Der Stadtteil Krefeld-Forstwald befindet sich im Südwesten von Krefeld und hat eine ungewöhnliche Geschichte. Sowohl die Entstehung als auch die weitere Entwicklung des Stadtteils verlief anders als dies üblicherweise bei Ortsentwicklungen der Fall ist. Viele Gründungen fußen auf ehemalige Adelssitze, dem Bau einer Kapelle oder Kirche oder einer strategisch günstigen Lage an einer Handelsstraße. Die Entstehung von Forstwald, einer vielfältigen Kulturlandschaft, ist ein Vorgang, der durch verschiedene Anlässe und Gründe begünstigt oder beeinflusst wurde.
Die Entwicklung des Kulturlandschaftsbereiches gliedert sich im Wesentlichen in vier Epochen:
Die erste Epoche begann nach dem Bau der Kurkölner Landwehr um 1350 mit der landwirtschaftlichen Entwicklung. Es kam im Bereich der Landwehr zu einer verstärkten Ansiedlung von Hofstätten. Insbesondere zwischen den beiden Landwehrdurchgängen Stock und Hückelsmay sind auf kurzer Distanz mehrere Höfe gegründet worden. Die landwirtschaftliche Nutzung und Bewirtschaftung des Areals etwa ab dem 19. Jahrhundert und Umwandlung der Heide in Ackerland bedeuteten auch Eingriffe in die Oberfläche des Bodens. Diese Veränderungen sind überliefert und wir sehen diese heute als Gräben, Wälle, Gruben und Agrarflächen, ohne deren einstige Funktion genau zu kennen.
Die zweite Epoche begann 1822 für einen Teil des Areals mit dem Kauf und der späteren Bewaldung durch die Familie Schumacher, einer mennonitischen Kaufmannsfamilie aus Krefeld. Der Rest des Gebietes wurde weiterhin landwirtschaftlich genutzt. Die Familie Schumacher operierte von ihrem Besitz, dem Gut Groß-Lind, im heutigen Tönisvorst liegend, und von Krefeld aus.
Die dritte Epoche begann mit der Besiedlung des Areals etwa ab 1890 durch Stadtbewohner, gefördert durch die Einrichtung eines Haltepunktes an der bestehenden Eisenbahnlinie. Die ersten Siedler errichteten allerdings nur Sommer- und Wochenendhäuser, später wurden feste, repräsentative Häuser gebaut.
In der vierten Epoche während und nach dem Zweiten Weltkrieg, von 1940 bis 1952, erfuhr der Forstwald und seine unmittelbare Umgebung, wegen der exponierten Lage, eine Konzentration militärischer Präsenz. Alle zivilen Aktivitäten wurden eingestellt. Während der Kriegszeit wurde der Wald aus Gründen der Deckung vor Luftaufklärung und wegen seiner strategischen Lage von militärischen Verbänden genutzt. Der Blick nach Westen, der Anschluss an das Eisenbahnnetz und die geringe Wohndichte boten strategische Vorteile. Sogar die zum Kriegsende hin erfolgte Ardennenoffensive wurde hier vorbereitet. Kriegsbedingte Hinterlassenschaften verblieben somit im Areal.
Die überkommenen Elemente der historischen Kulturlandschaft sind letztlich die Folgen
- einer Grenzziehung der Kurfürsten von Köln im 14. Jahrhundert,
- der bäuerlichen Besiedlung und Bewirtschaftung der Heide,
- der Umwandlung von Heideflächen zum bewaldeten Schumacher-Areal ab 1830,
- Bautätigkeiten, wie der Bau der Höfe oder des Forsthauses 1838,
- Ereignissen während der „Schlacht bei Crefeld“ 1758
- des Zweiten Weltkrieges (1939-1945).
Die Ortsentwicklung hat es ermöglicht, dass Elemente verschiedener Entwicklungsstufen ab dem ausgehenden Mittelalter auf einem 2 x 3 Kilometer großen Areal Bestand behielten.
Landschaftsplan der Stadt Krefeld
Im rechtskräftigen Landschaftsplan der Stadt Krefeld ist der Forstwald unter „2.2.7. Landschaftsschutzgebiet Oberbenrad Forstwald“ als Landschaftsschutzgebiet ausgewiesen. Zur Begründung der Schutzausweisung wird die Erhaltung der historischen Kulturlandschaft angeführt, die vornehmlich auf drei Elemente Bezug nimmt:
- die Landwehr,
- das landwirtschaftliche Areal um die Höfe Sieger, Bellen und Stock,
- der Wald von Gerhard Schumacher.
(Schreiben der Stadt Krefeld, Fachbereich Grünflächen, 16. März 2012)
Der Kulturlandschaftsbereich Forstwald in Krefeld war KuLaDig-Objekt des Monats im Juni 2012.
(Helmut Sallmann, 2011 / LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2012)
Internet
www.rheinische-geschichte.lvr.de: Krefeld (abgerufen 10.10.2012)