Quelle
Siedlungen
Morphologie
Geschichte
Name
Wasserwirtschaft
Die Lauter ist eines der vier großen Entwässerungssysteme des Pfälzerwaldes. Diese sind neben der Lauter (Wieslauter), der Speyerbach, die Queich und der Schwarzbach. Speyerbach, Queich und Lauter entwässern Richtung Osten zum Rhein, der Schwarzbach fließt nach Westen über Blies, Saar und Mosel dem Rhein zu.
Die Lauter hat auf ihrem Weg zum Rhein nach dem Austritt aus dem gefällereichen Pfälzerwald einen Schwemmfächer im Oberrheingraben aufgeschüttet. An seinem Südrand fließt sie entlang zum Rhein. Auf dem Schwemmfächer stockt der Bienwald, der sich auch südlich der Lauter noch auf einer kleinen Fläche erstreckt (Unterer Mundatwald in Frankreich).
In Abschnitten ist die Lauter (insbesondere der östliche) unverbaut und naturnah. Diese Teile, aber auch einige vom Menschen beeinflusste Abschnitte (Wehre, Mühlen), strahlen eine hohe landschaftliche Schönheit und Eigenart aus. Unterhalb Altenstadt bis kurz vor Scheibenhardt ist die Lauter als Naturschutzgebiet „Lauterniederung“ ausgewiesen. Die Wieslauter (ein Flußabschnitt der Lauter im Pfälzerwald) liegt im Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen und ist, wie der Bienwaldschwemmfächer, teilweise NATURA 2000-Gebiet.Quelle
Auf der Gemarkung der Gemeinde Merzalben, mitten im Pfälzerwald, entspringt die Lauter. Die Stelle ist durch den Ritterstein „Wieslauter Ursprung“ gekennzeichnet. Aus einer mit Sandsteinen gefassten Quelle fließt das Wasser ab. Der „Obere Wieslautergrund“ war ehemals Hofgrundbesitz des Wieslauterhofes (Eitelmann 2005, S. 173). Das Wasser erreicht nach kurzer Strecke einen Stauweiher. Sein Abfluss mündet in den Wartenbach. Es handelt sich um den wasserreichsten Quellzufluss. Wie die Lauter selbst war auch der Wartenbach als Triftbach ausgebaut.
Siedlungen
Mit Hinterweidenthal wird die erste Ortschaft erreicht. Über Dahn folgen u.a. Bruchweiler-Bärenbach, Bundenthal, Niederschlettenbach und Bobenthal. Etwa fünf Kilometer weiter passiert der Fluss die deutsch-französische Grenze. In Frankreich gelangt „La Lauter“ nach Wissembourg und in die Oberrheinische Tiefebene. Es folgen weitere Siedlungen (Scheibenhardt, Berg) zahlreiche kleine Siedlungssplitter, u.a. die Bienwaldmühle, bis die Lauter kurz vor Berg in „Alte“ und „Neue Lauter“ geteilt wird. Ursprünglich floß die Lauter im Gerinne der „Alten Lauter“ (Vieille Lauter), die heute die Staatsgrenze nach Frankreich ist. Sie mündet bei Rhein-km 352 in den Rhein. Beim Bau der Mühle in Berg um etwa das Jahr 1600 wurde die „Neue Lauter“ abgeteilt. Diese nimmt heute den gesamten Wasserlauf auf. Der Oberlauf der „Alten Lauter“ ist trocken gefallen bzw. ausschließlich über Druckwasser versorgt, da die Anbindung an die Neue Lauter nicht mehr existiert.
Die „Neue Lauter“ wendet sich in Berg nach Deutschland und mündet auf einer Höhe von ca. 105 Metern über N.N. bei Neuburg am Rhein von Westen kommend in einen Altrheinarm des Rheins. Stromabwärts an der Mündung in den Rhein bei Rhein-km 355,5 liegt die Gaststätte „Lautermuschel“ in einem alten Rheinkahn.Morphologie
Die Lauter bildet (als einziges pfälzisches Gewässer neben dem Otterbach), bald nach dem Austritt aus dem Pfälzerwald, tief in den Schwemmfächer eingegrabene Bachniederungen aus. Ihr Untergrund besteht aus nacheiszeitlichem Schwemmland. Die Lauter fließt in einem Sohlental mit alten Prallhangschlingen. Im Süden des Bienwaldes hat die Lauter ein etwa 3 bis 4 m tief eingesenktes und bis zu 500 m breites Sohltal ausgestaltet (Bewirtschaftungsplan Natura 2000 (E), 2019).
