Trotz ihrer weitgehenden Zerstörung stellt das Bauwerk eine der interessantesten Höhenburgen aus staufischer Zeit im Rheinland dar. Nach seiner mittelalterlichen Vergangenheit erfuhr die Anlage im geistigen und politischen Umfeld des 19. Jahrhunderts eine zweite Phase gesteigerter Wahrnehmung, weil sie zur Projektionsfläche romantischen als auch nationalen Gedankenguts wurde.
Historische Überlieferung
Die Sieben Berge (Gottfried Kinkel, 1842)
Baubeschreibung
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
Internet, Literatur
Historische Überlieferung
Die Burg wurde um 1138/40 vom Kölner Erzbischof Arnold I. (um 1100-1151, amtierte von 1137/38 bis 1151) begonnen und etwa zehn Jahre später unter dem Propst Cassiusstifts in Bonn, Gerhard von Are (um 1100-1169), fertiggestellt. Nach Fertigstellung des Turms und weiterer Gebäude wurde sie um 1147/49 dem Cassiusstift als Offenhaus übertragen, da dieses die Burg zum Schutz benötige und ihm auch einen Teil des Burgbergs gehöre. Die Burg solle aber auch künftig in Notfällen dem Erzbischof zur Verfügung stehen, der unweit überdies die Wolkenburg besitze (Regesten der Erzbischöfe von Köln, REK 2, Nr. 466); bestätigt durch den Kölner Erzbischof Rainald von Dassel (1114/20-1167, amtierte 1159-1167) um 1166 (REK 2, Nr. 835).
In der Folge lösten sich die nach Drachenfels benannten Burggrafen „aus der Stiftsherrschaft und wurden Lehnsleute der Kölner Erzbischöfe. Sie bezogen ihren Reichtum aus den Drachenfelser Steinbrüchen, deren Steine u.a. beim Bau des Kölner Doms Verwendung fanden.“ (Historische Stätten NRW 2006)
Zwischen 1176 und 1530 war die Burg Sitz der Burggrafen von Drachenfels, unter denen die Anlage sukzessive erweitert wurde. Noch vor 1247 erfolgte der Bau einer Burgkapelle. Von 1225-1301 sind erzbischöfliche Burggrafen in erblicher Folge belegt (Friedrich / Päffgen 2007). Im 15. Jahrhundert wurde die Anlage durch einen Zwinger sowie eine Vorburg verstärkt.
„Besitz und Rechte der Kölner Erzbischöfe im Siebengebirge um die im 12. Jahrhundert erbauten Burgen Drachenfels und Wolkenburg sind – unter Ausklammerung der der Burggrafschaft Drachenfels – in der ersten Hälfte des 14. Jahrhunderts als Amt zusammengefasst worden, das mehrfach als Pfand diente, bevor es 1424 auf Dauer an die Inhaber der Burg Drachenfels verpfändet wurde.“ (Janssen 2008, S. 35)
Die im Dreißigjährigen Krieg 1634 beschädigte und 1638 an den Außenwerken geschleifte Burg wurde anschließend nicht wieder aufgebaut. Die umgebenden Trachyt-Steinbrüche wuchsen im Laufe der Zeit bis an die Burgkuppe heran führten um das Jahr 1788 zum Einsturz der Außenmauern des Wohnhauses sowie eines Teils der Kapelle, unter anderem durch Unterhöhlungen.
Im 19. Jahrhundert drohte dann die vollständige Zerstörung durch den Ankauf durch Steinbrecher (1827). Aufgrund öffentlicher Hinweise erging 1829 eine königliche Kabinettsorder zum Ankauf der Burgkuppe und im Jahr 1836 wurde schließlich der preußische Staat Besitzer der Burg. So kam es mit dem Kauf des Berges durch den preußischen Staat zu einer der frühesten Maßnahmen staatlichen Denkmal- und Landschaftsschutzes – und dies zu einer Zeit, als es eine entsprechende Terminologie überhaupt noch nicht gab. Seither zählt die malerische Ruine zu den touristischen Destinationen ersten Ranges am Rhein und beeindruckt bis heute mit ihrem Flair vergangener Zeiten, aber auch mit einer imposanten Lage und überwältigenden Fernsicht.
Die Sieben Berge (Gottfried Kinkel, 1842)
„Du da, mein wackrer Drachenfels,
Mit der brüchigen Mauerkrone, Du bist des Königs riesiges Bild
Auf stolzem Felsenthrone. Du ruhst in stiller Majestät
Am Strom die mächtigen Glieder, Dein nebelblaues Wälderkleid
Rauscht wie ein Mantel nieder.“
In bildhafter Sprache beschreibt der Schriftsteller, Theologe und Politiker Gottfried Kinkel (1815-1882) den Drachenfels aus seiner persönlichen, politischen Perspektive, zugleich aber auch im Geschmack der Zeit. In seiner Dichtung verknüpft der politisch aktive Kunstwissenschaftler die markantesten Gipfel des Siebengebirges mit gesellschaftlichen Gruppen. Und da ist es keine Frage: Der Drachenfels ist die königliche Majestät!
In der Folge der von englischen Bildungsreisenden ausgelösten Reisewelle des 19. Jahrhunderts war das Siebengebirge mit seinen mittelalterlichen Ruinen Pilgerziel vieler Rheinreisender. Die Burgruine auf dem Drachenfels wurde in diesem Kontext bald zum Zentrum der so genannten Siebengebirgs- und Rheinromantik. Kinkels Gedicht spiegelt durch die Metapher der Majestät die besondere Reputation, hinsichtlich der neuen, überregionalen Bekanntheit der Burgruine wieder. Diese Popularität übertrifft so sicherlich alle Phasen früherer Jahrhunderte, die er als normaler Burgenstandort verbracht hatte.
