Geschichte des Denkmals Gegenüber dem ehemaligen Pfarrhof Ludwigstraße 2 in Edesheim erhebt sich die lebensgroße Figur des Johannes Nepomuk über einer geschnörkelten Rokokopforte. Zwischen dem Pfarrhaus und der Kirche liegt der alte „Pfarrwingert“, durch den einst der Pfarrer geschritten ist, wenn er hinüber zur Sakristei der Pfarrkirche St. Peter und Paul gegangen ist. Nach örtlicher Überlieferung verlief hier in der Ludwigstraße ein schmaler Wassergraben.
St. Nepomuk ist im Priestergewand dargestellt, in den Händen hält er ein Kreuz, auf das er blickt; zu seinen Füßen sitzen zwei Engelsköpfe.
Im Bogen über dem Portal befindet sich zwei Inschriften. Die Inschrift in der Kartusche des Scheitels enthält ein Chronogramm wobei das C im „hic“ der ersten Zeile nicht mitgerechnet wird, – und je nach dem, ob man das größer geschriebene I mitrechnet, kommt man auf 1759 oder 1760. Der zweite Teil der Inschrift enthält zwar ebenfalls ein paar Großbuchstaben, diese haben aber keinen Zahlenwert:
hIc / Ioanes De / nepoMVC In / terra In CœLIs / patrone.
Ora pro Erectore | Francisco Antonio / Welcker Parocho | in Edesheim
Die Übersetzung lautet: „Johannes von Nepomuk, du Schutzherr auf Erden und im Himmel / bitte für den Erbauer Johannes Antonius Welcker, Pfarrer in Edesheim.“
Die Errichtung des Portals fällt mit der Umwandlung des alten, nördlichen Friedhofsteils zum „Pfarrwingert“ zusammen. Die Statue des Nepomuk soll der mündlichen Überlieferung zufolge ursprünglich auf der Modenbachbrücke in der Staatsstraße als „Brückenheiliger“ gestanden haben; diese Brücke hieß noch um die Mitte des 19. Jahrhunderts „Johannisbrücke“.
Ein früheres Standbild des Nepomuk wird in einem Verzeichnis von 1743 erwähnt, das im Landesarchiv Speyer in Bestand D 2, Nr. 349 II verwahrt wird. Dort heißt es unter N° 5: „Ein neue schön gefaßte Statue des hl. Johannes Nepomuceni auf der Brücken in dem orth an der Neustatter straß.“ Vom Standort her könnte dies tatsächlich die o.g. Statue an der Modenbachbrücke sein. Ob jedoch die Figur tatsächlich an den Pfarrwingert verbracht worden ist oder das Standbild in der Zeit um 1794 durch die Auswirkungen der Französischen Revolution zerstört worden ist, lässt sich nicht mehr mit Bestimmtheit feststellen
Das Standbild ist im Nachrichtlichen Verzeichnis der Kulturdenkmäler im Landkreis Südliche Weinstraße wie folgt verzeichnet: Kath. Pfarrkirche St. Peter und Paul (bei) Ludwigstraße 15, im Kern barocker Saalbau, 1742-44, nach Brand 1794 Wiederherstellung 1811, Erweiterung 1933/34, Architekt Wilhelm Schulte I, Westturm 1771; Kruzifix, spätbarock, Sandstein, bez. 1772; zweifache barocke Immakulata, 18. Jh.; reliefiertes Grabkreuz, barock, 18. Jh.; Kirchhofportal, barock mit Johann Nepomuk-Skulptur, bez. 1759; Kriegerdenkmal 1914/18, kleine Anlage mit neubarockem Kruzifix, 1920er Jahre; Priestergrabstein, reliefierte Sandsteinplatte, 16. Jh
Eckardt (1928) beschreibt die Figur so: Am nördlichen Zugang zum Kirchgarten. Hübsche Rokokopforte; den geschweiften, mit Muschelwerk gezierten Bogen krönt eine lebensgroße Steinfigur St. Johannes Nepomuk. (Fig. 79.) Laut Inschrift 1760 von Pfarrer Franz Anton Welker gestiftet. (Chronogramm.)
Religiöser Hintergrund Johannes (von) Nepomuk wurde um 1350 in Pomuk (Böhmen) geboren. Nach seiner Priesterweihe und dem Studium des Kirchenrechts berief ihn der Prager Erzbischof zu seinem Generalvikar. Im Jahre 1393 übergab ihn der grausame König Wenzel seinen Folterknechten, die den fast zu Tode Gequälten nachts von der Moldaubrücke in den Fluss stürzten. Dies war zur damaligen Zeit die übliche Todesstrafe für Geistliche. Johannes kämpfte unerschrocken für die Rechte der Kirche gegen die Fürstenmacht. Er verkörpert die Ablehnung der politischen Gewalt, den moralischen Widerstand gegen den Despotismus bis zu seinem gewaltsamen Tod. Er wird auch als standhaft verschwiegener Priester verehrt, der als Beichtvater der Königin ihrem misstrauischen Gatten gegenüber das Beichtgeheimnis wahrte. St. Nepomuk wurde 1721 selig gesprochen und 1729 von Papst Benedikt XIII. heiliggesprochen, von den Jesuiten 1732 zum 2. Ordenspatron erhoben und gilt als „Brückenheiliger“, Schutzpatron der Schiffer und Flößer sowie Patron des Beichtgeheimnisses.
In Edesheim war Nepomuk tatsächlich als eine Brückenfigur aufgestellt, auch wenn es sich schließlich nur um den kleinen Dorfbach handelte. Dazu passt das Gedicht Zelebrität von Goethe: „Auf großen und auf kleinen Brucken / Stehn vielgestaltete Nepomuken / Von Erz, von Holz, gemalt, von Stein, / Kolossisch hoch und puppisch klein. / Jeder hat seine Andacht davor, / Weil Nepomuk auf der Brucken das Leben verlor. ...“
(Rudolf Wild, 2019)
Internet heiligenlexikon.de: Johannes Nepomuk (abgerufen 13.08.2019) textlog.de: Zelebrität (Johann Wolfgang von Goethe) (abgerufen 14.08.2019)
Literatur
Anselmann, Brigitta (1976)
Die christlichen Kultmale im Dorf und Flur Edesheim.. In: Edesheimer Heimatpost (auszugsweise abgedruckt: Dez. 1987 und Dez. 1989), Erziehungswissenschaftliche Hochschule (Landau).
Eckardt, Anton (1928)
Die Kunstdenkmäler der Pfalz.; 2, Stadt und Bezirksamt Landau. (Die Kunstdenkmäler von Bayern, Band 6..) S. 151 f., München.
Nachrichtliches Verzeichnis der Kulturdenkmäler, Kreis Südliche Weinstraße. Denkmalverzeichnis Kreis Südliche Weinstraße, 8. Mai 2019. S. 30, Mainz. Online verfügbar: denkmallisten.gdke-rlp.de/Südliche Weinstrasse, abgerufen am 08.05.2019
Katholische Kirchenstiftung St. Peter und Paul Edesheim (Hrsg.) (1997)
Festschrift zur Wiedereinweihung der Kath. Kirche St. Peter und Paul Edesheim. 37, Edesheim.
Klimm, Franz (1954)
Beiträge zur Geschichte Edesheims. In: Edesheimer Heimatblätter, o. O.
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