Geschichte
Als Grenzfluss hat die Lauter eine weit zurück reichende historische Bedeutung und wechselhafte Geschichte. So war die Lauter immer wieder Kriegsschauplatz (Lauterlinien im Bienwald), Gegenstand von Streitigkeiten in der Nutzung, aber auch schlicht Fisch- und Floßgewässer. Markante Stellen, wie der Triftholzhof ( Ritterstein „Trift=Holzhof 1864-1879“ an der Siebenteilbrücke) südlich von Bobenthal, historische Ereignisse, wie der Streit um die Wasserrechte zwischen Hans von Trotha (Burg Bewartstein) und dem Kloster Weißenburg zeugen von der Bedeutung des Gewässers über die Jahrhunderte hinweg.
Waldnutzung, Fischerei und Flößerei waren über viele Jahrhunderte Schwerpunkte am und um das Gewässer. Dies löste immer wieder Streitigkeiten unter den Anrainern aus. So beklagt sich in den Jahren um 1360 (nach 1351 bis 1366) der Abt des Klosters Weißenburg über die Einschränkung der Holztrift auf der Lauter bei Bobenthal, „ir holtz nit torften furen nach flüssen als es von alters herkommen ist und si von rechte sollent.“ (Schultz 2008, S. 191). Noch heute zeugen die Rittersteine „Trift=Holzhof“ (Nr. 1 ) und Eselscheif (Nr. 4) von diesem Gewerbe.
In den Jahren um 1440 müssen erneut Streitigkeiten, in diesem Falle die Fischerei betreffend, beigelegt werden: „fry sin zu fischen mit rysen mit garn“ (Schultz 2008, S. 192). Der Speyerer Bischof Matthias Rammung, ehemals Kanzler des Kurfürsten in Heidelberg, hatte bereits im 15. Jahrhundert (1466/79) in seinem Liber secretorum, unter dem Titel „Das Jagen und das Fischen betreffend“, die Gewässer im Hochstift Speyer erfassen lassen. Ziel war es, seine Nutzungsprivilegien bezüglich Jagd und Fischerei festzuhalten. Unter den Fischgewässern findet sich auch die Lauter (Ramung (1466), Fol. 94), im damaligen Amt Lauterburg.
Jahrhunderte später wird erneut über die Nutzung und das Eigentum an der Lauter gestritten. Nachdem in der französischen Zeit die Gewässer in staatliches Eigentum überführt worden waren, übernahm das Königreich Bayern (nach 1815) den Anspruch. Es folgte der umfassende Ausbau des Gewässers zu Floß- und Holztriftzwecken. Den ehemaligen Eigentümern missfiel die Übernahme. Es folgten Klagen vor dem Bezirksgericht in Landau bis hin zum obersten Gerichtshof (Schultz, Nagel (2018), Seite 539).
Danach geht die Lauter wieder in Privatbesitz der Uferanrainer über. Dies hatte insofern große Bedeutung, als sich beidseits der Lauter auch eine spezielle Wiesennutzung (Niederschlettenbach, Bobenthal) ausgebreitet hatte (Schemelwiesen - Buckelwiesen). Die „organisierte“ Bewässerung der Wiesen ist für Niederschlettenbach bereits im Jahre 1615 belegt (Schultz, Nagel (2018), S. 541). Im Zuge der genossenschaftlichen Bewegungen im späten 19. Jahrhundert werden auch Wiesenbewässerungs-Genossenschaften gegründet (Schultz, Nagel (2018), S. 543). In diesen Zusammenhang sind auch die zahlreichen Wehre zu stellen. Sie stauten das fließende Wasser an und machten eine effektive Flößerei und Wiesennutzung erst möglich.
Heute ergänzen andere Nutzungen das „Bild“ der Lauter. Über eine Länge von knapp 60 Kilometern begleitet ein Radweg die Lauter. Auf dem Gewässer selbst ist eine Wassersportnutzung zu bestimmten Zeiten erlaubt.Name
Die Herleitung des Namens „Lauter“ ist geklärt. Die Herleitung des Namens „Wieslauter“ ist dagegen eher von Spekulationen geprägt. Zur Abgrenzung gegenüber der Lauter bei Kaiserslautern (ein anderes Gewässer, auch Waldlauter genannt, im mittleren Pfälzerwald) wird die Lauter im Süden des Pfälzerwaldes auch als „Wieslauter“ bezeichnet (Schultz, Nagel (2014), S. 9).
