Der Brühler Schlossgarten zur Zeit der Kurfürsten
Der Brühler Schlossgarten in der „Franzosenzeit“
Der Brühler Schlossgarten unter den Preußen bis 1842
Das Verhältnis von Rheinländern und Preußen und der Schlossgarten zu Brühl
Der Garten als Verbindung zwischen König und Volk - zwischen Preußen und Rheinprovinz
Die Einbindung der Eisenbahn
Heutige gestalterische Beschreibung
Zusammenfassung
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
Der Brühler Schlossgarten zur Zeit der Kurfürsten
An dem Ort des heutigen Brühler Schlosses befand sich zuvor eine kurkölnische Landesburg, die im 18. Jahrhundert zu einer Ruine verkommen war. Der Kölner Kurfürst und Erzbischof Clemens August von Wittelsbach (1700-1761) ließ an ihrer Stelle das Schloss ab 1725 errichten. Die Planung der Gartenanlage erfolgte ab 1728 vom bayerischen Hofkünstler Dominique Girard), einem Schüler André Le Nôtres, des Architekten des Versailler Schlossgartens (um 1680-1738) unter den strengen Vorgaben der französischen Gartenkunst (schlossbruehl.de). Dieser plante, die Gartenanlagen von Schloss Augustusburg und Schloss Falkenlust (ein in der Nähe befindliches, von 1729 bis 1740 errichtetes Gebäude zur damals beliebten Falkenjagd) zu verbinden und so eine zusammenhängende Gesamtanlage zu schaffen. Große Teile des Gartens sollten im Süden von Schloss Augustusburg entstehen. Die Achse vom Hauptportal des Schlosses zeigt in Richtung der Stadt Brühl, so dass hier nicht genügend Fläche vorhanden war, um entlang dieser Achse den Schwerpunkt der Gartenanlage zu realisieren, wie es zur damaligen Zeit üblich war. Stattdessen wurde ein Großteil der Gartenanlage südlich des Schlosses angelegt.
Es existiert noch der ursprüngliche Plan Girards aus dem Jahr 1728, dessen formgebende Ideen die Konturen des Brühler Gartens bis heute prägen. Infolge der Besitzerwechsel des Schlosses und seiner Anlagen kam es allerdings immer wieder zu Umgestaltungen des Gartens, unter anderem durch Joseph Clemens Weyhe (1807-1871) in den Jahren 1803 bis 1809.
Die Entwicklung des Gartens nach dem Tod von Clemens August 1761 bis zum Ende des Kurfürstentums 1794, als die Franzosen die Herrschaft im Rheinland übernahmen, ist nur spärlich dokumentiert. Ein erhaltenes Schriftstück spricht von einer „umfassenden Neuanlage des Brühler Hofgartens“ (Löhmann, 2000).
Der Brühler Schlossgarten in der „Franzosenzeit“
Während der so genannten „Franzosenzeit“ verschlechterte sich der Zustand der Gartenanlage. Zwar stellte die französische Verwaltung finanzielle Mittel für ihr Unterhaltung zur Verfügung, doch dabei handelte es sich in Zeiten von Krieg und Eroberung unter Napoleon nur um vergleichsweise geringe Beträge. Die Situation verbesserte sich erst, als die 4. Kohorte der Ehrenlegion im Jahre 1803 das Schloss in Besitz nahm. Der als Pflanzenliebhaber bekannte Kanzler der Kohorte erhöhte die Zahlungen zur Unterhaltung der Anlage erheblich und ließ neue Pläne für eine vollständige Restauration des Gartens erarbeiten (Löhmann, 2010).
Trotz dieser Maßnahmen galt die „Franzosenzeit“ in den späteren Jahren als Zeit des Verfalls im Hinblick auf die Gartenanlage. Denn nach dem Auszug der französischen Ehrenlegion im Jahre 1809 ging der Garten in Privatbesitz über und die Zahlungen zur Unterhaltung der Anlage wurden wieder eingestellt.
Der Brühler Schlossgarten unter den Preußen bis 1842
Im Jahre 1815 wurde das Rheinland auf dem Wiener Kongress dem Königreich Preußen zugesprochen. Der neue Herr über Schloss und Garten war nun der preußische König Friedrich Wilhelm III. (1770–1840, seit 1797 König von Preußen) Dieser zeigte wenig Interesse an seinem neuen Besitz, da nun mit den territorialen Zugewinnen am Rhein eine beträchtliche Anzahl an Burgen und Schlössern in seinem Königreich lag. Die Verwaltung der Anlagen übertrug er den jeweiligen Provinzialregierungen. Da die zuständige Provinzialregierung in Köln aus verschiedenen Gründen jedoch keine Verwendung für das Schloss fand, herrschte über Jahrzehnte hinweg eine Ungewissheit über seine weitere Zukunft. Zwar wurde das Haupthaus mit verschiedenen Zuwendungen vor dem Verfall bewahrt, jedoch wurden auch Teile der Bestände aus der Orangerie und des botanischen Gartens an die neu gegründete Friedrich-Wilhelms-Universität und ihren botanischen Garten nach Bonn überführt.
