Die Bonner Nordstadt entstand im gleichen Zeitraum wie die Südstadt. Dennoch unterscheiden sich beide Ortsteile in ihrer Bebauung und Sozialstruktur.
Gründungsphase Mitte des 19. Jahrhunderts herrschte in Bonn aufgrund des starken Bevölkerungswachstums Wohnungsmangel. Durch den starken Zuzug wohlhabender Bevölkerungsschichten stieg außerdem die Nachfrage nach Handwerksprodukten. Die Handwerksbetriebe fanden aber in der dicht besiedelten Innenstadt nicht ausreichend Platz zur Erweiterung. Nach Schleifung der Stadtmauer wurden einzelne Gebäude außerhalb des früheren Stadtgebietes errichtet. Der Wohnungsbau in der heutigen Nordstadt wurde von Spekulanten finanziert, deren Interesse vor allem im wirtschaftlichen Gewinn lag. Aus diesen Gründen ergibt sich, dass in der Nordstadt Wohnhäuser mit möglichst vielen Wohneinheiten errichtet wurden, die zusätzlich im Souterrain gewerblich genutzt wurden. Auf Grund des wirtschaftlichen Interesses weisen die meisten Gebäude weder Vorgärten noch Balkone oder aufwendige Fassaden auf. Allerdings existieren des öfteren Zufahrten zu den Innenhöfen, da sich dort die Handwerksbetriebe befanden. Die Bewohner gehörten vor allem der unteren Mittelschicht an, sie waren meist Handwerker oder niedrigere Beamte.
Die Bebauung erfolgte ohne städtische Gesamtplanung. Als Erschließungsachsen dienten die Breite Straße und die Heerstraße. Der Ursprung der Heerstraße ist auf die frühere römische Siedlung zurückzuführen.
Nachkriegszeit Obwohl durch den Zweiten Weltkrieg keine nennenswerten Schäden entstanden sind, verließen in den Nachkriegsjahren viele Bewohner die Nordstadt. Sie hegten den Wunsch nach Eigenheim oder nach Wohnungen mit moderner Heizung oder eigenem Bad. Diese waren in der Nordstadt nicht vorhanden. In die frei werdenden Wohnungen zogen u.a. Studenten ein.
Städtebauliche Maßnahmen In den 1970er Jahren mussten einige historische Häuserzeilen für das neue Stadthaus weichen. Aufgrund der günstigen Lage zur Innenstadt existierten Pläne für weitere Bauten im ähnlichen Stile, die weitere Abrissarbeite bedeutet hätten. Diese Bauvorhaben stießen jedoch auf Kritik durch die örtliche Bevölkerung. Eine Studie bescheinigte der Nordstadt ein „erhaltenswertes Wohn- und Mischgebiet“ zu sein. Dennoch lagen Probleme vor, wie etwa die hohe Verkehrsbelastung und die Lärmbelästigung durch ortsansässige Betriebe. Aufgrund dessen wurden 1977 im Zuge der Rahmenplanung innere Nordstadt einige Verbesserungen angestrebt. Insbesondere wurden verkehrsberuhigende Maßnahmen ergriffen. Außerdem verlagerte sich das Gewerbe, da härtere Auflagen eingeführt wurden. Des Weiteren fanden 1984 Wohnumfeldverbesserungen statt. Dabei wurde durch öffentliche und private Maßnahmen das Stadtviertel ansehnlicher gestaltet. Durch Fahrbahnverengungen wurde der Verkehr weiter beruhigt und den Fußgängern mehr Platz geschaffen. Die Verbesserungen fanden im Rahmen einer Bürgerbeteiligung statt. Privat finanzierte Modernisierungsmaßnahmen wurden bezuschusst, z.B. neue Heizungsanlagen, Fenster und Bäder.
Seit 1990 steht der gesamte Ortstteil unter Denkmalschutz und erfreut sich zunehmender Beliebtheit. Dies spiegelt sich auch in den steigenden Mietpreisen wider.
(Pascal Glass, LVR-Fachbereich Umwelt, 2013)
Literatur
Bonner Geschichtswerkstatt (Hrsg.) (1991)
„…tranken dünnen Kaffee und aßen Platz dazu“. Bonn.
Der Oberstadtdirektor der Stadt Bonn, Stadtplanungsamt / Presseamt (Hrsg.) (1993)
Wohnumfeldverbesserungen in der Bonner Nordstadt (Dokumentation). Bonn.
Stadt Bonn (Hrsg.) (1990)
Satzung zum Denkmalbereich Nordstadt. Bonn.
Stadt Bonn, Amt 61-02, Untere Denkmalbehörde (Hrsg.) (2012)
Liste der gem. § 3 DSchG NW in die Denkmalliste eingetragenen Baudenkmäler, Bodendenkmäler, beweglichen Denkmäler und Denkmalbereiche der Stadt Bonn (Stand: 01.01.2012). Bonn.
Der hier präsentierte Inhalt ist urheberrechtlich geschützt. Die angezeigten Medien unterliegen möglicherweise zusätzlichen urheberrechtlichen Bedingungen, die an diesen ausgewiesen sind.
Möchten Sie dieses Objekt in der Kuladig-App öffnen?
Wir verwenden Cookies
Dies sind zum einen technisch notwendige Cookies,
um die Funktionsfähigkeit der Seiten sicherzustellen. Diesen können Sie nicht widersprechen, wenn
Sie die Seite nutzen möchten. Darüber hinaus verwenden wir Cookies für eine Webanalyse, um die
Nutzbarkeit unserer Seiten zu optimieren, sofern Sie einverstanden sind. Mit Anklicken des Buttons
erklären Sie Ihr Einverständnis. Weitere Informationen finden Sie auf unserer Datenschutzseite.