Verbreitung
Ausgestaltung
Johannes Nepomuk als Schutzpatron
Standorte in der Pfalz
Verbreitung
Eine Brücke war schon immer ein Ort, dem ein geheimnisvoller Zauber innewohnte. Brücken verunsicherten aber auch Menschen. Aus diesem Grund wurden Brücken im christlichen Mittelalter häufig mit Kreuz oder Bildstock geschmückt. Im 18. Jahrhundert wurden diese „Kultmale“ durch das Standbild des Johannes Nepomuk verdrängt (Weinmann 1964, Seiten 288 und 289). Dieser wurde im Jahre 1729 heilig gesprochen und seine Verehrung verbreitete sich auch in unserer Region (Schüler 1994). Johannes Nepomuk war zum Brückenheiligen geworden.
Das erste Standbild von ihm wurde im Jahre 1683 in Prag aufgestellt, nachdem es in Bronze gefertigt worden war (Tonentwurf Matthias Rauchmüller, Bildhauer Wien (1645-86), Modell Johann Brockoff, Guß Wolfgang Hieronymus Heroldt, Nürnberg / alle Angaben www.kafka-prag.de 2019). Auf der Brücke über die Moldau ist sie die erste von 30 Figuren. Das Standbild kennzeichnet die Stelle, an welcher der Heilige in den Fluß gestürzt worden sein soll (NZZ 2007). „Dieses repräsentative Andachtsbild, durch unzählige Schnitte und Stiche verbreitet, war Vorbild für die vielen Statuen, die damals im süd- und ostdeutschen Sprachraum entstanden“ (Weinmann 1964 nach Straub 1957).
Das Abbild des Johannes von Nepomuk erfuhr im 18. und 19. Jahrhundert eine besondere Wertschätzung. „Er wurde, wie es auf dem Sockel seiner Statue in Kirrweiler heißt, zum Patron des Jahrhunderts erkoren. [...] Volk und Kirche ehren in ihm den Bekenner und Märtyrer, sie schätzen seine heldenhafte Verschwiegenheit, die ihn zum Opfer des Beichtgeheimnisses werden ließ.“ (Weinmann 1964, Seite 288)
Die Anzahl der Bildwerke des Heiligen, die einst in der Pfalz standen, ist nicht mehr festzustellen. Weinmann fand im Jahre 1964 noch 15 Skulpturen innerhalb der Grenzen des Bistums Speyer.
Ausgestaltung
Alle diese Bildwerke wurden im 2. und 3. Viertel des 18. Jahrhunderts geschaffen und waren wahrscheinlich bemalt. Die Höhe der Figuren nimmt eine Spanne zwischen ca. 1,30 Meter und Lebensgröße ein. Die Standbilder stehen auf einem Sockel oder einer Säule (Schweisweiler). Diese Sockel sind in der Regel zeitgleich mit der Statue entstanden. Der für den Zeitraum der Entstehung der Figuren (Barock) typische Unterbau ist mit Voluten und Laubwerk geziert (alle Angaben Weinmann 1964). „Er trägt auf kräftig profilierter Platte die monumentale Gestalt des Domherrn, die sich durch dekorative Bewegtheit und Pathos auszeichnet.“ (Weinmann 1964).
Auffallend ist der künstlerische Wert, den die Darstellungen des Johannes Nepomuk durchweg zeigen. Im Gegensatz dazu steht eine Vielzahl von Marien-Statuen in der Region, die der lokalen oder regionalen Volkskunst zuzuordnen sind. „Alle diese Bildwerke [Johannes Nepomuk] erheben sich über die naive Darstellungsweise der Volkskunst, alle setzen überdurchschnittliche Bildhauer und auch wohltätige Stifter voraus.“ (Weinmann 1964). Beispiele für diese Einschätzung sind die Statue in Eschbach (künstlerische Ausgestaltung) und das Werk in Kirrweiler/Pfalz (Stifter).
