Die Brikettfabriken waren mit acht bzw. zehn Brikettpressen elektrisch miteinander gekoppelt. Das Kraftwerk, das anfänglich für die Stromproduktion zum Betrieb der Brikettpressen errichtet worden war, wurde ab 1928 zu einem Hochdruck-Kraftwerk mit 120 bar und 450 Grad C Leistung ausgebaut. Der Strom wurde zusätzlich auf den Spannungsebenen 6 kV, 15 kV und 50 kV ins Stromnetz eingespeist, woraufhin die Stromversorgung weiterer Fabrikanlagen, Tagebaue und Ortschaften gewährleistet werden konnte. Neben dem Kraftwerk zählten zum Werkkomplex der Brikettfabriken Renate und Eva gehörende Verladeeinrichtungen, Kohlebunker, Gleise mit Anbindung an das Kohlebahnnetz, werkseigene Werkstätten, eine Werkfeuerwehr sowie mehrere Verwaltungs- und Sozialgebäude. Südlich der Fabrikanlagen entstand ab 1896 zudem die werkseigene Siedlung für die Beschäftigten der Ilse-Bergbau AG.
Nach Unterbrechung der Produktion im Zweiten Weltkrieg wurden die baulichen Anlagen teilweise abgebrochen oder instand gesetzt. Da die technischen Anlagen als Reparationsleistung demontiert wurden, konnte der Betrieb zunächst nur sporadisch und mit Altanlagen wiederaufgenommen werden. Nach Erneuerungsarbeiten nahm 1954 die Brikettfabrik Sonne I und 1959 die Brikettfabrik Sonne II den Betrieb auf. Die Fabrik Sonne I war nach ihrer Fertigstellung mit 21 Pressen und 13 Röhrentrocknern ausgestattet. Die kleinere Fabrik Sonne II wurde zunächst mit 15 Pressen und fünf Trocknern betrieben. Aufgrund der hohen Auslastung wurde die Fabrik Sonne II im Jahr 1971 erweitert. Eine am 25.06.1981 in der Fabrik in Betrieb genommene Brikettpresse mit einer Tagesproduktion von 600 t Briketts galt zu diesem Zeitpunkt als die leistungsstärkste der Welt. Die Jahresproduktion des Standortes lag zu dieser Zeit bei 2,5 Mio. t Braunkohlebriketts pro Jahr.
1986 wurde im Kraftwerk eine Kohletrübeaufbereitungsanlage zur Verringerung der Umweltbelastung in Betrieb genommen, in der die Abwässer des Kraftwerkes zurückgewonnen und gereinigt wurden. Zwischen 1988 und 1992 wurden Erneuerungen der technischen Anlagen vorgenommen (u.a. Dampfkessel, Kühlturm) und am Trockenhaus der zweiten Fabrikhalle eine Brüdenwärmerückgewinnungsanlage installiert, mit deren gewonnener Wärme mehrere Wohngebiete der Stadt Großräschen versorgt werden konnten. Außerdem wurde die Brikettfabrik Sonne I 1989 zu einer Staubmahlanlage umgebaut; in diesem Zusammenhang wurde das benachbarte Asphaltmischwerk südlich der Fabrikanlage gegründet.
Am 31.03.1996 wurde die Fabrik Sonne II stillgelegt, nachdem die Brikettproduktion dort bereits im April des Vorjahres eingestellt worden war. Am 30.06.1997 erfolgte die endgültige Stilllegung der Brikettfabriken. Danach begann man mit der Projektierung eines Ersatzbrennstoffkraftwerkes. Am 15.03.2006 fand die Grundsteinlegung für das neue Kraftwerk statt, das eine Nachnutzung älterer Kraftwerksgebäude integrierte und im Januar 2008 seinen Betrieb aufnahm. Das Kraftwerk produziert heute Strom für rund 46.000 Haushalte.
Erhalten haben sich vereinzelte Gebäude aus unterschiedlichen Nutzungszeiten, die den wirtschafts- und ortshistorischen Wert des Standortes dokumentieren.
Datierung:
- Gründung der Brikettfabrik „Renate“: 1897-1897
- Aufbau der Brikettfabrik „Eva“: 1900-1901
- Errichtung des Kraftwerks „Renate-Eva“: 1900-1915
- Errichtung des Hochdruckkraftwerkes: 1926-1942
- Demontage: 1945-1947
- Beginn der Projektierung des Kraftwerks „Sonne“: 1950
- Beginn der Errichtung der neuen Kraftwerksanlagen: 1952
- Inbetriebnahme: 1954-1957 (der Brikettfabrik „Sonne I“)
- Inbetriebnahme: 1959 (der Brikettfabrik „Sonne II“)
- Bau und Inbetriebnahme der Staubmahlanlage: 1991-1993
- Außerbetriebnahme der Brikettfabrik „Sonne II“: 1996
- Außerbetriebnahme der Brikettierung „Sonne I“: 1997
- Erbauung Ersatzbrennstoffkraftwerk: 2006
Quellen/Literaturangaben:
- Abschlussbetriebsplan Kraftwerk Sonne und Brikettfabrik Sonne I, Geltungszeitraum: 1. Januar 1999 bis Abschluss der Maßnahme: LBGR S 070, Akteneinsicht: 13.05.2022.
- Ilse-Bergbau-Actiengesellschaft (Hg.): Festschrift zur Feier des 25. Bestehen der Ilse-Bergbau-Actiengesellschaft. 1888-1913, Berlin 1913, S. 78ff.
- LMBV (Hg.): 100 Jahre Braunkohlenveredelung „Sonne“ (1897-1997), Senftenberg 1997.
- Hans-Udo Vogler, Historische Blätter zur Chronik von Freienhufen, Nr.2, Freienhufen 1997.
BKM-Nummer: 32001456
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)