Zisterzienserinnenkloster Graefenthal

Neukloster, „Vallis Comitis“

Schlagwörter:
Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Gemeinde(n): Goch
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 42′ 19,75″ N: 6° 06′ 21,38″ O 51,70549°N: 6,10594°O
Koordinate UTM 32.300.039,63 m: 5.732.247,41 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.507.366,55 m: 5.730.139,73 m
  • Torhaus des ehemaligen Klosters Graefenthal in Goch (2012)

    Torhaus des ehemaligen Klosters Graefenthal in Goch (2012)

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  • Erhaltene Teile der Klausurgebäude und des Kreuzgangs des ehemaligen Klosters Graefenthal in Goch (2012)

    Erhaltene Teile der Klausurgebäude und des Kreuzgangs des ehemaligen Klosters Graefenthal in Goch (2012)

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  • Ehemaliges Klausurgebäude des Zisterzienserinnenklosters Graefenthal (2015)

    Ehemaliges Klausurgebäude des Zisterzienserinnenklosters Graefenthal (2015)

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  • Das heute im Freien stehende Hochgrab des Klosterstifters, Graf Otto II. von Geldern, das den Standort der ehemaligen Klosterkirche des Klosters Graefenthal in Goch markiert (2012)

    Das heute im Freien stehende Hochgrab des Klosterstifters, Graf Otto II. von Geldern, das den Standort der ehemaligen Klosterkirche des Klosters Graefenthal in Goch markiert (2012)

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  • Klostermauer des Zisterzienserinnenklosters Graefenthal in Asperden (2015)

    Klostermauer des Zisterzienserinnenklosters Graefenthal in Asperden (2015)

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  • Allee zum Zisterzienserinnenkloster Graefenthal in Asperden (2015)

    Allee zum Zisterzienserinnenkloster Graefenthal in Asperden (2015)

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  • Zaun aus geflochtenen Weidenzweigen hinter dem Zisterzienserinnenkloster Graefenthal (2015)

    Zaun aus geflochtenen Weidenzweigen hinter dem Zisterzienserinnenkloster Graefenthal (2015)

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  • Blick auf eine Trauerweide "intra muros" vor der Klostermauer von Graefentahl (2012).

    Blick auf eine Trauerweide "intra muros" vor der Klostermauer von Graefentahl (2012).

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  • Aus Backstein gemauerter Kreuzgang am ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Graefenthal an der Niers (2009)

    Aus Backstein gemauerter Kreuzgang am ehemaligen Zisterzienserinnenkloster Graefenthal an der Niers (2009)

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  • Taubenturm mit einem Teil der östlichen Klostermauer von Graefenthal in Goch (2012)

    Taubenturm mit einem Teil der östlichen Klostermauer von Graefenthal in Goch (2012)

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  • Die Allee zum Klostertor von Graefenthal (2015).

    Die Allee zum Klostertor von Graefenthal (2015).

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  • Der Taubenturm von Kloster Graefenthal (2015).

    Der Taubenturm von Kloster Graefenthal (2015).

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  • Torhaus des Zisterzienserinnenklosters Graefenthal (2015)

    Torhaus des Zisterzienserinnenklosters Graefenthal (2015)

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  • Das Klostergelände von Graefenthal mit der Remise, dem Klausurgebäude, der ehemaligen Klosterkirche sowie der Klostermauer im Hintergrund (2012).

    Das Klostergelände von Graefenthal mit der Remise, dem Klausurgebäude, der ehemaligen Klosterkirche sowie der Klostermauer im Hintergrund (2012).

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  • Die Remise des ehemaligen Klosters Graefenthal (2012).

    Die Remise des ehemaligen Klosters Graefenthal (2012).

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  • Die Grabstätte des Grafen Otto II. von Geldern an der ehemaligen Klosterkirche von Graefenthal (2012).

    Die Grabstätte des Grafen Otto II. von Geldern an der ehemaligen Klosterkirche von Graefenthal (2012).

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  • Standort der ehemaligen Klosterkirche von Graefenthal mit dem Grab des Grafen Otto II. von Geldern (2015).

