Der Stadtteil 504 Niehl gehört zum Kölner Stadtbezirk 5 Nippes. Im 1888 nach Köln eingemeindeten früheren Fischerdorf leben heute etwa 20.000 Menschen auf einer Fläche von 12,07 Quadratkilometern (18.249 Einwohner*innen zum 31.12.2009, 19.935 zum 31.12.2015, 20.204 zum 31.12.2017 und 20.168 zum 31.12.2019, www.stadt-koeln.de und de.wikipedia.org).
Lage Der alte Ortskern von Niehl – heute zwischen den Ford-Werken und dem Hafen gelegen – geht auf ein Fischerdorf zurück, das am hochwasserfreien Prallhang des Rheins zwischen dessen Ufer und römischen und mittelalterlichen Altstraßen lag, die von Köln in Richtung Neuss verliefen. Die von Nippes kommende und über Mehrheim an Niehl vorbei nach Fühlingen führende Neusser Landstraße, die heute zumeist der Bundestraße B 9 entspricht, geht auf eine wichtige Altstraße zurück, die in den Karten der „Topographischen Aufnahme der Rheinlande“ von 1801-1828 als Grande Route de Neuss à Cologne bezeichnet wird, also als „Große Straße von Neuss nach Köln“ (vgl. die historischen Karten in der Kartenansicht). Ebendort wird auch ein linksrheinisch aus Riehl kommender Weg nach Niehl eigentlich untypisch als „Mauspfad“ bezeichnet, da dessen klassischer Verlauf eigentlich rechtsrheinisch liegt. Der heutige Stadtteil ist im Laufe der Zeit mit seinen Nachbarstadtteilen fast übergangslos zusammengewachsen; von Süden her sind dies Riehl, Nippes, Weidenpesch, Longerich, Seeberg, Fühlingen und Merkenich. Niehl liegt zwischen dem Niehler Gürtel im Süden und dem Kölner Ölhafen im Norden und wird im Osten vom Rhein sowie im Nordwesten von den sich hier kreuzenden Fernstraßen Bundesautobahn A 1 und Bundestraße B 9 begrenzt.
Ortsgeschichte Erstmals urkundlich erwähnt wird Niehl im Jahr 927. Im Mittelalter lag die Pfarrhoheit über Niehl seit dem 11. Jahrhundert beim Kölner Kunibertstift. Die im 12. Jahrhundert als dreischiffige romanische Basilika mit Westturm errichtete Dorfkirche Alt St. Katharina war seinerzeit die Pfarrkirche für das Gebiet von Nippes bis Niehl. Das um 1892/1894 weitestgehend rekonstruierte Kirchengebäude am Rheinufer wird als Wahrzeichen des Ortes auch „Niehler Dömchen“ genannt.
Bis zum Ende des Alten Reichs gehörte Niehl politisch als Hauptort einer Unterherrschaft und Sitz eines Gerichts mit landgerichtlicher unterherrlicher Kompetenz zum Kurkölnischen Amt Hülchrath. Auch Wilhelm Fabricius‘ „Karte der politischen und administrativen Eintheilung der heutigen preussischen Rheinprovinz für das Jahr 1789“ (Geschichtlicher Atlas der Rheinprovinz, 1894) weist die Herrlichkeit Niehl als Teil des Kölner Erzstifts aus. Im Kartenausschnitt „Burgbann von Köln“ ist das Niehler Gericht dabei symbolisch durch einen Galgen östlich der heutigen Amsterdamer Straße eingezeichnet (vgl. Abbildung). Zur territorialen Zugehörigkeit Niehls um 1789 vgl. ebenso die später gegenüber Fabricius korrigierten und verbesserten Karten des Geschichtlichen Atlas der Rheinlande (Irsigler 1982, S. 3, Nr. 5a und Janssen 2008, S. 32 u. 44, Nr. 121).
In der nachfolgenden Zeit der französischen Besatzung von 1794 bis 1814/15 wurde der Ort ein Teil der Mairie de Longerich (Bürgermeisterei). Danach gehörte Niehl ab 1815 zur preußischen Bürgermeisterei Longerich im Landkreis Köln, deren größter Ort es im Jahr 1816 war. In der Aufstellung der Bürgermeistereien vom 20. April 1816 werden die folgenden damals zur Bürgermeisterei Longerich mit insgesamt 2.229 Einwohnern gehörenden Ortschaften und Wohnplätze genannt: Longerich (mit 394 Bewohnern), Bergheim (40), Butzweiler (3), Heckhof (12), Heimershof (30), Lindweiler (15), Merheim (323), Mauenheim (45), Niehl (796), Nippes (275), Nüsselberg (12), Riehl (173), Volkshoven (101) und Weidenpesch mit 10 Einwohnern (Kisky u.a. 1966, S. 13).