Als Fazit dieser Zeit bleibt festzuhalten, dass der Garten erhalten blieb und durchaus auch besucht wurde, er konnte aber wie schon unter den Franzosen nicht mehr als prachtvoller Lustgarten wie zu kurfürstlichen Zeiten gelten.
Das Verhältnis von Rheinländern und Preußen und der Schlossgarten zu Brühl
Das Verhältnis zwischen den Rheinländern und ihren neuen preußischen Herren gestaltete sich zu Beginn als schwierig. Die Preußen waren nicht mit der Absicht zum Wiener Kongress gereist, Gebietzuwächse am Rhein zu verzeichnen. Sie erhielten das Territorium von den anderen europäischen Mächten zugeteilt, um eine erneute Expansion Frankreichs mit Preußen als starkem Gegenspieler im Westen zu verhindern. Die Zuteilung zum protestantischen Preußen muss den katholischen Rheinländern daher in gewisser Weise willkürlich vorgekommen sein. Zudem waren sie geprägt durch die zwanzigjährige Herrschaft der Franzosen am Rhein, ein liberaler Geist hatte sich in vielen Schichten ausgebreitet. Der strenge, militaristisch geprägte Verwaltungsstaat aus dem Osten war ihnen fremd.
Friedrich Wilhelms III. Nachfolger und Sohn, Friedrich Wilhelm IV., bemühte sich schließlich nach seiner Ernennung zum Preußischen König im Jahr 1840 um eine Verbesserung der Beziehungen zwischen Krone und Provinz. Ein besonderes Zeichen hierfür war seine Teilnahme an der Grundsteinlegung des Kölner Doms, zu der er 1842 aufgebrochen war. Gleich nach den Feierlichkeiten besuchte der König mit seiner Gattin Elisabeth Ludovika von Bayern (1801-1873) - nach welcher der Elisenbrunnen in Aachen benannt ist - Brühl und bezog vom 4. bis zum 13. September die Räumlichkeiten des Schlosses. Bei seinen künftigen Reisen in die Rheinprovinz nahm der König fortan in Brühl regelmäßig Quartier, so dass die vorher eher provinziell geprägte Anlage zu einem Königssitz von herausgehobener Bedeutung im Rheinland wurde (Löhmann, 2000). Friedrich Wilhelm IV. beauftragte daraufhin den in Bonn geborenen Peter Joseph Lennê (1789-1866) mit den Planungen zur Umgestaltung der Gartenanlage. Lenné schuf hier ein heute viel beachtetes, herausragendes Beispiel eines englischen Landschaftsgartens.
Der Garten als Verbindung zwischen König und Volk - zwischen Preußen und Rheinprovinz
Mit der Aufwertung der Gartenanlage wollte Friedrich Wilhelm IV. königliche Präsenz in der Rheinprovinz signalisieren. Durch seine Reisen ins Rheinland, durch die Absicht zur Vollendung des Kölner Doms und nun auch durch die pompöse Gestaltung von Schloss und Garten in Brühl, die als Gesamtanlage im Bewusstsein der Bevölkerung noch immer an ruhmreiche, kurfürstliche Zeiten erinnerten, wollte er die teilweise liberal gesinnten Rheinländer für monarchistische Werte empfänglich machen (Löhmann, 2000). Zumal der Verfall des Schlosses noch immer mit der Herrschaft der Franzosen assoziiert wurde und so ein Gemeinschaftsgefühl entstehen konnte. Selbiges versuchte er im Übrigen auch mit der Aufwertung der Schlossanlagen in Benrath und in Koblenz.
Um diese Ziele erreichen zu können, reichte es nicht aus, wenn die Gartenanlage nur für die Nutzung der oberen sozialen Schichten vorgesehen war. Es sollte daher von Anfang an eine Symbiose aus Schloss- und Volksgarten entstehen. Zwar vermischten sich die sozialen Schichten innerhalb des Gartens nur teilweise miteinander, für die besser Betuchten waren etwa Kutschfahrten vorgesehen, doch selbst Tagelöhnern sollte der Zugang zum Garten ermöglicht werden. Eintrittsgelder wurden nicht erhoben. Der König zeigte sich hierdurch sehr volksnah.
Dabei spielte die Gesundheit bei der Konzeptionierung des Projektes eine wichtige Rolle. Die verheerende Cholera-Epidemie aus den 1830er-Jahren war den Menschen noch deutlich im Bewusstsein verankert. Von der Übertragung von Krankheiten wusste man nicht viel und so ging man von einer Übertragung durch die Luft aus. Verantwortlich gemacht für die Ausbreitung der Epidemie wurde daher unter anderem schlechte Luft durch fehlenden Freiraum. Diesen gab es im nahe gelegenen Köln nicht mehr. Bei rasant anwachsender Bevölkerung verschwanden die Grünanlagen bei gleichbleibender Fläche vollständig aus dem Stadtbild der rheinischen Metropole. Zudem bot Köln als Festungsstadt auch außerhalb des besiedelten Gebietes nur wenig reizvolle Räume zum freizeitlichen Aufenthalt. Die Gartenanlagen in Brühl sollten daher Freiraum und saubere Luft für erholungssuchende Kölner bieten.
