Bienwald

Bewald, Bewalde, Bewalt

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Landeskunde, Naturschutz, Raumplanung
Gemeinde(n): Berg (Pfalz), Freckenfeld, Hagenbach, Jockgrim, Kandel, Kapsweyer, Minfeld, Rheinzabern, Scheibenhardt, Schweighofen, Steinfeld (Rheinland-Pfalz), Wörth am Rhein
Kreis(e): Germersheim, Südliche Weinstraße
Bundesland: Rheinland-Pfalz
Koordinate WGS84 49° 02′ 0,59″ N: 8° 08′ 25,48″ O 49,0335°N: 8,14041°O
Koordinate UTM 32.437.169,93 m: 5.431.535,26 m
Koordinate Gauss/Krüger 3.437.220,29 m: 5.433.268,99 m
  • Blick auf den Bienwaldrand bei Schaidt (2017)

    Blick auf den Bienwaldrand bei Schaidt (2017)

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  • Die Lauter im Bienwald , unterer Mundatwald zwischen Schaidt und Bienwaldmühle (2017).

    Die Lauter im Bienwald , unterer Mundatwald zwischen Schaidt und Bienwaldmühle (2017).

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  • Feuchtwaldgebiet im Bienwald bei Freckenfeld (2017).

    Feuchtwaldgebiet im Bienwald bei Freckenfeld (2017).

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  • Hinweisschild auf die Mundatgrenze im Bienwald, unterer Mundatwald zwischen Schaidt und Bienwaldmühle (2017).

    Hinweisschild auf die Mundatgrenze im Bienwald, unterer Mundatwald zwischen Schaidt und Bienwaldmühle (2017).

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  • Lichtung im Bienwald , unterer Mundatwald zwischen Schaidt und Bienwaldmühle(2017)

    Lichtung im Bienwald , unterer Mundatwald zwischen Schaidt und Bienwaldmühle(2017)

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  • Altholzbestand und Buchenaufwuchs im Bienwald (2017)

    Altholzbestand und Buchenaufwuchs im Bienwald (2017)

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  • Grenzstein im Bienwald , unterer Mundatwald zwischen Schaidt und Bienwaldmühle (2017).

    Grenzstein im Bienwald , unterer Mundatwald zwischen Schaidt und Bienwaldmühle (2017).

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Der Bienwald ist ein Waldgebiet im Süden der Pfalz. Es grenzt im Süden an das Nachbarland Frankreich an. Der Name Bienwald leitet sich von „Bienen“ ab. Der Bienwald gehört zu den historischen großen Wäldern der Pfalz (Winkler 1935).

Mit rund 120 Quadratkilometern Ausdehnung ist der Bienwald die dominierende landschaftliche Struktur zwischen Wissembourg (Frankreich) und Wörth am Rhein (Deutschland). Nach dem 210 Quadratkilometer großen Forêt de Haguenau im nördlichen Elsaß bildet der Bienwald den zweitgrößten geschlossenen Waldbereich im gesamten Oberrheingraben zwischen Basel und Mainz. Der Bienwald gilt als der schönste Niederungswald Deutschlands.

Naturraumentstehung
Ursprünge einer forstlichen Nutzung
Waldordnung unter Bischof Matthias Ramung
Forstpersonal
Der Bienwald als Grenze
Heutige Nutzung
Quelle / Internet

