Überlegungen zur Ergänzung der Großschachtanlage Zollverein 12 durch eine Großkokerei gab es schon Ende der 1920er Jahre. Fritz Schupp hatte in den 1940er Jahren eine Lageplanstudie zur Anordnung dieser Kokerei und ihrer räumlich-funktionalen Anbindung an die Zeche entwickelt. Nach diesem Projekt wäre die Kokerei auf dem Gelände der Bergehalde entstanden mit einem Kohlenturm in der Achse des Fördergerüstes. In Verlängerung dieser Achse sah diese Planung auch noch den Bau eines Kraftwerks vor. 1957 wurden die Planungen auf Grund des hohen Koksbedarfs und dem Drängen der Hüttenwerke zur Sicherstellung der Kokslieferungen wieder aufgenommen. Fritz Schupp wurde mit der Planung beauftragt. Er lieferte sowohl das Gesamtkonzept, wie auch alle Pläne zur Gestaltung der Bauten und Anlagen. Wie schon die Schachtanlage Zollverein 12, sollte auch die Kokerei eine gewaltige Produktionsleistung erbringen. In acht Batterien war zunächst eine Tagesleistung von 5000 Tonnen Koks vorgesehen, die später mit zwei zusätzlichen Batterien, die 1972/73 installiert wurden, auf 8300-8500 Tonnen erhöht werden konnte. Um diese Leistung erbringen zu können, knüpfte man technologisch an eine Entwicklung an, die in den 1920er Jahren mit dem Bau von Großraumöfen begann und die bis heute noch nicht abgeschlossen ist. Entsprechend den Koksöfen wurde auch die Nebenproduktanlage auf eine hohe Verarbeitungskapazität ausgelegt. Unter Beibehaltung der großen Bergehalde, die sich nun zwischen Zeche und Kokerei erhob, wurde als Standort der Kokerei ein großes Gelände jenseits der Halde neben der Köln-Mindener Eisenbahn gewählt. Die Kokerei erstreckt sich mit ihren Batterien und der Haupterschließung parallel zur Eisenbahntrasse; damit ergibt sich ein optimaler Eisenbahnanschluss zum Bezug von Fremdkohle und zum Abtransport des produzierten Koks. Die auf Zollverein 12 geförderte Kohle wurde mit einer langen Transportbrücke über die Bergehalde hinweg zur Kokerei transportiert.
Die Bauten und Anlagen der Nebenproduktenanlage sind entlang eines rasterförmigen Erschließungsnetzes angeordnet, dessen Basis die lange Reihe der Koksofenbatterien bildet. Zwei der drei Querstraßen sind axial auf die beiden Kohlentürme orientiert. Das großzügig dimensionierte Netz der Erschließungsstraßen berücksichtigt weit vorausschauend Veränderungs- und Erweiterungsmöglichkeiten. Wie für die Gebäude der benachbarten Schachtanlage Zollverein 12 entwickelte Schupp auch für die Bauten der Kokerei ein durchgängig angewendetes Konstruktions- und Gestaltungsprinzip. Es handelt sich überwiegend um Stahlbetonkonstruktionen, die mit Außenwänden aus Backstein versehen wurden. Partiell wird die Backsteinarchitektur ergänzt durch Bauteile aus Stahlfachwerk. Backsteinverblendungen und Ziegelausfachungen sind noch, der Tradition der 1920er Jahre folgend, durchweg im wendischen Verband gemauert. Nur an wenigen Stellen wurde der Beton sichtbar belassen. Analog zur namensgebenden Zeche bedeutete auch die Kokerei Zollverein den Vorstoß in neue Dimensionen: Sie galt zur Zeit ihrer Fertigstellung als modernste Kokerei in Europa. Als denkmalwert der im Juni 1993 stillgelegten Anlage werden die Bauten und Anlagen aus der Gründungszeit der Kokerei 1957 bis 1961 eingestuft.
Seit 2001 gehört die Zeche Zollverein und die Kokerei Zollverein in Essen als Kulturerbe zur Liste der UNESCO-Welterbe-Stätten in Deutschland.
Zechen und Kokereien im rheinischen Steinkohlenbergbau.. Aachener Revier und westliches Ruhrgebiet. (Die Bau- und Kunstdenkmäler des Rheinlandes 1.) Berlin.
Buschmann, Walter (1993)
Koks, Gas, Kohlechemie. Geschichte und gegenständliche Überlieferung der Kohleveredelung. Essen.
Farrenkopf, Michael (2003)
Koks. Die Geschichte eines Wertstoffes, 2. Band. Bochum.
Gobiet, V. (o.J.)
Die Kokerei Zollverein (unveröffentlichtes Manuskript, um 1972). Essen.
Ress, Franz Michael (1957)
Geschichte der Kokereitechnik. Essen.
Stiftung Zollverein (Hrsg.) (2008)
Welterbe Zollverein. Geschichte und Gegenwart der Zeche und Kokerei Zollverein. Essen.
Kokerei Zollverein in Stoppenberg (UNESCO Welterbestätte)
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