    Standort der ehemaligen Klosterkirche von Graefenthal mit dem Grab des Grafen Otto II. von Geldern (2015).

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  • Östlicher Gebäudetrakt des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Graefenthal bei Goch (2009)

    Östlicher Gebäudetrakt des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Graefenthal bei Goch (2009)

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  • Die überlieferte Parkanlage innerhalb der Klostermauer von Graefenthal (2015).

    Die überlieferte Parkanlage innerhalb der Klostermauer von Graefenthal (2015).

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  • Der ehemalige Klosterpark mit dem Klostermauer von Graefenthal (2015).

    Der ehemalige Klosterpark mit dem Klostermauer von Graefenthal (2015).

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  • Die Klostermauer von Graefenthal an der Nordseite (2015).

    Die Klostermauer von Graefenthal an der Nordseite (2015).

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  • Das Klausurgebäude mit vorgelagertem Kreuzgang von Kloster Graefenthal (2015).

    Das Klausurgebäude mit vorgelagertem Kreuzgang von Kloster Graefenthal (2015).

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  • Ehemaliges Klausurgebäude des Klosters Graefenthal mit Kreuzgang von Park aus gesehen (2015).

    Ehemaliges Klausurgebäude des Klosters Graefenthal mit Kreuzgang von Park aus gesehen (2015).

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  • Vorderseite der Remise von Kloster Graefenthal in Goch-Asperden (2015).

    Vorderseite der Remise von Kloster Graefenthal in Goch-Asperden (2015).

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  • Eingangstor des Klosters Graefenthal mit Blick in den Innenhof und das Backhaus (2015).

    Eingangstor des Klosters Graefenthal mit Blick in den Innenhof und das Backhaus (2015).

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  • Die vom Torhaus der ehemaligen Klosters Graefenthal in Goch weg führende Allee (2012

    Die vom Torhaus der ehemaligen Klosters Graefenthal in Goch weg führende Allee (2012

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  • Goch-Asperden, Hofanlage Gut Graefenthal, Maasstr. 50

    Goch-Asperden, Hofanlage Gut Graefenthal, Maasstr. 50

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  • Goch-Asperden, Maasstr. 50, Kloster Graefenthal

    Goch-Asperden, Maasstr. 50, Kloster Graefenthal

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  • Blick auf das Klausurgebäude mit dem Kreuzgang von Kloster Graefenthal (2012).

    Blick auf das Klausurgebäude mit dem Kreuzgang von Kloster Graefenthal (2012).

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  • Wirtschaftsgebäude und Teil der Klostermauer des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Graefenthal bei Goch aus Richtung Norden von der Niers aus (2009)

    Wirtschaftsgebäude und Teil der Klostermauer des ehemaligen Zisterzienserinnenklosters Graefenthal bei Goch aus Richtung Norden von der Niers aus (2009)

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Zwischen Asperden und Kessel in der Niersniederung am Fuße des dort ansteigenden Reichswaldes befindet sich das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Graefenthal, das auch als „Neukloster“ oder lateinisch als „Vallis Comitis“ bezeichnet wird (Burggraaff / Schuhmann / Voss 1992, S. 189-195). Das Erscheinungsbild des bedeutenden Frauenklosters in Backsteinbauweise, das vor allem durch die Besitzrechte eine raumwirksam prägende Wirkung auf die Kulturlandschaft zwischen Niers und Kendel und auch darüber hinaus hatte, wirkt heute eher unauffällig hinter den Baumreihen entlang der Niers. Wichtige Bestandteile des Klosters, wie die Abteikirche und Teile der Klostergebäude, sind mittlerweile verschwunden beziehungsweise durch die Umnutzung des Klosters in ein landwirtschaftliches Gut und mit der nachfolgenden landwirtschaftlichen Nutzung seit der Säkularisation im Jahr 1802 verfallen oder durch Funktionsbauten, wie ein Silo, in der Physiognomie überformt.

Das unmittelbare Umfeld des Klosters in der charakteristischen Niersniederung ist durch die seit den 1990er Jahren intensivierte Kiesgewinnung erheblich beeinträchtigt worden. Unmittelbar an der Nordseite des Klosters befindet sich heute ein Baggersee. Damit ist das aktuelle Landschaftsbild völlig anders als in der Frühen Neuzeit.