Es liegt nicht gerade nahe, eine Ableitung für den überwiegend im Wald verlaufenden Teil des Gewässers mit Wiesen in Verbindung zu bringen. Gleichwohl beginnt die Wiesennutzung bereits an der Quelle am Wieslauterhof, führt über weite Teile des Bienwalds hinweg bis in die Oberrheinische Tiefebene. Denkbar ist auch die Ableitung von „Wäsche“, einer Nutzung am Gewässer (Waschen) in früheren Zeiten. So wurde der heutige Wieslauterhof früher als „Wäschlauterhof“ bezeichnet.
Unstrittig ist, daß die Bezeichnung für das Gewässer im Mittelalter bis zum Beginn der Neuzeit durchgehend nur als „Lauter“ bzw. „Lut(t)er“ erfolgte. Die Herkunft dieses Namens gilt in der einschlägigen Literatur als geklärt. „Zugrunde liegt das Adjektiv “hlutra„ (im lateinischen lutraha) rein, klar, sauber.“ (Greule, S. 302). Auch die Ableitung von Luter zu Lauter ist nicht umstritten: „luter“ wird diphtongiert zu „lauter“ (Greule, S. 302).
Ebenso ist der Name „Murga“ urkundlich belegt (Greule, S. 364). Der Wortlaut erinnert an die „Murg“ mit Vorkommen insbesondere am Hochrhein, in der Schweiz und im Schwarzwald. Das Wort ist auf „morga“ zurückzuführen. Dieses steht für „Grenze, Steinhaufen“ (Greule, S. 364). Darüber hinaus wird dem Wort auch die Bedeutung „Land/Gegend/Gewässer an einer Grenze“ beigemessen, bis hin zu „Sümpfe, feuchte Wiesen“. Letzteres führt wiederum zur bereits belegten Ableitung des Begriffes Lauter. Die Ähnlichkeit in der Ableitung der beiden Namen (Murga und Lauter) erscheint schlüssig, wenn auch Ursprünge aus dem iranischen Sprachraum einbezogen werden. Dabei wäre auf „Mroga“ zu verweisen, die sich in den baltischen, polnischen oder weißrussischen Flüssen als Namensquelle findet, im Sinne von „Wiese, Gras, auf Flußwiesen wachsend“ (Udolph 2017, S. 96).
Insofern erscheint auch die Gleichsetzung in dem Text aus dem Jahre 737 mit Kopien aus den Jahren 855 bis 860 (Weißenburger Urkunden) sinnhaft. Dort heißt es im lateinischen Original: „super fluuio Murga seu Lutra“. Im Deutschen als „Murga oder Lutra“ zu übersetzen (Greule 2014, S. 365). Insofern wäre die Bezeichnung „Wies“-„Lauter“ streng genommen eine Dopplung des gleichen Sachverhaltes. Ein Ableitung von „waschen“ ergibt sich daraus jedenfalls nicht.Wasserwirtschaftsverwaltung
In der Wasserwirtschaftsverwaltung werden umfangreiche Daten zu verschiedenen wasserwirtschaftlichen Fragestellungen (TU Kl, S. 2) erhoben (www.geoportal-wasser.rlp-umwelt.de). Dazu zählen:
- Erhebung hydrologischer Daten, z. B. Abflüsse an den Pegeln - Die Abflüsse der Lauter, Hauptwerte am Pegel Salmbacher Passage für die Reihe 1961 – 2017:
NQ: 0,955 m³/s
MNQ: 1,72 m³/s
MQ: 3,29 m³/s
MHQ: 10,6 m³/s
HQ: 15,3 m³/s
- Biologische und chemische Gewässerüberwachung
(Gewässerzustandsbericht 2010, LUWG Rheinland-Pfalz 2011 / https://lfu.rlp.de/de/wasserwirtschaft/gewaesserschutz/gewaesserschutz/biologische-gewaesserueberwachung/)
- Erhebung von Fachdaten zur Umsetzung der EG-Wasserrahmenrichtlinie (Richtlinie 2000/60/EG; EG-WRRL), Bewirtschaftungsplan für die Flußgebietseinheit Rhein, Maßnahmenprogramme (www.wrrl.rlp-umwelt.de)
Die amtliche Gewässerkennzahl lautet 2372000000. Die Lauter ist bis zur Siebenteilbrücke, unterhalb der Gemeinde Bobenthal, ein Gewässer III. Ordnung, danach, soweit auf deutscher Seite gelegen, ein Gewässer II. Ordnung bis zur Mündung in den Rhein.Die Lauter ist ein ehemaliges Triftgewässer (bis Weißenburg) mit den ehemals triftbaren Zuflüssen Portzbach, Salzbach, Scheidbach, Storrbach und Wartenbach. Dazu gibt es etliche künstlich angelegte Wooge, Triftwooge (Hansenwoog) genannt.