Naturraumentstehung
Der Bienwald ist ein sogenannter Schwemmfächerwald. Seine Entstehung geht zurück auf den Fluss Lauter, der im Pfälzerwald entspringt. Zwischen Wissembourg und Lauterbourg fließt die Lauter als Grenzfluss durch den südlichen Bereich des Bienwalds.
Im Pleistozän, dem erdgeschichtlichen Zeitabschnitt der Eiszeiten, hat die Lauter im Bereich des heutigen Bienwalds einen spitzwinkeligen Schwemmfächer aufgeschüttet. Dieser verbreitert sich in Fließrichtung der Lauter zum Rhein hin. Beiderseits des Schwemmfächers bildeten sich Lössriedelplatten aus. Sie liegen höher als der Schwemmfächer. Boden und Relief der Lössriedel bieten seither ideale Bedingungen für den Ackerbau. Auf den feuchten Schwemmfächerböden wuchs dagegen der große zusammenhängende Bienwald (Geiger, Seite 112).
Innerhalb des heutigen Schwemmfächers der Lauter bzw. innerhalb des Bienwalds haben sich zahlreiche kleine Fließgewässer wie Schmerbach, Heilbach, Wiebelsbach, Heßbach entwickelt, die im Bienwald entspringen und in Richtung Rhein entwässern. Der am Nordostrand des Bienwalds entlang verlaufende Otterbach entspringt dagegen im Pfälzerwald und fließt ab Kandel durch den Bienwald in Richtung Rhein.
Die Geländehöhe des Bienwalds beginnt auf etwa 150 Metern über NN im Westen bei Schweighofen und senkt sich auf knapp 120 Metern über NN an der Geländekante des Hochgestades. Diese bildet die östliche Grenze des Bienwalds.
Der Bienwald ist das verbindende Element zwischen Mittelgebirgsrand und Rhein. Der westliche Teil des Bienwalds trägt die Bezeichnung Mundat (Unterer Mundatwald). Hierbei handelt es sich um ehemalige mittelalterliche Grundbesitze des Klosters Weißenburg. Die Mundatgrenze spiegelt sich in der heutigen Landkreisgrenze (Landkreis Germersheim - Landkreis Südliche Weinstraße) wider.Weitere auf Schwemmfächern entstandene Waldgebiete in der Pfalz sind der Bellheimer Wald (Queich) und der Ordenswald (Speyerbach) zwischen Neustadt an der Weinstraße und Speyer.
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Ursprünge einer forstlichen Nutzung
Erste historische Hinweise zum Bienwald reichen in das Mittelalter zurück. Bereits im 7. Jahrhundert wird der „Bewalt“ in der Lebensbeschreibung des Bischofs Theodard von Maastricht (*um 618 in Speyer, †10. September 668 in Rülzheim) genannt (Schwarz 2010, S. 51). Der Bischof soll südlich von Rülzheim und unweit vom Bienwald ermordet worden sein. Das 1957 errichtete Dieterskirchel erinnert an dieses Ereignis (www.kath.de).

Ursprünglich wohl Reichsbesitz scheint der Bienwald einschließlich der Gemeinden Rheinzabern und Rülzheim in fränkischer Zeit der Speyrer Kirche zugefallen zu sein (Alter 1963, S. 767). Zeitlich bietet sich dafür die Übertragung von Reichsgütern und Reichsrechten an das Hochstift Speyer im Jahre 1086 an. Damals wurde die Grafschaft Lutramsforst an den Bischof von Speyer übergeben. Die erste urkundliche Erwähnung geht auf das Jahr 1176 zurück. Dem zum Kloster Eußerthal gehörenden Hof Wanzenheim wurden Rechte im Bienwald eingeräumt (Schwarz 2010, S. 51).

Im Bienwald stehen heute die forstwirtschaftliche Nutzung und die naturschutzfachliche Funktion im Vordergrund. Das war nicht immer so. Die Meiler der Köhler, die Öfen der Töpfer und Glasmacher und Badstuben verschlangen früher Unmengen an Holz. Es wurde Torf abgebaut, Streu wurde aus dem Wald geholt, Pech und Harz gesammelt, Eichenrinde wurde geschält sowie alles Essbare aus dem Wald gezogen. Vieh durchstreifte den Bienwald auf der Suche nach Nahrung. Jagdnutzung, Weidenutzung für das Vieh, Holzentnahme für den Hausbau sorgten dafür, dass erhebliche Schäden am Wald eintraten.
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Waldordnung unter Bischof Matthias Ramung
Bischof Matthias Ramung erließ im Jahr 1466 eine Waldordnung. Er strebte eine nachhaltige Nutzung des Waldes an. Alles sollte unternommen werden, was zum Gedeihen des Waldes notwendig wäre und Schaden abwende: „zu hanthabunge und uffgangk notd sin und schaden wenden mochte“ (GLA KA, Bestand 67/296 II und Schwarz 2010, S. 53).