Mit der Bürgermeisterei Longerich wurde Niehl dann während der zweiten Grenzveränderung der ersten Eingemeindungsaktion zum 1. April 1888 nach Köln eingemeindet (Kisky u.a. 1966, S. 20).
Das 20. Jahrhundert: Niehler Hafen, Fordwerke, Bundesgartenschau Bis in das 20. Jahrhundert hinein entsprach Niehl noch weitgehend seinem Ursprung als idyllisches Fischerdorf am Rhein. Durch das stetige Anwachsen der Gemeinde auf etwa 3.000 Einwohner nach 1890 bedingt, errichtete man 1892-1894 die neuromanische Kirche St. Katharina. 1903 entstand das Niehler Waisenhaus, das spätere Krankenhaus Sankt Agatha. Die Entwicklung zum Industriestandort setzte dann in den 1920er-Jahren geradezu vehement ein. Der 1922-1925 ausgebaute Niehler Rheinhafen sollte den erst Ende des 19. Jahrhunderts vor der Südstadt angelegten Rheinauhafen entlasten, der bereits „an seine Kapazitätsgrenzen gekommen war und durch die umgebende Stadtbebauung keine Fläche zur Expansion bot“ (Regionalplan Köln 2016, S. 98). Ganz anders hingegen die Situation in Niehl: Für den Bau des komplett neuen Ford-Automobilwerks ab 1929/1930 konnten dem erfolgreich von Berlin nach Köln gelockten Unternehmen in Niehl gleich mehrere hunderttausend Quadratmeter bisher ungenutzter Flächen unmittelbar am Rhein zur Verfügung gestellt werden – mitsamt einem frisch für den Frachtverkehr erschlossenen Hafen. Nachfolgend siedelten zahlreiche weitere Großunternehmen in Niehl an, darunter insbesondere auch Firmen der Petrochemie, was wiederum den späteren Ausbau des Kölner Ölhafens „Niehl II“ ab 1957 zur Folge hatte. Weitere Großbetriebe in Niehl sind das 1977 in Betrieb genommene und 2005 umfassend modernisierte Heizkraftwerk und die Restmüllverbrennungsanlage Köln, die 1998 in Betrieb gegangen war. „Der Industrieschwerpunkt Niehl stellt im Stadtgebiet Köln das flächenmäßig größte und mit Arbeitsplätzen am dichtesten besetzte Gewerbe- und Industrieareal dar. In den Geländebereichen beiderseits der Emdener Straße und der Industriestraße dominieren die Werks- und Produktionsanlagen der Ford-Werke-AG Köln, die hier seit 1929 städtische Industriegeschichte mitgestaltet haben.“ (www.stadt-koeln.de, Niehl)
Während sich die erste Bundesgartenschau in Nordrhein-Westfalen im Jahr 1957 noch auf die Fläche des Deutzer Rheinparks beschränkte, wurde zur zweiten Kölner „BUGA“ vom 29. April bis zum 24. Oktober 1971 neben diesem auch das Gebiet der linksrheinisch-nördlich der Mülheimer Brücke gelegenen „Riehler Aue“ mit dem in Niehl liegenden Cranachwäldchen und dem Vergnügungspark Tivoli einbezogen.
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 608-610, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Irsigler, Franz (1982)
Herrschaftsgebiete im Jahre 1789. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V.1.) Köln.
Janssen, Wilhelm (2008)
Die Entwicklung des Territoriums Kurköln. Rheinisches Erzstift. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, V. 14-15.) Köln.
Kisky, Hans; Köllen, Johann; Steimel, Robert (1966)
Siegel und Wappen, Burgen und Schlösser im Landkreis Köln. Festschrift zum 150jährigen Bestehen am 16. April 1966. S. 13, Köln-Zollstock.
Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.) (2016)
Fachbeitrag Kulturlandschaft zum Regionalplan Köln. Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung. Köln.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 335-336, Köln (2. Auflage).
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