Entstehungsgeschichte
Bauliche Entwicklung
Zerstörungen
Säkularisation
Heutiger Zustand
Hinweise
Internet, Literatur

Entstehungsgeschichte
Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Graefenthal in der Niersniederung nordwestlich von Goch wurde 1248 vom Grafen Otto II. von Geldern in einer bereits seit der Römerzeit und dem Frühmittelalter gestalteten Kulturlandschaft gegründet. Die Orte Asperden (1100 erwähnt), Hassum (1144 erwähnt), Hommersum und Kessel sind römischen bzw. karolingischen Ursprungs und damit erheblich älter als Graefenthal. Hinsichtlich der Entwicklung der Zisterzienserinnenklöster ist Graefenthal als eine relativ späte Gründung zu betrachten.
Als Klosterstandort war ursprünglich eine Hofstätte in Krickenbeck in der Pfarrei Leuth vorgesehen, aber schließlich wurde die Abtei auf dem Gelände der ehemaligen Burg Rott nördlich von Asperden in der Niersniederung errichtet.
Die Gründe dieser Standortänderung sind bis heute nicht bekannt (Scholten 1899, Urk 11). Es ist lediglich überliefert, dass Graf Otto II. das Areal von Stephan von Pleeze gegen ein anderes Lehen in Kessel getauscht und damit entschädigt hatte (Scholten 1899, Urk 53). Es gibt in den publizierten Quellen keine unmittelbaren Nachrichten über Arrondierungen von Siedlungen in der unmittelbaren Umgebung des Klosters. Vermutlich enthalten allerdings noch unpublizierte Quellen derartige Hinweise, so dass die Auswertung der ehemaligen Klosterbibliothek in Gaesdonck sicher noch aufschlussreiche Ergebnisse bringen könnte.
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Zur Gründungszeit wurde Graefenthal mit hochadeligen Nonnen der Münsterabtei aus Roermond besetzt. Sie bezogen 1250 die neue Niederlassung der Zisterzienser. Das neue Kloster wurde dem 1123 gegründeten benachbarten Zisterzienserklosters Kamp bei Kamp-Lintfort unterstellt. Abt wurde der Vaterabt von Graefenthal und 1260 somit der Visitator. Hiermit war Graefenthal der Abtei Kamp unterstellt. Diese gräfliche Stiftung diente im weitesten Sinne als Versorgungsstätte für die unverheiratet gebliebenen adligen Frauen, weil viele männliche Adelige als potenzielle Heiratskandidaten auf den Kreuzzügen den Tod fanden.

