Das seit 1922/23 ausgewiesene Naturschutzgebiet (NSG) Siebengebirge gilt als eines der ältesten in Deutschlands. Es liegt mit einem Flächenanteil von 45 % im nordrhein-westfälischen Naturpark Siebengebirge. Um 2007/09 gab es Planungen zur Einrichtung eines „Bürgernationalparks Siebengebirge“ im NSG.
Naturschutzgebiet Siebengebirge Das NSG Siebengebirge ist nach dem Neandertal und der Lüneburger Heide das drittälteste Naturschutzgebiet in Deutschlands. Bereits im Jahr 1836 hatte die preußische Regierung die Trachyt-Steinbrüche am Drachenfels erworben, als diese der Ruine der Burg Drachenfels bedrohlich nahe kamen. Da an der Burgruine bereits erste Schäden durch den Abbau zu verzeichnen waren, wurde die Steinbruchtätigkeit umgehend eingestellt, um die Silhouette des Berges als Naturschönheit zu sichern. Gesetzeskraft erlangte der Naturschutz - der Begriff als solcher ist im deutschsprachigen Raum erstmals im Jahr 1871 nachgewiesen - über das preußische Schutzwaldgesetz von 1875. Diesem folgte 1902 ein erstes Landschaftsschutzgesetz, jedoch noch ohne spezielle Vorgaben zum Naturschutz. Im Jahr 1906 nahm die Staatliche Stelle für Naturdenkmalpflege in Preußen ihre Arbeit auf und mit dem 1920 erlassenen preußischen Feld- und Forstpolizeigesetz wurde schließlich erstmals die Möglichkeit geschaffen, Naturschutzgebiete auszuweisen. Dies geschah dann im Folgejahr erstmals mit dem Neandertal. Mit dem nationalsozialistischen Reichsnaturschutzgesetz vom 26. Juni 1935 (RNG) wurde der Naturschutz mit dem Ziel „Natur und Landschaft auf Grund ihres eigenen Wertes und als Lebensgrundlage des Menschen zu erhalten“ stark verrechtlicht. Das NS-Gesetz blieb in seinem Kern auch in der Bundesrepublik gültig, während die Bundesländer eigene Naturschutzgesetze erließen. Das heute gültige Bundesnaturschutzgesetz (BNatschG) wurde 1976 verabschiedet und trat zum 1. Januar 1977 in Kraft.
Seit 1922/23 ist das Siebengebirge rechtlich als Naturschutzgebiet ausgewiesen, 1985/89 wurde die Fläche nochmals erweitert. Heute umfasst das NSG das zu Bonn zählende, 496,3 Hektar umfassende Teilgebiet Ennert (NSG BN-001K1) und den mit 4.273 Hektar Fläche ungleich größeren, zum Rhein-Sieg-Kreis gehörenden Anteil (NSG S-001K2). Insgesamt nimmt das NSG damit eine Fläche von 4.739,3 Hektar bzw. 47,393 Quadratkilometer (km2) ein.
Vor Ort dient heute die Vorburg von Schloss Drachenburg als Museum und Archiv zur Geschichte des Naturschutzes in Deutschland und das frühere Forsthaus Lohrberg in Margarethenhöhe als Naturparkhaus des Verschönerungsvereins für das Siebengebirge (VVS). Ein 2020 eröffnetes Besucherzentrum im früheren Wachgebäude des Bundesgästehauses auf dem Petersberg gibt Einblicke in die Bedeutung des Berges und in die Besonderheiten des Naturschutzgebietes. Das NSG Siebengebirge ist zugleich der Westteil des mehr als doppelt so großen gleichnamigen Naturparks.
Planungen für einen Nationalpark Siebengebirge Zwischen 2007 und 2009 wurde die Einrichtung eines „Bürgernationalparks Siebengebirge“ zur Aufwertung des staatlichen Anteils des NSG Siebengebirge diskutiert und vom Land NRW, der Stadt Bonn und dem Rhein-Sieg-Kreis betrieben. Der Nationalpark Siebengebirge wäre der seinerzeit 15. deutsche (seit 2014 gibt es 16) und neben dem 2004 eingerichteten Nationalpark Eifel der zweite in NRW gewesen. Für ihn sollte u.a. ein Nationalparkzentrum in Rhöndorf entstehen. In Bad Honnef wurden die Planungen jedoch durch weite Teile der Bevölkerung abgelehnt. Ein zusammen mit der Bundestagswahl am 27. September 2009 erfolgter Bürgerentscheid verbot dem Kommune schließlich, die städtischen Anteile des Naturparks an das Land zu verpachten, womit der Nationalpark gescheitert war.
Naturpark Siebengebirge Der 1958 als erster Naturpark in Nordrhein-Westfalen (NRW) gegründete Naturpark Siebengebirge umfasst ein Fläche von insgesamt 11.200 Hektar (112 km2), womit er der kleinste der 12 Naturparke in NRW ist. Das Naturschutzgebiet Siebengebirge hat am Naturpark einen Flächenanteil von rund 45 %. Naturparke machen beachtliche 44 % der Landesfläche von NRW aus. Sie sind gemäß § 27 des Bundesnaturschutzgesetzes einheitlich zu entwickelnde und zu pflegende, großräumige Gebiete. Sie sollen auf überwiegender Fläche Landschafts- oder Naturschutzgebiete sein, eine große Arten- und Biotopenvielfalt und eine durch vielfältige Nutzungen geprägte Landschaft aufweisen.
Im Jahr 2007 wurde der Naturpark Siebengebirge durch die Bezirksregierung Köln von ursprünglich 4.800 Fläche nach Norden und Osten hin auf seine heutige Größe von 11.200 Hektar erweitert. Der im Süden des Bundeslandes NRW gelegene Naturpark umfasst heute Teile der Naturräume der Kölner Bucht, das komplette Siebengebirge mit dem Westen des Pleiser Hügellands sowie die in NRW gelegenen Teile der beiden naturräumlich zum (Nieder-) Westerwald gehörenden Landschaften des Rheinwesterwälder Vulkanrückens und der Asbacher Hochfläche. Nachdem zwischen 1986 und 2018 der VVS die Trägerschaft des Naturparks auf ehrenamtlicher Basis innehatte, wurde nach der Übernahme durch den Rhein-Sieg-Kreis zum 1. Februar 2018 eine hauptamtliche Geschäftsstelle in der Siegburger Kreisverwaltung eingerichtet.
„Geprägt von Streuobstwiesen, Feldern, Weiden und kleinen Wasserläufen umfasst der Naturpark einzigartige Kulturlandschaften, die zum Wandern und Radfahren einladen sowie die beiden Naturschutzgebiete Siebengebirge und Ennert.“ (www.naturpark7gebirge.de)
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Das Siebengebirge - geschützt und genutzt : gestern - heute - morgen. St. Augustin.
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Schwarz, Uwe; Kleefeld, Klaus-Dieter; Burggraaff, Peter; Wiemer, Karl Peter [Red.] (2006)
Naturschutz im Siebengebirge. Dokumentation der Tagung vom 28.-29. November 2003 in Königswinter. Köln.
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