Eine zentrale Rolle bei der Entwicklung neuer Formen städtischen Grüns zu Beginn des 20. Jahrhunderts spielte der Kölner Gartendirektor Fritz Encke (1861–1931). Seine öffentlichen Grünanlagen sind als herausragende Beiträge zur modernen Gartenkunst einzustufen, weil sie neue städtebauliche Funktionen erfüllten und sich am Bedarf der stark mit der Industrialisierung gewachsenen Stadtbevölkerung orientierten. Fast zeitgleich entwarf Fritz Encke zwei öffentliche Parkanlagen, mit denen endgültig die Moderne ins Kölner Stadtgrün Einzug hielt – nämlich den Vorgebirgspark und den Blücherpark.
Ein wichtiges Kennzeichen des modernen Wandels war der hohe Anteil frei nutzbarer Flächen für möglichst viele Besucher. Seinen längst innerhalb der Reformdebatte formulierten Anspruch, die individuell zu entwickelnde Form einer Parkanlage von den Besonderheiten des Ortes sowie vom Bedarf der Parknutzer und nicht von historischen Vorbildern oder gar Musterbüchern abhängig zu machen, verwirklichte Fritz Encke ab 1909 zuerst im Vorgebirgspark.
Die rund dreizehn Hektar große städtische Grünanlage zwischen den damaligen südlichen Kölner Vororten Zollstock, Raderberg und Raderthal gestaltete er ab 1909 überwiegend in einem stark vereinfachten landschaftlichen Stil, wobei eine jederzeit frei zugängliche, leicht hügelige Volkswiese, die nur von wenigen Baumgruppen akzentuiert wird, bis heute das Herzstück bildet. Das ursprünglich im nördlichen Teil dieser Wiese vorhandene großzügig bemessene Planschbecken – also ein kostenlos nutzbares Freibad – blieb nicht erhalten. An der östlichen Seite des Vorgebirgsparks, entlang der Kreuznacher Straße, wurden von Fritz Encke bis ins Detail aufwendig gestaltete architektonische Themengärten in das ansonsten landschaftliche Parkkonzept eingefügt. Der Rosengarten, der Staudengarten und der Immergrüne Garten sind trotz ihrer derzeit vereinfachten Bepflanzung bis heute beliebte Aufenthaltsorte. Diese weitgehend symmetrischen Einzelgärten sollten nach den Vorstellungen Enckes vor allem den Bewohnern von Etagenwohnungen als Ersatz für eigene Hausgärten dienen. Besonderen Wert legte der Kölner Gartendirektor auf blütenreiche Stauden- und Rosenbeete, in denen Sitznischen eine gewisse Privatsphäre bieten sollten. Die aufwendigere Ausstattung dieser kleinteiligen Gärten ließ sich wirtschaftlich durch die großflächige, nur eine extensive Pflege erfordernde Volkswiese kompensieren. In städtebaulicher Hinsicht war die schmale Kierberger Straße zur Durchquerung des großflächigen Vorgebirgsparks bemerkenswert, welche heute innerhalb des Parks für Fahrzeuge gesperrt ist und stattdessen als Spielstraße dient.
Baudenkmal Das Objekt Vorgebirgspark ist seit dem 01.07.1980 ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nummer 72862 / Denkmalliste der Stadt Köln, laufende Nr. A 0242).
(Kerstin Walter, LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, 2017)
Literatur
Bauer, Joachim; Kohls, Carmen / Werner Adams; Joachim Bauer (Hrsg.) (2001)
Ausbau der kommunalen Selbstverwaltung. In: Vom Botanischen Garten zum Großstadtgrün. 200 Jahre Kölner Grün, (Stadtspuren – Denkmäler in Köln, Band 30.) S. 114–120. Köln.
Encke, Fritz (1926)
Die öffentlichen Grünanlagen der Stadt Köln. S. 23–25, Köln.
Walter, Kerstin / Schweizer, Stefan; Faass, Martin (Hrsg.) (2017)
Gartenkunst der Moderne im Rheinland. Die Werke der städtischen Gartendirektoren von Köln und Düsseldorf, Fritz Encke und Walter Baron von Engelhardt. In: Neue Gärten! Gartenkunst zwischen Jugendstil & Moderne. Katalog zur Ausstellung im Museum für Gartenkunst der Stiftung Schloss und Park Benrath, Düsseldorf, und in der Liebermann-Villa am Wannsee, Berlin, vom 24.09.2017 bis 29.05.2018, S. 192–207, Köln.
Wiegand, Heinz (o.J.)
Entwicklung des Stadtgrüns in Deutschland zwischen 1890 und 1925 am Beispiel der Arbeiten Fritz Enckes. In: Geschichte des Stadtgrüns, Band II, S. 54–58, Berlin, Hannover.
Wiegand, Heinz / Adams, Werner; Bauer, Joachim (Hrsg.) (2001)
Volksgärten für Köln – Fritz Encke. In: Vom Botanischen Garten zum Großstadtgrün - 200 Jahre Kölner Grün, S. 121-145. Köln.
Zimmermann, Petra Sophia; Krieger, Karla (2009)
Das Kölner Stadtgrün. Eine Entdeckungstour. S. 60-63, Duisburg.
Der hier präsentierte Inhalt steht unter der freien Lizenz CC BY-NC-SA 4.0 (Namensnennung, nicht kommerziell, Weitergabe unter gleichen Bedingungen). Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.