Diese für die Zisterzienser charakteristische Standortwahl von Graefenthal hängt nicht nur mit der vordergründigen „Abgeschiedenheit“ zusammen. Es spielten gezielt wirtschaftliche Überlegungen wie die Nähe zum Wasser als Energieträger und für die Fischzucht sowie die Nähe zu Handelswegen eine sehr wichtige Rolle. Damit ist die Maßstabsebene für die Bewertung von „Abgelegenheit“ eines Klosters entscheidend: kleinräumig abseits der Städte, aber großräumig in der Nähe dieser Absatz- und Kapitalmärkte.
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Bauliche Entwicklung
Unmittelbar nach der Gründung wurde mit dem Aufbau des Klosters im gotischen Stil begonnen, denn bereits 1251 erfolgte in der Klosterkirche die Beisetzung der verstorbenen Ehefrau des gräflichen Stifters, Margarete von Kleve. Mit der Altarweihe 1252 dürfte die Klosterkirche fertig gestellt worden sein. Klosterkirchen wurden von der Geistlichkeit und den Adligen als Begräbnis-Stätten benutzt. Von 1251 bis 1376 wurde die Kirche von Graefenthal Grabstätte von 13 Grafen, Gräfinnen und Herzögen von Geldern, die im Chor vor dem Hauptaltar bestattet wurden. Außerdem wurden Nonnen und Geistliche in der Kirche beigesetzt und es erhielten weitere adlige Personen wie Ditmar von Sulen, Dietrich von Vlodorp, Johann von Groesbeek, u.a. dort ihre Grabstätte als Einlösung des zugesagten Heilsversprechens.
1258 waren die ebenfalls im gotischen Baustil und in Ziegelsteinbauweise errichteten Bauten des Klosters fertig gestellt und geweiht; das Kloster zählte damit zu den größten am Niederrhein. Mit dem Erwerb von Grundbesitz, Memorienstiftungen und der Verleihung von Privilegien seitens der landesherrlichen Obrigkeit erlebte Graefenthal eine wirtschaftliche Expansion und Wohlstand. Die Grafen von Geldern und Kleve, die umliegenden Adelshäuser sowie die Städte Goch und Kleve förderten Graefenthal mit der Befreiung von Land- und Wasserzöllen sowie von unregelmäßigen und regelmäßigen Steuern oder mit besonderen Zuwendungen wie z.B. Weinkontingenten. Nach einem Urbar von 1381 war der Grundbesitz beträchtlich. Durch die Gewährung des Rechts, dass die Nonnen Erbschaften von Verwandten annehmen durften, konnte der Klosterbesitz erweitert werden. Nach Aufgabe der vollständigen Selbstversorgung stieg das Kloster um 1400 zu einer reich begüterten und wohlhabenden Grundherrschaft auf (Scholten 1899, S. 68-256).
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Zerstörungen
Seit dem Burgundischen Krieg (1473-1477) erlebte das Kloster einen Niedergang. Die Stadt Goch und das Amt Asperden einschließlich Graefenthal kamen in den Besitz des Herzogs Johann II. von Kleve. Das Kloster wurde durch die Kriegshandlungen zerstört, so dass der Herzog von Kleve die Klostergebäude neu errichten ließ, aber es erreichte in den nachfolgenden Jahrhunderten seine frühere Bedeutung nicht mehr.
Die Reformation von 1517, aus der viele Kriege hervorgegangen sind, wirkte sich auf das Kloster nicht aus, denn im Geldrischen Erbfolgekrieg 1543 musste Herzog Wilhelm IV. von Kleve sich im Vertrag von Venlo Habsburg unterwerfen und auf alle Ansprüche in Geldern verzichten. Der Habsburger Kaiser Karl V. erzwang vom Klever Herzog Wilhelm IV. die Einstellung aller Versuche, die Reformation im Herzogtum Kleve einzuführen. Die Klever Herzöge haben in den Jahren danach die Reformation zwar nicht gefördert, aber toleriert.

Nach einer Visitation von 1574 lebten in Graefenthal damals neben der Äbtissin 18 Nonnen und genossen ein hohes Ansehen. Nach 1580 veränderte sich diese Situation durch die Pest im benachbarten Asperden (1581-1582). Im Jahr darauf wurde Graefenthal durch Plünderungen und Kontributionsforderungen während des Spanisch-Niederländischen Krieges 1568-1648 bzw. Truchsessischen Krieges von 1583 bis 1588 getroffen. Die finanziellen Belastungen für das Kloster führten 1589 fast zum Ruin. Die Äbtissin Anna von Honseler (1588-1606) teilte der spanischen Besatzungsmacht mit, dass der Konvent nur durch Landverkäufe und Schuldenaufnahme zu erhalten war. Die unmittelbaren Auswirkungen des spanisch-niederländischen Krieges dauerten noch bis 1648 am Niederrhein an.
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Während des Dreißigjährigen Krieges 1618-1648 nahm die Verschuldung weiter zu und es mussten wieder Klostergüter veräußert werden. 1647 traten drastische Sparmaßnahmen innerhalb des Klosters in Kraft. So mussten die Nonnen auf eigene Bedienstete verzichten. Auch in den Folgenjahren blieb die Wirtschaftslage des Klosters angespannt. Im Französisch-Holländischen Krieg 1672-1678 kam es zu großen Flur- und Feldschäden, Viehdiebstahl, Brandschatzungen und Repressalien durch die französische Armee. Auch zwischen 1680 und 1695 musste das Kloster sich verschulden, um die Brandschatzungen, Fouragelieferungen und Subsistenzgelder bezahlen zu können. 1695 wurden 15 Wirtschaftshöfe und eine Windmühle verkauft. Die angespannte finanzielle Lage blieb bis 1705 bestehen. Erst nach 1705 trat vorübergehend eine wirtschaftliche Verbesserung ein, so dass die Abtei wieder in der Lage war, Ländereien zu kaufen und Baumaßnahmen durchzuführen: 1717 wurde die Großen und Kleine Remise an der nördlichen Klostermauer sowie vermutlich die Bäckerei und die Brauerei errichtet und 1725 erfolgte die Errichtung des Gartenhäuschens an der Nordwestecke der Klostermauer. Außerdem wurden innerhalb die Klostermauer eine barocke Gartenanlage und außerhalb Alleen angelegt.

