Augustiner Chorherrenkloster bei Gaesdonk

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Fachsicht(en): Kulturlandschaftspflege
Gemeinde(n): Bergen (L), Goch
Provinz(en): Limburg
Kreis(e): Kleve (Nordrhein-Westfalen)
Bundesland: Nordrhein-Westfalen
Koordinate WGS84 51° 39′ 12,75″ N: 6° 07′ 6,36″ O 51,65354°N: 6,11843°O
Koordinate UTM 32.300.674,77 m: 5.726.437,90 m
Koordinate Gauss/Krüger 2.508.239,78 m: 5.724.361,81 m
  • Der nordwestliche Teil des Kreuzgangs auf der Gaesdonck

    Der nordwestliche Teil des Kreuzgangs auf der Gaesdonck

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    Collegium Augustinianum Gaesdonck
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  • Die alte Gaesdoncker Klosterbibliothek (2012)

    Die alte Gaesdoncker Klosterbibliothek (2012)

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  • Die Stiftskirche des früheren Augustiner Chorherrenklosters Gaesdonk bzw. Gaesdonck bei Goch (2014).

    Die Stiftskirche des früheren Augustiner Chorherrenklosters Gaesdonk bzw. Gaesdonck bei Goch (2014).

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Gaesdonk wurde 1406 als Augustiner Chorherrenkloster gegründet und 1802 säkularisiert. Seit 1849 ist das „Collegium Augustinianum“ ein Gymnasium mit angeschlossenem Internat.

Patrozinium: Maria
Orden: Windesheimer
Gründung / Verlegung: 1406 von Goch verlegt
Aufhebung: 1802 (Bönnen / Hirschmann 2006)

Das Augustiner Chorherrenkloster bei Gaesdonck am Niederrhein
Geschichte und Gründung des Klosters
Die Kapelle zu den sieben Schmerzen Mariens
Der Kreuzgang und die Klosterbibliothek
Hinweise / Internet

Das Augustiner Chorherrenkloster bei Gaesdonck am Niederrhein
Das ehemalige Kloster liegt am Niederrhein nahe der Grenze zu den Niederlanden, genauer dem Ort Siebengewald und der circa drei Kilometer entfernten Wallfahrtsstadt Goch. Offiziell gehört das Gebiet zu dem Gocher Ortsteil Hülm. Die landschaftlich prägende Zusammensetzung an Gebäuden, die zur Gaesdonck gehören, wird zum Teil von dem Bach Kendel, einem Nebenarm der Niers, umrahmt. Die historischen Klosterbauten werden darüber hinaus von einem Wassergraben umfasst. Auf dem Gelände der Gaesdonck befinden sich zudem ein kleiner See sowie bedeutend alte Baumalleen, die die Gaesdonck landschaftlich zu den größtenteils angrenzenden Ackerflächen abgrenzen.
Die Anlage Gaesdonck setzt sich aus diversen, aus unterschiedlichen Jahren bzw. Jahrhunderten stammenden Gebäuden zusammen. Seit der Gründung des Klosters bis heute wurden einige ursprüngliche Gebäude zerstört, wieder einige abgerissen und andere wieder erneuert.
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Geschichte und Gründung des Klosters
Seit 1849 ist das Collegium Augustinianum Gaesdonck ein staatlich anerkanntes bischöfliches Gymnasium mit Internat für Mädchen und Jungen am Niederrhein (www.gaesdonck.de). Die Geschichte der Gaesdonck reicht über vierhundert Jahre zurück. Wie Quellen belegen trug ein Bauernhof ca. vier Kilometer südwestlich von Goch den Namen Gaesdonck bereits vor dem 14. Jahrhundert. Zugehörig war der Hof der Pfarrei Hassum, auf dem zwei Geistliche aus Goch im Jahr 1346 ein Brüderhaus gründeten. Die Umwandlung in ein Kloster der Augustiner Chorherren geschah im Laufe eines halben Jahrhunderts. Das Brüderhaus wurde 1400 in ein Kloster umgewandelt, das dem Orden der „regulierten Chorherren vom heiligen Augustinus in den Niederlanden“ zugehörig war. Am 15. Mai 1406 weihte der damalige Kölner Weihbischof das Augustinerkloster am Hof Gaesdonck ein, welches den Namen „Kloster Unserer Lieben Frau zu Gaesdonck“ trug.
Mit der Einweihung des Augustinerklosters an der niederländischen Grenze begann wohl die „glorreichste Periode des Klosters“ (Rütten 1949). Am 10. und 11. Juni 1347 wurde die von Mönchen eigenhändig erbaute Kirche eingeweiht. Damit verbunden wurde der Hauptflügel des ehemaligen Klosters errichtet, der im rechten Winkel an die Kirche angelehnt war. Dieser Flügel enthielt als wichtigste Räume das Sommerrefrektorium unten und das Dormitorium oben.

