Der Rheinstrom beherrscht diese Kulturlandschaft sowohl im Landschaftsbild als auch in der Landnutzung. Die mit der Mäandrierung verbundenen Rheinstromverlagerungen führten zu Zerstörung und Neuschaffung von Siedlungsland. Sie dokumentieren sich in den zahlreichen, zum Teil verlandeten Altrheinarmen. Erst mit der preußischen Rheinstromregulierung wurde der Flusslauf endgültig fixiert. Die morphologisch wenig gegliederte Landschaft erhält ihre Struktur durch die Verteilung der Landnutzungen und die Siedlungsmuster. Der überwiegende Grünlandanteil wird durch Hecken und Baumreihen bzw. -gruppen, teilweise als Kampenbegrenzungen, unterteilt. Auf den höher gelegenen Bereichen der Uferwälle liegen flussnahe Siedlungs- und Ackerflächen. Die das Siedlungsbild dominierenden Einzelhöfe, aber auch größere Siedlungseinheiten wurden zudem auf künstlich aufgeschütteten Wurten errichtet. Der landschaftsprägende Deichbau spielt eine große Rolle. Allein für das Mittelalter lassen sich vier Ausbauphasen ablesen. In dem bereits in vor- und frühgeschichtlicher Zeit dauerhaft besiedelten Raum – mit der Colonia Ulpia Traiana als herausragender römischer Hinterlassenschaft – entstanden im Mittelalter viele Siedlungen, Brüche wurden kolonisiert und zahlreiche Ortschaften bekamen Stadtrechte verliehen. Die unterschiedlichen Kolonisationsphasen bilden sich in den Siedlungsstrukturen ab, beispielsweise bei den sog. Holländersiedlungen. In Kleve entstand im 17. Jahrhundert eine der bedeutendsten brandenburgischen Residenzanlagen, die weit in die Landschaft ausgreift und zahlreiche Sichtbezüge aufweist. Im Zuge des Festungsausbaus von Wesel wurde unter Napoleon die mittelalterliche Stadt Büderich niedergelegt. Sie ist die einzige derartige Wüstung im Rheinland. Territoriale Zusammenhänge vermitteln die zahlreichen mittelalterlichen Wasserburgen und die seit dem Spätmittelalter entstandenen Landwehren. Im Linksrheinischen finden sich Eisenbahnrelikte des 19. Jahrhunderts. Der Wallfahrtsort Marienbaum und die Stiftskirche Elten mit ihrer starken Landschaftswirkung sind von hoher kulturlandschaftlicher Bedeutung. Unterschiedliche Kleinelemente wie Bauerngärten, Bildstöcke, Wegekreuze, Hohlwege, Kopfweiden, Niederwaldreste, Wallstrukturen und Heiligenhäuschen sind in großer Zahl vorhanden.
Eine ausführliche Beschreibung der Kulturlandschaft findet sich in der Mediengalerie (PDF-Dokument).
(LWL/LVR, 2007)
Kopfweiden am Niederrhein Besonders das niederrheinische Tiefland mit seinen oft ausgedehnten Wiesenlandschaften am Rhein und seinen Nebenflüssen war früher geprägt durch seine charakteristischen Reihen von Kopfbäumen. Dazu zählten nicht nur Kopfweiden, sondern auch Kopfeschen. Die heute noch erhaltenen Kopfweiden sind Zeugen einer alten Landbewirtschaftung und werden daher in unserer Zeit leider immer seltener. Kopfweiden benötigen in regelmäßigen Abständen einen Schnitt ihrer Äste, sonst brechen sie auseinander. Durch diese „Pflege“ siedeln sich zwischen den Aststümpfen der Weiden oft unerwartete Aufsitzerpflanzen an. Teilweise faulen auch die Stämme aus, so dass sich in den Astlöchern Höhlenbrüter ansiedeln können. Ein reiches Angebot an Nisthöhlen, Wiesen und ein günstiges Klima sorgen dann dafür, dass am Niederrhein die größte Besiedlungsdichte des Steinkauzes in Deutschland ermöglicht wurde.
Burggraaff, Peter; Gregarek, Heike; Kleefeld, Klaus-Dieter; Wiemer, Karl-Peter (Red.) / Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (Hrsg.) (2010)
Der Niederrhein. Natur- und Kulturerbe. Der Niederrhein. Natur- und Kulturerbe. Dokumentation der Tagung vom 10.-12. November 2009 in Xanten, Ratssaal. Köln.
Erhaltende Kulturlandschaftsentwicklung in Nordrhein-Westfalen. Grundlagen und Empfehlungen für die Landesplanung (Kulturlandschaftlicher Fachbeitrag zur Landesplanung in Nordrhein-Westfalen. Fachgutachten zum Kulturellen Erbe in der Landesplanung. 39, Münster u. Köln.
Rheinischer Verein für Denkmalpflege und Landschaftsschutz e.V. (Hrsg.) (2002)
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