Die Gesamtanlage des VEB Gaskombinats Schwarze Pumpe, ab 1986 VEB Gaskombinat Fritz Selbmann Schwarze Pumpe, war von Beginn an als Komplex aus mehreren miteinander vernetzten Werken geplant (Industriekraftwerke, Kokerei, Druckgaswerk, Brikettfabriken, Wasseraufbereitungs- und Abwasseranlagen, Werkstätten und Einrichtungen der Infrastruktur sowie zugehörigen Hilfs- und Nebenanlagen) und bestand von 1963 bis 1990.
Der Aufbau des Gaskombinats Schwarze Pumpe erfolgte in drei Baustufen (Baustufe 1: 1955-1960, Kraftwerk und Brikettfabrik West, Mechanische und elektrische Instandhaltung, Verwaltungs- und Sozialbauten; Baustufe 2: 1961-1964, Kraftwerk und Brikettfabrik Mitte, Druckgaswerk; Baustufe 3: 1965-1974, Kraftwerk und Brikettfabrik Ost, Kokerei Mitte).
Die nahezu vollständige Stilllegung der Betriebsanlagen resultierte aus der politischen Wende von 1989. Im Jahr 1990 wurden die Energiewerke Schwarze Pumpe AG (ESPAG) gegründet, die 1993 in der Lausitzer Braunkohle Aktiengesellschaft (LAUBAG) aufging. Seit 1992 ist die ASG Spremberg als Konzessionärin und treuhänderische Erschließungsträgerin für den Zweckverband Schwarze Pumpe tätig.
Umstrukturierungen im wirtschaftlichen Sektor in den 1990er Jahren betrafen die Braunkohleindustrie und damit den Industriepark Schwarze Pumpe gravierend. Resultate waren die Außerbetriebnahme und der Rückbau des Großteils der Anlagen: Ab 1992 wurden an der Brikettfabrik Abriss- und Sanierungsmaßnahmen durchgeführt, zwischen 1992 und 1998 wurde die Kokerei abgebrochen und demontiert, 1994 begann der Abriss der Brikettfabrik Ost, der 1997 abgeschlossen war. Die Stilllegung mit anschließendem Abriss des Kraftwerks Mitte begann 1993 und war 1997 beendet. Am Kraftwerk West begann man mit der Sprengung der Schornsteine 1999.
Die Standortentwicklung des Industrieparks, dessen strukturell vernetzter Aufbau aus der Entstehungszeit bis heute den Standort bestimmt, sah den Bau eines neuen, umweltverträglicheren Kraftwerks vor, der ab 1993 realisiert wurde. Gleichzeitig wurde und wird bis heute die Ansiedlung neuer Industrien durch den Rückbau und die Flächensanierung der ehemaligen Anlagen ermöglicht. Im Kontext des bevorstehenden Kohleausstiegs bestehen aktuell Planungen zur Umstellung der Energiegewinnung aus erneuerbaren Energien (Wasserstoff-Speicherkraftwerk, gegebenenfalls Geothermie-Kraftwerk, Stand: 06.2023).
Heute sind hier 110 Firmen mit 5.365 Beschäftigten in den Bereichen Energieerzeugung, Baustoffe, Entsorgung, Stahlbau, Chemie, Instandhaltung, Logistik, Labor/Analytik, Planung/Engineering, Vermessung und Kartierung, Kommunikation, Elektro- und MSR-Technik sowie Montage angesiedelt, wobei die Kapazität noch nicht ausgelastet ist.
Datierung:
- Planung des Gaskombinats Schwarze Pumpe: 1953-1956
- Erste Ausbaustufe: 1956-1959
- Zweite Ausbaustufe: 1960-1962
- Dritte Ausbaustufe: 1962-1963
- Umstrukturierung zum Industriepark Schwarze Pumpe: 1990-1996
Quellen/Literaturangaben:
- Wolfgang Albus und Maren Schibilsky: Geheimnisvolle Orte. Schwarze Pumpe, Erstausstrahlung im RBB: 22.03.2022.
- Website des Industrieparks Schwarze Pumpe, URL: https://industriepark.info/industriepark-schwarze-pumpe/, Zugriff: 04.11.2021.
- Vattenfall GmbH (Hg.): Schwarze Pumpe, Forst 2005, S. 8f., S. 121f., S. 125.
- Hans Mandel: KW Schwarze Pumpe, in: VEAG (Hg.): Die Braunkohlenkraftwerke der VEAG, Wien 1998, S. 94-109.
BKM-Nummer: 32000455
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)