Im 15. Jahrhundert entstanden bedeutende Handschriften, die zum Teil noch heute existieren. Bis 1945 wurden einige der auf Pergament geschriebenen Schriften in der Staatsbibliothek in Berlin aufbewahrt.
Die im 16. Jahrhundert fortschreitende Reformation schien keinen unmittelbaren Einfluss auf das Klosterleben in Gaesdonck gehabt zu haben. Doch wurde das Kloster von einem in der Nähe residierenden niederländischen Heerführer Martin Schenk von Nideggen geplündert und verwüstet, sodass das Haus im Jahre 1580 geräumt werden musste. Erst 1610 kamen der Prior Henricus Vermoelen und seine Mitbrüder nach Gasedonck zurück. Den im Jahre 1635 aufkommenden schweren Epidemien fielen hunderte von Menschen zu Opfer, woraufhin der Prior und seine Mitbrüder erneut nach Goch zogen.
In der zweiten Hälfte des 17. Jahrhunderts prägte vor allem der Prior Theodor Metzmecher die Erscheinung des Klosters, die nicht zuletzt von dem Prunk des Barocks geprägt war. Theodor Metzmecher reiste als Generalkommissar für die deutschen Klöster des Ordens entlang des Rheins, wo er die Wallfahrt kennenlernte. Mit der Intention auch Gaesdonck zu einem Wallfahrtsort zu machen, ließ er im Garten des Klosters eine Kapelle erbauen. Im Laufe des 18. Jahrhunderts waren die vorherrschenden wirtschaftlichen Verhältnisse des Klosters bei Gaesdonck stabil. Das Kloster unterhielt vierzehn Pachthöfe, ca. 200 Morgen Land und Flugländereien in der Umgebung. Napoleon Bonaparte ließ das Kloster durch die Einführung eines Gesetzes 1802 schließen, wobei drei Jahre darauf, am 30. November 1805 das Kloster wieder zurückgekauft werden konnte.
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Die Kapelle zu den sieben Schmerzen Mariens
Im Garten südwestlich der 1437 geweihten Stiftskirche ließ der Prior Theodor von Metzmecher eine Kapelle erbauen. Bei der 1658 erbauten Kapelle zu den sieben Schmerzen Mariens handelt es sich um einen achteckigen Backsteinbau. In die Wände wurden ovale Oxenaugenfenster eingelassen. In die Eingangstür wurde ein Korbbogen integriert. Auf dem Schieferdach der Kapelle befindet sich ein schmiedeeisernes Kreuz, auf der die vergoldete Statuette der Mater Dolorosa.
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Der Kreuzgang und die Klosterbibliothek
Der an der Nordseite der Kirche angeschlossene und erhaltende Südflügel des Kreuzganges stammt aus dem 15. Jahrhundert. der zweigeschossige Bau wird durch Strebepfeiler und „zweiteilige Fenster in korbbogigen Blenden gegliedert“ (www.goch.de). Erst nach dem Zweiten Weltkrieg wurde die Kirche und der Kreuzgang miteinander verbunden. Die alte Klosterbibliothek befindet sich im Obergeschoss. Charakteristisch sind hier die kreuzgratgewölbten Decken und die eingelassenen Wandnischen zwischen den Strebepfeilern der Klosterkirche.
Von dem Nordflügel des Kreuzgangs stammen nur noch die drei westlichen Säulenjoche aus dem 15. Jahrhundert. Die weiteren fünf stammen aus der zweiten Hälfte des 18. Jahrhunderts. Der östlich gelegene Flügel. Die Räumlichkeiten, an der Nordseite des Kreuzgangs anschließend sind komplett verändert worden. Die an der Nordseite befindlichen Türen, die in die weiteren Internatsräumlichkeiten führen, stammen wohl aus dem 18. Jahrhundert. Der nach Osten hin in die Verlängerung anschließende Teil des nördlichen Kreuzgangflügels stammt aus der Neugotik und wurde um 1863 gebaut.