Die Einbindung der Eisenbahn
Eine besondere Erwähnung bedarf die durch den Garten verlaufende Eisenbahn. Denn die harmonische Einbindung der Eisenbahn in die vorhandene Gartenanlage war der Anstoß für die Beauftragung Lennés und dieser Aspekt spielte auch im weiteren Verlauf seiner Planungen eine gewichtige Rolle. Einerseits zeigte Friedrich Wilhelm IV. hierdurch seine Befürwortung moderner Strukturen, andererseits war sie auch essentiell für das Konzept des Volksgartens. Nur durch die Eisenbahn war es dem Volk (also in diesem Falle hauptsächlich den Kölnern) möglich, die Gartenanlagen in ihrer Freizeit aufzusuchen. Durch die bewusst niedrig gehaltenen Preise für Fahrscheine wurde es zudem überhaupt erst möglich den Zutritt für alle sozialen Schichten zu gewährleisten. Wird die Eisenbahnstrecke heutzutage oftmals als störend empfunden, so schafft sie auch heute noch - wie bereits im 19. Jahrhundert - eine gute Zugänglichkeit zu Schloss und Garten.
Heutige gestalterische Beschreibung
Für den Schlossgarten sah Girard eine Zweiteilung vor, die bis heute besteht. An die Südseite des Schlosses angelehnt, steigt man von deren Terrasse in das von Alleen gesäumte Hauptparterre mit der Broderiebepflanzung und dem Spiegelweiher hinab. Zu beiden Seiten sind dreieckige Bosketts angeschlossen. Von diesen durch Kanäle abgegrenzt folgten ein Rosenbeet im Osten und ein Krautgarten im Westen, von dem ein Teil erhalten ist. Weiter im Süden schließt sich der Tiergarten – ein Waldstück – an, das durch die so genannte Eselsallee vom Hauptparterre geschieden wird. Der Tiergarten wurde durch drei Alleen gegliedert, die an ihrer Kreuzung einen Stern ausbildeten. Eine dieser Alleen führt direkt zum Schloss Falkenlust. Umgeben ist das Waldstück von einem Kanalsystem, dessen Ausläufer auch für weitere Teile des Gartens raumbildende Funktion hatten. Lenné erhielt die Gliederung Girards im Wesentlichen. Seine Änderungen betrafen vor allem den Waldbereich, wo er Wiesenräume, kurvige Wege und scheinbar natürlich gewachsene Wasserflächen schuf, die im Osten des Geländes besonders einprägsam sind. Auch bezog Lenné die neu eröffnete Eisenbahnstrecke zwischen Köln und Bonn in die Gartenanlage mit ein.
So bietet der Brühler Schlossgarten heute vielfältige Einblicke in die Gartenbaukunst des Barock und ihrer Uminterpretation im bürgerlichen 19. Jahrhundert.
Zusammenfassung
Die Gartenanlage nach Planungen von Peter Joseph Lenné in Brühl ist ganz gewiss ein herausragendes Beispiel des englischen Landschaftsgartens. Heute werden die ursprünglichen Planungen von Girard nach Rekonstruktionen aus den 1930er-Jahren und somit die französische Gartenbaukunst allerdings mehr beachtet.
Neben dieser Bedeutung für den Gartenbau ist der Schlossgarten mit seiner Symbiose aus Schloss- und Volksgarten im 19. Jahrhundert aber auch ein Beispiel für die Beziehung zwischen Preußen und Rheinländern, im Speziellen für die Bestrebungen der preußischen Krone, die Rheinprovinz für ihre feudalen, monarchistischen Werte zu gewinnen. Es sollte Volksnähe demonstriert und somit Sympathie geschaffen werden. Inwieweit dies trotz der hohen Frequentierung des Gartens gelungen ist, bleibt besonders vor dem Hintergrund der bereits wenige Jahre später ausgebrochenen Märzrevolution von 1848/49 fraglich.
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
1972–1975 | Anlage des „Jardin secrets“ vor der Südorangerie |
1977–1978 | Erneuerung an Wasserbecken und Uferböschungen des Gartens |
1981–1984 | Restaurierung des großen Gartenparterres und Erneuerung von Fontainebecken und Kaskade |
2010–2014 | Grundinstandsetzung Terrassenanlage |
Nutzung: | UNESCO-Weltkulturerbe, Park/Gartenanlage |
Ressort: | Bauministerium (MBWSV) NRW |
Denkmalbehörde: | Bezirksregierung Köln |
Denkmalliste: | Brühl, Schloss Augustusburg Nr. 1 |
(Christoph Boddenberg, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2014 / Catharina Hiller, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, 2016)
Internet
www.schlossbruehl.de: Der Schlosspark in Brühl (abgerufen 09.06.2020)