Landschaftscharakter
Anthropogene Prägung
Werteinstufung als historisch bedeutsame Kulturlandschaft
Landschaftscharakter
Bei der Kulturlandschaft handelt es sich um eine relativ ebene Hochfläche mit flachhügeligen Riedeln und bis zu 150 m tiefen, gewundenen Talkerben mit naturnahen Bächen. Der steile Phonolithkegel des Malberges, die höchste Erhebung des Kannebäckerlandes, ragt markant aus der Hochfläche hervor.
Die Landschaft ist durch ein großflächiges Netz von Wäldern gekennzeichnet, die sich bevorzugt auf den Kuppen, Scheiteln und trockenen Hängen der flachen Riedel finden. Der Nadelholzanteil ist mit ca. 40 % vergleichsweise hoch. Bereichsweise sind naturnahe Wälder vorhanden, z.B. auf dem Malberg. Nordöstlich von Höhr-Grenzhausen haben sich im Umfeld der aufgestauten Fischteiche am Brexbach Bruchwälder entwickelt.
In den Bachniederungen sowie rund um die Siedlungen überwiegt die Grünlandnutzung, zum Teil mit Streuobstbeständen, während auf den Riedelhängen großflächig Ackerbau betrieben wird.
Zu den landschaftswirksamen Bauwerken zählt u.a. die Burgruine Grenzau, die um das Jahr 1208 auf einem Bergsporn über dem Brexbachtal errichtet worden ist. Sie besitzt als einzige Burg in Deutschland einen dreieckigen Bergfried, der 32 m in den Himmel ragt.
Anthropogene Prägung
Die Siedlungen sind häufig an Bachursprungsmulden auf den Riedelflächen zwischen dem 9. Jahrhundert und dem 13. Jahrhundert entstanden. Die Dörfer sind zum Teil heute noch bäuerlich geprägt. Durch die Suburbanisierung und die Ansiedlung von Gewerbe haben Ortschaften ihren ehemals dörflichen Charakter verloren (z.B. Höhr-Grenzhausen, Ransbach-Baumbach).
Eine deutliche Veränderung des Landschaftraumes hat sich durch den Tonabbau ergeben. Im Kannebäckerland, das die größten zusammenhängenden Tonlagerstätten Deutschlands besitzt, wird bereits seit ca. 1000 v. Chr. Ton gewonnen. Die großen Waldflächen lieferten dazu über die Jahrhunderte das notwendige Brennmaterial zur Befeuerung der Öfen. Während im östlichen Bereich des Kannebäckerlandes der Ton gewonnen wurde, erfolgte die Verarbeitung im westlichen Bereich.
Zunächst wurde nur der direkt unter dem Erdreich liegende Ton gefördert. Im 18. Jahrhundert begann die Erschließung der unterirdischen Tonlager mit Hilfe eines Glockenschachts bis in eine Tiefe von 10 bis 20 Metern. Im 19. Jahrhundert erfolgte schließlich im Zuge der Industrialisierung die Entwicklung zum großflächigen Tontagebau. Heute prägen die noch aktiven Tagebaue das Landschaftsbild genauso wie die aufgelassenen Tongruben, in denen zum Teil Sekundärgewässer entstanden sind.
Die Spuren des historischen Tonabbaus sind dagegen fast vollständig aus der Landschaft verschwunden. Die Glockenschächte sind zum großen Teil dem modernen Tagebau zum Opfer gefallen.
Werteinstufung als historisch bedeutsame Kulturlandschaft
Das Kannebäckerland besitzt kulturhistorische Bedeutung:
- Kannebäckerland Ost: Vom persistenten, bundesweit einzigartigen Tonabbau geprägte Kulturlandschaft mit deutlichen Zeichen des Landschaftswandels.
- Kannebäckerland West: Kulturlandschaft, die in der Tonverarbeitung und Vermarktung der Tonprodukte der östlich gewonnenen Tone ihren Ursprung hat und mit den erheblichen Zeichen des Landschaftswandels mittlere Landschaftswirksamkeit aufweist.
(Sylvia Götz, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2019)
Internet
www.regionalgeschichte.net: Das Kannenbäckerland (abgerufen 10.01.2019)
www.wwv-hg.de: Geschichte der Burg Grenzau (abgerufen 15.01.2019)