So gab es Bestimmungen über die Vergabe von Bauholz, über das Recht Holz einzuschlagen oder Waldweide zu betreiben (Schwarz 2010, S. 53). Mit einer gewissen Resignation musste Bischof Philipp von Rosenberg, der Nachfolger von Bischof Ramung, im Zuge der Überarbeitung der Waldordnung im Jahr 1509 feststellen, dass die Ordnung nicht eingehalten werde. Dabei handele es sich beim Bienwald doch um „unsers stieffts hohsten und besten clynoten eyns“ (unseres Stifts (Speyer) höchstes und bestes Kleinod eines)(Schwarz 2010, S. 56).

Forstpersonal
Die Ordnungen für den Bienwald sahen auch die Schaffung von Dienststellen vor. So können schon ab dem späten 14. Jahrhundert Forstaufsichtsfunktionen urkundlich nachgewiesen werden. Dazu zählten der reitende und gehende Förster, der Waldfaut. Eine Familie mit dem Nachnamen Schwein hatte wohl über drei Generationen die Aufgabe des Waldfauts übernommen (Schwarz 2010, S. 61). Diese „offiziellen“ Forstbediensteten bedurften der Unterstützung weiterer Personen vor Ort. Diese nannten sich „Biewelder“. Es waren Niederadlige, die „im Umfeld des Bienwaldes einen Hof besaßen.“ (Schwarz 2010, S. 62). Für Leistungen, wie die Waldhut, wurden ihnen vom Bischof von Speyer Privilegien eingeräumt, wie Holz zum Bau der Höfe oder Schweinemast ohne üblichen Zins. Zu diesen niederadligen Familien zählten Johann von Bilstein (genannt von Lautern, vgl. Burgruine Beilstein auf dem Beilsteiner Kopf), Ulrich von Salmbach und wohl auch die Herren von Altdorf (Schwarz 2010, S. 63).
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Der Bienwald als Grenze
Im Bienwald sind großflächige Rodungen ausgeblieben. Dazu hat auch eine seit dem frühen 19. Jahrhundert eingeführte nachhaltige Forstwirtschaft beigetragen. Einen ebenso bedeutsamen Einfluss auf die Erhaltung des Waldes hat die Funktion des Bienwaldes als häufig vernässte und undurchdringliche- Grenzbarriere. In den vergangenen 300 Jahren waren Bienwald oder Lauter die Grenze zu Frankreich. Seit das Elsaß im späten 17. Jahrhundert zum Königreich Frankreich kam, ereigneten sich immer wieder kriegerische Auseinandersetzungen. Im Bienwald sind zahlreiche Relikte und Spuren des Spanischen Erbfolgekrieges (1701-1714), des Ersten Koalitionskrieges (1792-1797), des Deutsch-Französischen Krieges (1870/71) und des Zweiten Weltkrieges vorhanden.
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Heutige Nutzung
Verwaltet und bewirtschaftet wird der Bienwald durch das Forstamt Bienwald in Kandel. Der Holzvorrat des Bienwalds beläuft sich auf etwa 2,5 Millionen m³ insgesamt. Der gesamte jährliche Zuwachs beträgt etwa 72.000 m³. Jährlich werden durch Holzeinschlag etwa 40.000 m³ aus dem Bienwald entnommen (de.wikipedia.org).
Im Jahre 1987 wurde durch die damalige Bezirksregierung Rheinhessen-Pfalz eine Rechtsverordnung über das Landschaftsschutzgebiet Bienwald erlassen (Staatsanzeiger für Rheinland-Pfalz vom 18. Januar 1988, Nr. 1, S.6). Als Schutzzweck werden u.a. angegeben, die Erhaltung der landschaftlichen Eigenart und Schönheit des Bienwaldes mit seinen stehenden und fließenden Gewässern, naturnahen Mischwaldgebieten, Waldrandbiotopen, Lichtungen, Bachniederungen, Moorgebieten, Feucht- und Nasswiesen, Halbtrockenrasen und Flugsandbiotopen sowie dessen Funktion für die Erholung.