Das einsturzgefährdete Dormitorium wurde erneuert und das zweistöckige barocke Torhaus sowie der Taubenturm neu gebaut, 1793 die Klosterkirche umgebaut und instandgesetzt. Nach 1770 wurde es erst möglich, die aufgeschobenen weiteren Erneuerungsarbeiten unter der Äbtissin Maria Charlotte van Geldern mit umfassendem Umbau durchzuführen.
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Säkularisation
Mit der französischen Besetzung des Rheinlandes Ende 1794 wurden die Rechte aller geistlichen Institutionen zunächst eingeschränkt. Das Kloster blieb zwar bestehen, aber die Steuerlast war erdrückend. Am 9. Juni 1802 wurde die Grundherrschaft aufgehoben und das Kloster säkularisiert. Nach 1802 wurden die Klostergebäude und Teile des Klosterbesitzes von Mylius aus Aachen erworben. Der letzte Rentmeister des Klosters, Franz Christoph Horstermans, hat das Klosterarchiv unversehrt nach Gaesdonck überführt. Michael Franz Severin Sinsteden (Koep 1993, S. 30) aus Kleve erwarb kurz danach Abteigebäude, Refektorium, Konventbau, Infirmie, Brauerei und Herrenhaus (Hohmann und Koep 1997, S. 3) und wurde alleiniger Eigentümer. Er wandelte das Kloster in ein landwirtschaftliches Gut um.
1808 erfolgte der Abriss der Klosterkirche und das Material diente zur Errichtung der ersten katholischen Kirche (1811 als St. Martinskirche geweiht) im protestantisch geprägten Pfalzdorf 1804. Daher steht seit 1808 das Hochgrab des Stifters im Freien. Die dortigen Grabplatten der adligen Familien, Geistlichen und Nonnen wurden ebenfalls als Fußbodenbelag der neuen Kirche in Pfalzdorf genutzt.