(Pia Winter, LVR-Abteilung Landschaftliche Kulturpflege, 2016)

Hinweise
Das Objekt „Collegium Augustinianum“ ist ein eingetragenes Baudenkmal (LVR-Amt für Denkmalpflege im Rheinland, Datenbank-Nr. 28778, Denkmalliste der Stadt Goch, laufende Nr. 23).
Das Augustiner Chorherrenkloster bei Gaesdonk ist wertgebendes Merkmal des historischen Kulturlandschaftsbereichs Kendel bei Gaesdonk (Regionalplan Düsseldorf 027).

Internet
www.gaesdonck.de: Collegium Augustinianum Gaesdonck (abgerufen 25.11.2016)
www.blattus.de: Blattus Martini Kevelaer Enzyklopädie (abgerufen 25.11.2016)
www.goch.de: Stadt Goch, Denkmäler (abgerufen 13.11.2016)
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Literatur

Bönnen, Gerold; Hirschmann, Frank G. (2006)
Klöster und Stifte von um 1200 bis zur Reformation. (Geschichtlicher Atlas der Rheinlande, IX.3.) S. 30, Bonn.
Groten, Manfred; Johanek, Peter; Reininghaus, Wilfried; Wensky, Margret / Landschaftsverband Rheinland; Landschaftsverband Westfalen-Lippe (Hrsg.) (2006)
Handbuch der Historischen Stätten Nordrhein-Westfalen. (HbHistSt NRW, Kröners Taschenausgabe, Band 273.) S. 390, Stuttgart (3. völlig neu bearbeitete Auflage).
Rütten, Felix (1949)
Kloster- und Schulgeschichte. In: Gaesdoncker Blätter,1999, S. 8-35, Goch.
Stenmans, Josef (1962)
Gaesdonck und die Staatsgewalt. In: Gaesdoncker Blätter 1962, Gaesdonck.

Augustiner Chorherrenkloster bei Gaesdonk

Schlagwörter
Straße / Hausnummer
Gaesdoncker Straße 220
Ort
47574 Goch - Hülm
Gesetzlich geschütztes Kulturdenkmal
Ortsfestes Denkmal gem. § 3 DSchG NW
Fachsicht(en)
Kulturlandschaftspflege
Erfassungsmaßstab
i.d.R. 1:5.000 (größer als 1:20.000)
Erfassungsmethode
Auswertung historischer Schriften, Auswertung historischer Fotos, Literaturauswertung, Geländebegehung/-kartierung
Historischer Zeitraum
Beginn 1406, Ende 1802

Empfohlene Zitierweise

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„Augustiner Chorherrenkloster bei Gaesdonk”. In: KuLaDig, Kultur.Landschaft.Digital. URL: https://www.kuladig.de/Objektansicht/KLD-261896 (Abgerufen: 25. April 2024)
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