Die naturräumlichen Voraussetzungen ermöglichten bereits sehr früh die Besiedlung und Nutzung der fruchtbaren Niederungen sowie der Kanten entlang der Niederterrasse. Vor- und frühgeschichtliche Siedlungen wurden bevorzugt hochwasserfrei auf Erhöhungen angelegt, z.B. in Emmerich-Praest (Blousward). Durch lang andauernde Besiedlung in mehreren Epochen entstanden hier künstliche Aufhöhungen, sog. Wurten oder Warfen. Als Nutzungsareale sind bevorzugt die Auen anzusehen, auf denen intensive Viehwirtschaft betrieben werden konnte. Darüber hinaus anzunehmende landwirtschaftliche Anbauflächen für Getreide, Hülsenfrüchte u.a. waren in mehr oder weniger hochwasserfreien Lagen gelegen, auf denen sich teilweise fruchtbare Böden finden. Die Gräberfelder legte man abseits der Siedlungen auf den weniger fruchtbaren Höhen an, wie z.B. im Umfeld von Emmerich. Die moderne Siedlungstätigkeit hat dieses Gebiet nur partiell verändert, so dass die metallzeitliche Siedlungsstruktur Gewässer-Siedlungskammer-Gräberfeld großräumig noch erkennbar und erlebbar ist.
Größere Teile dieses Raumes sind seit dem 7. Jahrhundert durch Auenwaldrodungen kultiviert worden, wie Griethausen, Kellen, Schmithausen und Warbeyen. Die Kultivierungen und Einzelhöfe befanden sich auf den höheren Uferwällen, auf denen Ackerbau gut möglich war. In den Mulden und Auen wurde der Auenwald durch die Beweidung allmählich in Grünland umgewandelt. Die Einzelhöfe entstanden auf Wurten. Die Sommerdeiche wurden im 11. Jahrhundert um die Rheininsel errichtet.
Das hochmittelalterliche Wissel war Sitz eines Stiftes mit Stiftskirche. Im 9. Jahrhundert wurde der heute noch erhaltene Ringdeich angelegt, innerhalb dessen kleine Höfe mit kleinen Acker- und Gartenparzellen errichtet worden sind. Die Wisseler Dünen auf einer sog. Donk waren das alte Allmendegebiet, das nie kultiviert wurde. In Wissel gab es im 18. und 19. Jahrhundert einen überregional wichtigen Tabakanbau. Im südlichen Bereich ist das Dorf vor allem nach 1950 durch die Kiesabgrabungen, eine Feriensiedlung und flächige Neubaugebiete verändert worden. Die historische Siedlungsstruktur ist im Ortsbild innerhalb des Ringdeiches noch gut erkennbar und erlebbar.
Das ehemalige Bruchgebiet Hetter wurde im Spätmittelalter nach holländisch-utrechtischem Muster entwässert und kultiviert. Für die Entwässerung wurde ein geradliniges Grabensystem auch als Parzellengrenze angelegt. Der Grund für die heute noch sehr dünne Besiedlung mit Einzelhöfen war, dass größere Teile des kultivierten Landes den benachbarten Altsiedlungen auf dem Uferwall zugeschlagen wurden. Prägend sind die vielen Entwässerungsgräben zwischen den streifenförmigen Parzellen und entlang beider Straßenseiten, die die Hettersche Landwehr und den Netterdenschen Kanal entwässern. Die Landwehr markierte seit dem Anfang des 15. Jahrhunderts die Grenze zwischen den Herzogtümern Geldern und Kleve. Entlang der Entwässerungsgräben befinden sich charakteristische Kopfbaum- und Heckenreihen. Seit 1730 dominierte kontinuierlich die Grünlandnutzung. Dünne Besiedlung, die dominante Grünlandnutzung mit vereinzelten Baum- und Heckenreihen verleihen diesem Raum einen sehr offenen Charakter.
