Die auch gerne so genannte „Zigarre von Niehl“ ist ein Luftschutzturm der Bauart „Winkel“ aus dem Zweiten Weltkrieg. Dieser Hochbunker diente jedoch nicht dem Zivilschutz der Bevölkerung, sondern wurde als Werksluftschutzbunker auf dem Gelände der zwischen 1904 und 1966 bestehenden Glanzstoff Werke des Kunstseidekonzerns Courtaulds an der Neusser Landstraße in Niehl erbaut.
Der - so das Fachportal welt.unter.koeln des Vereins Kölner Festungsmuseum e.V. - „zweifelsfrei zu den außergewöhnlichen Objekten im Bunkerbau“ gehörende Luftschutzturm geht seiner Bauart nach auf den in Köln geborenen Kontrukteur Leo Winkel (1885-1981) zurück, der nach dem Zweiten Weltkrieg als Architekt tätig war. Dessen Entwurf der „Betonzigarren“ bot über seine ungewöhnliche Form als Betonkegel vergleichweise wenig Angriffsfläche, ließ über das spitze Dach selbst Volltreffer abgleiten und leitete damit den Explosionsdruck in die unverdämmte Umgebung ab. Üblich war es bislang, Schutzräume unterirdisch anzulegen, womit Winkels oberirdische Bauweise als wegweisend anzusehen ist. Auf Winkels Firma Winkel & Co. Duisburg zum Bau von Luftschutztürmen und über von dieser vergebene Lizenzen gehen in Deutschland rund 200 Winkeltürme zurück. Diese wurden in 16 sich teils deutlich unterscheidenden Bauarten meist rund 30 Meter hoch errichtet und stehen - soweit noch erhalten - heute zum größten Teil unter Denkmalschutz. Lediglich ein einziger Winkelturm wurde während des Zweiten Weltkriegs zerstört. Eine amerikanische Sprengbombe traf am 12. Oktober 1944 einen Turm einer 7er-Gruppe auf dem Gelände der Focke-Wulf Flugzeugbau AG in Bremen-Hemelingen, was fünf Todesopfer forderte.
Einzigartigkeit hat der Niehler Luftschutzturm durch seine äußere Backsteinverblendung und das verschieferte Dach in Form einer Kappe, welche dem Hochbunker „eine besondere Ausstrahlung [geben], die so nur ein Mal ausgeführt wurde … Durchaus nicht möglichst unsichtbar getarnt, sondern einer Rakete auf der Startrampe ähnlich …“ (welt.unter.koeln)
Vom früheren Courtaulds-Werk ist neben dem Verwaltungsgebäude einzig noch der Winkelturm erhalten. Über den Verein Kölner Festungsmuseum e.V. werden Führungen durch den Bau angeboten.
Baudenkmal Mit Datum vom 23. Juni 1992 wurde das in privatem Eigentum befindliche „Verwaltungsgebäude mit Pförtnerhaus und Bunker, Neusser Landstraße 2 ... Baujahr 1926 bis 28“ [sic! Korrekt ist wohl eher 1936/38, Verf.] unter der Denkmalnummer 6545 bzw. DE_05315000_A_6545 in die Kölner Denkmalliste aufgenommen und als Baudenkmal geschützt.
Internet welt.unter.koeln: Winkelturm in Köln-Niehl (abgerufen 10.09.2024) de.wikipedia.org: Liste der Hochbunker der Bauart Winkel (abgerufen 10.09.2024) de.wikipedia.org: Leo Winkel (abgerufen 10.09.2024) www.stadt-koeln.de: Interaktive Denkmalkarte Köln (abgerufen 10.09.2024)
Literatur
Buschmann, Walter; Hennies, Matthias; Kierdorf, Alexander (2018)
Via Industrialis. Entdeckungsreise Kölner Industriekultur. S. 168, Essen.
Wilhelm, Jürgen (Hrsg.) (2008)
Das große Köln-Lexikon. S. 81-82, Köln (2. Auflage).
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