„Die Romantik dieser Zeit war es, die die Ruine rettete, und 1855 wurde aus den Mitteln eines Dispositionsfonds der Bau eines gewaltigen Stützpfeilers finanziert, der den Felsen vor dem Abrutschen und damit den Bergfried vor einer weiteren Zerstörung bewahrte. Die vorhandenen Ruinen wurden 1891/1892 durch die Regierung instand gesetzt. (…) 1967 kam es zu größeren Felsabbrüchen. Von 1971 bis 1973 wurde die Bergkuppe durch Stahlanker und Betonarmierungen gesichert.“ (de.wikipedia.org)
Neben seiner romantischen Vereinnahmung eignete sich der Drachenfels auch als wichtige Bühne nationaler Identitätskonstruktion: So errichtete man in unmittelbarer Nähe der Ruine mehrere so genannte Landsturm-Denkmäler zur Erinnerung an die Freiheitskriege gegen die napoleonische Besatzung. Das 1814 von Adolfs von Vagedes (1777–1842) geschaffene Denkmal in Form eines klassizistischen Obelisken nördlich der Burgruine war die früheste Gedenkstätte des deutschen Freiheitskampfes gegen Napoleon überhaupt. Im Jahr 1857 wurde auf dem Drachenfels eine gotische Fialsäule nach einem Entwurf des Kölner Dombaumeisters Ernst Friedrich Zwirner (1802-1861) als Kriegerdenkmal für die Gefallenen der Befreiungskriege errichtet. Das Denkmal entstand als Nachfolgebau eines bereits 1855 errichteten Denkmals.
Ab 1967 wurden vermehrt Felsstürze beobachtet, woraufhin 1970–1972 das Land NRW mit Unterstützung durch den Geologischen Dienst NRW umfangreiche Felssicherungsmaßnahmen durchgeführt hat. Dabei wurden Felsanker und Felsnägel durch die Bergkuppe getrieben, unterstützt von Stahlbetonholmen und Spritzbeton.
Baubeschreibung
Der Bau hat die Form einer langgestreckten Burganlage mit Vorburg und Hochschloss. Indes ist er auf der gesamten Westseite durch Felsabbruch stark beschädigt. Heute sind lediglich noch Reste der Umfassungsmauern sowie des Palas erhalten. In südwestlicher Lage erheben sich die Reste des Bergfrieds. Er erscheint als dreigeschossiger Turm von 6x7 Meter und besteht aus Trachytquadern, die außen bossiert und innen geglättet sind. Seine Südwestecke sowie die beiden Obergeschosse sind abgestürzt. Steinkonsolen markieren die ehemaligen Geschosshöhen. Im Obergeschoss weist der Turmrest ein Zwillingsfenster mit Würfelknaufsäulen auf. Darüber wird der Bau von einem Zinnenkranz abgeschlossen. Sowohl Fenster als auch Zinnenkranz wurden in moderner Zeit erneuert.
Von der Hochburg hat sich ein kleiner Binnenhof mit Resten der östlichen und nördlichen Umfassungsmauern erhalten. An der Nordwestseite steht noch ein Mauerrest des Palas, welcher im Obergeschoss ein kleines gotisches Fenster einschließt. Von den Erweiterungen des 15. Jahrhunderts zeugen heute noch Reste der Zwingermauer an der Ostseite, samt einem kleinen Rundturm neben dem ehemaligen Zugangstor. Auf derselben Seite haben sich auch Reste der Vorburgmauer auf einer Länge von ca. 50 Meter sowie ein rechteckiger Halbturm in geringer Höhe erhalten. Der Obelisk auf der Plattform nördlich der Burgruine stammt aus dem Jahr 1914 und stellt eine verkleinerte Nachbildung des ursprünglichen Denkmals von 1814 dar. Auch das zweite südlich gelegene Denkmal ist eine Nachbildung und wurde 1876 als Kopie der neugotischen Spitzsäule Zwirners errichtet.
Seit 1883 ist der Berg über die seinerzeit erste Zahnradbahn Deutschlands, die Drachenfelsbahn von Königswinter aus zu erreichen. Zu Fuß – oder ganz klassisch auf dem Rücken eines Esels – bietet sich der traditionelle Aufstieg mit großartigen Aussichten über den so genannten „Eselsweg“ an.
Die Burgruine Drachenfels befindet sich im Eigentum des Landes NRW und wird von der Bezirksregierung Köln verwaltet.
Denkmalpflegerische und bauliche Maßnahmen
Anlage (Beschreibung, Datierung): | Höhenburg Drachenfels, hochmittelalterlich, 12. Jahrhundert (historisch) |
Bausubstanz: | Bergfried (12. Jahrhundert, Innenmaße 7,5 × 6,5 Meter), Mauerbering, Wohnhaus |
1971–1972 | Sicherung der gefährdeten Felsspitze durch Stahbetonholme, die die Felswände umfassen. Die Holme wurden durch Stahlzuganker miteinander verbunden. Messstellen ermitteln die Spannkräfte der Zuganker. |
1974–1984 | Sicherungsmaßnahmen an der Ruine. |
2008–2009 | Fugensanierung der Ruine |
2010–2012 | Wegesanierung |
2012 | Ergänzung der Gitter |
Nutzung: | Burgruine, Ausflugsziel |
Ressort: | Bauministerium (MBWSV) NRW |
Denkmalbehörde: | Bezirksregierung Köln |
Denkmalliste: | Königswinter, Nr. 6, 11.02.1985 |
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2013 / Elmar Scheuren, Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz, 2016 / Fabian Kröning, Kunsthistorisches Institut der Universität zu Köln, 2016)
Internet
de.wikipedia.org: Burg Drachenfels (Siebengebirge) (abgerufen 09.09.2013)