Johannes Nepomuk als Schutzpatron
Der Festtag des heiligen Johannes (Jan) Nepomuk (hebräisch = Gott ist gnädig) ist der 16. Mai. Er ist der Schutzpatron von Ländern und Städten, Kirchen (Göllheim, Kath. Pfarrkirche St. Johannes Nepomuk), Kapellen (Edenkoben, ehem. kath. St. Johann Nepomuk-Kapelle sowie Kapelle bei Nußdorf) und zahlreicher Berufe, wie Schiffer, Flößer und Müller sowie der Priester. Nepomuk hilft gegen Wasserschäden an Brücken und steht für Verschwiegenheit und die Wahrung des Beichtgeheimnisses.
Bildliche Darstellungen zeigen den Heiligen, Johannes Nepomuk, als kurzbärtigen Mann mit einem Kreuz in einer Hand (Kirrweiler, Edesheim – jeweils auf den rechten Oberarm gelegt, Eschbach – auf den linken Oberarm gelegt) oder auch mit einer Hand oder einem Zeigefinger vor dem Mund (Verschwiegenheit). Gelegentlich wird diese Aufgabe einem beigestellten Putto übertragen (Eschbach, Kirrweiler).
Als Zeichen seines kirchlichen Ranges trägt Nepomuk in der Regel die Mozetta (Pelz oder Stoff). Weitere klerikale Hinweise sind das Birett (Edesheim) oder das Chorhemd. Nepomuk wird gerne auch mit einem Buch (Gelehrter) oder einem Palmzweig (Märtyrer) dargestellt.
„Da Johannes dem Prager Domkapitel angehörte, trägt er stets das geistliche Kleid des Kanonikers“. Über eine Soutane fällt das halblange spitzenbesetztes Chorhemd (Rechette), „über das sich der hermelingezierte Pelzumhang des Domherrn breitet.“ (Weinmann 1964, Seite 288) Als Attribut hält er das Kreuz auf dem linken oder rechten Oberarm. Eine Palme oder ein Palmzweig weisen Johannes Nepomuk als Märtyrer aus.
Brückenheiliger
Johannes Nepomuk wurde vorwiegend als Brückenheiliger aufgestellt. An Gewässern in der Pfalz sind noch einige Statuen erhalten. In Edesheim gibt es Hinweise für eine derartige frühere Verwendung am Modenbach, in Lauterecken steht die Statue des Nepomuk am Glan, in Winnweiler am Lohnsbach und in Schweisweiler an der Alsenz.
Patron der Schiffer und Flößer
Johannes Nepomuk wird auch als Flößer-Heiliger verehrt. Der Flößer-Kulturverein München widmete dem Patron im Jahre 2015 eine Ausstellung mit Bezug zur Isar (floesser-kulturverein.de, der Verein ist Partner des Sankt-Johann-Nepomuk-Museums, Plattling, das sich ebenfalls um St. Nepomuk im Verhältnis zur Schifferei und Flößerei kümmert.).
Beschützer des Weinbaus
In der Pfalz war der Heilige auch Schutzpatron des Weinbaus. Dies wird aus dem Standbild in Kirrweiler deutlich. Auf dem Sockel ist die Inschrift zu finden:
VERMES A VINEIS NOSTRIS FELICITER DEPPELLAT CUNCTOS A FRIGORE ET INTEMPERIE AGROS LIBERARE DIGNETUR
— die Würmer (= die Larven des Rebenstechers) wolle er glücklich aus unseren Weinbergen vertreiben, die übrigen Äcker von Frost und Unwetter verschonen.
Die Textstelle wird als eine der wenigen und eine der frühesten Erwähnungen der weinbautypischen Schädlinge Heu- und Sauerwurm auf einem Standbild angesehen. Sie waren bei den Weinbauern sehr gefürchtet (Leonhard 1928, Seite 92 – dort auch Hinweis auf Schäden im Jahre 1618). Vor dem Aufkommen chemischer Bekämpfungsmittel mussten die Raupen mit der Hand entfernt werden. Dazu wurden die Rebstöcke abgerieben. Der Abrieb - Teile der feinen rissigen Rinde des Rebstocks - wurde verbrannt. Dies wurde nicht von allen Winzern mit gleichem Nachdruck betrieben. So konnte sich der Befall immer wieder ausbreiten. Im 19. Jahrhundert ergingen gemeindliche Anordnungen zur Bekämpfung von Heu- und Sauerwurm (alsterweiler.net 2019).
