Zollstock gehört als Kölner Stadtteil 205 zum Stadtbezirk 2 Rodenkirchen. In dem linksrheinischen Stadtteil leben heute etwa 23.000 Menschen auf einer Fläche von 5,03 Quadratkilometern.
Siedlungsgeschichte Die Besiedlung des Zollstocker Gebiets südlich der Kölner Innenstadt erfolgte erst recht spät ab den 1870er-Jahren. Aufgrund reicher Lehmvorkommen vor Ort siedelten sich hier Ziegeleien an und auf diese folgend entstanden zugehörige Arbeiterunterkünfte und -siedlungen. Die Lehmhütten und die Kiesgruben führten dazu, dass es in Zollstock - so der Bürgerverein Zollstock - „aussah wie eine Mondlandschaft: Brachgelände, Mulden, Erdhügel, einige größere Gruben am Gottes- und Zollstocksweg reichten sogar bis aufs Grundwasser.“ (www.koeln-lotse.de) Erst im Jahr 1877 verzeichnet das Kölner Adressbuch den Ort, dessen Name sich von einem kleineren Zollhaus ableitet und keineswegs von einem für gewöhnlich als Zollstock bezeichneten Gliedermaßstab. Die als „Zollstock“ bezeichnete Zollstation befand sich einst am Schnittpunkt von Wegen des um die Stadt Köln herum führenden mittelalterlichen Bischofswegs, der die Grenze zwischen der Reichsstadt Köln und den erzbischöflichen Territorien markierte (Wilhelm 2008).
Der örtliche Bürgerverein berichtet dazu ferner (zitiert nach zollstocker-buergerverein.de): „Seit etwa 1770 erhoben die Reichsstädte und die Landesfürsten von den in ihr Gebiet eingeführten Waren, wie Fleisch, Mehl, Tabak und andere, Abgaben, die so genannten Binnenzölle. Kurz vor den Stadttoren Kölns waren zu diesem Zweck die stadtkölnischen Schlagbäume aufgestellt. Der Erzbischof und Kurfürst von Köln ließ an der Grenze seines Bezirks kurkölnische Schlagbäume aufstellen. Da der Bischofsweg rund um Köln die Grenze zwischen der Stadt und Kurköln bildete, stand an der Bonner Straße, Ecke Brühler Straße, ein kurkölnisches Zollhaus. Noch 1926 gab es dort eine Gaststätte 'Zum neuen Zollhaus', vorher bis 1883 'Zum alten Zollhaus', das der Erweiterung der Bonner Straße weichen musste. ... Damit nun kein Bauer oder Händler auf diesem Weg unter Umgehung des Zollhauses an der Bonner Straße zollpflichtige Ware ins Kurkölnische bringen konnte, errichtete man an der Stelle, wo der Feldweg den Bischofsweg kreuzte, ein kleineres Zollhaus, einen Zollstock.“
Lage in historischen Altkarten Der „Bischoffs Weg“ und das „Zoll Haus“ südlich der Stadt Köln sind bereits gut zu erkennen auf der so genannten Schweid(t)karte oder Cöllnischer Schweidt des Abraham Hogenberg (~1578-1653), einer kartographischen Erfassung der Keyserlichen Freyen Reichs Statt Kölln samt Umland und Vororten von 1609 (vgl. Abb., das Zollhaus links in der gewesteten Karte). In den Erläuterungen zum Geschichtlichen Atlas der Rheinprovinz von Wilhelm Fabricius (1898) wird Zollstock im Verbund mit den benachbarten Ortslagen mit „Hönninger Höfe, Zollstock, Klettenberg, Komar, Weisshaus (Köln-Stadt)“ angeführt und mit 10 Häusern im Jahr 1670 zum Amt Brühl im Erzstift Köln gezählt. Als Gemarkungsfläche werden ca. 1550 Hektar angeführt und als zuständige Pfarreien St. Severin und St. Mauritius in Köln genannt (ebd., S. 62, Nr. 115). Die historischen Karten der Topographischen Aufnahme der Rheinlande (1801-1828) und der Preußischen Uraufnahme (1836-1850) zeigen auf dem Areal des heutigen Stadtteils einzig ganz im Süden eine Hofsiedlung „Hünningen“ westlich der über Meschenich nach Brühl führenden Straße. Erst die Karten der Preußischen Neuaufnahme (1891-1912) zeigen dann einige Ziegeleien („Zgl.“) und Fabriken („Fbr.“), ferner „Mörtelwerke“, Bahnbetriebswerke („B.W.“) und einen militärischen Exerzierplatz („Ex.Pl.“). Bis heute wird die westliche Grenze von Zollstock durch die zwischen 1843 und 1859 begonnene Linke Rheinstrecke der Bahn markiert, die als „Bonn - Cölner - Eisenbahn“ ebenfalls bereits in der Neuaufnahme eingezeichnet ist (vgl. Kartenansicht).
