Im Ort Benrath, bekannt durch das Schloss Benrath, gab es im 19. Jahrhundert eine jüdische Gemeinschaft, die nur aus wenigen Familien bestand. Die Filialgemeinde gehörte Ende des 19. Jahrhunderts zum Synagogenbezirk Düsseldorf. Die Verstorbenen wurden auf dem Friedhof in Garath-Urdenbach beigesetzt.
Das Bethaus Die Gemeinde erbaute zwischen 1863 und 1892 eine Synagoge auf dem Grundstück Friedhofstraße 11, gegenüber der St. Cäcilia-Kirche; gesicherte Informationen zur Bauzeit liegen nicht vor. Es handelte sich hierbei um einen kleinen Betsaal, der etwa 35 Gläubigen Platz bot. Der einfache rechteckige Saalbau besaß drei Fensterachsen und einen Eingang an der Schmalseite, der etwas abgesetzt von der Straße stand und über einen ziegelgepflasterten Weg erreicht wurde. Aus Bauakten von 1914 geht hervor, dass die israelitische Gemeinde mittellos, und das Gebäude „verwahrlost“ war und „keinem Zweck diente“. Allerdings wurde die Synagoge nach Angabe von Zeitzeugen noch bis zu ihrer Zerstörung im Jahre 1938 im Rahmen bedeutender jüdischer Feiertage für Gottesdienste genutzt. Nach Angaben von Zeitzeugen entstand eine Umzeichnung der Synagoge, die ein traufständiges, etwas von der Straße nach hinten versetztes Gebäude mit seitlichem westlichem Eingang zeigt.
Zerstörung der Synagoge am 10. November 1938 Auch in Benrath war die Einwohnerschaft nach der Machtergreifung durch die Nationalsozialisten 1933 antijüdischer Propaganda ausgesetzt. Das jüdische „Kaufhaus Stern“ wurde 1938 „arisiert“ (es kam an eine „Person deutschen oder artverwandten Blutes“). Während der antisemitischen Novemberpogrome 1938 zerstörte man jüdische Geschäfte, schleppte Mobiliar aus Geschäften und Wohnungen und verbrannte diese auf dem Marktplatz. Am 10. November 1938 wurde um ca. 11.00 Uhr die Benrather Synagoge von Nationalsozialisten in Brand gesteckt. Die Feuerwehr hatte den Befehl erhalten, nur die „arischen“ Nachbarhäuser zu schützen. Laut Zeugenaussagen handelte die Feuerwehr auch gemäß diesem Befehl und leitete das Wasser nicht auf die brennende Synagoge, sondern nur auf die Nachbarhäuser. Bis 11:14 Uhr brannte die Synagoge fast vollständig nieder. Die Feuerwehr war bis zum Abend an der Brandstelle, um bei der Bevölkerung den Eindruck von Aktivität zu erwecken, wobei sie jedoch auch weiterhin nichts zum Schutz der Synagoge tat. Die jüdische Gemeinde wurde am 12. Dezember 1938 vom Baupolizeiamt aufgefordert, die Trümmer der Synagoge bis zum 22. Dezember 1939 auf eigene Kosten zu beseitigen. Als Begründung wurde angeführt, dass die Ruine das Stadtbild „erheblich verunstalten“ würde. Da die jüdische Gemeinde dazu finanziell nicht in der Lage war, war sie gezwungen, das Grundstück für wenig Geld an die Hausnachbarn zu verkaufen. Diese beseitigten die Trümmer erst im Januar des Folgejahres, ohne Sanktionen durch den Staat. Die Brandstiftung der Synagoge war kein, wie von örtlichen Tageszeitungen bezeichnet, „spontaner Volkszorn“, sondern eine von der SA und der Gauleitung geplante Aktion. In der Nachkriegszeit wurden die Grundstücke, in denen Fundamente der Synagoge erhalten geblieben sind, überbaut.
Erinnerungstafel In Benrath erinnert heute eine Bodenplatte an die frühere Synagoge der Benrather Filialgemeinde, die während des Novemberpogroms NS-Brandstiftern zum Opfer fiel.
Archäologische Untersuchungen Im Zusammenhang mit Baumaßnahmen wurden 2019 erste und vorläufige archäologische Untersuchungen durch die Firma »Thomas Ibeling Archäologische Grabungen und Sondagen« vorgenommen. In kleineren Suchschnitten fanden sich bereits wenige Zentimeter unterhalb der Geländeunterkante Reste eines aus Ziegeln gepflasterten Weges sowie Grundmauern eines Gebäudes (s. Bilder in der Medienleiste). Diese bestanden aus Mauerziegeln im preußischen Reichsformat. Sie konnten als südöstliche Ecke des jüdischen Betsaals erkannt werden. Bei der am nordöstlichen Schnittrand nach Nordwesten abbiegenden Mauerteil handelte es sich wohl um den Unterbau einer ehemals hier befindlichen Treppenanlage. Auf diese führte die Wegpflasterung von der Platzseite her zu.
Quelle Stefan Ciesielski, Bauvorhaben Friedhofstraße 9, Düsseldorf-Benrath, OV 2019/1045. Abschlussbericht (Köln, September 2019) (im LVR-Amt für Bodendenkmalpflege, Ortsarchiv)
Internet www.jüdische-gemeinden.de: Jüdische Gemeinschaft Düsseldorf-Benrath (Abgerufen: 11.2.2022) www.spilles.de: Projekt „Benrath 1933-1945“. Internet-Präsentation, Printbroschüre und Radiosendung Selbstverwaltetes Jugendzentrum Haus Spilles, Düsseldorf Benrath (Abgerufen: 11.2.2022) www.spilles.de: Projekt „Benrath 1933-1945“. Internet-Präsentation, Printbroschüre und Radiosendung Selbstverwaltetes Jugendzentrum Haus Spilles (Abgerufen: 11.2.2022)
Literatur
Reuter, Ursula (2007)
Jüdische Gemeinden vom frühen 19. bis zum Beginn des 21. Jahrhunderts. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, VIII.8.) S. 28, Bonn.
Suchy, Barbara; Knufinke, Ulrich (2013)
Synagogen in Düsseldorf. Von 1712 bis zur Gegenwart. (Kleine Schriftenreihe der Mahn- und Gedenkstätte Düsseldorf 3.) Düsseldorf.
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