Die Brikettfabrik Mitte stellte ursprünglich eine von drei Brikettfabriken am Standort dar, deren Planung bis 1953 zurückreicht. Mit jeweils eigenständigen Gebäude- und Technikeinheiten wurden sie in drei Bauphasen 1955-1960 (West), 1961-1964 (Mitte) und 1965-1974 (Ost) errichtet und waren vorrangig für die Versorgung der Kokerei und des Gaswerks am Standort verantwortlich.
Der Bestand von drei Brikettfabriken trug maßgeblich dazu bei, dass der Industriestandort Schwarze Pumpe in seiner Entstehungszeit der größte Braunkohleveredelungskomplex mit überregionaler Bedeutung war. Infolge der politischen und wirtschaftlichen Wende wurde ab 1990 ein Großteil der Veredelungsbetriebe eingestellt und zurückgebaut, darunter auch die Brikettfabriken West und Ost. Damit ist die Brikettfabrik Mitte heute die letzte erhaltene und der einzige langfristig produzierende Standort für Veredlungsprodukte in der Lausitz.
Seit 1992 wurden die vorhandenen Anlagen der Brikettfabrik Mitte entsprechend den gesetzlichen Umweltschutzvorschriften und unter Erhalt der Altanlagen (Rohkohlebunker, Rohkohleaufbereitung, Nassdienst, Trockendienst, Nachbehandlung, Pressenhaus) modernisiert. Effiziente Modernisierungen der Entstaubungsanlagen (Hochleistungsschlauchfilter und -venturiabscheider, Elektrogasreinigungsfilter) sorgen für einen emissionsarmen Betrieb, der durch Überwachungsmessungen kontrolliert wird. Zudem wurden die Anlagen an die Absatzlage bei festen Brennstoffen angepasst und teilweise erweitert. Dabei erfolgte die vollständige Erneuerung der Verpackung der Briketts, der Aufbau neuer Verladeanlagen sowie die Inbetriebnahme von zwei Braunkohlestaubmahlanlagen. Somit wurde die Produktion von Braunkohlebriketts in verschiedenen Formaten um die Produktion von Braunkohlestaub („LignoPlus“) und Wirbelschichtbraunkohle (inzwischen eingestellt) erweitert. Die Briketts werden heute vorwiegend in Kleinfeuerungsanlagen privater Haushalte und in vollautomatischen Heizungs- und Kesselanlagen der mittelständischen Industrie eingesetzt. Braunkohlestaub wird in der Zement-, Kalk- und Asphaltindustrie sowie in kommunalen und industriellen Heizwerken und Heizkraftwerken eingesetzt. Wirbelschichtbraunkohle wird im Heizkraftwerksektor verwendet.
Die Rohbraunkohle, die in der Veredlung verarbeitet wird, kommt aus den nahe gelegenen Tagebauen Welzow-Süd und Nochten. Sie gelangt mit Zügen zum Rohkohlebunker der Brikettfabrik Schwarze Pumpe und wird von dort über Bandanlagen durch die Produktion transportiert. Heute ist die Brikettfabrik Mitte in Schwarze Pumpe die letzte produzierende Brikettfabrik in Deutschland und wird von der LEAG betrieben.
Eine interessante Nebenaktivität zur Zeit des Braunkohlekombinats lag in der Zusammenarbeit mit landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften. Die Brikettfabriken trockneten das feuchte Getreide aus den Kreisen Spremberg, Hoyerswerda und Weißwasser für die LPG Groß Luja.
Datierung:
- Grundsteinlegung: 1955
- Abbruch Brikettfabrik Ost und West: 1990-1997
- Abbruch Kokerei: 1992-1998
- Sprengung Schornstein Kraftwerk West: 1999
Quellen/Literaturangaben:
- Vattenfall Europe Mining & Generation (Hg.): Schwarze Pumpe, Forst 2005.
- Vattenfall Europe Mining & Generation: Veredelte Braunkohle. Brikettfabrik Schwarze Pumpe, 08/2003, URL: https://media.sodis.de/open/melt/Veredelung.pdf (Zugriff am 05.06.2023).
- Vattenfall Europe Mining AG: Veredelung Schwarze Pumpe. Hochwertige Brennstoffe aus Lausitzer Braunkohle, Januar 2012, URL: https://docplayer.org/37823075-Veredlung-schwarze-pumpe-hochwertige-brennstoffe-aus-lausitzer-braunkohle.html (Zugriff am 02.06.2023).
- Wolfgang Buckwitz und Heike Redlich: Braunkohlenbergbau im Land Brandenburg, in: Brandenburgische geowissenschaftliche Beiträge, Vol. 21, Nr. 1/2, Cottbus 2014, S. 49-51.
- Traditionsverein „Glückauf Schwarze Pumpe“ e. V. (Hg.): 50 Jahre Industriestandort Schwarze Pumpe. Aufbau und Entwicklung des Kombinates Schwarze Pumpe zu einem Kohleveredlungs- und Gaskombina, [2005], o. O.
BKM-Nummer: 32000689
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)