Lage und Nutzung
Die Baugeschichte
Baubeschreibung
Hinweise / UNESCO-Welterbe
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
Internet
Lage und Nutzung
Vom Bahnhof Brühl führt der Weg in gerader Linie in den Ehrenhof von Schloss Augustusburg. Dass die Bahn einen Teil des Schlossparks abschneidet und der 1844 eröffnete Bahnhof über den von Wesseling kommenden Weg zum Schloss errichtet wurde, ist kein Zufall. Da Köln als Festungsstadt damals noch in den mittelalterlichen Mauerring eingezwängt war, wollte der preußische König Friedrich Wilhelm IV. (1795-1861, regierte ab 1840), dass Brühl für Köln das werde, was der Tiergarten für Berlin war. Die damaligen Bonn-Cölner-Eisenbahn-Gesellschaft band Schloss und Schlosspark somit unmittelbar an Köln an. Natürlich erhoffte sich die Eisenbahn-Gesellschaft aus dem Passagiergeschäft Einnahmen und führte sogar eine 4. Klasse ein, damit auch weniger Bemittelte die Eisenbahn benutzen konnten.
Bis 1794 diente das Schloss als Sommerresidenz der Kurfürsten, verfiel zur Zeit der französischen Besatzung jedoch. Anlässlich eines Besuchs der Königin Victoria von England im Jahr 1845 wurde das Schloss renoviert, das sich nun in preußischem Besitz befand. Nach dem Zweiten Weltkrieg übernahm das Land Nordrhein-Westfalen das Schloss, sorgte für die Ausbesserung der Kriegsschäden und für die weitere Erhaltung und Pflege des heutigen Denkmals.
Die Baugeschichte
Schloss Augustusburg entstand unter Kurfürst Clemens August (1700-1761, regierte ab 1723) ab dem Jahre 1725 unter Einbeziehung der Ruine einer 1689 zerstörten Wasserburg.
Architekt war zunächst der Westfale Johann Conrad Schlaun (1695-1773), der unter Beachtung der Kosten ein „Kurfürstliches Jagdhaus“ errichten sollte. Die noch brauchbaren Teile der Burgruine wurden einbezogen, der umlaufende Wassergraben der Burg blieb erhalten. Der mittelalterliche Rundturm an der Nordwestecke, dessen Abbruch teuer geworden wäre, erhielt ein Pendant an der Südwestecke. Vor dem nach Osten gerichteten Ehrenhof sollte ein Gartenparterre entstehen, durch das die Zufahrt führte. Wohl infolge einer Baukritik von Seiten des bayrischen Kurfürsten Karl Albrecht (dem Bruder Clemens Augusts) wurde 1728 der Münchener Hofbaumeister François de Cuvilliés (1695-1768) mit der weiteren Ausgestaltung des Schlosses beauftragt und Schlaun aus dem Dienst entlassen. Cuvilliês änderte die Disposition des Schlosses grundlegend hin zu einem Residenzschloss. 1735 ließ er den Graben zuschütten und die Türme abbrechen. Kosten spielten jetzt offenbar keine Rolle mehr. Im Inneren verlegte er die Appartements in den Südflügel und verschob das Treppenhaus nach Norden. Die Planung für das Treppenhaus übernahm Balthasar Neumann (1687-1753) ab 1740. Statt des von Schlaun vorgesehenen Gartens im Osten entstand nach Plänen von Dominique Girard (1680-1738) ein der Südseite vorgelegtes Parterre, wie es noch heute erlebbar ist.
Baubeschreibung
Das Schloss ist als Dreiflügel-Bau mit drei Geschossen und einem zweigeschossigen Mansarddach konzipiert. Die heutige Farbfassung in Ocker und Hellgrau entspricht der ersten Farbgebung des Schlosses. Die Fassaden des Baus sind in unterschiedlicher Weise durch Risalite, Pilaster und Gesimse gestaltet. Die zumeist hochrechteckigen Fenster sind mit Architrav und Verdachung gerahmt und mit Zierbalkonen versehen, die Mansardfenster mit Segmentgiebeln abgeschlossen. Einige rundbogige Fenster in den Risaliten weisen Ädikulen auf. Die Bauplastik dient im Bereich des Ehrenhofs der Repräsentation des Kurfürsten und seiner Macht, während im Bereich der Gartenfassade Motive der Jagd dargestellt werden. An der Westseite wird die Vergänglichkeit weltlicher Macht thematisiert.