An der Lauter sind zahlreiche Mühlen (weitere Informationen siehe www.zentralarchiv-speyer.de (PFD): Höfe, Mühlen, Wohnplätze und Kleinsiedlungen in der Pfalz) bekannt:
• Äußer-/Fischwoogmühle Dahn
• Mühle Laux Bruchweiler-Bärenbach / In Betrieb• Falkenmühle Bundenthal / In Betrieb
• Mühle Breiner Bobenthal
• WKA Höhl St. Germannshof / In Betrieb
• Ruine moulin de la Walk in Frankreich
• Moulin St. Remy in Frankreich
• Bienwaldmühle / In Betrieb
• Mühle Scheibenhardt in Frankreich
• eh. Mühle Lauterburg (moulin de Lauterbourg) in Frankreich
• Mühle Berg / In Betrieb
Gemäß der europäischen Wasserrahmenrichtlinie sollen zur Erreichung eines guten ökologischen Zustands alle Gewässer, auch die Mühlen und Wehre, durchlässig für aquatische Lebewesen gemacht werden. Fischaufstiegsanlagen bestehen bereits an folgenden Standorten:
• Mühle Berg
• Vieille moulin Lauterbourg in Frankreich
• Mühle Scheibenhard (die Mühle befindet sich auf französischer Seite, die Fischaufstiegsanlage auf deutscher Seite)
• Bienwaldmühle
Als „historische wertvolle Wehranlagen“ zum Teil auch genutzt für die Wiesenwässerung sind in der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland zu bezeichnen:
• Wehr an der Kläranlage Dahn
• Wehr am Schützenhaus
• Wehr am Sandbühlerhof
• Wehr bei den Hofwiesen
• Wehr bei der St. Anna Kapelle
• Wehr bei den Strasswiesen
• Wehr bei den Bolzwiesen
• Wehr Ortseingang Bobenthal
Auch diese Wehre wurden bzw. werden von der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland im Sinne der Wasserrahmenrichtlinie „durchgängig“ gemacht.
An der Lauter werden seit dem Jahre 2004 Besatzmaßnahmen mit Lachsbrütlingen durchgeführt. Im Jahr 2007 wurde das Gewässer im Rahmen der Aktualisierung des Wanderfischprogramms der Internationalen Kommission zum Schutz des Rheines (IKSR) für das Land Rheinland-Pfalz als Vorranggewässer für die Wiederansiedelung des Lachses ausgewiesen. Ende 2008 erfolgte die vertragliche Aufnahme der Lauter in das Lachsprogramm „Lachs 2020“ des Landes Rheinland-Pfalz (https://wasser.rlp-umwelt.de/servlet/is/1152/).
An der Lauter liegen auf deutscher Seite fünf Kläranlagen: Hinterweidenthal, Dahn, Bundenthal und Niederschlettenbach mit einer jeweiligen Ausbaugröße von 2000 bis 10000 Einwohnerwerten sowie die Teichkläranlage Bienwaldmühle mit einer Ausbaugröße von 150 Einwohnerwerten. Auf französischer Seite existieren drei Kläranlagen: Wissembourg, Scheibenhard und Lauterbourg. Die Kläranlagen in Scheibenhard und Lauterbourg nehmen das Abwasser der deutschen Ortschaften – Scheibenhardt und Neulauterburg – mit auf (mdl. Auskunft Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd, Regionalstelle WAB Neustadt an der Weinstraße, 2020).
(Matthias C.S. Dreyer, Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd 2020)
Quellen
- Bewirtschaftungsplan Natura 2000 (E), 2019 (Obere Naturschutzbehörde bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt an der Weinstraße) (2019).
- Mündliche Hinweise der Oberen Wasserbehörde bei der Struktur- und Genehmigungsdirektion Süd in Neustadt an der Weinstraße) (2019).
- Mündliche Hinweise der Verbandsgemeinde Dahner Felsenland (2019).
Internet
www.pfaelzerwald.de: Biosphärenreservat Pfälzerwald-Nordvogesen (abgerufen 01.03.2020)