Jüdische Geschichte und Kultur in Düsseldorf

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
  • Das Gebäude der Neuen Synagoge am jüdischen Gemeindezentrum in der Ziethenstraße in Düsseldorf-Derendorf (2009)

    Das Gebäude der Neuen Synagoge am jüdischen Gemeindezentrum in der Ziethenstraße in Düsseldorf-Derendorf (2009)

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  • Erinnerungsort Alter Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf (2020): Informationspult vor dem Gebäude über die Geschichte der Verfolgung und der Deportation der jüdischen Bevölkerung im Regierungsbezirk Düsseldorf.

    Erinnerungsort Alter Schlachthof in Düsseldorf-Derendorf (2020): Informationspult vor dem Gebäude über die Geschichte der Verfolgung und der Deportation der jüdischen Bevölkerung im Regierungsbezirk Düsseldorf.

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In Düsseldorf lebten vor der NS-Zeit etwa 5.500 Juden. Nach 1945 wurde eine neue Gemeinde gegründet, die heute die viertgrößte jüdische Gemeinde in der Bundesrepublik Deutschland ist.

Zu den Ursprüngen der älteren jüdischen Geschichte im Bereich der heutigen Landeshauptstadt Düsseldorf und über mögliche Kontinuitäten jüdischer Siedlungen im näheren Umfeld liegen nur wenige Nachrichten vor. Noch bis um das Jahr 1300 ist noch nicht von einer dauerhaften Ansiedlung jüdischer Gemeinden auszugehen.
Nach den Verfolgungswellen infolge der Pest Mitte des 14. Jahrhunderts kam es in Düsseldorf wohl erst 1382 zu erneuten Ansiedlungen. 1418 und 1446 wird zumindest ein Judenfriedhof erwähnt. Im Jahr 1438 erhielt die Stadt von Herzog Gerhard von Jülich-Berg (um 1416/17-1475) „als die einzige bergische Stadt mit einem jüdischen Friedhof ... das Zugeständnis ..., innerhalb der nächsten zwölf Jahre keine Juden in ihren Mauern dulden zu müssen.“ Ein solches Privilegium de non tolerandis judaeis hatte das westfälische Hamm bereits 1419 bei den Grafen von der Mark erworben (Ziwes 2002, S. 13 u. 17).

Im 17. Jahrhundert benötigen Juden einen zu bezahlenden Schutzbrief des Regenten um in der bergischen Residenzstadt wohnen zu dürfen. Durch diese Schutzbriefe wurde die Anzahl der in Jülich-Berg ansässigen jüdischen Haushaltungen auf 215 begrenzt, wobei die in den „Pfand- und Unterherrschaften“ wohnenden Juden nicht mitgerechnet wurden, obgleich diese sonst denselben Bestimmungen unterlagen (Wedell 1888, S. 151-152). Erst seit Mitte des 17. Jahrhunderts lebten Juden kontinuierlich in Düsseldorf und bereits seit um 1700 sind gleich mehrere jüdische Friedhofsstandorte überliefert, die dann im 18. und 19. Jahrhundert infolge des Flächenbedarfs der seinerzeit stetig anwachsenden Stadt geschlossen wurden.
Düsseldorf hatte 1856 die Rheinische Städteordnung erhalten, wurde aber erst im Jahr 1872 wieder zur kreisfreien Stadt. Die Stadt war dies zuvor bereits seit 1815/16, wurde jedoch schon 1820 in den Landkreis Düsseldorf eingemeindet.
Noch im 19. Jahrhundert kam es im Rheinland wiederholt zu offenbar an mittelalterliche Ritualmordlegenden anknüpfende antisemitische Pogrome. Meist blieben die Ausschreitungen lokal begrenzt, konnten sich aber auch als vorgebliche „Wellen der antijüdischen Empörung“ weiter ausbreiten. Zu nennen sind u.a. Pogrome in Dormagen 1819, Willich bei Krefeld 1835, Düsseldorf 1836, Jülich 1840, Xanten 1891/92, Kempen 1893 oder Issum 1898. In Düsseldorf hielten Lokalzeitungen ein Ritualmordgerücht noch ein Jahr nach dem Fund einer Kinderleiche aufrecht, was zu Exzessen gegen Juden führte (Rohrbacher u. Schmidt 1991).

Bis 1938 wurden von den Düsseldorfer Juden mindestens vier Betsäle für Gottesdienste genutzt. Die 1904 neu erbaute zentrale Synagoge wurde 1938 durch Brandstiftung zerstört. 1958 erfolgte die Einweihung des neuen jüdischen Gotteshauses in der Derendorfer Ziethenstraße.
Daneben sind in Düsseldorf heute noch mehrere jüdische Friedhöfe als Zeugnisse der jüdischen Geschichte und Kultur bekannt.
Im Gedenkort „Alter Schlachthof“ in Derendorf wird an die Geschichte der Deportation von fast 6.000 jüdischen Männern, Frauen und Kindern aus dem gesamten Regierungsbezirk Düsseldorf erinnert.

(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2011/2024)

Internet
jgd.de: Jüdische Gemeinde Düsseldorf K.d.ö.R. (abgerufen 30.06.2017)
de.wikipedia.org: Jüdisches Leben in Düsseldorf (abgerufen 30.06.2017 und 23.09.2024)

Literatur

Düsseldorfer Geschichts-Verein (Hrsg.) (1888)
Geschichte der Stadt Düsseldorf in zwölf Abhandlungen. Festschrift zum 600jährigen Jubiläum. (Beiträge zur Geschichte des Niederrheins 3.) Düsseldorf. Online verfügbar: digital.ub.uni-duesseldorf.de, Geschichte Düsseldorf 1888
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Maimon, Ayre (Hrsg.) (1987)
Germania Judaica (GJ III). Band 3 (in drei Teilbänden 1987-1995), hrsg. in Zusammenarbeit mit Yacov Guggenheim im Auftrag der Hebräischen Universität in Jerusalem. S. 262, Tübingen.
Pracht-Jörns, Elfi (2000)
Jüdisches Kulturerbe in Nordrhein-Westfalen, Teil II: Regierungsbezirk Düsseldorf. (Beiträge zu den Bau- und Kunstdenkmälern im Rheinland 34.2.) Köln.
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 36, Bonn.
Rohrbacher, Stefan; Schmidt, Michael (1991)
Judenbilder. Kulturgeschichte antijüdischer Mythen und antisemitischer Vorurteile. (Rowohlts Enzyklopädie 498.) Reinbek bei Hamburg.
Wedell, Abraham (1888)
Geschichte der jüdischen Gemeinde Düsseldorfs. In: Geschichte der Stadt Düsseldorf, hrsg. vom Düsseldorfer Geschichts-Verein, S. 149-254. Düsseldorf. Online verfügbar: digital.ub.uni-duesseldorf.de Jüdische Gemeinde Düsseldorf 1888
Ziwes, Franz-Josef (2002)
Jüdische Niederlassungen im Mittelalter. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.7.) Köln.

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„Jüdische Geschichte und Kultur in Düsseldorf”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/SWB-208502 (Abgerufen: 6. Dezember 2024)
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