Vor allem während der Zeit des Kalten Krieges von 1945 bis um 1989/90 entstanden in der Bundesrepublik zahlreiche Ersatzübergangsstellen über Flüsse, die einen vornehmlich militärischem Verwendungszweck hatten. Der Rhein als Deutschlands wichtigste Wasserverkehrsader spielte bei taktischen Szenarien der konventionellen Kriegsführung stets eine Schlüsselrolle. Es galt, hier einen weiteren Durchbruch von (Panzer-)Truppen des Warschauer Paktes zu verhindern, wenn diese bereits den Rhein erreicht haben sollten. Im links des Rheins anliegenden Gebiet liegen neben weiteren NATO-Staaten (u.a. BeNeLux und Frankreich) auch zahlreiche US-Militärstützpunkte. Volkstümlich werden die als potentieller Ersatz für Brücken errichteten Übergangsstellen auch „NATO-Rampen“ genannt. Im Jargon der Bundeswehr findet sich für die Bauten auch die Bezeichnung „Panzerrampe“, Feuerwehren nutzen hingegen eher gerne den Ausdruck „Feuerwehrrampe“.
Die Ersatzübergangsstellen sollten es im Verteidigungsfall erleichtern, die zwei Ufer eines Flusses über behelfsmäßige Ponton- bzw. Schwimmbrücken - teils auch Fähren - miteinander zu verbinden. Damit sollten die Rampen im Kriegsfall anstelle von möglicherweise zerstörten Brückenbauten eine gesicherte Transportmöglichkeit für militärisches Gerät und Fahrzeuge (insbesondere Panzer) oder Truppenteile gewährleisten. Für eine solche Rampe wurde von einem idealerweise möglichst festen Flussufer aus eine zum Wasser hin abfallende größere gepflasterte oder betonierte Fläche ausgebaut, die teils erst weit unterhalb der regulären Wasserlinie endete. In der Regel befand sich auf der gegenüberliegenden Seite des Flusses eine entsprechende Rampe als Pendant. An einigen Ersatzübergangsstellen wurden Sprengschächte errichtet, die für den Fall eines militärischen Rückzugs einer notfallmäßigen Selbstsprengung der Anlagen durch Bundeswehr oder NATO dienten. Die Rampen sollten für gegnerische Kräfte nicht nutzbar sein und der Explosionskrater und die Trümmer einen Vormarsch der feindlichen Truppen zusätzlich bremsen.
Mit dem Ende des Kalten Krieges sank zwar die militärische Bedeutung der NATO-Rampen, doch werden diese zumeist nach wie vor in Einsatzbereitschaft gehalten. Zum Teil werden oder wurden die Uferbauten als Anlegestellen von Rheinfähren genutzt und frei zugängliche Ersatzübergangsstellen sind heute beliebte Slipanlagen zum bequemen Zuwasserlassen von Booten oder Wassersportgeräten. Zudem stellt die Nutzung einer solchen Rampe immer wieder auch die einzige Möglichkeit dar, einen Schwerlasttransport ohne technisch aufwendige Über- oder Unterquerungen von Bauten wie z.B. (Fluss-) Brücken zu ermöglichen. Die Bilder von spektakulären Transporten (fast) ganzer Jumbo-Jets, Concorde- und Tupolew-Überschallfliegern oder auch Raumfähren in Technikmuseen oder Airparks geben immer wieder Zeugnis für solch friedlich-zivile Nutzungen.
Internet de.wikipedia.org: Ersatzübergangsstelle (abgerufen 27.02.2024) www.cold-war.de: Cold-War-Forum - Militäranlagen & Relikte des Kalten Krieges (abgerufen 27.02.2024) www.swr.de: So werden die NATO-Rampen am Rhein genutzt (Artikel zu NATO-Rampen in Rheinland-Pfalz, abgerufen 27.02.2024)
Literatur
Pötzl, Norbert F.; Traub, Rainer (2010)
Der Kalte Krieg. Wie die Welt den Wahnsinn des Wettrüstens überlebte. München.
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