Der Zugang ins Schloss erfolgt aus dem Ehrenhof durch das Vestibül, das ursprünglich als mittige, freie Durchfahrt ohne Tor konzipiert war und an welches Balthasar Neumanns berühmtes Treppenhaus seitlich angeschlossen ist. Im Inneren folgen die Räume dem französischen Muster entsprechend – als Enfiladen flurlos aufeinander. In ihrer künstlerischen Ausgestaltung hervorzuheben sind neben der grandiosen Treppe der Gardensaal und der Speise- oder Musiksaal. Carlo Carlone fertige in diesen Räumen die Deckenfresken an, die Stuckarbeiten wurden von Artario Morsegno, Castelli und Brilli ausgeführt.
Die drei Flügel des Schlossgebäudes blieben in der von Schlaun angelegten Größe erhalten. Im Detail zeigt gerade die Ansicht des Ehrenhofs noch deutliche Spuren des Entwurfs von Schlaun. Hier sind vor allem die abgerundeten Ecken zu nennen – ein Motiv, das Schlaun während seiner Zeit in Rom 1722 kennengelernt hatte. Ebenfalls römisch sind die Aufsätze auf den Stirnseiten der Seitenflügel, die in den Aufsätzen von Berninis Arkaden um den Petersplatz ihr Vorbild haben. Geändert hat Cuvilliés die Fenster, deren Brüstungen er wegbrechen und durch Gitter ersetzen ließ. Außerdem verzichtete er auf die Balustraden, die Schlaun am verbindenden Westflügel auf dem Giebel des Mittelrisalits vorgesehen hatte.
Den eindrucksvollen Blick auf die Ehrenhofseite von Schloss Augustusburg haben noch heute alle, die mit der Bahn in Brühl ankommen.
Hinweise / UNESCO-Welterbe
Das Objekt „Schloss Augustusburg (UNESCO Welterbestätte)“ ist wesentliches Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Brühl, Kurfürstliche Schlösser (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Köln 161) und ein eingetragenes Baudenkmal (Denkmalliste der Stadt Brühl, laufende Nr. 1).
Schloss Augustusburg wurde 1984 zusammen mit Schloss Falkenlust und dem Schlosspark in die Liste des UNESCO-Welterbes eingetragen.
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
1947–1949 | Beseitigung Kriegsschäden |
1957–1965 | Restaurierung Staatsquartier und Säle |
1973–1983 | Statische Sicherung und Restaurierung der Deckfresken im Prunktreppenhaus und in den Sälen, Erneuerung Fußboden im Sommerappartement, Erneuerung Außenanstrich |
1977–1978 | Erneuerung an Wasserbecken und Uferböschungen des Gartens |
1977–1981 | Erneuerung aller Giebelplastiken in Sandstein |
ab 1983 | Erneuerung der Schieferdeckung des Schlossdaches |
1985–1986 | Renovierung des Sommerspeisesaals |
ab 1986 | Restaurierung der Fassaden – Neue Farbfassung |
2002 – voraussichtlich 2025 | Instandsetzung der inneren und äußeren Bereiche: Umsetzung des Parkpflegewerkes und Restaurierungen der Schloss-Innenräume (Sommerappartement, Elektrosanierung) |
2010–2014 | Grundinstandsetzung Terrassenanlage |
Nutzung: | UNESCO-Weltkulturerbe, Museum |
Ressort: | Bauministerium (MBWSV) NRW |
Denkmalbehörde: | Bezirksregierung Köln |
Denkmalliste: | Brühl, Schloss Augustusburg Nr. 1 |
(Ulrich Stevens, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e. V., 2018; Catharina Hiller, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, 2016)
Internet
www.schlossbruehl.de: Schloss Augustusburg (abgerufen 06.07.2020)