterbringung der Reisenden dienten. In römischer Zeit erschloss die Straße den Zugang zu den römischen Gutshöfen (villae rusticae), die in unterschiedlicher Entfernung an beiden Seiten der Straße gelegen haben. Bereits ab der ersten Hälfte des 1. Jahrhunderts n. Chr. wird entlang der Straße außerhalb der jeweiligen geschlossenen Siedlungen bestattet. Auch die zu den villae rusticae gehörenden Grabanlagen lagen oft an der Straße.
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Ein „Knick“ in der Trassenführung bei Quadrath-Ichendorf und zwei Trassenvarianten bei Jülich
Bei der Erforschung und Kartierung der Römerstraße fiel ein „Knick“ in der Trassenführung bei Quadrath-Ichendorf auf. Eine eindeutige Erklärung dafür gibt es nicht, ein antiker Vermessungsfehler ist nicht auszuschließen.
Ferner gibt es bei Jülich zwei Trassenvarianten: Eine südlich im Bogen verlaufende Straßenführung scheint die tatsächlich über Jahrhunderte genutzte Route zu sein. Eine gerade verlaufende Variante konnte in zahlreichen Prospektionsmaßnahmen (Luftbildauswertungen, geophysikalischen Messungen, Sondageschnitten) nicht nachgewiesen werden. Erst bei einer archäologischen Untersuchung im Zusammenhang mit dem Bau der Ortsumgehung Koslar im Jahr 2009 wurden Abschnitte von zwei parallel verlaufenden römischen Gräben vorgefunden, die mit dem bis dahin nicht belegten Teilstück in Verbindung gebracht werden können. Der Straßendamm wurde jedoch auch hier nicht angetroffen. Ob die bauliche Umsetzung tatsächlich zu Ende geführt wurde, ist also weiterhin nicht eindeutig geklärt (vgl. Hofmann 2010).
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(Susanne Jenter, LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland, 2010/2020)

Literatur

Andrikopoulou-Strack, Nora; Jenter, Susanne; Ulbert, Cornelius / LVR-Amt für Bodendenkmalpflege im Rheinland (Hrsg.) (2010)
Regionale 2010: Erlebnisraum Römerstraße. via belgica Köln-Boulogne sur mer. Köln.
Claßen, Erich; Rind, Michael M.; Schürmann, Thomas; Trier, Marcus (Hrsg.) (2021)
Roms fließende Grenzen. Archäologische Landesausstellung Nordrhein-Westfalen, Begleitband zur Ausstellung 2021-2022. (Schriften zur Bodendenkmalpflege in Nordrhein-Westfalen 12.) S. 134-141, Darmstadt.
Hofmann, Manuel (2010)
Zwei Gräben - Neues zur Via Belgica. In: Archäologie im Rheinland 2009, S. 103-105. Stuttgart.

Via Belgica

Schlagwörter
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Archäologie
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Archäologische Prospektion
Historischer Zeitraum
Beginn -15 bis 14

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Empfohlene Zitierweise
„Via Belgica”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-SJ-20100608-0001 (Abgerufen: 12. Oktober 2024)
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