Nach dem Abbruch der Kirche wurde vom Düsseldorfer Hofgärtner Maximilian Friedrich Weyhe im Auftrag von Sinsteden 1809 ein englischer Garten mit geschwungenen Wegen, Beeten und wertvollen Bäumen und Sträuchern, dessen Mittelpunkt die freistehende Grabtumbe des 1271 verstorbenen Otto II. von Geldern bildet, angelegt. Die im Plan vorgesehen Bepflanzungen wurden nach 1809 mit Rot- und Blutbuchen, mit Bergahorn und einen Fächerblattbaum sowie einem Liliengewächs, dem nickenden Milchstern, umgesetzt (Koep 1991, S. 5-12). Beim Vergleich des Gartenplans mit dem Urkatasterplan von 1823 lässt sich erkennen, dass die von Weyhe beabsichtigte Einbeziehung des landwirtschaftlich genutzten Geländes im Bereich des südlichen Torhauses niemals verwirklicht worden ist. Auch standen 1831 dort noch Gebäude, die von Weyhe in seinem Plan nicht mehr berücksichtigt hatte. Die Spuren einer englischen Garten- und Parkanlage auf dem Gelände innerhalb der Mauer sind bescheiden.
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Heutiger Zustand
Von den einstigen Klosterbauten sind heute neben der fast unversehrten äußeren Wasserumwehrung und der Backsteinmauer des Klosterbezirks erhebliche Gebäudeteile erhalten. Dazu zählen die gemauerte Brücke, das zweigeschossige Torhaus des 18. Jahrhunderts, Taubenturm und Remisengebäude aus Backstein. Vom Kreuzgang sind der Nordflügel mit dem Kapitelhaus sowie der anschließende Ostflügel erhalten.
Der vorhandene Wassergraben außerhalb der Klostermauer ist wegen der 1933 erfolgten Niersbegradigung, der damit veränderten Grundwassertiefe und dem geänderten Lauf heute ohne Wasser. Er wurde zusätzlich nach 1945 mit Kriegsschutt der zerstörten Stadt Goch zugeschüttet. Entlang der erhaltenen Abteimauer ist auch ein Spazierwall überliefert, der 1771 von der Äbtissin Maria Charlotte van Geldern wieder hergestellt worden ist (Scholten 1899, S. 60). Dieser Spazierwall dürfte innerhalb der Mauer verlaufen sein. Ein Bereich der Mauer weist auf der Innenseite Bögen mit Nischen auf.
Graefenthal blieb bis 1963 in Besitz der Familie Gustav Adolf Sinsteden, die dann nach Irland auswanderte. 1963 erwarb ein Privatmann das Gut und ließ den Ostflügel restaurieren. Das Gut wurde weiterhin landwirtschaftlich genutzt. Er ließ im Nordflügel mit massiven Stahlbetonträgern und -decken ein Getreidesilo anlegen. 1988 erwarb die Stadt Goch die Anlage.
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Die heutigen überlieferten Klostergebäude sind für den Niederrhein und die angrenzenden niederländischen Provinzen Gelderland und Limburg ein besonders wertvolles Kulturelles Erbe. Das ehemalige Kloster war Grabstätte für dreizehn Grafen, Herzöge und Gräfinnen des Grafen- bzw. Herzogsgeschlechts von Geldern. Es übte großen Einfluss auf die Siedlungsentwicklung und somit die Kulturlandschaftsentwicklung der Region aus.
Das ehemalige Kloster Graefenthal in der Niersaue ist ein bedeutendes Denkmal mit einem entsprechenden Umgebungsbereich. Dies wird durch die Eintragung in die Denkmalliste der Stadt Goch vom 2.8.1982 und 14.8.1986 bestätigt. Allerdings steht nur die ehemalige Klosteranlage innerhalb der Ringmauer unter Schutz. Leider wurde die Niersaue, die für den gewählten Standort sehr wichtig war, nicht geschützt, und ist heute durch die Kiesabgrabung nicht mehr vorhanden. Hierdurch wurden viele wertvolle archäologische Spuren seit dem Neolithikum zerstört. Trotzdem konnten doch einige Funde, allerdings ohne Befundzusammenhang, geborgen und dokumentiert worden.
Durch die nach der Säkularisierung fast 200jährige landwirtschaftliche Nutzung ist alte Bausubstanz zerstört worden. So ist die Klosterkirche abgerissen und es sind Umgestaltungen unter Missachtung des überlieferten Kulturellen Erbes durchgeführt worden: im Nordflügel des Kapitelhauses ist um 1965 ein Weizensilo mit einem Betongerüst angelegt worden, bei dem nur die zu diesem Zeitpunkt als hochwertig eingestufte Dachkonstruktion und das Außenmauerwerk erhalten geblieben ist. Andererseits muss auch beachtet werden, dass die landwirtschaftliche Nutzung ebenfalls ein Teil der historischen Entwicklung Graefenthals bis heute ausmacht.
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1987 hatte die Stadt die Anlage mit der Option erworben, sie innerhalb von fünf Jahren einem geeigneten Investor mit Auflagen zum Erhalt zu verkaufen. Die Stadt ließ die 1,3 km lange Ringmauer im Rahmen von Arbeitsbeschaffungs-Maßnahmen zwischen 1989 bis 1991 sanieren.
2004 kaufte ein Bürger aus dem benachbarten niederländischen Heijen (Gemeinde Gennep) das ehemalige Kloster. Er begann im Einvernehmen mit der Bau- und Bodendenkmalpflege, der Stadt Goch und mit dem Förderverein Kloster Graefenthal e.V. das hochmittelalterliche Ensemble mit der Instandsetzung der Bausubstanz und führte die Anlage sinnvollen Nutzungen zu, die dem bedeutenden kulturhistorischen Erbe im deutsch-niederländischen Grenzgebiet gerecht werden. Nach dessen Rückzug 2011 wird das Kloster seit 2012 weiterhin privat bewirtschaftet (www.kloster-graefenthal.de).
In den letzen Jahrzehnten hat das unmittelbare Umfeld des Klosters eingreifende Veränderungen erfahren. Duch die Auskiesung sind an der Nord-, West- und Südseite Baggerseen entstanden. Hierdurch sind viele kulturlandschaftliche Strukturen des Klosters mit der angrenzenden Kulturlandschaft sowie Kulturlandschaftselemente wie das große Ackerareal südlich des Klosters, das auf den klevischen katsterkarten des Amtes Asperden und Herrlichkeit Kessel von 1734 dargestellt worden ist, verloren gegangen. Somit hat das ehemalige Kloster faktisch eine inselhafte Lage bekommen.
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Hinweise
Das Objekt „Zisterzienserinnenkloster Graefenthal“ ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereiches Niersaue bei Kessel (Kulturlandschaftsbereich Regionalplan Düsseldorf 025) und unter der Bezeichnung „Hofanlage Gut Graefenthal“ ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 28780, Denkmalliste der Stadt Goch, laufende Nr. 29).
Das Zisterzienserinnenkloster Graefenthal war KuLaDig-Objekt des Monat im Juli 2023.