Der Kulturlandschaftsbereich wird im Westen von der weit sichtbaren Endmoräne Eltener Berg dominiert. Graf Wichmann wandelte 967 die Höhenburg in ein freiadliges Damenstift um. Die weitsichtbare Stiftskirche auf der Kuppe wurde um 970 errichtet. Dieser Bereich ist fast identisch mit dem ehemaligen reichsunmittelbaren Territorium des Reichsstifts. In unmittelbarer Umgebung des Stiftes entstand die Siedlung Hochelten, von der aus eine Allee nach Niederelten geführt hat. Niederelten war um 1150 eine bedeutende Handelssiedlung an der wichtigen Handelsstraße Köln-Amsterdam (heutige B 8). Die mittelalterliche Struktur weist den dominierenden bewaldeten Eltener Berg und den massiven Kirchturm auf und ist noch sehr gut nachvollziehbar. Sie lässt die niederrheintypische Strukturen Alleen, Baum- und Heckenreihen als Landschaftsensemble erleben. Das Siedlungsbild wird von Hoch- und Niederelten sowie Einzelbebauung geprägt und ist für Nordrhein-Westfalen eine Singularität von großer territorialgeschichtlicher Bedeutung. Die Endmoräne war mit Laubwald bedeckt.
Die nordwestliche Sanderfläche hatte durch das Vorkommen und Verhüttung von Eisen eine gewerbliche Bedeutung. Nördlich von Niederelten gibt es noch feinparzellierte anthropogene Plaggenesche. Die Heideflächen wurden im Laufe des 19. Jahrhunderts mit Kiefern aufgeforstet.
Die ehemalige Stadt Grieth wurde im 13. Jahrhundert gegründet und der Ort Griethausen erhielt im 14. Jahrhundert Stadtrechte.
Die seit 1560 entstandene Rheininsel Salmorth wuchs im Laufe des 17. Jahrhunderts mit der Landzunge und der 1586 errichteten Feste Schenkenschanz allmählich zusammen. Seine heutige Form erhielt diese Insel erst nach 1850. Die heutige Bebauung datiert aus dem 19. Jahrhundert und ist mit einem Wall gegen das Rheinhochwasser geschützt. Die Höfe des seit dem späten 17. Jahrhundert besiedelten Salmorth, auf hochwassersicheren Wurten, befinden sich im Überschwemmungsbereich des Rheins.
Das mittelalterlich/neuzeitliche Landschaftsbild wird geprägt von locker gestreuten Einzelhöfen auf Wurten, Kirchdörfern, Wasserburgen, Windmühlen bzw. Mühlenstümpfe mit der zugehörigen Vegetation inmitten der durch den Ackerbau geprägten Uferwälle sowie die vorwiegend als Grünland genutzten und nicht besiedelten Mulden und ehemalige Stromrinnen und Auen der Altrheinläufe mit Hecken, Kopfbäumen und Baum-/Strauchreihen bzw. -gruppen. Die dynamischen Rheinlaufveränderungen bis ca. 1820 und Deichabschnitte sind sehr deutlich erkennbar und erlebbar. Es handelt sich um eine typische niederrheinische Auenlandschaft mit Panoramen und Fernsichten, wie z.B. in Richtung der Altstadt von Kleve und Hochelten und ist für Nordrhein-Westfalen von charakteristischer Eigenart. Durch die Rheinstromverlagerungen bis 1820 wurde einerseits besiedeltes Land zerstört und andererseits neues Land gebildet, das wiederum besiedelt wurde. Durch diese Stromverlagerungen entstand ein ausgeprägtes Mikrorelief mit Uferwällen, Prall- und Gleithängen und Mulden.
Im Ersten und Zweiten Weltkrieg wurden in diesem Bereich Befestigungsanlagen mit Wällen und Schützengräben errichtet. Die nachfolgende niederländische Verwaltungsperiode von 1949-1962 ist heute noch in der Bausubstanz und am Straßenbelag sehr deutlich erkennbar.
Spezifische Ziele und Leitbilder:
- Erhalt des typischen Kleinreliefs mit Altwasserrinnen und Wurten;
- Bewahrung der historischen Flurmuster;
- Erhalt der Deiche und Landwehren als strukturelle Elemente;
- Erhalt der Feuchtböden als Bodenarchiv;
- Erhalt der Plaggenesche;
- Rohstoffgewinnung nur außerhalb der Wertbestimmenden Bereiche.
Aus: Landschaftsverband Westfalen-Lippe und Landschaftsverband Rheinland (Hrsg.): Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Münster, Köln. 2007
Internet
Kulturlandschaften in NRW (Abgerufen: 03.04.2018)