Johannes Nepomuk soll also Schaden von den Weinbergen fernhalten. Damit sind die Heiligenbilder in den Zusammenhang mit den Wetterkreuzen am Haardtrand zu stellen. Sie erfüllen eine ähnliche Aufgabe.
Standorte
Die von Weinmann im Jahre 1964 erfassten Statuen befinden sich in (alle Angaben Weinmann, 1964, Seite 288 f.) (blau hinterlegt sind Figuren, die auf KULADIG als kulturhistorisch bedeutsame Objekte angelegt sind.):
- Oggersheim (heute Stadtteil von Ludwigshafen am Rhein)
- Jockgrim
- Hördt
- Schaidt
- Edesheim
- Hainfeld
- Lauterecken
- Kaiserslautern
- Ramstein
- Winnweiler
- Schweisweiler
- Kirrweiler
- Eschbach
„Auch in der Residenzstadt Mannheim bestand eine Bruderschaft des hl. Nepomuk, die sein Standbild auf dem Gockelsmarkt aufstellte, das der Barockbildhauer Paul Egell geschaffen hatte.“ Eine weitere Statue des Johannes Nepomuk steht im Staddtteil Seckenheim, hinter dem Chor der Sankt Aegidius Kirche (Weinmann, 1964).
Zudem gibt es eine Reihe kleinerer Nischenfiguren, die an Pfarrhäusern und vereinzelt an Privatgebäuden aufgestellt wurden. Dazu zählen die Figuren in Arzheim und am Pfarrhaus in Burrweiler. Diese „Hausfiguren“ befinden sich in:
- Arzheim
- Burrweiler (Tafelbild)
- Edenkoben
- Gossersweiler(eine Statue im Innenraum der Kirche, eine andere Statue (angebl. Cyriakus) außen in einer Nische am Kirchturm)
- Landau in der Pfalz (ehemals Neumühle)
Nicht erfasst in der obigen Aufstellung ist die Figur in Göllheim. Sie wurde im Jahre 2011, anlässlich der 100-Jahr-Feier der Kirche St. Johannes Nepomuk, errichtet.
(Matthias C. S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, 2019)
Quellen
Höber, Hilmar (2004) Brixen – lebendige Perle in Südtirol (In: Neue Zürcher Zeitung vom 11.03.2004 Seite 63): „während die Brücke über den nahen Eisack-Fluss noch heute bescheiden von einer stummen Nepomuk-Statue bewacht wird.“
Höber, Hilmar (2007) Brückenheilige in Rheinau - Gemeinderat sichert Kulturgut (In: Neue Zürcher Zeitung vom 26.02.2007 Seite 36): „150 Jahre lang stand am Geländer der Zollbrücke in Rheinau eine Sandsteinstatue des heiligen Johannes von Nepomuk, Beschützer der Brücken, Flösser, Schiffer und Priester.“
U. Sd. (Prag) (NZZ) (2007) Prager Brückenfeier (In: Neue Zürcher Zeitung vom 10.07.2007 Seite 2): „Mit zahlreichen Festakten feierten die Prager am Wochenende ihre Brücke. Besonders erwähnt wurde dabei immer wieder der Märtyrer Jan Nepomuk, der laut der Legende von der Stelle, an der heute seine Statue steht, in die Moldau und in den Tod gestossen wurde.“
Internet
www.heiligenlexikon.de: Johannes Nepomuk (abgerufen 13.08.2019)
alsterweiler.net: Heuwurm (abgerufen 14.08.2019)
alsterweiler.net: Sauerwurm (abgerufen 14.08.2019)
www.kafka-prag.de: Statuen der Prager Karlsbrücke (abgerufen 21.08.2019)
www.floesser-kulturverein.de: Flößer-Kulturverein München-Thalkirchen e.V. (abgerufen 13.03.2020)
www.nepomukverein-plattling.de: Nepomuk-Verein Plattling (abgerufen 13.03.2020)