Kölner Stadtteil ab 1888 Das Zollstocker Gebiet gehörte zu der in nachfranzösischer Zeit ab 1815/16 gebildeten Bürgermeisterei Rondorf im Landkreis Köln, für die der vorgenannte Ort Hünningen im Verzeichnis der Ortschaften und Wohnplätze vom 20. April 1816 mit 30 Einwohnern angeführt wird (Kisky u.a. 1966, S. 14). Im Zuge der Eingemeindungen nach Köln wurden Teile der Landgemeinde Rondorf im Rahmen der „zweiten Grenzveränderung der ersten Eingemeindungsaktion“ zum 1. April 1888 als Stadtteil nach Köln eingemeindet (ebd., S. 20), wobei zugleich der Stadtteil Zollstock begründet wurde.
„Die ältesten Häuser Zollstocks, aus der Zeit um 1900, stehen am Höninger Weg, der zusammen mit dem erst 1894/1895 angelegten Gottesweg in Höhe der Kirche Sankt Pius auch das Ortszentrum bildet. Bedeutend für die Entwicklung von Zollstock war unter anderem die Anlegung des 1896 eingeweihten Südfriedhofes. Er brachte den Anschluss an das Straßenbahnnetz mit sich. Außerdem wurden neue und bestehende Straßenzüge ausgebaut, so beispielsweise die Vorgebirgsstraße. War dies noch für den gesamten Siedlungsbau dieser Zeit in Köln typisch, wurden ab etwa 1925 ausschließlich Mehrfamilienhaus-Siedlungen errichtet. Die Industriebetriebe Zollstocks konzentrierten sich wesentlich im nördlichen Bereich, in der Umgebung der Pohligstraße. Seit dem Ende der 1980er Jahre erfolgen hier Abbruch, Um- und Neubauten, so unter anderem in den 1990er Jahren die Zentrale der Gothaer Versicherungen.“ (www.stadt-koeln.de)
Die Einwohnerentwicklung verlief offenbar mit stetigem Anstieg: Wurden für das Jahr 1880 gerade einmal 102 Einwohner*innen gezählt, waren es 1888 bereits 210 (www.koeln-lotse.de und zollstocker-buergerverein.de). Ab dem Jahr 1900 begann der neue Stadtteil Zollstock dann massiv zu wachsen: „Zahlreiche Wohnungsbaugenossenschaften errichteten Siedlungsbauten, vorrangig für Beamte. Schnell bürgerte sich daher der Begriff 'Schutzmannshausen' ein. Diese Wohnhäuser, unter anderem auch von Wilhelm Riphahn, prägen noch immer das Zollstocker Stadtbild.“ (www.koeln-lotse.de) Im Jahr 1920 wurden dann 4.856 und 1939 bereits 16.390 Bewohner*innen gezählt (Wilhelm 2008). Zum 31.12.2009 wurden 21.049 bzw. zum 31.12.2017 22.925 und zum 31.12.2019 23.346 Einwohner*innen gezählt (www.stadt-koeln.de).
Die Zollstocker Straßenbahn Einer gerne kolportierten Legende zufolge, hätten die Zollstocker 1904 als einzige Kölner für die Schienen der Straßenbahn selber zahlen müssen, die den Stadtteil heute über die Linie 12 mit der Domstadt verbinden. Die Zollstocker Geschäftsleute und Bürger hatten schon ab 1900 für eine Anbindung ans Straßenbahnnetz gekämpft, dessen Ausbau nach Zollstock von der Stadt jedoch erst beschlossen worden sei, nachdem die „Vereinigung der Fabrik-, Haus- und Grundbesitzer von Köln Zollstock“ 50.000 Goldmark dafür gesammelt hatte (www.koeln-lotse.de). Eine - wenn auch nicht unmittelbare - Anbindung an den damaligen ÖPNV bestand damals über die seit um 1880 von einer Aktiengesellschaft betriebene Kölner Pferdebahn. Diese passierte Zollstock wenige hundert Meter entfernt im Norden am Volksgarten sowie in den Nachbarstadtteilen Sülz im Westen bzw. Raderberg und Bayenthal im Osten. Die Pferdebahn war zum 1. April 1900 von der Stadt übernommen worden, die das Streckennetz ab 1901 nach und nach elektrifizierte und ausbaute.
Ortswappen Zollstock führt ein eigenes Wappen, das in seinem unteren Teil stilisiert eine gepflasterte Straße mit Zollhäuschen und Schranke und in seinem oberen Teil die drei Kronen des Kölner Stadtwappens zeigt.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 585 u. 614f., Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. Köln-Zollstock.
Rosenzweig, Josef / Heimatverein Alt-Köln (Hrsg.) (1976)
Zollstock wie es war und wie es wurde. (Beiträge zur kölnischen Geschichte, Sprache, Eigenart A 1.) Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 481, Köln (2. Auflage).
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