Im Jahr 2004 bewilligte die Bundesregierung das Naturschutzgroßprojekt Bienwald zur Errichtung und Sicherung schutzwürdiger Teile von Natur und Landschaft mit gesamtstaatlich repräsentativer Bedeutung (de.wikipedia.org). Der Projektzeitraum erstreckt sich bis ins Jahr 2018.

Heute gehören große Teile des Bienwalds zur Gemarkung Büchelberg (Ortsteil von Wörth am Rhein), eine Siedlung (Rodungsinsel), die am Ende des 17. Jahrhunderts, wohl gegen den Willen des Speyerer Bischofs mitten im Bienwald entstanden ist (Schwarz 2010, S. 51). Landschaftlich und auch historisch betrachtet kann auch der etwa 10 km² große Weißenburger Forst (Forêt de Wissembourg), auf französischem Staatsgebiet liegend, als Teil des Bienwalds angesehen werden.

(Matthias C.S. Dreyer, 2017)
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Quelle
Generallandesarchiv Karlsruhe (GLA KA), Bestand Kopialbücher 67/296 (Liber secretorum Matthiae, fol. 222r bis 226v)

Internet
www.bienwald.eu: Informationen zum Naturschutzgroßprojekt Bienwald (abgerufen 14.08.2017)
www.naturschutz.rlp.de: Landesverordnung über das Landschaftsschutzgebiet „Bienwald“ vom 23. November 1987 (abgerufen 14.08.2017)
www.kath.de: Pilgerstätten im Bistum Speyer, Dieterskirchel (abgerufen 14.08.17)
de.wikipedia.org: Bienwald (abgerufen 14.08.2017)
www2.landesarchiv-bw.de: Liber Secretorum Matthiae - Bienwaldordnung im Generallandesarchiv Karlsruhe (abgerufen 14.08.2017)
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Literatur

Alter, Willi (1963)
Pfalzatlas. Textbände I bis IV sowie 2 Kartenbände mit Nrn. 1 bis 175. Im Auftrag der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (1963-1994). Speyer.
Friedmann, Andreas Urban (2013)
Weistümer und Ordnungen pfälzischer Marknutzungsgenossenschaften und Großwaldungen. (Veröffentlichungen der Pfälzischen Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften in Speyer Band 114.) S. 494. S. 52-99, Speyer.
Geiger, Michael (Hrsg.) (2010)
Geographie der Pfalz. S. 92-113, Landau.
Schwarz, Albert (2010)
Die Ältesten Ordnungen für den Bienwald, des Stiefts (Speyer) wertvollsten und besten Kleinodien eines. (Schriftenreihe zur Geschichte des Landkreises Germersheim, Band 1.) S. 49-86. Germersheim.
Winkler, Wilhelm / Pfälzische Gesellschaft zur Förderung der Wissenschaften (Hrsg.) (1935)
Pfälzischer Geschichtsatlas. 16, Blatt 34, Neustadt an der Haardt.

Bienwald

Schlagwörter
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Kein
Fachsicht(en)
Landeskunde, Naturschutz, Raumplanung
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung

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„Bienwald”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-271134 (Abgerufen: 19. April 2024)
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