1968 schlossen sich die Gemeinden Senftenberg, Brieske, Niemtsch, Hosena, Peickwitz, Großkoschen und Kleinkoschen zum Kommunalen Zweckverband Senftenberger See zusammen. Kernstück der Planungen stellte der von 1967 bis 1972 mit Wasser aus der Schwarzen Elster über ehemalige Entwässerungsleitungen geflutete Senftenberger See dar, mit den geplanten Badestellen, Stränden (Textil- und FKK-Strände), Sport- und Spielbereichen, Ferienlagern, Bungalowsiedlungen, Zeltplätzen und Bootshäfen und der im See gelegenen Insel. Diese ging aus einer Abraumförderbrückenkippe im Innenkippenbereich hervor. Die Kippenregulierungen und Böschungsabflachungen waren bis 1966 abgeschlossen. Der Tagebaurestsee sollte sowohl der Erholung als auch als Wasserpeicher und als Brauchwasserlieferant für Industrie und Landwirtschaft dienen. Die Eröffnung des ersten Erholungsbereichs am Großkoschener Strand erfolgte bereits im Sommer 1973, Ende der 1970er Jahre wurde der Senftenberger Uferbereich fertiggestellt. Die Maßnahmen zur Gestaltung der Erholungslandschaft waren in den Volkswirtschaftsplänen und den Wettbewerbsprogrammen der Stadt und allen Gemeinden des Kommunalen Zweckverbandes Senftenberger Sees verankert. Grundidee war die Schaffung gesellschaftlicher Erholungsformen. Damit verbunden war die Verhinderung von Privatisierungen im Uferbereich, die dem gesellschaftlichen Anspruch entgegen gestanden hätte. Zahlreiche Erholungseinrichtungen entstanden durch sozialistische Gemeinschaftsarbeit. So konnten sich Betriebe durch Hilfe beim Auf- bzw. Ausbau der Ferieneinrichtung Ferienplätze für ihre Betriebsangehörigen sichern. Bereits zwölf Jahre später, 1985, lagen die Kapazitäten an den Stränden des Senftenberger Sees bei etwa 80.000 Besucher:innen Gesamttageskapazität und 2,3 Mio. Gästen im Jahr 1982 (Woite 1985, S. 361).
Ab 1992 fanden Nachbesserungsarbeiten in den Uferbereichen aufgrund von Erosionserscheinungen statt. 1997 wurde anhand von Testsprengungen im Südfeld und im Brückenrandschlauch Niemtsch die Stabilität der Uferabschnitte überprüft und die daraus resultierenden Maßnahmen in den Abschlussbetriebsplan aufgenommen. Die letzten Rekultivierungsmaßnahmen wurden um 2000 abgeschlossen.
Im selben Jahr startete offiziell die IBA Fürst-Pückler-Land, die auch als IBA SEE bekannt geworden ist. Bis 2010 wurden im Rahmen der IBA 30 Einzelprojekte zum Struktur- und Landschaftswandel in der Lausitz realisiert. Im direkten Bezug zum Tagebau Niemtsch steht u.a. das Projekt SeeStadt Senftenberg. Stadtumbau am See zur Gestaltung des heutigen Stadthafens.
Seit 2013 ist der Senftenberger See über den schiffbaren Koschener Kanal mit dem Geierswalder See und dadurch mit den anderen Seen des Lausitzer Seenlandes verbunden. Die Seen bilden eine der größten künstlich erschaffenen Seenlandschaften der Welt. Auf dem Senftenberger See verkehren seit der Eröffnung des Erholungsgebiets 1974 Fahrgastschiffe.
Das Erholungsgebiet Senftenberger See (ESS) gehört zu den bedeutendsten Projekten der Erholungsvorsorge der DDR und zeugt von den damaligen gesellschaftspolitischen Ansprüchen.
Datierung:
- Abbau: 1940-1966
- Planung: 1958-1973
- Flutung: 1967-1972
Quellen/Literaturangaben:
- FIEBIG, C.-B. 1974: Wir sind dabei! Wir machen mit! Eine Landschaft nach den Wünschen der Bürger. (Broschüre ders Nationalrates der Nationalen Front der DDR)
- LMBV (Hrsg.) 2013: Niemtsch. Wandlungen und Perspektiven 24.
- LMBV 1998: Abschlussbetriebsplan Pflug- und Innenkippe Tagebau Niemtsch
- Naturschutzbund (NABU) Regionalverband Senftenberg e.V. & Erholungsgebiet Senftenberger See (ESS) 2003: Eine Chronik vom Senftenberger See.
- http://www.iba-see2010.de/de/verstehen/projekte/projekt12.html
- JOCHINKE, Ute; JACOB, Ulf 2004: Unsere Heimat DDR. Das Erholungsgebiet Senftenberger See als sozialistische Freizeitoase. In: Internationale Bauausstellung Fürst-Pückler-Land: Zeitmaschine Lauitz. Oasen der Moderne. Stadt und Landschaftsgestaltungen im Lausitzer Revier. S. 86-117.
- MEYER, Torsten / ZUTZ, Axel 2010: Auf dem Weg zum Senftenberger Seengebiet. Protagonisten und Institutionen der Rekultivierung von Braunkohlentagebauen in der Niederlausitz (1920-1960). In: BETKER, Frank / BENKE, Carsten / BERNHARDT, Christoph (Hrsg.): Paradigmenwechsel und Kontinuitätslinien im DDR-Städtebau neue Forschungen zur ostdeutschen Architektur- und Planungsgeschichte. Leibniz-Institut für Regionalentwicklung und Strukturplanung (IRS).
BKM-Nummer: 32001667
(Erfassungsprojekt Lausitz, BLDAM 2023)