(Peter Burggraaff, Universität Koblenz-Landau, 2013 und Klaus-Dieter Kleefeld, LVR-Redaktion KuLaDig, 2013)

Internet
www.kloster-graefenthal.de: Historische Eventlocation Kloster Graefenthal (abgerufen 19.09.2013)
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Literatur

Aymans, Gerhard (1984)
Amt Asperden und Herrlichkeit Kessel im Herzogtum Kleve. Eine Landnutzungskarte auf der Grundlage der preußischen Katasteraufnahme der Jahre 1732-1736. In: Nachrichten aus dem öffentlichen Vermessungsdienst des Landes Nordrhein Westfalen 17, S. 202-221. Bonn.
Burggraaff, Peter (1992)
Kulturlandschaftswandel am unteren Niederrhein seit 1150. (mit einem Beitrag von Rudolf Straßer). (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IV.7.) Köln.
Burggraaff, Peter; Schumann, Astrid; Voß, Theo (1991)
Das ehemalige Zisterzienserinnenkloster Graefenthal. In: Kalender für das Klever Land 42, 1992, S. 189-195. Kleve.
Hohmann, Karl-Heinz; Koepp, Hans-Joachim (1997)
Die ehemalige Zisterzienserinnenabtei Neukloster zu Graefenthal (Stadt Goch). (Rheinische Kunststätten, Heft 427.) Köln.
Koepp, Hans-Joachim (1993)
Über die Familie Sinsteden. In: Graefenthal - Ein Kloster im Wandel der Zeit. Ausstellungskatalog Museum für Kunst und Kulturgeschichte der Stadt Goch, Goch.
Koepp, Hans-Joachim (1991)
Gartenplan für Graefenthal. Der Gartenplan vom M.F. Weyhe. In: An Niers und Kendel, Heft 25, S. 5-12. Goch.
Scholten, Robert (1984)
Das Cistercienserinnen-Kloster Grafenthal oder Vallis comitis zu Asperden im Kreise Kleve (Nachdruck der Ausgabe Kleve 1899). (Veröffentlichungen des Historischen Vereins für Geldern und Umgegend, 85.) Geldern.

Zisterzienserinnenkloster Graefenthal

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
zwischen Asperden und Kessel
Ort
47574 Goch - Aperden
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege, Denkmalpflege, Landeskunde
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung, Fernerkundung, Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Karten
Historischer Zeitraum
Beginn 1258, Ende nach 1802

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Peter Burggraaff, Klaus-Dieter Kleefeld: „Zisterzienserinnenkloster Graefenthal”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/O-73026-20130830-3 (Abgerufen: 26. April 2024)
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