Seit Mitte des 17. Jahrhunderts lebten Juden kontinuierlich in Düsseldorf. Vor allem seit der zweiten Hälfte des 19. Jahrhunderts wuchs die Gemeinde rasch an, seit dem Ersten Weltkrieg auch durch den Zuzug vieler osteuropäischer Juden. 1858 Konstituierung des Synagogenbezirks Düsseldorf, der auch den gleichnamigen Landkreis umfasste. Nach der Befreiung wurde 1945 eine neue Gemeinde gegründet, die heute die viertgrößte jüdische Gemeinde in der Bundesrepublik Deutschland ist.
Gemeindegröße um 1815: 306 (1816), um 1880: 1127 (1885), 1932: Etwa 5500 / 5052 (1933), 2006: 7319 (vorstehende Angaben alle nach Reuter 2007).
„Nach der Chronik zählte 1764/75 die Jüdische Gemeinde in Düsseldorf 24 jüdische Familien, 1823 unter preußischer Herrschaft (als Düsseldorfs berühmtester jüdischer Sohn Heinrich Heine lebte) bereits 315 Seelen und 1932 etwa 5.500 Mitglieder. ... Von den etwa 5.000 Gemeindemitgliedern wurden [während der NS-Zeit, Verf.] etwa 1800 ermordet. Von den überlebenden ehemaligen Gemeindemitgliedern kehrten nach 1945 nur wenige in ihre alte Heimatstadt Düsseldorf zurück. ... Heute ist die Gemeinde auf ungefähr 7.000 Mitglieder angewachsen. Fast 90% der heutigen Gemeindemitglieder sind Neuzuwanderer aus der ehemaligen Sowjetunion.“ (www.jgd.de)
Bethaus / Synagoge: Ein Betsaal ist erstmals 1712 belegt. 1790-92 wurde ein Gemeindezentrum mit Synagoge errichtet, 1875 ein Synagogenneubau auf dem gleichen Grundstück eingeweiht. 1904 Errichtung eines repräsentativen Neubaus. Bis 1938 wurden mindestens vier weitere Betsäle genutzt. 1938 Zerstörung der Synagoge durch Brandstiftung. Nach 1945 fanden die Gottesdienste zunächst in verschiedenen Räumlichkeiten statt, 1958 Einweihung der neuen Synagoge (Reuter 2007).
Die neue Synagoge ab 1953 vom deutschen Architekten und Autor Hermann Zvi Guttmann (1917-1977) als Rundbau mit 400 Sitzplätzen – 250 für Männer, 150 für Frauen – geplant. Errichtet wurde sie durch die Düsseldorfer Niederlassung des Aachener Bauunternehmen Grünzig GmbH und am 7. September 1958 in Anwesenheit von Ministerpräsident Franz Meyers (1908-2002, Ministerpräsident von Nordrhein-Westfalen 1958-1966) eingeweiht.
Nur wenige Wochen nach ihrer Einweihung beschmierten im Januar 1959 Unbekannte die Synagoge mit Hakenkreuzen.
Am 2. Oktober 2000 wurde durch einen Steinwurf und drei Brandsätze ein Anschlag auf den Eingangsbereich der Synagoge verübt, der dabei jedoch nur leicht beschädigt wurde. Seitens der Ermittlungsbehörden wurde zunächst ein rechtsextremer Hintergrund vermutet, bevor zwei arabischstämmige junge Männer die Tat als „Rache“ für den Tod eines kurz zuvor von israelischen Streitkräften erschossenen Jungen eingestanden.
Der Anschlag führte nach einem Appell des damaligen Bundeskanzlers Gerhard Schröder bei einem Besuch vor Ort zwei Tage später zum ersten so genannten „Aufstand der Anständigen“ („Wir brauchen einen Aufstand der Anständigen, wegschauen ist nicht mehr erlaubt“).
Entsprechende Forderungen nach mehr Zivilcourage, größerem gesellschaftlichen Engagement gegen (Rechts-) Extremismus und einer gesellschaftlichen Isolation entsprechender Taten wurden seitdem bei ähnlichen Anlässen wiederholt eingefordert.
(Franz-Josef Knöchel, LVR-Redaktion KuLaDig, 2014/2019)
Internet
www.jgd.de: Geschichte der Jüdischen Gemeinde Düsseldorf (abgerufen 19.08.2019)
deu.archinform.net: Hermann Zvi Guttmann, Architekt (abgerufen 20.11.2019)
de.wikipedia.org: Liste von Anschlägen auf Juden und jüdische Einrichtungen im deutschsprachigen Raum nach 1945 (abgerufen 19.08.2019)
www.jgd.de: Jüdische Gemeinde Düsseldorf, Geschichte (abgerufen 22.05.2014, Inhalt nicht mehr verfügbar 19.08.2019)